Zitat von Gemshorn

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Wird heute noch so etwas gebaut?

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Definitiv: Nein.

Zitat von Gemshorn

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Oder ist das Harmonium nur noch ein Relikt auf vergangener Zeit?

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Es war am Ende einer Entwicklungs-Sackgasse abgekommen und damit ausgestorben. Die Gründe, warum der Markt es nicht mehr haben wollte, sind vielfältig, z. B. hoher Wartungsaufwand (Stimmung, Dichtigkeit) oder die Tatsache, daß mit den Durchschlagszungen nur ein enges Spektrum an Klangfarben zu erzielen ist. Auch das nicht-Takt-synchrone Blasebalgtrampeln erfreute sich keiner besonderen Beliebtheit. Dessen ungeachtet gab es sogar zweimanualige Instrumente mit (Voll-)Pedal, die allerdings eine externe Windversorgung benötigten (z. B. "Spaethe-Orgel".
Die Firma Lindholm (Borna) war wohl die letzte, die Harmonium bis Anfang 20. Jhdt. herstellte, danach nur doch Cembali. Inzwischen ist auch sie vor wenigen Jahren geschlossen worden.

Mit einem 2 manualigem Lindholm hat meine Orgelzeit angefangen. Ich hatte das seinerzeit aus einem Kloster, wo es tot und undicht in der Ecke stand. Ich habe damals binnen einen halben Jahres alles wieder flott gemacht, bin gar nach Borna gefahren um 2 neue Balgfedern zu holen. Dort sah ich dann auch ein 2 manualiges Pedalharmonium.
Nach 3 Jahren fing der Zirkus wieder an... wieder Undichtigkeiten.
Es war ein großartiges Instrument aber brauchte laufend Reparaturen.

Also, Harmoniums (ja, so wurde die Mehrzahl dieser instrumente genannt), werden heute auch noch gebaut so z.B. in Indien als sogenannte Shrutibox und in China, für den asiatischen Markt, wo diese Instrumente noch benutzt werden. Bis vor Kurzen gab es noch eine Firma in Italien.
Das Harmonium in seiner französischen Form (Druckwind mit Expression und allem Schnickschnack) ist nicht zu Vergleichen mit den tausenden Saugwindinstrumenten, die man überall findet und die keiner haben will.

Ein kleiner Gag:

Naja , also wenn man kein Karg-Elert Kunstharmonium hat, bleibt es doch was es ist,-eine dürftige Choraltretmühle, Ersatz für eine richtige Orgel,- da hilft auch kein Karg-Elert mit seinen sicherlich nicht schlechten Orgelwerken, aber seine Salonharmoniummusik ist sehr speziell und eigen, wie Karg-Elert es ja insgesamt auch ist.
Elert kam über Paul Homeyer zur Orgel und hat sicherlich grossartiges geschaffen, allein seine Partita retrospettiva, oder Impressions op. 108 oder 142, oder seine Pastelle ...ganz herrlich knifflig zu registrieren, und echter Klangimpressionismus, am besten auf einer Orgel mit genügend sanft und nicht spuckenden 8' Registern und Streichern. Karg-Elert ist eine richtige organist. Bereicherung, seine Orgelmusik ganz hervorragend und unkonventionell, er liebte ja auch die Cinema organ.....

Ich glaube, Karg-Elert hat das schon ganz richtig gemacht. Wenn man ein Harmonium nicht als Orgelersatz sondern als eigenständiges Instrument begreift, kann es seinen ganz eigenen Reiz entfalten. Aber große Akzeptanz und reichlich eigenständige Literatur dürfte diesem Instrument wohl versagt bleiben, das Thema ist durch.

Gute Freunde von mir haben ein in sehr gutem Zustand befindliches Beyer-Harmonium im Wohnzimmer stehen, welches ich bei einem Besuch immer wieder gern mal spiele. Übrigens gibt es das Unternehmen Beyer noch, und wenn sie auch keine Harmonien mehr bauen, so reparieren und restaurieren sie noch.

Es sagt doch alles, dass César Franck auf seiner Empore ein Harmonium stehen hatte, weil er es als Ergänzung des Orgelklanges nicht missen wollte!

Ein Konklomerat von Orgel und Harmonium. Die Parabrahmorgel.

Ja, das dritte Manual ist ein vollständiges Schiedmeyer Druckwindharmonium.

Sachen gibt’s…
Und wieder eine Bildungslücke geschlossen
Danke

Here's a link to a performance in which the harmonium's ability to control dynamics is clearly heard--I was surprised by the subtlety of expression as most music I've heard played on the instrument had tiered/terraced dynamics without much subtlety:

Und hier ein Totentanz von Karg-Elert gespielt von Jonathan Scott auf einem Mustel: