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Popsongs auf Beerdigungen
Hallo,
hier im Nordosten gibt es vielleicht 20% Christen und weniger als 5 % Katholiken, die meisten Leute sind Atheisten und kommen gar nicht auf die Idee, kirchlich zu heiraten oder sich beerdigen zu lassen. Insofern ist das bei uns eh kein großes Problem. Bisher haben es die Leute mir überlassen, was gespielt werden soll. Andererseits spricht ja auch nichts dagegen, wenn die Brautmutter mit Tränen in den Augen ein Lied zur Guitarre singt, finde ich eher nett, auch wenn es musikalisch kein Brüller ist.
Und nun mal jemand käme und wollt die Hymne eines Fußballvereins haben oder einen Popsong, der musikalisch passt, für eine Beerdigung, na ja, wieso nicht. Ich spiele ja die Musik, nicht den Text. Ich würde das von Fall zu Fall prüfen, aber nicht von vorne herein ausschließen. "Imagine" von John Lennon wäre für mich schon sehr grenzwertig, aber da bei den meisten Leuten der Text nicht bekannt ist, könnte ich mir das unter Umständen musikalisch als Meditation auch vorstellen.
Ich spiele auch ganz gerne im Gottesdienst mal etwas Jazziges, z.B. ein paar Fische aus dem Album "Aquarium" von Andreas Willscher. Die Stücke nehmen Bezug auf die Glasfenster der Kirche St. Franzikus in Hamburg, wo der Hl. Franziskus auch gezeigt wird, wie er Insekten und Fischen predigt. Aus der Musik hört man diesen Bezug aber natürlich nicht gleich heraus. Zulässig, nicht zulässig? Andererseits: Was macht eigentlich das Sakrale an einem Präludium und Fuge von Bach aus?
Mit gefällt an der Kath. Kirche vor allem ihre Internationalität, auch weil sie sich damit klar gegen jeden Rechtsradikalismus positioniert. Da muss man sehen, dass man in seiner norddeutschen Gemeinde nur ein winzig kleines Steinchen im Gesamt-Mosaikbild der Kath. Kirche ausmacht. Selbst in unserer Gemeinde ist das spürbar, wenn Russen, Polen, Lateinamerikaner und eine starke Gruppe Schwarzafrikaner einen erklecklichen Teil der Gemeinde im Gottesdienst ausmachen. Wir hatten auch schon die Situation, dass die Hälfte des Altarpersonals (Pastor, Ministranten, Kommunionhelfer) schwarz waren, inkl. eines schwarzen Pastors (tja, bei uns gibt es Pater aus Schwarzafrika, die sozusagen auf Mission sind). Bei den Sternsingergruppen muss übrigens auch nur selten einer schwarz geschminkt werden [wink]. Diese internationale Vielfalt muss sich ja auch in der Kirchenmusik wiederspiegeln, in Lateinamerika oder Schwarzafrika haben wir ja auch ein fruchtbare Verschmelzung von Kath. Christentum und lokalen Traditionen. Mir gefällt das. Manche unserer Schwarzafrikaner finden die Deutschen sowieso zu wenig spontan, fröhlich und lustig - vielleicht auch im Gottesdienst?
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
P.S.: @Falcon 2000: Andreas Willschers Toccata a la Rumba könnte man bei meiner Beerdigung auch sehr gerne spielen. Aber ich sehe nicht ganz, wer das hier vor Ort hinbekommen würde. Selber übe ich da immer wieder mal dran herum, bekomme aber den Rhythmus bis jetzt nicht so recht in den Griff.
Also ich hab meine Bestattung schon ganz grundsätzlich geplant:
Einzug: Leon Boellmann - Suite Gothique - Toccata
Kommunion: Charles Marie Widor - 4. Symphonie - Andante cantabile klick hier
Auszug: Charles Marie Widor - 5. Symphonie - Toccata
Und der Kirchenchor soll entweder die Missa pro Patria von Johann Baptist Hilber singen oder eventuell auch die Pastoralmesse in G-Dur singen...
Aber bei den Orgelstücken bin ich mir sicher...
Zitat von Mikelectric
Nein, ganz und gar nicht! Wenn ich Party schreibe, dann meine ich das auch so. Liturgie muß Liturgie bleiben. Es spricht ja nichts dagegen, in Absprache mit der Gemeinde und dem Pfarrer das eine oder andere Lied nicht kirchlicher Herkunft in die Liturgie zu integrieren. Deshalb muß dieses Lied ja noch lange keinen unchristlichen Charakter haben. Es kann aber auch nicht sein, daß ALLES erlaubt werden soll, nur weil angeblich Kirche gefälligst für den Menschen da sein muß! ...
Es ist teilweise erschreckend bis unwürdig, wenn nur noch einer auf der "Klampfe schruppt" und den Chorraum dabei als Bühne der Selbstdarstellung mißversteht, während auf der Empore die schönste Orgel im Dornröschenschlaf zu schweigen hat [sad]
Michael
Jetzt muss ich doch nochmal antworten [wink]
Denn da sieht man wieder, wie man ohne klare Definition aneinander vorbei reden kann :help:
Auch ich bin ganz gewiss dagegen, dass die Beerdigung zur Bühne der Selbstdarstellung benutzt wird.
Ich wollte lediglich ausdrücken, dass als Andenken an den Toten sein Lieblingslied gespielt werden darf - nicht für den Vortragenden zur Selbsterhöhung. Selbstverständlich sollte das Kirchliche nicht zu kurz kommen, denn wenn wir uns kirchlich beerdigen lassen, dann doch hoffentlich im Vertrauen auf Christus.
Und für mich ist auch die Orgel DAS Musikinstrument, das in der Kirche nicht schweigen sollte.
Nochmal bitte ich um Entschuldigung, wenn ich euch da falsch verstanden habe.
OT: @chp
Die "Toccata alla Rumba" (so steht's auf den Noten die ich habe [grin] ) hat m.M. nach Olivier Vernet am besten interpretiert (von denen, die ich bisher gehört habe). Ich höre einfach immer wieder erst über ipod, dann versuche ich den Rhythmus einigermaßen so zu spielen. Nur die Schlusstakte scheint er anders zu spielen als in den Noten - das habe ich noch nicht so recht rausgebracht wie. Leider sehe ich aber auch bei uns keinen, der das auf meiner Beerdigung mal hinbekommen könnte. Zumindest mein Sohn fordert mich immer wieder auf sie zu spielen, wenn er zuerst auch gesagt hat "Fürchterlich" - vielleicht schafft er es ja mal in hoffentlich etlichen Jahren.
Bis dahin sollte es die Orgel noch geben. Leider wird aber die Spielhäufigkeit abnehmen, Organisten gibt es nicht mehr wie Sand am Meer. Hier am Ort lernt nur mein Sohn Orgel, ansonsten: Keyboard oder Klavier.
Das wird vielleicht auch den Druck erhöhen, doch Lieder verschiedener Provenienz zuzulassen.
Ich hätte schon noch ein paar andere Wünsche wie Ligetys Volumina, Heaps Swinging Bach, Desmessieux Octaves, Bovets Hamburger Totentanz, etc - aber dann muss man doch auch an die Besucher der Beerdigung denken und EIN Wunsch muss dann genügen.
@Bwoll
"Einzug: Leon Boellmann - Suite Gothique - Toccata
Kommunion: Charles Marie Widor - 4. Symphonie - Andante cantabile klick hier
Auszug: Charles Marie Widor - 5. Symphonie - Toccata"
Ja, sehr schön. Aber wie bei mir werden nicht alle erfreut sein mit Orgelmusik zugeschüttet zu werden. Aber als Andenken darf das ruhig mal sein.
Wobei das ja auch nicht christliche Lieder sind.
Interessant, dass doch viele schon an den Tod denken. Wir Christen scheinen soooo viel Angst nicht davor zu haben
Zitat von Falcon 2000
Denn da sieht man wieder, wie man ohne klare Definition aneinander vorbei reden kann :help:
Auch ich bin ganz gewiss dagegen, dass die Beerdigung zur Bühne der Selbstdarstellung benutzt wird.
Ich wollte lediglich ausdrücken, dass als Andenken an den Toten sein Lieblingslied gespielt werden darf
Bei meinen Überlegungen hatte ich gedanklich die Musik in drei Kategorien eingeteilt:
1. Christliche Lieder: z.B: "O Haupt voll Blut und Wunden" oder "Lobe den Herren", eben mit deutlich christlichem Inalt.
2. Weltliche Lieder: z.B: "An der schönen blauen Donau" oder "We all live in a yellow submarine", mit säkularem Inhalt.
3. Unchristliche Lieder: z.B: "Hare Rama Hare Krisna" oder "Gott ist tot", teilweise auch mit antichristlichem Inhalt.
Die Lieder der 3. Kategorie möchte ich eben auf einer christlichen Beerdigung nicht hören und auch sonst gewiss nicht.
Aber vielleicht ist meine Definition ja nicht allgemeingültig und unchristliche Lieder besagt lediglich, daß sie eben nicht christlichen Inhalts sind? Vielleicht weiß über die offizielle Definition jemand genauer bescheid?
Du hattest von "Hells Bells hören" gesprochen! Das Lied kenne ich zwar direkt nicht, aber alleine beim Titel gehe ich auch eher von der 3. Kategorie aus.
Nun dachte ich mir aber schon, daß Du wohl nicht unchristlich bist, wenn Du Dich mit Orgelmusik befasst [smile]
Es kann ja eine Diskussion durchaus auch bereichern, mal eine andere Meinung zu präsentieren, selbst wenn es vielleicht gar nicht die absolut eigene ist.
Liebe Grüße
Michael
Ich will mich in diese Diskussion nicht reinhängen und daher nur zwei Einwürfe: wesentlich finde ich, dass man - und das ist oft eher eine individuelle Ermessenssache, denn eine Regelentscheidung - versucht, Brücken zu bauen zwischen dem vorhandenen musikalischen Rezeptionsvermögen der - häufig kirchenfernen - Zuhörer und christlicher Musikkultur. Wenn die Leute rausgehen mit der Erinnerung "Der hat ja richtig coole Mucke gemacht, hätte ich nicht gedacht, dass Orgel so klingen kann", dann hat man sehr viel erreicht. Erinnern wir uns daran, dass Jesus sich auch oft nicht an "Die Regeln" gehalten hat. Dafür muss man ja nicht gleich Michael Jackson fulminant durch die Pfeifen jagen - obwohl ich zugeben muss, dass das hier ziemlich goil klingt:
https://www.youtube.com/watch?v=beaj4d_JW8c
@Copula @BWoll @Krummhorn
OT: Darf ich fragen, wie es bei euren Freunden ankommt, dass ihr Orgel -und dazu noch Sakralorgel - spielt?
Gibt es da Anerkennung oder kommen da auch mal blöDe Bemerkungen?
Und wie seid ihr denn dazu gekommen?
Hier kenne ich nicht viele, äh, ausser meinen Ältesten keinen, der Orgel spielt.
Und wenn wir dabei sind, hättet ihr Bedenken, dass in der Kirche oder auf einer Beerdigung auch mal ein Popsong (auf der Orgel) gespielt wird?
Wie würdet ihr es bei einer Beerdigung von einem eurer Kameraden beurteilen, wenn er sich als letzten Wunsch einen Pop- oder Rocksong gewünscht hätte.
Denn soviel Interesse an Klassik ist doch allgemein bei Jugendlichen nicht vorhanden (sage ich jetzt einfach mal).
Schönen Fasching
Christoph
Hallo Christoph
Das beantworte ich gerne:
Also bei meinen Freunden kommt schon mal Anerkennung rüber, einer spielt sogar selbst, lässt sich da aber ganz schön hängen. Aber ansonsten kommen keine blöDen Bemerkungen. Die Haltung ist eher neutral. Trotzdem merke ich schon mal, wie beeindruckt manche sind. Im Dezember habe ich mal wieder Orgelvertretung in meiner Heimatgemeinde gespielt. Da steht die Orgel ebenerdig, sodass man sehen kann, was der Organist bewerkstelligt, vor allem im Pedal. An diesem Sonntag waren auch ein paar von den Konfirmanden da, (ich wurde schon konfirmiert) und ich konnte im Spiegel sehen, dass die nur auf mein Pedalspiel geachtet und ganz komisch geguckt haben. Aber bei Bachs "Wer nur den lieben Gott lässt walten" aus dem Orgelbüchlein kein Wunder. [wink] Aber auch bei den Konfirmanden vom letzten Jahr, wo ich dazugehörte, wurde es als positiv empfunden, dass ich Orgel spiele.
Wie ich zur Orgel gekommen bin? Keine Ahnung, das kam einfach von alleine.
Also in der Kirche kenne ich keine Gnade. Da spiele ich alles, was auf der Orgel berwerkstelligbar ist. Ich wollte Silvester gerne den Militärmarsch "Blaze Away" von Abe Holzmann spielen, nur kam mir da der Posaunenchor in die Quere.
Auf Beerdigungen würde ich es nur auf besonderen Wunsch ungern machen, aber ich spiele Gott sei Dank so gut wie nie auf Beerdigungen, da in meinem Stadtteil nur ein stäDtischer Friedhof ist.
Ich hoffe, dass alle Fragen beantwortet sind - wenn nicht einfach fragen.
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