Orgelarena Fränkisches Weinland 2015

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05.05.2015 08:09
#1 RE: Orgelarena Fränkisches Weinland 2015
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Moderator

Hallo Leute,

zwischen Himmelfahrt und dem darauffolgenden Sonntag (14. bis 17. Mai) findet zwischen Würzburg, Kitzingen und Neustadt/Aisch die "Orgelarena Fränkisches Weinland" mit dem Dresdener Frauenkirchen-Kantor Matthias Grünert statt - eine Folge von jeweils halbstündigen Konzerten, an vier Tagen insgesamt 25 Programme an 27 Instrumenten.
Das genaue Programm findet Ihr hier: http://orgelarena.de/

Das Heft mit den Instrumenten und den Dispositionen lässt sich als pdf ausdrucken (nach unten scrollen!). Viele der Instrumente kenne ich selber, denn in der Gegend war ich zwei Jahrzehnte lang zugange.
Ich nehme mit großem Besteck an der Tour teil und mache aus den Aufnahmen ein paar "Musica Sacra"-Folgen.
Vielleicht sieht man ja den ein oder anderen von Euch.

LG
Michael


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13.05.2015 08:55
#2 RE: Orgelarena Fränkisches Weinland 2015
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Moderator

So, das große Besteck ist verstaut, der Diesel ist gesattelt und vorgeglüht zum Ritt ins Frankenland.

Vier Tage Orgeln rgel:, Orgeln rgel: und noch mal Orgeln rgel: (zwischendurch Spargel, Silvaner und andere Köstlichkeiten, die des Menschen Herz erfreuen ...)! *Megafreu*

LG
Michael


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13.05.2015 11:44
#3 RE: Orgelarena Fränkisches Weinland 2015
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Administrator

Klingt herrlich. Genieß es.


Auf Orgelsuche.

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13.05.2015 17:00
avatar  Klaus K
#4 RE: Orgelarena Fränkisches Weinland 2015
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Viel Spaß auch von mir; grüß mir Bad Windsheim morgen. Ich habe in meiner damaligen Internatsstadt an der dortigen Stadtkirchen-Orgel in den 60er-Jahren viele Stunden verbracht. Damals noch Steinmeyer hinter dem prächtigen Maucher-Prospekt mit klappernder Barkermaschine für das 1. Manual.

Viele Grüße
Klaus K


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13.05.2015 22:17
avatar  Subbass
#5 RE: Orgelarena Fränkisches Weinland 2015
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Tolles Programm!
Schade, nur dass ihr nicht die Winterhalter-Orgel in Gerolzhofen anschaut. Wenn man eh schon in Volkach und Gaibach ist, sind das nur ein paar Kilometer!


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17.05.2015 01:02
#6 RE: Orgelarena Fränkisches Weinland 2015
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Moderator

Hätten wir gerne gemacht. Aber der dortige Kantor K.H. Sauer hat mir heute erzählt, die Veranstalter hätten angefragt und man habe absagen müssen, weil just am heutigen Tage dort sog. "ewige Anbetung" sei, die nicht anders terminierbar sei.

Ich finde es auch schade, dass die beiden Gerolzhofener Orgeln (in der ev. Kirche steht eine hübsche Eule) nicht dabei sind.
Dafür haben wir heute - huch, es ist nach Mitternacht, also: gestern - die beiden wuchtigen Intrumente der Stadtkirchen in Kitzingen (ev. Steinmeyer, kath. Vleugels) genossen und am Abend die Orgeltrias in Ebrach - zwei spätbarocke Chororgeln von Köhler und eine Hauptorgel von Eisenbarth.

Mehr später. Ich muss auch irgendwann mal schlafen.

LG
Michael


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19.05.2015 08:59
#7 RE: Orgelarena Fränkisches Weinland 2015
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Moderator

So, liebe Leute,

ich habe mein Schlafdefizit ausgeglichen. Während der vergangenen Tage hatte ich ziemlich fette rote Zahlen auf dem Nachtruhe-Konto. Dass diese Orgelfreunde, die bei der Orgelarena 2015 dabei waren, alle mit so wenig Schlaf auskommen ...

Wenn Ihr mal in die Gegend zwischen Würzburg und Neustadt/Aisch kommt, habe ich ein paar Adressen, an denen Ihr unbedingt Halt machen und gute Orgeln hören/spielen solltet ...

Unter den Wiederholungstätern im Auditorium waren übrigens einige liebe Mitleser unseres Forums. Unter den „Aktivisten“ unser unterfränkischer Forumskollege Orgelpunkt, der nicht nur kurz vor der C-Prüfung steht, sondern auch jederzeit das Examen als Kabel- und Stativträger bestehen würde ... Danke Roland!

Als ich in dieser Region noch zugange war, galt die Orgellandschaft als eher &bdquoDurchwachsen“. Was da in den vergangenen 25 Jahren an Neubauten entstanden, an historischer Substanz restauriert wurde, ist höchst respektabel.

Ein paar Beispiele: In Neustadt an der Aisch steht in der Ev. Stadtkirche eine sehr schöne Jann, mit den firmenüblichen, perfekt intonierten Zungen. Rheinbergers e-moll-Sonate könnt ihr garantiert demnächst in Musica Sacra hören – herrlich gespielt und farbig registriert.

Bei Katholens in Neustadt gab es eine neue Metzlerin, saftiger Barockklang, genau richtig für Bastis Passacaglia BWV 582. Ich muss sagen: Je öfter ich sie in gestuftem Plenum höre, umso mehr gefällt sie mir so – vor allem, wenn sie so stringent und energiegeladen gespielt wird. Ich habe noch gelernt, sie mit Subbass und Gedeckt 8‘ zu beginnen und im Generaltutti aufzuhören – das hat mir eigentlich immer gefallen. Aber mal vom Anfang weg so richtig die Plena krachen zu lassen, offenbart manche neue Schönheit.

In Bad Windsheim traute ich meinen Ohren nicht. Die üppige Viermanualige aus 1986 wurde seinerzeit kurz nach der Fertigstellung im Kollegenkreis als Beispiel herumgereicht, wie man eine so große Orgel gründlich „vergeigen“ kann. Eigentlich herrschten optimale Bedingungen: ein Raum mit einer grandiosen Orgelakustik, hinter einem pompösen Barockprospekt Platz in Hülle und Fülle, Geld genug, um ordentliches Material zu verbauen, eine (allerdings von einem halben Dutzend Experten ausgekungelte) Disposition, die vielseitige Optionen versprach. Die ausführende Firma sparte auch nicht an der Materialqualität bei Pfeifen und Windladen, sieht man von den fürchterlich quäkenden und blökenden Zungen eines Zulieferers ab. Aber die Orgel klang nicht. Man saß als Interpret ratlos vor der Registerstaffelei und probierte und probierte ...
Dann hat die Gemeinde die Orgel vor ein paar Jahren „reorganisieren“ lassen. Geringfügige Dispositionsänderungen, ein paar ausgetauschte Zungen, ein paar gerückte Mensuren und vor allem eine akribische Intonation haben aus dem „häßlichen Entlein“ einen wunderschönen Schwan gemacht. Die Wirkung der Schwellwerke – vorher einfache Bretterkisten, jetzt doppelwandig mit hoher Dämmwirkung – ist grandios. Was Matthias Grünert aus dem „Idyll“ der 19. Rheinberger-Sonate an subtilen Farbwerten herausholte, war schlichtweg faszinierend. Und das gewaltige „Orgelbrausen“ der abschließenden Toccata hatte nichts mehr gemein mit dem schrillen Gequäke, das ich mit dieser Orgel vorher verbunden habe.

Wer mal nach Würzburg kommt, sollte in die Kirche der „Marianhiller Missionare“ gehen und die Steinmeyerin aus 1949 hören. Auch sie drei Jahrzehnte lang ein „häßliches Entlein“, das alle Gutachter schlecht geschrieben haben. Dann hat man sie restauriert. Und das Ergebnis ist beeindruckend. Vor allem die Bässe haben so was von Saft ... Der Kantor, Rudolf Müller, ist ein sehr liebenswürdiger Kollege und zu Recht stolz auf dieses herausragende Unikat unter den Würzburger Orgeln.

Meine persönliche Favoritin ist natürlich die gewaltige Klaisine aus 1937, die in der Abteikirche von Münsterschwarzach zu beiden Seiten oberhalb des Chorgestühls steht. Die größte Pfeife aus Zinn ist gerade mal 2‘ lang – alles Längere musste aus Holz, Zink, Aluminium und „Cupal“ (einer Mischung aus Kupfer und Aluminium) gebaut werden, die kurzbechrigen Zungen aus Messing. Und Hans Klais hat den „Wehrwirtschaftsführern“ der Nazis da mal so richtig den Stinkefinger gezeigt. Wir lernen: auch Zinkpfeifen klingen, wenn man sie entsprechend starkwandig baut und sie sorgfältig mensuriert und intoniert. Wenn diese Orgel losgrummelt, dann laufen dem Hörer eiskalte Schauer der Ergriffenheit über den Rücken. Mir jedenfalls ist es so gegangen, als Matthias Grünert zum Schluss des dortigen Programms drei Stücke in spätromantischem Duktus von Nicholas Choveaux spielte.

Soweit ein paar Eindrücke. Vielleicht schiebe ich noch was nach. Aber jetzt müssen die Radioredakteure in meinem Alter ins Studio ...

LG
Michael


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19.05.2015 14:54 (zuletzt bearbeitet: 14.09.2019 10:51)
#8 RE: Orgelarena Fränkisches Weinland 2015
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Moderator

Hier noch ein paar Impressionen:

Würzburg, Wallfahrtskirche Käppele. Ein verkehrstechnischer Supergau. Transport der Ausrüstung (Hochstativ – 22 kg schwer –, Koffer mit Mikrophonen und Aufnahmegerät, Kabeltrommel und zwei dicken, abgeschirmten Tonleitungen von je 10 Metern) im Mannschaftszug huckepack vom Parkplatz 400 Meter entfernt (direkte Zufahrt wg. Erdrutsch gesperrt) durch eine fränkische Steillage, z.T. über Treppenstufen aus Granit, die seit der Barockzeit von ganzen Pilgergenerationen ausgetreten wurden. Wenn da oben jemand schlapp macht, muss der Notarzt gut zu Fuß sein ...
In der Kirche ein zweiteiliges Köhler-Gehäuse von 1752, darin ein rekonstruierender Neubau von Vleugels/Hardheim mit II/31. Der Reiz dieses Instrumentes liegt in den pastellfarbenen, diferenzierten Einzelstimmen. Die Bach-Partita "O Gott, du frommer Gott" brachte sie zur Geltung. Die Orgel hätte noch ansprechender geklungen, wäre da nicht ständig die Tür auf- und zugegangen und wären nicht irgendwelche Touris und/oder Pilger hereingeschlappt und geräuschvollst umherspaziert, um die Rokoko-Pracht zu bestaunen. Ich habe mehr Türengeklapper, Gehuste, Kindergeplärr, Auslösergeklicke von Uralt-Kameras und andere Sozialgeräusche auf der Tonmaschine als Orgeltöne ... *seufz*.

Persönlich gefreut hatte ich mich auf die (mit nur 25 Registern kleine) Viermanualige des von mir hochgeschätzten Gerhard Schmid in der Schlosskirche zu Castell. Meine Frau stammt aus einem Nachbarort und ich habe diese eigentlich sehr schöne und raffiniert disponierte Orgel gelegentlich gespielt. Leider waren die Zungen verstimmt und die in der Höhe übereinander gestaffelten Werke waren durch einen rasanten Temperaturanstieg während zweier Tage nicht gut aufeinander zu sprechen. Die Trompete haben wir noch schnell beigestimmt, aber das Unterwerk (SW) ist so verbaut, dass man die halbe Orgel auseinanderlegen muss, um an die Zungen heranzukommen. Und das bei den Schübler-Chorälen, wo farbige c.f.-Mischungen vonnöten sind. Matthias Grünert war ziemlich enttäuscht über den stimmungsmäßigen Zustand. Und als sich der Dekan überschwänglich bedankte, sagte der: „Während ich jetzt Gebet und Segen spreche, kann sich Herr Grünert schon mal über eine Schlussimprovisation zu ‘Du meine Seele singe‘ Gedanken machen.“ Matthias hatte aber gerade so gar keine Lust mehr, drückte mir das Gesangbuch in die Hand und meinte: „Komm, spiel Du was.“ Ich hatte Schuhe an, mit denen man drei Pedaltasten auf einmal anschlagen kann (sog. Terzenschuhe), habe dann aber das Hauptwerksplenum gezogen, das relativ gut stimmte, im Pedal die Posaune dazu und etwas herumgedonnert – unter weitgehender Vermeidung komplizierterer Pedalfiguren. Das Volk hat sogar spontan kapiert, ab wann es mitsingen durfte, so dass beim donnernden B-Dur-Schlussakkord allgemeine Enthusiasmierung herrschte.

In Ochsenfurt am Main wartete eine schöne und sehr substantielle Zweimanualige von Hey aus 1985 auf uns, Mendelssohns II. Sonate stand ihr gut an. Rincks hübsches dreisätziges Flötenkonzert F-Dur geriet allerdings etwas opulenter als vom Komponisten gedacht – der segensreichen Mitarbeit der Deutschen Bahn AG sei Dank. Ich hatte die Mickymaus auf den Ohren, die Augen geschlossen und badete in samtigen Klängen, als ich plötzlich dachte: „Welcher Wahnsinnige fährt denn da unter der Empore Rollschuhe?“ Es war der ICE Würzburg-Nürnberg, der auf der Tonspur nachhaltige Impressionen hinterließ. Sechs Minuten später kam dann der Gegenzug. Wie heißt doch eine Kurzgeschichte meines Lieblingsschriftstellers Heinrich Böll: „Der Zug war pünktlich.“ Und ich ergänze: aber leider auf dem falschen Gleis ...

Der Kollege in der Kath. Stadtkirche von Ochsenfurt ist zu beneiden um sein schönes Instrument (III/39) von Claudius Winterhalter aus 1997. Mit der universellen Disposition und der satten, unforcierten Intonation geht vieles, besonders gut gefallen hat mir farblich und gestalterisch Prélude, Fugue und Variation von César Franck.

Auch in Kitzingen fanden sich in den Hauptkirchen beider Konfessionen stattliche Instrumente von sehr gegensätzlichem Charakter. In der ev. Stadtkirche eine große, zwar orgelbewegte, aber erfreulich saftige und wohlgerundete Steinmeyerin aus 1951, bei Katholens ein sinfonisch konzipiertes Pendant von Vleugels aus 1996 und 2007, in zwei Bauabschnitten errichtet und sehr „buntig“ (dominierend blau) angestrichen (da hatte der Kunstexperte des Bistums die Finger drin). Francks „Grande pièce Symphonique“ an diesem Instrument war einer von etlichen Höhepunkten der Tour.

Die Orgeltrias in der ehemaligen Zisterzienser-Abteikirche Ebrach war sicherlich der Gipfelpunkt der Reise, wenngleich die Instrumente recht unterschiedliche Eindrücke hinterließen. Die beiden Chororgeln des Frankfurter Barockmeisters Christian Köhler, mustergültig restauriert, klangen warm und erdig (so, wie der dort wachsende Silvaner schmeckt), selbst in steilen Registrierungen anheimelnd. Die viermanualige Hauptorgel von Eisenbarth/Passau aus 1984 fiel nach diesen Hörgenüssen deutlich ab. Ich habe sie als ziemlich mager empfunden, die Trompeten des Bombardwerkes eher blechern als brillant, die gesamte Orgel im (zugegebener Maßen sehr langen und hohen) Hauptschiff zu wenig raumbeherrschend, vor allem in den Bässen recht mager. Der monumentale Raum - außen Romanik, innen Barock – hätte mühelos ein Instrument doppelter Größe verkraftet, oder irgendwo im hinteren Chor noch eine fette „Gegenorgel“.

So long und LG

Michael


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19.05.2015 15:39
#9 RE: Orgelarena Fränkisches Weinland 2015
Ma

Vielen Dank für die interessanten und lesenswerten Eindrücke!

Hast du Kirchen ausgelassen, oder wie war ansonsten das Mitschleppen des ganzen Equipments bei so einem eng getakteten Zeitplan machbar?

Zitat von Wichernkantor

Persönlich gefreut hatte ich mich auf die (mit nur 25 Registern kleine) Viermanualige des von mir hochgeschätzten Gerhard Schmid in der Schlosskirche zu Castell.


Aha, Koppel- und Echomanual. Ansonsten hätte mich die Dispo mal interessiert... [grin]

Gloria Concerto 350 Trend

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19.05.2015 17:34
#10 RE: Orgelarena Fränkisches Weinland 2015
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Moderator

Nein, ich habe (fast) alles mitgenommen. Das Spiel hieß "Hase und Igel" - immer eine Nasenlänge voraus. Wenn die Truppe eintraf, war ich eben schon da. Für Aufbau und Herstellen der Gefechtsbereitschaft brauche ich vier Minuten Vorsprung. Beim Zusammenpacken hat mir in einigen Kirchen unser Kollege "Orgelpunkt" assistiert. Beim Fahren kam mir natürlich zugute, dass ich in der Ecke 15 Jahre lang als Redakteur bei einer Tageszeitung gearbeitet habe und jeden Schleichweg kenne.
Ich habe nur zwei Tatorte ausfallen lassen: Volkach, Maria im Weingarten, weil ich da die winzige Orgel als grottig in Erinnerung hatte. Aber Matthias Grünert erzählte mir hinterher, sie sei ordentlich restauriert. Und in Gaibach, eine Rundkapelle mit kaum 50 Sitzplätzen. Da habe ich - zutreffender Weise - vermutet, dass die Bude proppevoll wird, die Akustik unterirdisch ist und die Sozialgeräusche lauter sind als die Orgeltöne. Ich habe die Zeit genutzt um mit meinem Schwiegervater, der bei Volkach lebt, ausgiebig Kaffee zu trinken. Das war tagsüber sowieso das angesagte Getränk ...

Hier die Schmid'sche in Castell:

I. Koppelmanual - koppelt II und III

II. Hauptwerk
Gedacktpommer 16'
Prinzipal 8'
Spitzflöte 8'
Oktav 4'
Koppelflöte 4'
Waldflöte 2'
Mixtur 4-5f 1 1/3'
Trompete 8'

III. Unterpositiv (SW)
Holzgedackt 8'
Gamba 8'
Rohrflöte 4'
Nasat 2 2/3'
Oktave 2'
Terz 1 3/5'
Oktave 1'
Zimbel 3f 1/2'
Krummhorn 8'
-Tremulant-

IV. Cornettwerk/Echowerk
Kornett 5f 8'
Vox humana 8'
-Tremulant-

Pedal
Subbass 16'
Oktavbass 8'
Großterz 6 2/5'
Choralbaß 4'
Rauschbass 4f 2 2/3'
Posaune 16'

Pedalkoppeln

Beim Improvisieren in Castell hat mich doch wirklich der Hoffotograf heimlich abgelichtet:
http://orgelarena.de/wp-content/uploads/2015/05/Orgelarena2015_0515_140739_IMG_5621.jpg
Der Frauenkirchenkantor persönlich sichert mir die Statik des bekannt gewichtigen bayerischen Gesangbuches ...

LG
Michael


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19.05.2015 19:01
avatar  PeterW
#11 RE: Orgelarena Fränkisches Weinland 2015
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+ 12.1.2018

Zitat von Wichernkantor

http://orgelarena.de/wp-content/uploads/2015/05/Orgelarena2015_0515_140739_IMG_5621.jpg

Am schönsten sind die Wäscheklammern als Kabelbinder.


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19.05.2015 19:11
#12 RE: Orgelarena Fränkisches Weinland 2015
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Moderator

Nee, nee, die waren zum Festklemmen der Gesangbuchseiten gedacht. Aber wir haben sie erst post festum entdeckt. Die Fahndung nach den Gehäuseschlüsseln vorher hatte uns ziemlich geschlaucht. Denn es gab drei (in Worten: drei) verschiedene Schloss- und Schlüsselgrößen an den Füllungen und Türen. Schmid war Schwabe - und die hent alles selber gmachet ... auch die Schlösser. Wenn eine Sorte alle war, wurden halt andere genommen. Seine elektrischen Register- und Kombinationsschalter eigener Fertigung (auch die singulären Koppeltritte) waren legendär. Die Registertafel der Orgel in der Altöttinger St. Anna-Basilika (V/86) mit Handregistrierung und vier FK verströmte den Charme eines Reichsbahn-Stellwerkes der 30er Jahre ...

Aber das Zeug funktionierte.


LG
Michael


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20.05.2015 08:34
#13 RE: Orgelarena Fränkisches Weinland 2015
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Moderator

Und noch’n paar Splitter:

Nach den größeren jetzt mal die kleineren Instrumente:

Lenkersheim und Ickelheim sind zwei Nachbardörfer bei Bad Windsheim. In beiden ev. Kirchen stehen neuere Instrumente, an denen sich der Stilwandel im Dorforgel-Bau zwischen den 80er und 90er Jahren nachvollziehen ließ. In Ickelheim stehen II/21 von Ekkehard Simon, Landshut, aus 1988. Das dürfte eine der letzten Instrumente gewesen sein, in denen der Dispositionsstil des langjährigen bayerischen LKMD Friedrich Högner (+1981) noch nachwirkte. Högner disponierte Dorforgeln gern zungenlos. Die erste Zunge, die ein Instrument dann bekam, war eine Trompete 8‘ im Pedal. Dass das durchaus Vorteile bietet, zeigte sich in P+F c-moll BWV 549 in einem klar konturierten Pedalsolo und im Schlussteil der Fuge, wenn viel „Beinarbeit“ zu leisten ist. Simon baute sonor singende, hochgradig polyphonietaugliche Prinzipalchöre mit hellen, doch keinesfalls grellen Mixturen. Die Orgel gefiel mir in der d-moll-Triosonate BWV 527 durch kammermusikalische Dezenz (abgesehen davon: Die Sonate war auch ungemein rhythmisch und federnd gespielt!).

In der etwas kleineren Lenkersheimer Kirche stehen II/13 aus der Werkstatt Mühleisen (der Stuttgarter, nicht der Elsässer!) von 1999. Zu Högners Zeit hätte das HW dieser Orgel auf Prinzipalbasis 4‘ gestanden. Dass sich mittlerweile herumgesprochen hat, dass ein Prinzipal 8‘ das wichtigste Register zum Choralbegleiten ist, halte ich für die erfreulichste Entwicklung der vergangenen zwei Jahrzehnte. So hat das HW den kompletten Prinzipalchor mit Flöte und Streicher, das Positiv ist ein zerlegtes Cornett, das Pedal beschränkt sich auf das „unterfränkische Duo“. (Subbass und Oktavbass) Ich habe immer abgelästert über die hereditäre Pedalschwäche der gemeinen unterfränkischen Dorforgel. Aber da ist ganz offensichtlich viel passiert, seit ich ins Hessenland gezogen bin. Mir hat diese Orgel mit ihrem vollen und dennoch leuchtenden Klang sehr gut gefallen. Ich kannte von Mühleisen nur die sehr gelungene und farbenreiche Stuttgarter Stiftskirchenorgel aus eigenem Erleben. Ich habe mich gefreut, zu hören, dass diese Werkstatt auch kleine Instrumente mit so großer intonatorischer Sorgfalt fertigt. Acht Bearbeitungen aus dem „Orgelbüchlein“ zeigten die immense farbliche Differenzierungsfähigkeit dieses kleinen Instrumentes. Vor allem die warmen Cornettmischungen haben mich überzeugt.

In die Ev. Michaelskirche nach Volkach hat sich anno 1992 eine Eule aus Bautzen verflogen, II/19 plus drei Vorabzüge. Ihre genauso schöne, aber anders (da als Silbermann-Stilkopie) konzipierte kleine Schwester steht in der ev. Kirche im benachbarten Gerolzhofen und stand leider nicht auf dem Programm. Gerade bei Instrumenten um die 20 Stimmen gelingen Eule abgerundete Instrumente – wenn der Raum nicht zu groß ist. Und die Volkacher ev. Kirche ein eher kleinerer Raum. Die Orgel kommt sehr direkt und zupackend von der Empore. P+F D-Dur BWV 532 stand das sehr gut. Mendelssohns VI. Sonate war ebenfalls in schönen Farben zu interpretieren, aber sie hätte einen „Heiligenschein“ aus Raumhall vertragen.

Was herauskommen kann, wenn ein Dorfpfarrer Orgelliebhaber ist, war in Oberschwarzach zu hören. Das Instrument aus dem Hause Weise von 1959 ist auf der Empore der nicht allzu großen Kath. Kirche als üppige Zweimanualige auf Pedalprinzipal 16‘ aufgebaut. Im Chorraum hängt noch ein Schwalbennest mit zehn (!) Manual- und zwei Pedalregistern, die dem I. der drei Manuale im Spieltisch zugeordnet, aber abgeschaltet sind. Die Hauptorgel wurde anno 2011 generalüberholt. Und sie klingt gar nicht schlecht, vor allem das Bassfundament ist ungemein solide. Mit zwei großen Bächen (c-moll 546 und C-Dur 547) ließ sich schon ziemlich viel Staat machen. Weise war in den Nachkriegsjahren „Hoflieferant“ im Bistum Würzburg. Er baute Mitte der 60er noch Pneumatiken in die Rhön ... Vor allem in den Dörfern um Bad Kissingen (der dortige damalige Kantor Dr. Rudolf Walter war Weise-Fan) war er der „Platzhirsch“, bevor die Rhöner Werkstätten Hoffmann und Hey größere Marktanteile gewannen. Die meisten Weises sind inzwischen abgerissen. Mir ist noch niemand begegnet, der ihnen nachweinte ...

LG
Michael


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20.05.2015 15:03
avatar  hahoern
#14 RE: Orgelarena Fränkisches Weinland 2015
ha

Zitat von Wichernkantor

Registertafel der Orgel in der Altöttinger St. Anna-Basilika (V/86) mit Handregistrierung und vier FK verströmte den Charme eines Reichsbahn-Stellwerkes der 30er Jahre ...


Diese etwas monströse und dahingefummelte Tafel hat aber den Charme, dass man sie grosszügig schwenken kann und einem der Registrant, so man einen hat, nicht zu dicht auf der Pelle sitzt.

Zitat

In Bad Windsheim traute ich meinen Ohren nicht. Die üppige Viermanualige aus 1986 wurde seinerzeit kurz nach der Fertigstellung im Kollegenkreis als Beispiel herumgereicht, wie man eine so große Orgel gründlich „vergeigen“ kann.


Das freut mich besonders zu hören. Die historische Steinmeier in der Spitalkirche habe ich ja regelmässig unter den Fingern aber aus genau dem Grund um die Kilianskirche immer einen grossen Bogen gemacht - auch wenn die Kantorin Gästen gegenüber sehr unkompliziert und aufgeschlossen sein soll. Das wäre vielleicht mal einen Abstecher wert.


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20.05.2015 17:32
#15 RE: Orgelarena Fränkisches Weinland 2015
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Administrator

Auch wenn ich zum Thread rein gar nichts beitragen kann, so muss doch einmal gesagt sein, dass ich Wichernkantors Schilderungen mit viel Interesse lese. Danke!


Auf Orgelsuche.

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