Kabarettreifes zur Hl. Woche

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13.04.2014 12:37
#1 RE: Kabarettreifes zur Hl. Woche
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Administrator

Heute am Palmsonntag wurde bei uns die Passion in verteilten Rollen gelesen, und zwar von den FirmandInnen. Abgesehen vom viel zu raschen, betonungslosen Vortrag wurde nicht der Bibeltext, sondern eine stark gekürzte Nacherzählung verwendet. Highlights: "Judenkönig, Judenkönig!" und bei der Stelle, wo dem Gekreuzigten der Essig gereicht wird, der höhnische Zwischenruf: "Das schmeckt doch gut!" und als Cliffhanger ganz am Ende: "Ist nun alles aus?"

Hätte ich das rechtzeitig gewusst, hätte ich auf das erhaben-feierliche "Christus vincit" von Jan Kunc (GL-Österreich Nr. 749) als Ruf vor der Passion verzichtet...

Am Gründonnerstag, so sagte man mir heute (!), werde die Pfarre eine rhythmische Messe haben... wegen der Erstkommunionskinder...


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13.04.2014 13:50
avatar  Falcon 2000 ( gelöscht )
#2 RE: Kabarettreifes zur Hl. Woche
Fa
Falcon 2000 ( gelöscht )

Zitat von Gemshorn
...
Am Gründonnerstag, so sagte man mir heute (!), werde die Pfarre eine rhythmische Messe haben... wegen der Erstkommunionskinder...




Ja, wie damals in den 70ern. Diese rhythmischen Messen haben soviele Menschen, die sonst nie in die Kirche gekommen wären, vom Kirchgang überzeugt, sodass heute die Kirchen wieder voll sind.
Ohne diese Rhythmiker wäre es sonst ziemlich leer in den Kirchen. ---Ironie aus ---

Ich frage mich oft, bringt die Anbiederung an den Zeitgeist die Menschen zurück? Ich weiß es nicht.
Dabei bin ich nicht gegen vernünftige Entwicklungen in der Kirche (ja ja,is' ja gut, ich bin nicht der der "vernünftig" definiert). Denn sonst würden immer noch Selbstmörder(Innen), ungetaufte Kinder, etc hinten abseits vom Friedhof verscharrt.

Aber mal ehrlich - wer von euch sehnt sich nach rhythmischer Messe in der Karwoche?


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13.04.2014 13:52
#3 RE: Kabarettreifes zur Hl. Woche
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Administrator

Zitat von Falcon 2000
Aber mal ehrlich - wer von euch sehnt sich nach rhythmischer Messe in der Karwoche?


Niemand, wie ich vermute... zumindest niemand aus dem Kirchenvolk.
Da soll die Orgel nach dem Gloria schweigen - und dann wird vermutlich fröhlich bis zum Abräumen des Altares durchgeklampft. [sad]


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13.04.2014 15:36
avatar  Contrebasson 32 ( gelöscht )
#4 RE: Kabarettreifes zur Hl. Woche
Co
Contrebasson 32 ( gelöscht )

Naja, da kann ich noch einen drauf setzen...

Palmsonntagsliturgie in der wegen Marathon und Schulferien schlecht gefüllten Jesuitenkirchen Wien:

- Zu Beginn "Singt dem König Freudenpsalmen", 1. Strophe
- Einleitende Worte
- Segensgebet über die Palmbuschen (ausdrücklich auch für die, die schon zu Hause angesteckt sind)
- Evangelium vom Einzug nach Jerusalem in verteilten Rollen (!!!), schlecht mikrofoniert, kaum verständlich
- "Prozession" des Priesters mit den Lektoren vom Kircheneingang zum Altar, währenddessen die zweite Strophe von "Singt dem König..." und weils so praktisch ist, kann man ja, wenn man schon einmal durch die Kirche läuft, auch noch ein bisschen Weihwasser versprengen...
- Tagesgebet
- die beiden Lesungen, der Psalm und der Ruf vorm Evangelium fallen weg
- Stattdessen schließt direkt die Passionsgeschichte an, die mit der Verhandlung vor Pilatus beginnt (-->Kurzfassung). Aber wieso spricht der Pater sowohl Pilatus als auch Jesus? Aaah, da tauchte - wenn auch leicht verstpätet - der entsprechende Lektor auf, der wohl nicht damit gerechnet hatte, so schnell schon dran zu sein. Von den 3 Lektoren die für "Sonstige" eingeteilt waren, verpassen zwei regelmäßig ihre Einsätze, was zu auffordernden und unfreiwillig komischen Gesten der Evangelistin führt, die dann kurzerhand selber "kreuziget ihn" ins Mikrofon ruft.
Nach " Darauf ließ er Barabbas frei und gab den Befehl, Jesus zu geißeln und zu kreuzigen" wurde das Evangelium abgebrochen, die Verspottung Jesu, seine Kreuzigung und sein Tod wurden einfach unter den Tisch fallen gelassen!
- Es folgt die Predigt und der restliche Gottesdienst
- Ende nach 55 Minuten, wenn das nicht mal ein neuer Rekord ist!

Was bleibt? Ein fader Beigeschmack und echter Ärger.

Wie kann man die Palmsonntagsliturgie, die in die heilige Woche einführen soll, so amputieren? Wie soll dem Gottesdienstbesucher etwas von der Dramatik gerade dieses Tages erfahrbar werden, die vom Kontrast zwischen den begeisternden Jubelrufen beim Einzug nach Jerusalem, dem "Kreuzigt ihn" und der Todesstille bei Jesu Tod lebt, wenn man 75% des Evangeliums inkl. des entscheidenden Teils weglässt?

Ich bemängel ja gar nicht, dass der Priester anfangs kein Pluviale, sondern schon die Kasel getragen hat, und auch nicht, dass es quasi keine Prozession gab, weil man statt vor der Kirche in der Kirche die Liturgie begonnen hat. Hierüber könnte ich ja hinwegschauen. Aber der stümperhafte Vortrag beider Evangelien und die massive Beschneidung der Passionsgeschichte will sich mir nicht erklären und schmerzt mich.
Nächstes Jahr werde ich mir jedenfalls dreimal überlegen, wo ich Palmsonntag feiern werde!

Mit besten Grüßen
Contrebasson 32'


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13.04.2014 16:56
#5 RE: Kabarettreifes zur Hl. Woche
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Administrator

Da frage ich mich schon: Geht die Liturgie speziell in Österreich vor die Hunde...?
Ehrlich gesagt, mir gehen allmählich die Ideen aus, wo noch vernünftige Liturgie erlebbar sein könnte.
Vielleicht sollte ich nächstes Jahr einfach ausschlafen und ein festliches Frühstück genießen?


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13.04.2014 20:19
avatar  jogo31 ( gelöscht )
#6 RE: Kabarettreifes zur Hl. Woche
jo
jogo31 ( gelöscht )

Naja, da ging es bei uns ja verhältnismäßig "Normal" zu... Es ist "nur" die Homilie ausgefallen, der Rest wurde durchaus feierlich gestaltet...


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13.04.2014 20:34
avatar  Romanus ( gelöscht )
#7 RE: Kabarettreifes zur Hl. Woche
Ro
Romanus ( gelöscht )

Nehmt es doch mit Humor ! [wink]

Zu eurer Beruhigung,es gibt auch heute noch Gemeinden,die stilvoll zu feiern verstehen:
http://tvthek.orf.at/program/Katholische...sdienst/7748362

Ich war auch mit der Feier meiner Pfarre heute durchaus zufrieden,abgesehen davon,daß der Pfarrer das so beliebte Giorgio-Moroder-Vater-unser (GL Österreich-Teil 779) singen ließ,war eigentlich alles ganz okay.

Wenn es um Anpassung an den Zeitgeist geht,frage ich mich nur,wann endlich die Rap- und Techno-Messen für Jugendliche kommen,inklusive künstlichem Nebel und Lasershow,versteht sich,ganz nach dem Motto: Gott ist coool !!!


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13.04.2014 20:50
#8 RE: Kabarettreifes zur Hl. Woche
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Administrator

Angeblich - man erzählte es mir! - gab es im Wr. NeustäDter Dom mal eine Jugendmesse "Move the dome", bei der "It's raining men. Hallelujah" gespielt wurde. Die Interpunktion ist korrekt, die Übersetzung lautet: "Es regnet Männer. Halleluja!"


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13.04.2014 21:01
#9 RE: Kabarettreifes zur Hl. Woche
cl

...wenn es im Dom regnet, spanne ich halt meinen Regenschirm auf, und singe weiter
duck und wech

Liebe Grüße vom Clemens

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14.04.2014 10:22
avatar  Guilain
#10 RE: Kabarettreifes zur Hl. Woche
Gu

Zum Begleiten des Gesangs kann die Orgel immer eingesetzt werden. Siehe Grundordnung des Römischen Messbuchs Nr. 313. - Ähnlich: Zeremoniale der Bischöfe Nr. 40 (den Text schicke ich gerne zu; als Anhang ist er zu groß.


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14.04.2014 12:42
avatar  jogo31 ( gelöscht )
#11 RE: Kabarettreifes zur Hl. Woche
jo
jogo31 ( gelöscht )

Richtig... In einer "meiner" Gemeinden wird die Orgel auch am Gründonnerstag nach dem Gloria gespielt. Natürlich nur zur Liedbegleitung und in einer äußerst dezenten Registrierung. Lediglich das Schweigen der Glocken ist vorgeschrieben. Am Karfreitag, wenn der Kirchenchor singt, gibt es hingegen kein Orgelspiel.


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14.04.2014 15:09
#12 RE: Kabarettreifes zur Hl. Woche
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Moderator

Ich hatte als Student in meiner Heimat eine kleine nebenamtliche Stelle bei Katholens. Da haben wir damals in der "orgellosen Zeit" ein Cembalo zum Begleiten verwendet. Das war ein sehr aparter Klang, machte Spaß und war eine satztechnische Herausforderung. Ich habe da immer schöne, gehende Achtelbewegungen harmonisiert, um die Sache in Fluß zu halten - quasi basso continuo.

LG
Michael


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16.04.2014 09:53
avatar  jogo31 ( gelöscht )
#13 RE: Kabarettreifes zur Hl. Woche
jo
jogo31 ( gelöscht )

Hab gestern meinen Liedplan für die Messe am Tag an Ostern bekommen. Kein Antwortpsalm, keine Sequenz, dafür zwei Strophen von "Gelobt sei Gott im höchsten Thron". Das ist ein Lied das man entweder mit allen Strophen singt oder gar nicht. Mit Sicherheit hört man nicht auf bei "Der Stein ist fort" und lässt das wichtigste unter den Tisch fallen. Hab natürlich gleich Veto eingelegt und jetzt steht alles was gefehlt hat auf dem Liedplan. [grin]


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18.04.2014 09:03
avatar  jogo31 ( gelöscht )
#14 RE: Kabarettreifes zur Hl. Woche
jo
jogo31 ( gelöscht )

Da ich gestern den Messner vertreten musste, ist eine Kollegin für mich als Organist eingesprungen... Ich hab mich so geärgert, die Dame hat C-Prüfung aber null Gespür für Liturgie. Einzug in Stille, Lied zum Einzug: Aus tiefer Not ruf ich zu dir, nur ein Lied, das auf die Thematik des Gründonnerstag eingeht (Beim letzten Abendmahle zur Gabenbereitung). Gloria gespielt, als wäre es bei ner Beerdigung, und, weil hier auch nach dem Gloria georgelt wird, keinerlei Unterschied in der Registrierung nach dem Gloria... Nächstes Jahr spiel ich wieder selber...


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18.04.2014 10:10
#15 RE: Kabarettreifes zur Hl. Woche
Ma

Zitat
Da ich gestern den Messner vertreten musste, ist eine Kollegin für mich als Organist eingesprungen... Ich hab mich so geärgert, die Dame hat C-Prüfung aber null Gespür für Liturgie.



Ich habe mich schon gelegentlich beim Orgelspiel anderer Kollegen fast geärgert, geht es euch auch so? Das lenkt mich manchmal leider sogar von der Andacht beim Gottesdienst ab, obwohl ich da eigentlich ziemlich tolerant bin. Das betrifft jetzt weniger die 78jährigen Landorganisten, die es halt nicht besser können oder nie anders gespielt haben, und auch nicht die Umsteiger vom Klavier, die oft zunächst kein Pedal benutzen. Das betrifft die Leute, die mal Orgelstunden hatten und eigentlich normale Sätze spielen können müssten, dann aber, warum auch immer (keine Lust zu üben? mehr als gesundes Selbstvertrauen?), doch nicht die Vorlagen aus dem Orgelbuch nehmen, sondern sich was zurecht orgeln, was dann überhaupt kein Hand und Fuß hat... (Schon mal vor geraumer Zeit gehört: "Schönster Herr Jesu" (in e), letzte zwei Halbe der Begleitung: D7, C (!), der Anfang der nächsten Strophe dann G(!), worauf die Gemeinde den Sprung danach runter aufs e natürlich nicht schaffte). Es gibt doch eine immanente Harmonik, die so etwas nun wirklich nicht zulässt, ganz abgesehen von den satztechnischen Klöpsen (Quint- und Oktavparallelen)!

Die Krönung ist dann noch, wenn irgendwelche Literaturstücke zur Kommunion "gespielt" werden, die überhaupt nicht geübt worden oder vielleicht wirklich zu schwierig sind. Das ist dann nicht "gut gemeint" und "zur Ehre Gottes", das ist einfach nur furchtbar, unmusikalisch und peinlich. Habe mal ein Erlebnis in der Richtung an der Stiftskirche Altötting in der Richtung gehabt, wo eine ältere Frau an der schönen Jann-Orgel orgelte... Kann ich nicht verstehen, warum man nicht was ganz einfaches, meinetwegen Bicinien, spielt, und das wenigstens richtig. Es sitzen doch auch immer einige musikalische Leute im Gottesdienst, viele haben mal irgendwann Instrumentalunterricht gehabt... Ist ja nicht so, als ob es nicht haufenweise einfache Literatur gibt, die auf Orgeln gut klingt und definitiv nicht viel Übeaufwand erfordert.

Ich habe auch schon manchen Bock im Gottesdienst geschossen, aber bemühe mich, nicht allzuviel Gelegenheit zum Fremdschämen zu geben. Wenn ich ein vierminütiges Literaturstück zum Schluss orgele, dann will ich auch bis zum Schluss fehlerfrei durchkommen, obwohl die meisten Gottesdienst-Besucher spätestens nach einer Minute draußen sind (katholisch).

Schöne Ostertage!
Martin

Gloria Concerto 350 Trend

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