Eminent?

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28.01.2015 11:44
avatar  Guilain
#16 RE: Eminent?
Gu

Im deutschen Eminent-Prospekt wird nur ein Teil des niederländischen Programms angeboten:
http://www.eminent-orgeln.de/Orgeln.html
http://eminentorgans.nl/en/


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28.01.2015 13:16
avatar  PeterW
#17 RE: Eminent?
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+ 12.1.2018

Zitat von Guilain
Im deutschen Eminent-Prospekt wird nur ein Teil des niederländischen Programms angeboten:

Und überhaupt geht die Terminologie etwas durcheinander...


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28.01.2015 14:13
avatar  Nimrod ( gelöscht )
#18 RE: Eminent?
Ni
Nimrod ( gelöscht )

Um kurz mal meine "Erfahrungen" mir Eminent zu schildern: immer wenn ich mal in Münchner bin, versuche ich bei Hieber Lindberg vorbeizuschauen, das erste Mal vor etwa 2 oder 3 Jahren. Damals fanden sich neben den Pianos in der Tastenabteilung noch einige Modelle zum Probespielen, leider sehr eng gepackt (zudem war es schwer, die Orgelklänge aus den immer präsenten Piano-Klängen diverser Halbprofis im Hintergrund herauszuhören. Am Ende nahm ich doch die Kopfhörer!).

Zunächst die Amadeus Serie (nach einer Minute habe ich die gleich wieder ausgeschaltet). Dann zu einer E30 (oder 36?), auch mit kurzer Spieldauer. Mein erstes Aha kam bei der damals neuen E 380LX auf. Da fand ich diverse Einzelregister sehr ansprechend, z.B. die Prinzipale (wenn auch zu leise), Zungen, Flöten. Was ich auch erstaunlich fand war, dass bei zunehmender Registrierung die Brillanz nicht abnahm, sondern erhalten blieb, bis hin zum Tutti. Alles klang auch wirklich nach PO. Ob das nun einfach an der C/Cis Lade bei allen Registern lag, oder an den Einzeltönen an sich, weiß ich nicht. Was ich auch nicht so ganz verstanden habe, ist das Abstrahlungskonzept, was offensichtlich eine Mischung aus C/Cis Lade und Ansteuerung unterschiedlicher Verstärker und Lautsprecher für unterschiedliche Grund-und Oberton-Bestandteile ist. Insgesamt kam der Klang recht schön aus der "Kiste" raus, sogar der 32 Fuss. Liegt vielleicht auch an dem üppigen Massivholz.

Dennoch blieben bei mir ein paar Mankos hängen: der Klang insgesamt ist schon recht nah an einer PO, aber irgendwie geglättet und konturlos (aber ganz anders als bei Johannus). Jeder einzelne Ton ist schon nah am vermeintlichen „Klangideal“ bzw. Original (was auch immer die war Herkunft des Klanges ist, Sampling und anschließende Rekonstruktion der Obertöne, oder wirklich so eine Art physikalisches Modellieren ohne Vorbild), ab der nächste Ton klingt genauso und auch ein wenig synthetisch. Keine Varianz, nicht ein klitzekleiner Unterschied, ein bisschen wie konstruiert oder mit einem Synti glattgezogen. Als nächstes: der Spuck bzw. das Einschwingen: kann man zwar einstellen, klang aber nicht wie ein schöner Spuck eines schönen gesampelten Register (z.B. Hoffrichter), sondern eher bei allen Registerfamilien gleich. Ich hörte keinen großen Unterschied des Spuck/Einschwingens eines Prinzipal zu einer Flöte oder einem Streicher (wohl in der Intensität, aber nicht im Klang des Einschwingens). Bei den Obertönen scheint das "Modell" ganz gut zu funktionieren, aber beim "Attack" hörte ich keine Überlegenheit zum Sampling. Weiteres Manko: das Abstrahlkonzept ist ein simples 4.1., klingt ein bisschen besser als erwartet (was vermutlich an der etwas sonderbaren Ansteuerung der Kanäle liegt), aber ist klar eine Hosenbeinbeschallung. Ebenso überzeugte mich der Nachhall überhaupt nicht, kam halt auch nur vermischt aus den 4.1 Kanälen und nicht separat. Zuletzt: der Preis (ich erinnere so etwa € 11.000 plus minus).

Als nächstes setzte ich mich an eine Capella (Preisrange so € 24.000, also eher "Monarke-Einstiegsklasse". Holztastatur (nun gut, kriegt man überall für Aufpreis). Holzzugregister (beleuchtet, aber nicht pneumatisch/elektrisch). Klang: ich würde sagen: die Register haben mir bei der 380LX besser gefallen, aber die Abstrahlung nach oben macht halt mehr her, da es raumfüllender rüberkommt. Insgesamt fand ich die Orgel nett, aber ich würde eine Menge per Intonation ändern wollen. Die Capella hatte damals auch nur 2 Intonationen an Bord: Barock und eine weitere, ich meine es wäre symphonisch gewesen.

Dann drehte ich mich rum und blickt auf eine Content Mondri 27 (offenbar hatte die ein Kunde für eine Eminent in Zahlung gegeben). Einschalten, erste Takte gespielt.....so much better....präsenter Klang, feine Tonunterschiede, sauberer Spuck, aber nicht zu viel, leichtes Windrauschen....da war viel klangliches Detail, was der große Eminent Bruder nicht hatte. Hätte ich mich in diesem Moment in dem Laden für eine Orgel entscheiden müssen, wäre die Content geworden (vom Preis mal ganz abgesehen). Da ich Content immer mal wieder angespielt habe, fiel mir auf, dass mir diese Orgel das erste mal auf Anhieb gefallen hat. Vielleicht hat der Vorbesitzer endlich mal was aus so einem Kasten rausgeholt? (Ich wünschte, ein Händler würde mal einen Tag investieren und uns allen somit mal zeigen, was technisch und akustisch bei Content möglich ist….)

Fazit damals: Eminent ist für meine Geldbeutel nix, dann würde ich einen Menge intonatorisch verändern (wobei mir nicht klar ist, was genau möglich ist und was nicht), und ich würde es nie an der Orgel tun (was immer als "so einfach und schnell" gepriesen wird, aber irgendwie eine Black-box ist, da kein Display vorhanden und alles über „Set-Taste plus fis drücken“ läuft – ist irgendwie Steinzeit!). Maestro Tonalis ist auch - mit Verlaub - eher was für Orgelbauer, Physiker oder Sound-Engineers....(da zeigt Viscount / Physis ganz klar wie man es benutzerfreundlich machen sollte).

Erneuter Besuch: vor Weihnachten 2014: erstmal suchte ich die Orgeln im Laden....ups, nur Pianos....ich fand eine E36 (wohl die gleiche Olle von damals). Einschalten – Kunde beobachtet, der auf benachbartes Piano zusteuert erste Takte „Elise“ am Piano zuhören - Orgel lauter drehen – 2 Takte Orgel spielen - frustriert ausschalten….die anderen Orgeln, die jetzt wohl in der Notenabteilung stehen, habe ich gar nicht bemerkt. Für mich war klar, dass der Laden gerade die Letzte versucht an den Mann zu bringen und dann Orgeln nicht mehr ausstellt. Beim nächsten Besuch schaue ich noch mal dort nach, ob es doch noch Eminent gibt.
Neben dem Konzept der technischen Entwicklung/Weiterentwicklung der Orgeln von Eminent sind mir halt die Preispolitik sowie das Marketing und Vertriebskonzept ein absolutes Rätsel. So verhält sich ein Unternehmen, dass sich schleichend vom Markt verabschiedet.

Falls jemand kürzlich eine Eminent gekauft hat, so möge er/sie sich doch mal outen und in die Bresche springen. Vielleicht haben wir doch was übersehen oder überhört?

P.S. auf YT gibt’s ein erstaunlich schönes Video von Gert van Hoef, der auf einer Capella das BWV 147 spielt. Der Klang stimmt in etwa mit dem überein, was ich von damals auch noch im Ohr habe. (https://www.youtube.com/watch?v=RusduDBkhWw)

Schöne Grüße, Nimrod


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28.01.2015 14:40
avatar  Guilain
#19 RE: Eminent?
Gu

Die Orgel unten ist, wenn ich mich recht erinnere, ein Instrument zum Verleihen. Herr Schellkopf, der Eminent vertritt, zeigt einem gerne alle anderen Instrumente. Er ist wirklich von Eminent überzeugt (und von der zugehörigen Intonationssoftware).


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28.01.2015 15:57
avatar  PeterW
#20 RE: Eminent?
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+ 12.1.2018

Der schöne, ausführlich Bericht von Nimrod trifft meinen damaligen Eindruck (zumindest die Erinnerung daran), als ich ein älteres Eminent-Modell anspielte, recht gut. Im Durcheinander der Bezeichnungen weiß ich den Typ nicht mehr. Das Instrument war 3-manualig, hatte (damals noch) die wunderschönen amerikanischen Schweller und eine echte(!) Walze. Die Verarbeitung erinnere ich als ausgesprochen hochwertig.
Doch dann der Klang..., zu Nimrod habe ich eigentlich nichts zu ergänzen.
Eine Typisierung als Gouda würde es treffen, doch im Gegensatz zu Johannus ist es einer gänzlich ohne Löcher. Daher die als "amorph" empfundene Toncharakteristik. Daß hierbei am Chiff etwas modelliert wird, liegt auf der Hand, aber abwechslungsreich waren die Einschwingtöne der einzelnen Labialregister nicht.
An die Zungen erinnere ich mich nicht mehr.

Zur Obertonsynthese kommt man über eine Fourier-Analyse des echten (stehenden) Pfeifentones (also nicht irgendwas mit "Sample" oder so'n Zeugs).
Diese Obertonsynthese ist - wie sollte es auch anders sein? - auch Bestandteil des Viscount-PM. Dort passiert aber noch eine ganze Menge mehr, was eben keine Langweile produziert, angefangen vom registertypischen Einschwingen (das wohl noch immer weiter zu perfektionieren sein sollte) über Fluktuationen und vielen andere Gimmicks, die in den Rechenmodellen untergebracht sind.


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