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Ludwig Martin statt C.C
Jean Guillou ist auch einer der trotz seiner klassisch, zeitgenössischen Konzerte ein sehr grosses, vielfältiges Publikum anzieht.
Das Problem ist, und das hat mit Neid nichts zu tun, dass ich hier schon öfter mit" meine"n Guillou Stücken oder gar mit Hakim nach dem Konzert mir anhören durfte (Seitens der Konzertveranstalter, nicht des Publikums),dass solche Kompositionen künftig nicht mehr gewünscht sind, und es solle doch etwas "normales" gespielt werden.
Da half es auch nicht einen Händel/Guilmant mit eingeflochten zu haben.
Auch der Liszt BACH nach Guillou ging da gar nicht mehr. Dann noch auf bekannte Einspielungen verwiesen zu werden mit dem Kommentar, dies seien die neuen Töne , halte ich für unmöglich.. Noch dazu wo die daher geredeten Probleme der Kirche seitens CC nicht einseitig der Orgelliteratur zugeschrieben werden kann. Dass Menschen wegen der Orgelmusik aus der Kirche austreten ist Unfug, und ich habe noch niemenaden gehört, der nach Aufklärung warum die Orgel IN DER KIRCHE nun mal so klingt und nicht anders gespielt wird, weil der Pfarrer ja auch nicht anfängt Monopoly in der Kirche anstelle der Messe zu spielen. Aber wer hier im Forum als Kirchenmusiker auftritt kann anders lautendes nur aus dem Blickwinkel der Hobbyorgler verstehen, die nie jeden Sonntag ihren Dienst aus Überzeugung sehr gern versehen, und sich dann indirekt anhören dürfen, sie seien alte Zöpfe und Idioten wenn sie nicht den Quark von CC spielten, oder dessen Fummel tragen, oder gar ebenso für dessen fantastischen Schwärmereien als Held für eine völlig neue Sicht auf Orgel einzutreten.
Und als Ergebnis dieser völlig neuen Ideen, Chopin pedaliter anzubieten. Na also bitte..... [sad]
Dass vorher sich niemand traute dieses "alte Zeug" zu spielen, hatte sicher gute qualitative Gründe, zumindest seitens der Kirchenmusiker, egal ob im Ehrenamt oder bezahlt.
Und auf Grund dieser Darlegungen immer nur von Neid zu reden ist unsinnig, weil dieses Scheinargument nicht durchdacht ist. CC kann spielen was er will, allerdings die KIMU Zunft herabzuwürdigen-und dies tut er sehr deutlich in jedem seiner Interviews- halte ich für charakterlos und unkollegial. Jedesmal seit Jahren die gleiche Leier von verstaubten Kirchgängern, Visionen . Im übrigen hat es gute Gründe warum Herr CC nach Berlin gezogen ist und dort nicht wie Bish in USA ein Publikum versorgt. Er hat kulturhistorisch keine Ahnung von der Kultur der Orgel in Europa, nicht das mindeste liturgische Verständnis um die tiefen Bindungen Gottesdienst /Orgel. Dies sollte man aber haben bevor man blasiert über diese Thema daher redet. In den USA hätte man ihm seine Bewertung der Kirchenorgel oder Kirche allgemein, welche er über D ablässt ,aber gewaltig um die Ohren gehauen, jedenfalls hütet er sich aus gutem Grund,dort so etwas zu fantasieren was er hier tut. Im Gegenteil, wenn er in seiner Heimat an einer alten Orgel aus dem 19. JH. spielt, so gibt er sich sehr zahm , unauffällig und kleinlaut. Und genau das hatte ich mir schon gedacht.
Aber vielleicht sehen sich in CC jene wieder, die selber aus irgend etwas ausbrechen wollen, was ihrem Leben Kummer macht, dieses Ausbrechen aber selbst nicht schaffen und dies über CC transformieren, was auch verständlich ist,weil nicht jeder in seiner Gemeinde das spielen kann was er möchte.
Was ich allerdings sehr gut nachvollziehen kann, ist die Tatsache dass er die Digiorgel nicht als Ersatz für die Kirchenorgel sieht, sondern als völlig neues eigenständiges Instrument. Und als ich ihm anriet, dass er nun noch die Händelkonzerte nach W.T. Best auf seiner Orgel einspielen solle.
Aber obige Kritik ist nur aus künstlerischer Euphorie zu verstehen, wie es schon Bach und Telemann taten ,nachdem Telemann Bach einen alten Zopf nannte , um dass man nicht mehr in dessen Manier komponieren könne. Als Antwort auf diesen Vorwurf Telemanns schickte Bach seine Carl Philipp zu ihm in die Lehre... [smile] Sehr verständlich.
Auch bleibt all oben geschildertes nur hier im Forum,wo es auch nur hingehört, weil hier alle die gleiche oder unterschiedliche fachliche Sichtweise haben, die selbst in den heftigsten Kontroversen einen Sinn haben, wenn auch nicht sofort greifbar. Selbst meinen lieben Herrn Pfarrern antworte ich nur auf die Frage, warum nicht wie CC gespielt werde, dass er dann den Herrn CC einladen solle. Und er hat dort wo er spielt seine volle Berechtigung.
Somit ist es freilich bei Musikern wie in der Politik- nach aller Kritik gehts zum gemeinsamen Umtrunk.
Und natürlich kann man mit CC persönlich ganz herrlich über genau all diese obigen Punkte streiten und danach heisst es: OOOOOO ein Bier for Mister Bach. [smile] und spielt dann Franck seine Pastorale wirklich lyrisch, mit Tempo rubato, "only for you,". Und zeigt, dass alle Unterschiede irgendwie doch wieder zusammen finden. So wie CC langsam immer öfter in Kirchenkonzerten zu finden ist, was er vorher strikt ablehnte. Aber das er das sehr wohl kann, zeigt ein dankbares Publikum.
Dies zeigt wie wichtig ein solches Forum hier auch ist und wie gut ,dass es auch bei unbequemen Themen durchhält und nicht nicht gleich unbequemere Mitglieder sperrt, ausschliesst etc.... Es lehrt doch, dass man meist immer wieder zusammen findet.
Hallo,
viele der obigen apodiktischen Aussagen kann ich nicht recht nachvollziehen. Das eine schließt das andere für mich nicht aus:
Klar haben Straube, Richter, Ramin, Walcha usw. Wegweisendes geleistet und ihr Einfluss ist bis heute vielfach festzustellen, wie es holpijp richtig beschrieben hat. Blos weil man einen dieser Künstler nicht kennt, ist er nicht unbedeutend. Dirichlet, Franklin, Hahn und andere bedeutende Naturwissenschaftler sind ja auch in der Öffentlichkeit so gut wie unbekannt. Oder taucht davon einer auf den Listen der "besten Deutschen" und ähnlichem Zeug auf?
Ob von CC oder anderen so viel bleibt, wird die Zukunft zeigen. Das gilt auch für Iveta Apkalna. Momentan würde ich darauf nicht wetten, weil das Erbe bedeutender Künstler/innen und Musikwissenschaftler/innen über die Schüler/innen und Enkelschüler/innen weitergetragen wird und nicht über aktuelle CD und Live-Auftritte. Mir ist nicht bekannt, das CC Schüler/innen hat, aber auch auf der Homepage der Apkalna findet man keinen Hinweis darauf, dass sie (jetzt schon?) an einer Hochschule unterrichtet.
Ich meine auch, dass CC auf ein sehr traditionelles Musikspektrum zurückgreift, was ich schon auch enttäuschend finde. Andererseits zeigt er gerade bei seinen Bearbeitungen/Transkriptionen sehr hohe Kreativität und es gelingt ihm, die alten Schinken neu zu interpretieren.
Persönlich finde ich auch viele Transkriptionen sehr gelungen, das betrifft CC, die Apkalna und auch unbekanntere Künstler wie Bernadetta Sunavska. Letztere hat eine CD der Domorgel von Hildesheim vor dem Umbau mit vielen Transkriptionen eingespielt, eine CD, die mir außerordentlich gut gefällt. Darauf spielt sie auch Werke tschechischer, norwegischer und japanischer Komponisten, die mir vorher gar nicht bekannt waren und die ich im Konzertsaal wohl nie kennen gelernt hätte (Leos Janacek, Jon Laukvik, Isang Yun). Auch eine Aufnahme (von Heinrich Walther) der Reformationssymphonie von Mendelsson Bartoldy auf der Buchholz-Orgel in Barth finde ich sehr, sehr gelungen.
Das ständige Rufen nach "populärer" Musik, die nötig sei, um die Orgel zu retten, geht mir persönlich gehörig gegen den Strich. Zum einen kommt auch zeitgenössische Musik bei "normalen" Gottesdienst oder Konzertbesuchern gut an, zumindest wenn man diese vorsichtig an eine kluge Auswahl gewöhnt. Zum anderen geht es ja auch um Kunst und Kultur. Das Argument, nur das mir öffentlichen Geldern zu unterstützen, was Besucher/innen wie Magneten anzieht oder gar Klicks auf YouTube produziert, wie das Krämerseelen in den Stadträten und Parlamenten so vorschlagen, führt zu Kulturabbau und Kulturlosigkeit. Das betrifft Theater, Tanzcompagnien und die Zusammenstellung von Konzertprogrammen vielleicht noch mehr als die Orgel. Millionen Klicks auf YouTube produzieren auch Videos, die peinlich, geschmacklos und alles andere als künstlerisch sind.
So, damit soll es erst mal gut sein.
Beste Grüße von der Waterkant, die massiv unter Kulturabbau leidet
Christoph P.
Zitat von chp
Das ständige Rufen nach "populärer" Musik, die nötig sei, um die Orgel zu retten, geht mir persönlich gehörig gegen den Strich. Zum einen kommt auch zeitgenössische Musik bei "normalen" Gottesdienst oder Konzertbesuchern gut an, zumindest wenn man diese vorsichtig an eine kluge Auswahl gewöhnt. Zum anderen geht es ja auch um Kunst und Kultur. Das Argument, nur das mir öffentlichen Geldern zu unterstützen, was Besucher/innen wie Magneten anzieht oder gar Klicks auf YouTube produziert, wie das Krämerseelen in den Stadträten und Parlamenten so vorschlagen, führt zu Kulturabbau und Kulturlosigkeit.
Sprichst mir aus der Seele. Danke für diese klaren Worte.
Genau so sehe ich das auch. Es ist schwierig genug für unsere Zunft, weil das Umfeld uns oft miserable Arbeits-bedingungen schafft und nicht weil keiner mehr Orgelmusik hören will. Das können hier einige sicher bestätigen.
Ich hatte in der Uckermark angefangen an Dorfkirchenorgeln regelmässig Konzerte zu geben, mit anderen Kollegen freilich.
Wir standen oft vor schrecklichen Bedingungen und noch schrecklicheren Orgeln, allerdings kamen die Leute regelmässig, bis heute. Manualiterfugen oder Choräle aus dem Bärenreiter Bach Band 3,oder auch selbst ein frischer Bux gingen immer,selbst von Purcell dessen Trumpet Stücke ohne Zungen.., dazu das C-Dur 531 und ein Guy Bovet und Werke von Rene Vierne. Hierzu Erklärungen und Hinweise. Das einzige was hier angelastet werden konnte,war die nicht" korrekte Musik fürs jeweilige Instrument" (Bach an einer Dinserin aus 1890 etc...). Was daran verstaubt sein solle, muss man dem Publikum erst mal erklären. Und woraus man solche Orgeln holen solle ist der Dornröschenschlaf, aber dies geht auch mit obiger Literatur die ja auch für Orgel geschrieben wurde. Das gibt dem Publikum jene genuinen Klänge welche Ort und Instrument als eine Einheit begreifen lasse. Und Klänge zu hören sind, wie sie ausdrücklich für die Orgel geschrieben wurden.
Und ob das Jagen nach Klicks oder Quoten auch nun als Massstab für die Orgelmusik gelten müssen ist sehr fraglich. Das bieten doch die ganzen anderen Charts mit deren Gehudel und Geheul zu Hauf, oder Deutschland sucht den Superidioten etc... Qualität braucht allerdings Niveau und Hingabe, beides ist heute scheinbar seltener mehr gefragt. Oder um mit Jon Laukvik zu sprechen: "Es ist eine Unsitte der Zeit, ständig nach Abwechslung und Ablenkung zu suchen."
Gruss
Wir arbeiten uns hier an einem winzigkleinen Segment ab, das seine Erweiterungen etwa durch die jeweils übergeordneten Kategorien
Zitat
Orgel ? Musik ? Kunst ? Kultur ? Zivilisation
findet.
Wenn wir die letzten 1200 Jahre (etwa ab Karl I) oder 2600 Jahre (antikes Griechenland,Rom) betrachten, fällt auf, daß die Entwicklung einer Kultur einmal ein Ende nimmt und diese durch eine andere abgelost wird. Trotz einiger basaler Fehler (z. B. "Vererbung" kann man dem Sarrazin den Grundtenor seines "Abschaffungsbuches" kaum widerlegen, obwohl er immer noch (m. E. ahistorisch) ein wenig daran glaubt, die Konsequenzen abwenden zu können.
Symptome für einen Niedergang lassen sich leicht in der Kunst finden. Noch sind Kunstschaffende unterwegs, doch sie scheinen auf ihrer Suche nach dem Weg niemals an einem Ziel anzukommen. Die meisten Versuche laufen ins Leere, und es läßt schon jetzt erwarten, daß diese kaum Aussicht auf Bestand haben werden. An eindrucksvollsten läßt sich das in der bildenden Kunst beobachten: Der Realismus wird allmählich vom Nichtgegenständlichen verdrängt, und der kunstgewohnte Betrachter zieht einfach weiter, zumindest hängt er sich das Bild nicht ins Wohnzimmer.
Nicht anders in der Musik. Hier wird zunehmend emotionale Tiefe alter/"älterer" Meister durch eine eher intellektuelle Sicht ersetzt. Wegsuche ohne erkennbares Ziel, und ich möchte hinzufügen "nicht mehr erreichbares Ziel". Dafür werden Zeitgenossen auch noch gefeiert.
Eine ernstzunehmende Alternative besteht gerade mal noch im Konservieren.
Viel Spaß noch auf unserem Gastmahl des Trimalchio!
? (as-sal?mu ?alaikum)
P. S.: Womöglich habe ich das Thema, das durchaus einen längeren Aufsatz füllen müßte, zu extrem stark verkürzt, doch möge jeder selbst weiterdenken, wer Lust dazu hat.
Na so hochtrabend liegt das Problem auch wieder nicht. Um zu vermeiden dass vieles in der Versenkung verschwindet, bedarf es einfach des Weitergebens von Kulturellem und die Aufmerksamkeit der Verantwortlichen für diese Aufgabe (daran nämlich scheiterten viele vergangene sogen. grosse Reiche, dass sich deren Herrscher irgendwann selbst genug waren und Volk und Bildung sich selbst überliessen, nur noch sich an Kriegen und Macht berauschten und ihren Egoismus,Habgier ,Selbstüberschätzung und Selbstherrlichkeit pflegten, genau daran gingen deren Reiche, sie selbst und deren Kultur zu Grunde, deren Herrscher heute noch hochgelobt werden, für blinde Zerstörungswut,Elend und Verderben und wo Wissenschaftler für solch Gebaren angeblich tiefere Innere Gründe für diese glauben machen wollen.) Sicher simplifiziert dargestellt, aber treffsicher.
Würden die Bildungsinstitutuionen nicht erst seit kurzem ihrem Bildungsauftrag gerecht werden wollen, wäre manche heutzutage anzutreffende Malaise vermeidbar, gerade auch im Kultursektor. Seit kurzem nämlich schicken sich hier die Schulen an, Kindern die Kirchen, Synagoge und Moschee zu zeigen, samt Orgelvorstellung in beiden Kirchen. Dann klappts auch mit dem Bewahren vor dem Weltuntergang im kulturellen Bereich. Sicher besucht dann noch keiner zwangsläufig ein klass. Konzert, aber der Focus wird zumindest um das Wissen hierum erweitert.
Allein in meinem Freundeskreises habe ich etliche zur klass. Musik "gebracht", die wiederum ihren Kindern das Klavierspiel, Konzertbesuche machen etc... Wir sind dann bis zu 40 Personen wenn wir z.B. ins neue Kammermusik Abo-Konzerte gehen. Alter zwischen 25-40 und aller Nationen.
Und schon hat man eine indische Orgelschülerin und marokkan. Klavierschüler. Man muss sich nur etwas Mühen und selbst im Freundeskreis seiner Leidenschaft nachgehen und für sein Lebenshaltung und deren Inhalt werben. Als Künstler tut man dies ja ohnehin schon auf Grund seines Rund um die Uhr Berufs.
Und natürlich mache ich als Organist mit Schwerpunkt Bach, Kropfreiter, Bux, Messiaen keine Kompromisse bezüglich anderer Musikrichtungen. Mir hat es keinesfalls in meinem Umfeld geschadet, auf die klanglichen Finessen eines Messiaen oder Kropfreiter , Franck mit Feueratem hinzuweisen und selbst in der türk. Shisha Bar (mit türk. Freunden) von Bachs Kunst der Fuge zu erzählen und auf einem dort stehenden Klavier,(für Musikabende mit klass. oriental. Instrumenten) Klangbeispiele mit Erklärungen zu geben.. Und zu Hause an der DO weiterzumachen....
Aber es braucht natürlich auch die Kontakte, das Feuer und die Bereitschaft genauso gut versagen zu können.
Nur einmal kam die Frage ,ob ich denn auch anderes spiele, worauf ich antwortete:"recht das nicht aus?" Und dessen Kumpel den Fragenden zu verstehen gab:"Spiel das erst mal selber so gut, du Knallfrosch".
In Donauwörth werde ich regelmässig von der türk. Gemeinde zu deren jährl. Jahresfeiertag der Gründung Türkei eingeladen um ausschl. klassische Musik zu spielen. Beethoven, Haydn, Brahms. Da sitzen all jene normalen Menschen deren Kultur uns so fern scheint, deren Kinder aber mittlerweile 12 meiner klass. Klavierschüler ausmachen....
Es kommt viel auf einen selbst an, aber Verbiegen und Schielen nach momentan gefragtem, ist unkünstlerisch, wusste schon der alte Bach und nannte alle Musik ohne Generalbass als Fundament ein teuflisches Geleier und Geplärr....
@PeterW: Ein genialer Beitrag, dessen ganze intellektuelle Brillanz sich allerdings erst im Kontrast zu den vorhergehenden Beiträgen entfaltet, zu denen Holpijk dankenswerterweise weitere ebenso vielsagende, wie entlarvende hinzugefügt hat. In der Tat muss man Deinen Beitrag allerdings auch noch etwas weiter bzw. zu Ende denken:
(...) [grin]
Und Holpijp danke ich für die Bestätigung meiner Einschätzung, dass CC eindeutig seinen Platz IN der christlichen Kirche hat. Wenn CC mit jemandem, der ihn (zumindest hier) mit Worten herabwürdigt, trotzdem ein Bier trinken geht und ihm sogar noch sein Lieblingsstück (?) so vorspielt, wie er es gerne hören wollte - das nenn ich ein Beispiel gelebter Christlichkeit, von denen ich mir insgesamt in den christlichen Kirchen mehr wünsche.
@holpijp: Das Problem wird durch die demographische Brechstange gelöst, ob uns das gefällt oder nicht ? und das "Problem" sind traurigerweise wir. Ausführlicher bei Sarrazin.
Da helfen gutgemeinte bikulturelle Aktionen nur wenig hinweg. Diese verdünnen sich homöopathisch.
Dennoch ist Dein Optimismus herzerfrischend. Möge ich seinen Untergang nicht mehr erleben müssen.
Zitat
Bach [...] nannte alle Musik ohne Generalbass als Fundament ein teuflisches Geleier und Geplärr.
Muß ich mir merken. Doch was hätte Basti mit seinem Generalbaß gemacht, wenn er auftragsgemäß etwas zum Geschrey des Muezzins hätte schreiben sollen?
@Laurie: Meinen Beitrag muß man selber weiter- und zuendedenken. Ihn in aller Deutlichkeit zu extemporieren, würde bedeuten, sich mit einem nackten Hintern auf eine laufende Kreissäge zu setzen. Da weiß man am Ende nicht mehr, welche Zähne einen geritzt haben. Bei Nuhr war's aktuell gerade mal einer.
Bezüglich CC hast Du ganz Recht, PeterW,aber ergänzend möchte ich hinzufügen, dass CC in letzter Konsequenz Deinen Standpunkt so keineswegs teilt und daran glaubt- trotz Deiner herzerfrischenden Unkenrufe- dass die Orgelmusik keineswegs dahinsiechen wird. Mag Dein Umfeld den Untergang der klass. Musik heraufbeschwören lass, ich kann dies keineswegs so teilen. Und freilich, so wie Madonna, Peter Kraus!! etc. für ihre Musik eintreten, warum soll ich da anders handeln oder denken? Nenne mir einen Grumd warum ich nun, nach Deinen Umschreibungen in ein "O Weh mir..." ausbrechen?
Es steht Dir völlig frei in Deiner Gemeinde, oder in Deiner Wohnzimmergemeinde aus reinem Vergnügen zu spielen was Du willst. Und auch wenn es Dir sonstwo heraushängt. Kirchenmusiker ist ein Beruf und diese Tätigkeit kein Hobby, jedenfalls nicht meinerseits und auch nicht seitens aller Ehrenamtlern. Unsereins nun als Rest einer Horde von Orgelidioten hinzustellen, die sich Deiner vernehmbaren diffusen Freude an einem angeblichen Ende der Orgelmusik beteiligen sollen, mag Deiner Beweggründigkeit vorbehalten sein. Es bleibt dabei: ich drücke meinen Stempel freilich den Schülern als Lehrer auf, wie auch natürlich im Freundeskreis als Musiker. Ihnen allein steht es zu mich dahingehend zu kritisieren. Im Übrigen waren Goethe und Kant weit von Beliebigkeit entfernt, wie diese Aufklärer gern hingestellt werden. Es war vielmehr Suchen und "Formen"-letztlich Idealisieren- EINES MENSCHLICHEN IDEALBILDES!! EINES!! NICHT MEHRERER! (Remin. an die franz. Revolution eingeschlossen). Darum haben sie gelegentlich auch gehörig gestritten und waren selber höchst uneins; betreffs Richtung, Weg, Denkweise. Gerber- Fichte,Moses Mendelssohn, letztlich alle gegen jeden, eben weil ein jeder in seiner Haltung wenig wankelnd war.Letztlich griffen genau diese "Vordenker" wieder altbewähtes, nur über die Zeit verschüttetes auf,aus der griech. oder frühchristl.Tradition, bzw.deren Kirchengelehrten, Augustinus , selbst Christus etc...Also halten wir diese hohen Denker mal aus der Musik heraus, wobei Dir Goethes überschwängliche Liebe für J. S. Bach sicherlich bekannt ist (der Weg führte über Zelter) Er -als grosser Aufklärer-hatte Mendelssohn angehalten Das Wohltemperierte ausgiebig zu studieren um dann einen "Wegweiser fürs Leben" zu erhalten.... Na ,so ein altbackener Aufgeklärter aber auch.... [sad] Kant wünschte im Königsberger Dom , nahe dem Altar, Herder in der Stadt Kirche (Herderkirche) zu Weimar bestattet.
Manche dieser, wie Fichte ,Herder, waren dazu evang. Theologen im Pfarrdienst.
Und was Bach zu einem Auftrag ohne Generalbass im Fundamentum gemeint hätte,- nun diese Frage hat sich für ihn sicherlich nicht gestellt, geschweige denn das solch ein Auftrag jemals in solch Forderungskategorien an ihn ergangen wäre, zudem hat er mit seiner Aussage die Antwort selbst gegeben.
Zitat von holpijp
[...] die sich Deiner vernehmbaren diffusen Freude an einem angeblichen Ende der Orgelmusik beteiligen sollen, [...]
Diffuse Freude?
Wolltest oder konntest Du mich nicht verstehen? Ich schrieb vorher:
Zitat
Dennoch ist Dein Optimismus herzerfrischend. Möge ich seinen Untergang nicht mehr erleben müssen.
und das meinte ich bitterernst.
Hallo,
nun ja, einen Kampf der Kulturen muss man wegen oder an der Orgel nun auch wieder nicht heraufbeschwören. Ich habe mal im Kapuzinerkoster in Salzburg einen Orgelführung für (moslemische) afganische Flüchtlingsjungen im Alter um die 16/17 Jahre gemacht, die Gruppenleiterin war (schiitische) Iranerin. Das kam bestens an und die jungen Leute waren sehr interessiert und haben viel gefragt. Auch arabische Kollegen (allerdings allawitische Moslems) haben sich für die Orgel bzw. mein Orgelspiel interessiert und sich keineswegs vor dem "Teufelszeug" die Ohren zugehalten. Es gibt ja nicht nur Salfisten mit niedriger Bildung.
Interessant ist übrigens, dass im 19. Jahrhundert in manchen jüDischen Richtungen (Reformer, Liberale) die Orgel als Instrument in der Synagoge einführt und sich etabliert hat, es gibt da eigene Literatur. Unser Landesrabbiner (konservativ-liberale Richtung) mag Orgelmusik auch sehr. Auch im Islam spielt Musik bei manchen Strömungen eine wichtige Rolle, beispielsweise im Sufismus, wo mit Musik und Liedern auch die Liebe zu Gott und die Verehrung Mohammeds ausgedrückt wird. Selbst im Islam gibt es also so eine Art Kirchenmusik.
Seit der Einführung der Orgel im Karolingischen Reich im 8. Jahrhundert war sie ja noch nie ein Instrument, das die Massen angelockt hat, so wie es früher Gaukler und Jahrmarktsmusiker und heute Popstars getan haben und tun. Aber auch Opern, Konzerte, Literatur waren und sind ja nicht populär. Wer besucht schon klassische Konzerte (auch wenn diese ausverkauft sind) und wer kannte Herta Müller, bevor sie den die Literaturnobelpreis bekam? Das sind alles keine neuen Phänomene.
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
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