DO goes HW: Intrada

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30.07.2014 22:16
avatar  Aeoline
#1 RE: DO goes HW: Intrada
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Hallo,

ich war also am Freitagnachmittag in Baunatal. Da ich nicht wusste, wie groß der Andrang sein würde, hatte ich mal meinen eigenen Kopfhörer mitgebracht - man(n) will ja keinen echten Interessenten stören...

Ich wollte mich ausführlich mit der Mixtuur "Intrada" beschäftigen, weil ich bislang ja noch keine einzige Hauptwerk-Installation unter die Finger bekommen habe.

Hier nun meine ur-persönlichen und ur-subjektiven Eindrücke...

Der erste Eindruck:

Das Look-and-Feel der Intrada ist sehr gut. Der Spieltisch ist sauberst verarbeitet. Holzfurnier. Das Gehäuse gibt echt was her!. Kein bisschen Eindruck von "wir-basteln-uns-eine-Orgel". Die interne Abstrahlung ist überzeugend und wurde im Ausstellungsraum noch durch zwei externe Canton-Standboxen aufgewertet.

Die integrierten TFT-Monitore sind zwar "klassisch" un-orgelig, aber bilden die schönste und harmonischste Lösung die ich bislang je für ein HW-System gesehen habe (im Internet! - das war ja mein Erstkontakt...)

Als besonderes Schmankerl fiel mir auf, dass die Hintergrunddarstellung der Monitore sogar das Furnier der Orgel nachbildeten! - Wow! - Hut ab! - echter Sinn für's Detail. Ich bin sicher, wenn man die Orgel z.B. in schwarz bestellt, dass dann die Hintergrundfarbe der Monitore angepasst wird. Alles andere, würde mich schwer wundern...

Zweiter Eindruck - ran und spielen...

Mein erster Kontakt mit Hauptwerk. Ich habe das Caen-Sample-Set gewählt. Ein einzelnes Register gewählt und chromatisch mal ein Manual durchgespielt. Man hört den individuellen Charakter jedes einzelnen Tones. Wunderbar!
Die Darstellung der Registerwippen auf den Monitoren ist auf den ersten Blick etwas verwirrend und unübersichtlich, jedoch bin ich mir sicher, das sich das legt, wenn man erst mal "gut Freund" geworden ist.

Was ich auch ganz, ganz, ganz toll fand und was ich vorher noch nie an einer DO gehört hatte und was ich mir

auch ganz doll wünsche für meine Unico ist,

das Traktur-Geräusch - zumindest der Registerwippen und der Setzer. Das hat mir doch ein breites Grinsen entlockt. Ob das wohl technisch in den Physis-Orgeln zu realisieren wäre? - ein Sample eines "gezogenen" und "abgestoßenen" Registers, was dann immer abgespielt wird, wenn eine Registerwippe betätigt wird?

Ich würde noch nicht einmal so weit gehen, dass ich mir wünschen würde, meine Orgel würde beim betätigen eines Setzerknopfes in Abhängigkeit der Anzahl der veränderten Register einen dem entsprechend "lauten" Sample abspielen - bei den Setzern würde ich sogar sagen: Die goldene Mitte! - aber irgendwas sollte abgespielt werden, wenn die Registerkombination verändert wird. Das klingt ja wirklich sehr authentisch an der Intrada (wahrscheinlich an allen HW-Orgeln... ??!?)

Liebe Leute in Mondaino: So was mag ich auch haben!... [wink] [wink] [wink] [wink]

Dann habe ich gut zweieinhalb Stunden das Instrument getestet. Der individuelle Klang EINER Orgel kam dabei besonders gut, wenn nur wenige Register gezogen waren. Je mehr man registriert hat, desto weniger überzeugend war der Klang in meinen Ohren. Eine Erfahrung, die man auch mit den meisten DO's macht.

Ich habe viele Literaturabschnitte gespielt - und zwar über externe Abstrahlung und über Kopfhörer, weil ich schon oft gelesen hatte, dass HW nur mit Kopfhörer wirklich gut rüber kommt.

Der Kopfhörer rauscht aber an der Intrada fürchterlich laut! - Sehr laut! - unakzeptabel laut. Ich denke, dass ist ein Einstellungsproblem. Leider gab das Menü keinerlei Möglichkeit preis, die Kopfhörerlautstärke zu verstellen. Ich habe es mit meinem und mit zwei Kopfhörern von Kisselbach versucht. Alle hatten ein unerträglich lautes Grundrauschen. Ich habe auch alle drei Kopfhörer an einer Gloria, einer Content und einer Johannus probiert. Bei allen drei KH gab es an keinem Orgelmodell irgendein vernehmbares Grundrauschen - nur an der Intrada - und dort wirklich unakzeptabel laut!

Insgesamt konnte mich der Klang der Intrada (Caen) nicht überzeugen. Ab "mf" und spätestens beim "ff" war entweder die externe Abstrahlung überfordert oder ich hatte mir von Hauptwerk etwas gänzlich anderes versprochen.

Ich habe dann das günstigste Sampleset geladen und weiter probiert. Auch hier das für mich gleiche Ergebnis: Einzelregister: Top! - Plenum: Enttäuschung!. Dann das teuerste verfügbare Sampleset: gleiches Ergebnis. Also ist vielleicht wirklich die Kombination aus externer/interner Abstrahlung daran Schuld?

Auf dem KH klang alles um Welten besser! - aber erst, wenn mindestens 4' Prinzipale dabei waren, damit das Grundrauschen übertönt wurde...

Mein Fazit:

Wäre ich ein kaufwilliger Interessent, hätte die Intrada keine Chance. Zwar ist sie eine "richtige" Orgel, die man durchaus zu Hause ins Wohnzimmer stellen kann, ohne das Besucher einen Lachanfall kriegen, aber zu dem Preis keine Alternative zu den - IMHO - zurzeit uneingeschränkten Top-Instrumenten der Gloria-Concerto Reihe.

Ich habe mir dann mal zusammengerechnet, was eine Concerto 350 kostet, wenn sie von der Ausstattung ähnlich der Intrada daher kommt. Ich musste dann feststellen, dass die Intrada - mit einer Anzahl von Samplesets - sogar (deutlich) teurer ist, als eine Concerto 350.

Ich könnte mir daher nur vorstellen, dass jemand, der eine "fertige" und "saubere" Hauptwerk-Orgel haben möchte um den authentischen Klang EINER bestimmten Orgel in seinem Wohnzimmer zu haben, sich für eine Intrada interessieren dürfte.

Für alle anderen ist die Mixtuur "Intrada" in meinen Augen und Ohren die schlechtere Wahl gegenüber einem aktuellen Gloria-Concerto Modell.

LG
Aeoline


Organisten leiden oft an einer schlimmen Krankheit: Augentinnitus - Man(n) sieht nur noch Pfeifen...

Viscount Unico 400 DE [V1.14.19] (56/III/P) : ab 11.2012
Johannus Opus 520 (45/II/P) : 10.1987-11.2012
Siel HB 700 (9/II/P) : 1977-09.1987)

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30.07.2014 23:31
avatar  PeterW
#2 RE: DO goes HW: Intrada
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+ 12.1.2018

Schöner Bericht zur "Intrada" im Vergleich zu einer Concerto, der vielleicht der Wiederauffindung wegen einen eigenen Thread bekommen sollte.

Zitat von Aeoline
Ein einzelnes Register gewählt und chromatisch mal ein Manual durchgespielt. Man hört den individuellen Charakter jedes einzelnen Tones. Wunderbar!

Mit etwas Mühe und Zeitaufwand lassen sich diese kleinen (und auch großen) intonatorischen "Unsauberkeiten" auch auf einer Concerto durch Einzeltonintonation per Editor darstellen.

Zitat von Aeoline
Was ich auch ganz, ganz, ganz toll fand und was ich vorher noch nie an einer DO gehört hatte und was ich mir auch ganz doll wünsche für meine Unico, ist das Traktur-Geräusch - zumindest der Registerwippen und der Setzer.

Ja, warum denn das?
Ein "kräftiges Trakturgeräusch" (-runksch-) entsteht doch vorwiegend bei pneumatischen oder elektrischen Registertrakturen, wenn die Laden plötzlich und maschinell-herzlos geschaltet werden. Man möchte es als instrumenbaulichen Konstruktionsfehler bezeichnen, denn eine besondere musikalische Funktionen hat der Krach im Gehäuse wohl nicht zu erfüllen. Aus gleichem Grund könnte man für ein "Physis-Violoncello" die Simulation des Platzens der D-Saite, was ja nun für einen Cellisten kein besonders beliebtes Ereignis darstellt, erwarten.
Nun gut, es mutet, erinnernd an eine liebgewordene PO, anheimelnd an, ebenso wie ein Anlaufen des Gebläsemotors, das Quietschen eines verquollenen Manubriums oder das Klappern einer ausgeschlagenen Manual-Klaviatur, doch will man sowas immer hören?

Zitat von Aeoline
Ob das wohl technisch in den Physis-Orgeln zu realisieren wäre?

Das dürfte ziemlich einfach sein. Auch das -runksch- ließe sich sogar noch "intonieren". Doch ob der Hersteller scharf darauf ist "Fehler" einzubauen...?

Zitat von Aeoline
Der individuelle Klang EINER Orgel kam dabei besonders gut, wenn nur wenige Register gezogen waren. Je mehr man registriert hat, desto weniger überzeugend war der Klang in meinen Ohren. Eine Erfahrung, die man auch mit den meisten DO's macht. Ich habe viele Literaturabschnitte gespielt - und zwar über externe Abstrahlung und über Kopfhörer, weil ich schon oft gelesen hatte, dass HW nur mit Kopfhörer wirklich gut rüber kommt.

Dieser Eindruck wird wohl immer entstehen, wenn man keine waffenscheinpflichtige externe Abstrahlung verwendet, die auch noch gern das doppelte der Kosten einer DO übersteigen kann, wie wir schon a. a. O. erschöpfend diskutierten.
Oder man versucht sich an der Raumsimulation (z. B. Faltungshall), doch das käme für HW aus Gründen der "Reinheit" nicht in Frage, trägt aber in der Concerto zu dieser hoch aufgelösten "Polyphonie" im Zusammenhang mit raffinierter Windladengeometrie bei,


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31.07.2014 00:14
#3 RE: DO goes HW: Intrada
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Administrator

Auch von mir herzlichen Dank für den detaillierten Bericht; was du zum Thema Einzelregister und Plenum sagst, kann ich von meinen eigenen Erfahrungen mit Hauptwerk durchaus bestätigen. Gleichzeitig kann ich ebenfalls bestätigen, dass mit sündteurer Abstrahlung natürlich erstklassige Ergebnisse erzielt werden können. Die alte Diskussion: Wieviel Geld investiert man, um weitere 5 % an klanglicher Optimierung zu erreichen...?

Zum Thema Trakturgeräusch:

Zitat von PeterW
Das dürfte ziemlich einfach sein. Auch das -runksch- ließe sich sogar noch "intonieren". Doch ob der Hersteller scharf darauf ist "Fehler" einzubauen...?


Die Orgelhersteller bauen schon immer größere und kleinere Unvollkommenheiten in ihre Digitalorgeln ein - eben um die Illusion zu erzeugen, an einer echten Orgel zu sitzen. Beispiele hierfür sind der Ensembleeffekt, der nichts anderes als eine Verstimmung simuliert, oder die Blasebalgsimulation, die das Einknicken der Windversorgung im Plenum vortäuscht. Merke: Die Fehler der Pfeifenorgel sind zugleich ihr Charme – und die DO-Hersteller wissen das gut. Von daher volle Unterstützung für Aeolines Wunsch nach Trakturgeklapper.


Auf Orgelsuche.

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31.07.2014 04:21
avatar  Kirchenmusiker ( gelöscht )
#4 RE: DO goes HW: Intrada
Ki
Kirchenmusiker ( gelöscht )

Dem stimme ich als Orgelbauer voll zu... für unsere Ohren gehört bei einer Pneumatik nunmal das Geräusch dazu, da jede Orgel dies produziert. Inzwischen wissen wir ja, dass es zB. kaum eine sauber gestimmte Mixtur bei einer PO gibt. Die gab es aber in DO am Anfang und das Ergebnis klingt sehr künstlich.
Wenn man die Digitalorgel als Nachbau einer PO sieht, dann müssen deren mechanische oder klanglichen Eigenarten ebenfalls kopiert werden.
Nur wenn man mit der DO eine "fehlerfreie" Pfeifenorgel schaffen will, dann gehören Geräusche und stimm- bzw. innovatorische Unzulänglichkeiten ausgemerzt.

Preislich liegt die Intrada etwa 2000 Euro über der Concerto 350, für die ich mit geschweiftem Pedal und Software etwas über 9000 Euro bezahlt habe.


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31.07.2014 07:38
avatar  PeterW
#5 RE: DO goes HW: Intrada
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+ 12.1.2018

Und schon begeben wir uns in das Spannungsfeld, was Carpenter anläßlich der Inbetriebnahme seines neuen M&O-Riesenbabies mit seinen Kommentaren erneut angerissen hat (was und wie er spielt soll hier nicht Gegenstand sein).

Zitat von Kirchenmusiker
für unsere Ohren gehört bei einer Pneumatik nunmal das Geräusch dazu, da jede Orgel dies produziert.

Wollen wir mit der DO eine Pneumatik, die im Orgelbau eine Sackgasse war und nun mehr oder weniger out ist, simulieren und als Standard für DO festlegen?

Zitat von Kirchenmusiker
Inzwischen wissen wir ja, dass es zB. kaum eine sauber gestimmte Mixtur bei einer PO gibt.

Was ist überhaupt "sauber"?
Auch gleichstufig ist nicht "sauber", weil wir uns ums pythagoreische Komma mogeln müssen, und die Stimmungsspreizung bei Tasteninstrumenten, die eine formale Sauberkeit der Stimmung noch etwas mehr zunichte macht, aber Lebendigkeit erzeugt, hatten wir auch schon a. a. O. diskutiert.
Erwarten wir eine "saubere" Stimmung, müßten wir auch den Streichern das Vibrato verbieten. Was dabei herauskommt, sind tote Töne, keine Musik mehr, die sich immer versucht hat, an der natürlichen Grundlage - dem Gesang - zu orientieren.

Zitat von Kirchenmusiker
Wenn man die Digitalorgel als Nachbau einer PO sieht, dann müssen deren mechanische oder klanglichen Eigenarten ebenfalls kopiert werden.

Wenn! (siehe oben "CC". Wollen wir die DO als Kopie der PO betrachten? Ich denke nicht. Im Vordergrund steht doch immer die Werkinterpretation und die Suche nach dem geeigneten Wiedergabewerkzeug (Instrument). Als ein Blechblasintrumentenbauer dem Güttler ein Corno di caccia gebaut hat, baute er schließlich auch kein klemmendes Ventil ein, bloß weil das Exemplar im Museum so eins hatte und er gerade irrsinnig nostaligisch unterwegs war.

Zitat von Kirchenmusiker
Nur wenn man mit der DO eine "fehlerfreie" Pfeifenorgel schaffen will, dann gehören Geräusche und stimm- bzw. innovatorische Unzulänglichkeiten ausgemerzt.

Du meinst "intonatorische"?
Das sind wieder zwei Themen in einem Topf: a) bei gewissen PO unvermeidbare Geräusche und b) Stimmung/Intonation.
Letzteres ist gerade bei der Concerto bis hin zum pathologischen - wer's mag - sehr gut realisierbar.

Zitat von Kirchenmusiker
Preislich liegt die Intrada etwa 2000 Euro über der Concerto 350, für die ich mit geschweiftem Pedal und Software etwas über 9000 Euro bezahlt habe.

Und? Würdest Du, wenn ich Dir die Differenz und zusätzlich 1000 € mehr gäbe, tauschen wollen? :S


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31.07.2014 09:23
avatar  martin ( gelöscht )
#6 RE: DO goes HW: Intrada
ma
martin ( gelöscht )

Zitat von PeterW

Zitat von Kirchenmusiker
für unsere Ohren gehört bei einer Pneumatik nunmal das Geräusch dazu, da jede Orgel dies produziert.

Wollen wir mit der DO eine Pneumatik, die im Orgelbau eine Sackgasse war und nun mehr oder weniger out ist, simulieren und als Standard für DO festlegen?



Die Geräusche werden in Samplesets von allen Arten von POs gemacht.

zB http://www.familjenpalo.se/vpo/kalvtrask sieht mechanisch aus - die Manuale/Tasaturen klappern auch im Sampleset.


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31.07.2014 10:00
avatar  Kirchenmusiker ( gelöscht )
#7 RE: DO goes HW: Intrada
Ki
Kirchenmusiker ( gelöscht )

Zitat von PeterW
Wollen wir mit der DO eine Pneumatik, die im Orgelbau eine Sackgasse war und nun mehr oder weniger out ist, simulieren und als Standard für DO festlegen?


Das schöne an einer Digitalorgel ist, dass man etwas machen KANN aber nicht muss. Wer Trakturgeräusche haben will, der schaltet sie ein, wer es nicht will, der schaltet sie aus. Ausserdem darf ich mal eine Lanze für die Pneumatik brechen: es gibt hervorragende Systeme (ich habe 4 Jahre bei Orgelbau Steinmeyer im Außendienst gearbeitet und habe viele Pneumatiken gewartet und gespielt), die sich hinter der Mechanik nicht verstecken müssen... und so wie zu Bach eine Mechanik gehört, passt Reger zur Pneumatik... denn eine Registerkanzellenlade klingt nunmal anders als eine Tonkanzellenlade.

Zitat von PeterW
Was ist überhaupt "sauber"?
Auch gleichstufig ist nicht "sauber", weil wir uns ums pythagoreische Komma mogeln müssen, und die Stimmungsspreizung bei Tasteninstrumenten, die eine formale Sauberkeit der Stimmung noch etwas mehr zunichte macht, aber Lebendigkeit erzeugt, hatten wir auch schon a. a. O. diskutiert.
Erwarten wir eine "saubere" Stimmung, müßten wir auch den Streichern das Vibrato verbieten. Was dabei herauskommt, sind tote Töne, keine Musik mehr, die sich immer versucht hat, an der natürlichen Grundlage - dem Gesang - zu orientieren.


Eine saubere Stimmung einer Mixtur bezieht sich auf die Stimmung der Pfeifen. Schwebungsfrei bei einer über 6fachen Mixtur ab c'' geht fast nicht.... und das Vibrato eines Streichers hat nichts mit der Stimmung zu tun, sondern mit der speziellen Tonerzeugung durch die Pfeifenform.

Zitat von PeterW
Wenn! (siehe oben "CC". Wollen wir die DO als Kopie der PO betrachten? Ich denke nicht. Im Vordergrund steht doch immer die Werkinterpretation und die Suche nach dem geeigneten Wiedergabewerkzeug (Instrument). Als ein Blechblasintrumentenbauer dem Güttler ein Corno di caccia gebaut hat, baute er schließlich auch kein klemmendes Ventil ein, bloß weil das Exemplar im Museum so eins hatte und er gerade irrsinnig nostaligisch unterwegs war.


Wie oben: ich begrüße es, an einer Digitalorgel die Möglichkeit der Einstellung zu haben. Ich persönlich möchte eine Kopie einer Pfeifenorgel zum Üben für zu Hause, da ich auf Pfeifenorgeln die Stücke dann interpretieren werde. Jemand anders hat Fehler oder Unzulänglichkeiten der PO ausgemacht und will diese in der DO beseitigt haben: gerne doch. Man kann eben, aber man muss nicht.

Zitat von PeterW
Du meinst "intonatorische"?
Das sind wieder zwei Themen in einem Topf: a) bei gewissen PO unvermeidbare Geräusche und b) Stimmung/Intonation.
Letzteres ist gerade bei der Concerto bis hin zum pathologischen - wer's mag - sehr gut realisierbar.


Ich kann die beiden gut auseinanderhalten... ich meine damit, dass zB. Streicherpfeifen in der tiefen Oktave sehr oft Schwierigkeiten bei den Vorläufertönen haben, die Bauartbedingt sind und die aber die Lebendigkeit des Orgelklangs ausmachen. So wie ein Bachwerk vom PC gespielt anders klingt, als wenn der Interpret einzelne Töne betont oder verlängert... eben interpretiert.

Da ich meine Concerto erst nächste Woche erhalte, kann ich frühestens da sagen, ob ich sie mit HW tauschen würde, aber wohl eher nicht. Ich erhoffe mir als gelernter Intonateur eine breite Palette an Tonveränderungsmöglichkeiten mit der Physis-Technologie, da auch eine Sampling-Orgel intoniert werden muss...


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31.07.2014 10:13
avatar  PeterW
#8 RE: DO goes HW: Intrada
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+ 12.1.2018

Hier gab's ein Mißverständnis: [grin]

Zitat von Kirchenmusiker
und das Vibrato eines Streichers hat nichts mit der Stimmung zu tun, sondern mit der speziellen Tonerzeugung durch die Pfeifenform.

Ich meinte Streichinstrumente, und keine Pfeifen. Hätte sich aber aus dem "Vibrato"-Kontext ergeben sollen.
Sorry, vielleicht habe ich auch zu sehr verkürzt.


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31.07.2014 12:50
#9 RE: DO goes HW: Intrada
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Administrator

Zitat von PeterW
Wollen wir die DO als Kopie der PO betrachten? Ich denke nicht.


Wenn nicht als Kopie - als was dann? Der digitale Orgelbau orientiert sich - noch sehr allgemein gesprochen - an Klang und Haptik einer Pfeifenorgel. Es geht IMHO immer um die perfekte Simulation der Pfeifenorgel, genauer gesagt sogar der Kirchenorgel: Fußtonlagen, Registerfamilien, Klaviaturen, Druckpunkte, Raumhall... Soweit ich sehe, wurde bei Digitalorgeln kaum ein eigener Weg versucht, der sie gegenüber der Pfeifenorgel als Instrument sui generis herausstellt. Als einzige Ausnahme fällt mir "Hermode Tuning" ein.
Sommerlochsbedingt ließe sich allenfalls über den Begriff "Kopie" streiten, nicht aber über die damit gemeinte Sache.

Zitat von PeterW
Im Vordergrund steht doch immer die Werkinterpretation und die Suche nach dem geeigneten Wiedergabewerkzeug (Instrument).


Historisch betrachtet ist es genau umgekehrt; es gab die Orgel - und für die wurde dann Literatur geschrieben.


Auf Orgelsuche.

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31.07.2014 14:00
avatar  Michal ( gelöscht )
#10 RE: DO goes HW: Intrada
Mi
Michal ( gelöscht )

Natürlich können die mechanischen Nebengeräusche reizvoll sein. Auch in einer PM-Orgel (als mehr oder weniger eigenständiges Musikinstrument welches weniger imitieren als vielmehr selbst intonieren möchte) können sie interessant sein (aber nur, wenn man sie auch wieder abschalten kann).
Bei Hauptwerk sind sie umso wichtiger, denn hier werden ja einzelne Orgeln möglichst realistisch abgebildet. Es gibt Samplesets historischer Instrumente wo man sogar das Uhrwerk des Kirchturms hören kann – ebenso, als säße man selbst dort vor Ort an der Orgel. Das tolle bei Hauptwerk ist, dass man jede einzelne Stimme, also Geräuschgattung individuell anschalten oder abschalten kann. Also z. B. den Blower aus (der nervt eher), aber die Trakturgeräusche an (bei historischen Instrumenten ist das irgendwie wichtig). Oder nur die Koppelgeräusche (die gefallen mir am besten weil die lenken nicht wirklich von der Musik ab, bringen aber einfach so etwas realistisches mit). Oder eben auch die Kirchturmuhr an oder aus. Selbst den Glockenschlag kann man einspielen lassen. Irre.
Aber auch bei der PM-Technologie wäre das längst kein Novum. Hammond-Clones – z. B. die mit PM arbeitende VB3 haben eine ganze Palette an Nebengeräuschen mit vorrätig (z. B. die Anlaufgeräusche des Leslies – das Leslie produziert ein physikalisches Hörspiel des Dopplereffekts, aber ohne mechanische Nebengeräusche ist das halt nur die halbe Miete – und ganz genau genommen muss man diesen Quirl auch sehen damit er die ganze Faszination hat). Man kann die Geräuschkulisse aber abschalten (und sogar in der Lautstärke regeln) – und das ist m. E. sehr wichtig.
Also warum nicht?
VG
Michal


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31.07.2014 16:51
avatar  Kirchenmusiker ( gelöscht )
#11 RE: DO goes HW: Intrada
Ki
Kirchenmusiker ( gelöscht )

Genau das ist ja, was mir so wichtig ist und der Vorteil der digitalen Systeme: mann kann es an- oder ausschalten. Man kann verschiedene Ladensysteme und Pfeifenfolgen einstellen. Man kann Gedeckte spucken lassen (Norddeutsch) oder eher nicht (SüDdeutsch). Man kann Klappern imitieren oder eliminieren. Das bringt die individuelle Freiheit am Instrument und ist das große "Plus" der digitalen Technik, egal ob Hauptwerk oder Physis. Und wenn man bedenkt, welche Quantensprünge diese Technik in den letzten 15 Jahren gemacht hat, dann darf man sich auf die Fortschritte in 10 Jahren freuen. Und wenn sich die Hauptwerk-technik dann noch etwas vergünstigt hat, dann werde ich sie gerne in die Überlegungen beim nächsten Instrumentenwechsel einbeziehen.


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31.07.2014 20:10
avatar  Aeoline
#12 RE: DO goes HW: Intrada
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Zitat von Kirchenmusiker
Das schöne an einer Digitalorgel ist, dass man etwas machen KANN aber nicht muss. Wer Trakturgeräusche haben will, der schaltet sie ein, wer es nicht will, der schaltet sie aus.


Ja. Genau so stelle ich mir das vor!
Dafuer:
Ich darf aber nochmal konkretisieren: Was mir gut gefallen hat, war das Trakturgeräusch der Registerwippen und des Setzers. Wenn ich mir es also wünschen dürfte, dann würde ich auf den Viscount-Wunschzettel schreiben: Trakturgeräusch für Registerwippen, Setzerkombinationen und Klaviaturtasten EINZELN aktivierbar.

Meine Settings wären dann:

Action-Sound-Stops: ON
Action-Sound-Comb: ON
Action-Sound-Keyb: OFF

an Viscount für den Einbau in V2.0...



LG
Aeoline


Organisten leiden oft an einer schlimmen Krankheit: Augentinnitus - Man(n) sieht nur noch Pfeifen...

Viscount Unico 400 DE [V1.14.19] (56/III/P) : ab 11.2012
Johannus Opus 520 (45/II/P) : 10.1987-11.2012
Siel HB 700 (9/II/P) : 1977-09.1987)

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31.07.2014 20:15
#13 RE: DO goes HW: Intrada
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Administrator

... dann sollte aber dabei stehen, dass das Trakturgeräusch vernünftig klingen soll. An der Johannus Vivaldi fand ich es weit überzeugender als an der Roland C330.


Auf Orgelsuche.

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31.07.2014 20:18
avatar  Aeoline
#14 RE: DO goes HW: Intrada
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Zitat von Gemshorn
... An der Johannus Vivaldi fand ich es weit überzeugender als an der Roland C330...


Ääh - warum habe ich eigentlich noch NIE ein Trakturgeräusch an einer DO gehört? - weder an einer Vivaldi noch an einer C330?

Muss(te) man das explizit einschalten?

LG
Aeoline


Organisten leiden oft an einer schlimmen Krankheit: Augentinnitus - Man(n) sieht nur noch Pfeifen...

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31.07.2014 20:37
#15 RE: DO goes HW: Intrada
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Administrator

Ja. An der Vivaldi als Menüfunktion und an der Roland - gar nicht dumm gelöst - als Orchestral Voice, die auf eine der User-Wippen gelegt werden konnte.


Auf Orgelsuche.

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