2 Testberichte Concerto

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15.07.2015 08:23
#16 RE: 2 Testberichte Concerto
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Moderator

Eine Art "Stiftung Warentest" für DO wäre sicher sinnvoll. Aber sie ist m.E. derzeit nicht realistisch. Wie viele DO werden im deutschsprachigen Raum pro Jahr verkauft? Ich denke mal - ohne es jedoch zu wissen - höchstens 2.000. Wer genaue Zahlen hat, möge mich korrigieren. Also ebenso viele - seien wir großzügig und ziehen noch in Kaufentscheidungen eingebundene Kirchenvorstände mit ein - oder höchstens 3.000 Leute wären an objektiver "Marktforschung" interessiert. Statistisch betrachtet heißt das: niemand.
Da immer mehr Kirchengemeinden DO beschaffen - vor allem kleinere Instrumente für Kapellen, Aussegnungshallen und Gemeindesäle -, wäre es durchaus sinnvoll, dass die Kirchenleitungen fachkundige Leute mit der Sichtung und Beurteilung des Angebotes beauftragen. Ich weiß - das ist zweischneidig. Man schafft neue Gedöns- und Obergedönsräte die sich wichtig machen können. Zudem ist die Zahl der Ober- und Oberstkantorierenden, für die eine DO absolut "bäh" ist, trotz langsamen Sinkfluges immer noch signifikant hoch.
Es hilft also nix: Wer eine DO kaufen will, ist weiter auf eigene Marktforschung und faire kollegiale Beratung angewiesen. Das bietet ja auch unser Forum - cum grano salis. Und dass das auch nicht unproblematisch ist, haben wir ja im Falle einiger Markenfetischisten sehr unangenehm erfahren.

LG
Michael


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15.07.2015 11:54
avatar  Guilain
#17 RE: 2 Testberichte Concerto
Gu

Fachkundige Leute offiziell zu beauftragen wird schwierig. Denn - jedenfalls in Österreich - gilt bei den diözesanen Kirchenmusikreferaten: Digitalorgel ist pfui. Dann rät man eher zu einem dreiregistrigen (Pfeifen-) Positiv als zu einer 30registrigen Digitalorgel (Spitznamen: "Pornophon", "Elendrium".....).


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15.07.2015 12:04
#18 RE: 2 Testberichte Concerto
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Moderator

Ja ja, das ist bei uns nicht anders. Aber die Betonköpfe verteidigen eine Festung, die längst nicht mehr in der Frontlinie liegt, sondern tief im (angeblich feindlichen) Hinterland ...

Ich kenne ein paar Kollegen (darunter einen amtierenden Domorganisten und einen OSV), die kraft Amtes kräftig auf die DO schimpfen müssen, daheim aber seit 20 und mehr Jahren ihre Ahlborn oder Johannus zum Üben stehen haben. An meiner 360 bekamen bereits einige "Rechtgläubige" äußerst häretische Anwandlungen ... [grin]

LG
Michael


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15.07.2015 22:18
avatar  Romanus ( gelöscht )
#19 RE: 2 Testberichte Concerto
Ro
Romanus ( gelöscht )

ZITAT von Hans-Dieter Karras:
"Diese wiederum sind in grundlegenden Parametern am Instrument und noch detaillierter per Software intonierbar. Dass nicht alle Parameter direkt am Spieltisch zugänglich sind,macht dabei Sinn - der Unbedarfte dürfte dabei mehr kaputt intonieren,als verbessern."
Dagegen:
Diesen 2 Sätzen muß ich auf das schärfste widersprechen und der falsch gesetzte Beistrich ist hierbei noch das kleinste Übel:
1. stimmt Satz 1 sowieso nicht,denn der Editor bringt - abgesehen vom unbegrenzt freien Registertausch - kaum entscheidende Vorteile gegenüber dem Intonationsmenü im Spieltisch,deshalb habe ich bis jetzt auch auf dieses Tool verzichtet.
2. Selbst wenn Satz 1 zutreffend wäre, könnte sich auch "Der Unbedarfte" jederzeit den Editor kaufen,womit will Herr Karras dies verhindern ?
Mir ist nicht bekannt,daß es dafür einer "Lizenz zum Intonieren" bedarf. [grin]
3. halte ich jeden Organisten - ob studiert oder nicht - für so mündig,SEIN privates Instrument nach seinem Geschmack zu intonieren und nach eventuellen Fehlgriffen mit der Reset-Funktion die serienmäßigen Arbeitskopien der 4 Standard-Intonationen wiederherzustellen,womit ein "kaputt intonieren" jederzeit wieder rückgängig gemacht werden kann.
Und wenn ein privater Concerto-User die pneumatische Kauffmann-Orgel aus seiner Heimat-Stadtpfarrkirche,die er schon als kleiner Schulbub kennen- und lieben gelernt hat und die in den 80er-Jahren einer neobarocken Kreissäge weichen mußte,in seinem Heiminstrument klanglich wiederauferstehen lassen möchte,dann ist das sein gutes Recht,für das er bezahlt hat !
Aus letzterem Grund können mir die Intonationsmöglichkeiten gar nicht weitreichend genug sein ! Dafuer:
(Möglicherweise wollte Herr Karras damit auch nur Werbung für den Editor machen,der kein großer Verkaufsschlager sein dürfte.)

Zitat von Martin78

Selbstverständlich hatten die Unicos vorher schon eine entsprechende, wirkungsvolle Einstellmöglichkeit, nun gibt es aber mit kleiner und großer Barockkirche, romantisch etc. einige "Blasebalgsimulationsprogramme" und der entsprechende Wert lässt sich an der Orgel feiner ausdifferenzieren.


Eine Kleinigkeit,Martin,muß ich korrigieren: [wink]
"Baroque small" und "baroque large" bezieht sich nicht auf die Größe oder Architektur der Kirche,sondern vielmehr jene der Orgel bzw. ihres Blasebalges:
Bei "baroque small" wird eine eher kleine Balganlage simuliert,wie man sie z.b. bei den kleineren Silbermann-Orgeln wie in Reinhardtsgrimma findet. Ein solcher Blasebalg ist durch vollgriffiges Spiel bei Plenum-Registrierungen viel leichter aus dem Gleichgewicht zu bringen als jener einer großen Barockorgel wie z.b. der Hildebrandt-Orgel in der Wenzelskirche zu Naumburg. Trotzdem ist das plötzliche Einsetzen der Winddruckinstabilität auch bei einer großen Barockorgel deutlicher als bei einer romantischen Orgel,die typischerweise gleichmäßiger atmet.

Die Größe und Architektur der virtuellen Kirche stellt man über "Reverberation" ein,hier kann man zwischen Capella, Parish, Modern Church, Romanic Church, Baroque Church, Gothic Church, Basilica und Cathedral wählen.


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15.07.2015 23:34
avatar  Machthorn ( gelöscht )
#20 RE: 2 Testberichte Concerto
Ma
Machthorn ( gelöscht )

Zitat
Eine Art "Stiftung Warentest" für DO wäre sicher sinnvoll.


Den Gedanken finde ich schwierig. Was soll man bewerten, und wie? Ganz viel an unseren Instrumenten ist Geschmacksache. Der eine zieht Furnier vor, wo der andere in Laminat keinen Nachteil sieht. Der eine mag die Klaviaturen etwas leichtgängiger, der andere mag sie knackiger. Der eine mag Manubrien, der andere Wippen. Und die Ausgestaltung der Disposition sowie die Klangästhetik sind ohnehin schlecht zu bewerten. Was bleibt, sind lediglich Ausstattungsmerkmale, wie die Größe der Setzer, Umfang der Intonierbarkeit, Verfügbarkeit von Pistonen (Pistons?), Zahl der Schwelltritte, Umfang der Disposition. Dazu benötigt man aber keinen Test, das geht aus der Produktbeschreibung hervor.

Womit wir wieder bei der Binsenweisheit sind: Man überlege, was man auf jeden Fall braucht, betrachte sein Budget und teste alle dann noch in Frage kommenden Instrumente. Und das kann einem kein noch so ausgefeilter Testbericht abnehmen.


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15.07.2015 23:43
#21 RE: 2 Testberichte Concerto
Ma

Zitat von Romanus

Eine Kleinigkeit,Martin,muß ich korrigieren: [wink]
"Baroque small" und "baroque large" bezieht sich nicht auf die Größe oder Architektur der Kirche,sondern vielmehr jene der Orgel bzw. ihres Blasebalges:
Bei "baroque small" wird eine eher kleine Balganlage simuliert,wie man sie z.b. bei den kleineren Silbermann-Orgeln wie in Reinhardtsgrimma findet. Ein solcher Blasebalg ist durch vollgriffiges Spiel bei Plenum-Registrierungen viel leichter aus dem Gleichgewicht zu bringen als jener einer großen Barockorgel wie z.b. der Hildebrandt-Orgel in der Wenzelskirche zu Naumburg. (...)


Danke für die Präzisierung bzw. Korrektur - du hast natürlich recht.

Für mich persönlich stellt der Editor allerdings ein äußerst wichtiges Asset der Physis-Orgeln da: Erst durch den freien Registertausch kam ich in den Genuss, mir eine richtige französisch-barocke, ein mitteldeutsche und eine deutsch-romantische Orgel zusammenzustellen, was sonst einfach nicht ginge.

Gloria Concerto 350 Trend

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16.07.2015 05:44
#22 RE: 2 Testberichte Concerto
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Moderator

Beim "Warentest" ginge es mir vor allem um die Fragen: Wozu wird die Orgel (von einer Gemeinde) benötigt? Welchen Raum muss sie füllen? Welche Qualität haben die Klaviaturen? Wie solide ist das Gehäuse verarbeitet? Wie leicht oder schwer ist das Instrument zu transportieren? Also darum, was sie von der Ausstattungsseite her können und leisten muss. Ich denke, da ließen sich schon etliche Kriterien objektivieren, ohne Geschmacksbereiche zu berühren. Es ergibt sicher wenig Sinn, eine kleine Gloria oder Johannus oder Viscount etc. mit interner Abstrahlung in eine Kirche mit 500 Sitzplätzen zu stellen und zu erwarten, dass man damit Gemeindegesang begleiten und Literatur aller Stilepochen überzeugend spielen kann. Trotzdem sind solche Sachen passiert. Und alle DO-phoben OSV haben hämisch gegrinst.
In einem Nachbarort hatten wir das - genau so üble - Gegenteil: Da wollte vor 15 Jahren eine (von der eigenen Genialität und Singularität seeehr überzeugte) Organistin eine DO mit III/77 nach einer selbergedichteten "französisch-sinfonischen Disposition" - in einem Raum, der mit einer PO von II/15 satt bedient wäre, pupstrocken und von kammermusikalischer Intimität ist. Es hat dann, getreu der Faustregel, dass man pro PO-Register zwei DO-Register geben sollte, eine Goria Monarke mit II/31 gegeben, mit den hellen, freundlichen und unaufdringlichen Silbermann-Samples von Kisselbach. Ein winziges Quantum Hall vermittelt eine hauchzarte Illusion von Akustik. Auch nach 15 Jahren finde ich jedesmal, wenn ich diese Orgel spiele: Das haben wir damals völlig richtig gemacht. GEGEN den Widerstand der Offiziellen - die natürlich sofort das "Dankbarere" und "wertvollere" Positiv (sogar mit Subbass im Pedal und auf Prinzipalbasis 4'!) ins Spiel gebracht hatten. Sie lauerten förmlich darauf, die von der damaligen Titularin intendierte "Radaukiste" verreißen zu können. Und daraus wurde dann nichts ... [grin]
Hätte das Landeskirchenamt eine kluge Empfehlung abgegeben, statt sich in der Festung aus Hirnbeton zu verschanzen, wäre es mir erheblich leichter gefallen, der guten Frau die Flausen auszutreiben. Sie heulte dann in der ganzen Szene herum, sie bekäme jetzt eine Orgel, auf der könne man "nur Buxtehude" spielen.
Das Inaugurations-Programm des Unterfertigten umfasste Opera von Guilmant, Franck, Clérambault, Bach und - Buxtehude - Ätsch! [grin]

LG
Michael


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