Es geht, meine ich, nicht nur darum, Gewohntes möglichst zu erhalten. Hier kommt eine theologische Frage zum Vorschein: Geschieht Gegenwart Gottes/Christi nur in der Eucharistie - oder auch im verkündeten und für heute ausgelegten Wort der Bibel? Die Theologie des Wortes Gottes wurde bei uns Katholiken - trotz Liturgie- und Offenbarungskonstitution des II. Vaticanums - vernachlässigt. Die Wortliturgie der Messe - in der das Wort Gottes nicht bloß gelesen, sondern gefeiert, inszeniert(!) wird - ist ebenso Gedächtnis (Fachausdruck: Anamnese) wie die eucharistische Liturgie. Das gilt auch für bloße(?) Wort-Gottes-Feiern. Dass diese nun als Mess-Ersatz erscheinen, macht die Akzeptanz freilich nicht leichter.

Für mich ist beides Untrennbar verbunden. Der Sonntagsgottesdienst muss für mich beides enthalten Tisch des Wortes UND Tisch des Brotes. Alles andere ist bloß ein billiger Abklatsch und Etikettenschwindel. In der WGF mit Kommunionfeier wird der Tisch des Wortes aufgebläht und der Tisch des Brotes wird in der kurzen Kommunionfeier am Schluss gequetscht. Und die WGF ohne Kommunionfeier ist nichts anderes als ein Wortgottesdienst den es auch schon vor der WGF als seperate Form gegeben hat.

Wenn schon das Wort Gottes "zelebriert" werden soll und keine Messe stattfinden kann, dann singe ich mit meiner Gemeinde am Sonntag die Laudes oder die Vesper, das Stundengebet ist die feierlichste Form des Wortgottesdienstes UND empfehle den Gläubigen die Messe in einer Nachbargemeinde zu besuchen. Und die meisten haben das auch getan, womit die WGF obsolet geworden ist.

Und trotzdem bleibt es dann bloß ein billiger Abklatsch einer Messe. Wenn man dann wenigstens so ehrlich wäre und auf die Kommunion verzichten würde. Wo natürlich eine Messe nur sehr selten gefeiert werden ist das ganze wieder eine ganze andere Frage und hat auch keiner etwas dagegen, wenn die Kommunion ausgeteilt wird.

Ich warte übrigens schon lange darauf, dass man auch an Karfreitag auf die Kommunion verzichtet.

Zitat von Gemshorn

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Zitat von jogo31

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Und trotzdem bleibt es dann bloß ein billiger Abklatsch einer Messe.

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Das sehe ich ganz anders.
Dann wäre ja jegliche Form von Gottesdienst ein "Abklatsch".
Kann, darf überhaupt irgendeine Gestalt von Gottesdienst als "minderwertig" betrachtet werden?

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Moment, es geht hier um den Sonntagsgottesdienst. Und es gibt nun mal in der kath. Kirche die Sonntagspflicht, die besagt, dass jeder Katholik am Sonntag eine Messe zu besuchen hat, es sei denn es sprechen schwerwiegende Gründe dagegen. Die WGF, die als Ersatz für eine Sonntagsmesse dienen soll, führt somit die Messe ad absurdum, wenn kein schwerwiegender Grund für eine WGF vorliegt und der ist sicher nicht, wenn die Messe wg. Urlaubs mal ausfällt.

Hab ich grad richtig gelesen? Sonntagspflicht? Wer sagt das bitte und wie leitet sich das her?
(Also das ist halbwegs ernst gemeint - ich würde wirklich gerne wissen, wo das her kommt und wie es sich begründet...)

Zitat von Gemshorn

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Also andere Formen von Gottesdienst sind nur dann als minderwertig zu betrachten, wenn sie anstelle der sonntäglichen Eucharistiefeier stattfinden?

Wo es Pflichten gibt, gibt es auch Rechte. Wie steht es mit dem Recht auf Eucharistie?
Lesenswert: http://diepresse.com/home/panorama/relig...fur-Eucharistie
Übrigens von einem Bischof. Das scheint ja für manche hier wesentlich zu sein. [wink]

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Vielen Dank für das Interview! Der Mann scheint vernünftige Ansichten zu haben [smile]

Hallo,

in unserem künftigen pastoraler Raum (Nordosten) ist die weiteste Straßenentfernung zwischen 2 bisherigen Gottesdienstorten (Kirchen) 85 km (Fahrzeit ca. 1 Stunde). Wenn der Raum künftig vielleicht nur noch von einem Pastor versorgt wird, geht das ohne neue Gottesdienstformen sicher nicht mehr. Oder wir besuchen gleich die evangelischen Gottesdienste. Mit den Lutheranern hier können auch Katholen prima auskommen.

Beste Grüße von der Waterkant (dünn besiedelt und dann nur <3 Prozent Katholiken und 16 Prozent Evangelen)
Christoph P.

... und an welcher Stelle in diesem Thread kommt nun die digitale Kirchenorgel, wie in der Unterschrift zur Forumbezeichnung ausgewiesen wird, ins Spiel?

Peter, das ist das Liturgie-Forum... Da gehts, wie der Titel schon sagt um liturgische Fragen... [wink] Wer sich nicht dafür interessiert, die DO findet man weiter oben. Wir schweben mit unseren DOs ja nicht irgendwo verklärt auf einer Wolke (die übrigens sehr stabil sein müsste [wink] ), sondern wir leben ja in der Realität und damit auch oft im kirchlichen Dienst.

Zitat von chp

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Hallo,

in unserem künftigen pastoraler Raum (Nordosten) ist die weiteste Straßenentfernung zwischen 2 bisherigen Gottesdienstorten (Kirchen) 85 km (Fahrzeit ca. 1 Stunde). Wenn der Raum künftig vielleicht nur noch von einem Pastor versorgt wird, geht das ohne neue Gottesdienstformen sicher nicht mehr. Oder wir besuchen gleich die evangelischen Gottesdienste. Mit den Lutheranern hier können auch Katholen prima auskommen.

Beste Grüße von der Waterkant (dünn besiedelt und dann nur <3 Prozent Katholiken und 16 Prozent Evangelen)
Christoph P.

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Genau für solche Fälle ist die WGF mit Kommunionfeier gedacht. Nämlich in Gemeinden wo lange Zeit keine Messe (mehr als 1 Monat) stattfinden kann oder wo es den Gläubigen unzumutbar ist eine andere Kirche zu erreichen (große Distanzen). Aber nicht für Orte wo mal die Messe ausfällt und wo man Problemlos eine Messe in der anderen Gemeinde besuchen kann. Für das sonntägliche gemeinschaftliche gottesdienstliche Feiern ohne Kommunion ist eine WGF nicht zwangsläufig nötig, dafür gibt es längst etablierte Feierformen.

Zitat von Gemshorn

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Also andere Formen von Gottesdienst sind nur dann als minderwertig zu betrachten, wenn sie anstelle der sonntäglichen Eucharistiefeier stattfinden?

Wo es Pflichten gibt, gibt es auch Rechte. Wie steht es mit dem Recht auf Eucharistie?
Lesenswert: http://diepresse.com/home/panorama/relig...fur-Eucharistie
Übrigens von einem Bischof. Das scheint ja für manche hier wesentlich zu sein. [wink]

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Das Recht auf die Kommunion kann ja eingefordert werden, wo es zumutbar ist, muss es eben in einer anderen Kirchengemeinde eingefordert werden, sofern in der eigenen keine Messe stattfindet. Nur dort wo es nicht zumutbar ist (Diaspora, sehr große Entfernungen, wie z. B. im Beispiel von @chp) ist die Kommunionfeier in der WGF statthaft. Für Kranke (und dabei muss man nicht "Totkrank" sein) gibts die Krankenkommunion.

Nochmal: An Sonntagen wird die Sonntagspflicht dadurch erfüllt, dass man eine Hlg. Messe besucht. Nur in den genannten Notfällen wird sie auch dadurch erfüllt, wenn eine WGF besucht wird (in der nicht zwangsläufig die Kommunion ausgeteilt werden muss). Ich kenn eine Gemeinde, in der findet alle zwei Wochen am Samstag Abend anstelle der Vorabendmesse eine WGF mit Kommunionfeier statt, obwohl am Sonntag Morgen eine Messe gefeiert wird. So was ist um es mal auf Neudeutsch zu sagen ein "No Go" und stellt die Messe am Sonntag morgen in den Schatten.

Ein Recht auf die Kommunion hat man übrigens nur, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:

1. Die Taufe
2. Leben in Taufgnade
3. Festhalten am Glauben der kath. Kirche
4. die Rechte Absicht
5. Der vorherige Empfang des Bußsakramentes (sofern sich der Kommunikant einer schweren Sünde bewusst ist)

Und da happerts in den Punkten 3-5 doch recht häufig, wenn mans formaljuristisch sieht (übrigens auch bei mir). [wink]