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Popsongs auf Beerdigungen
...unerwünscht: http://diepresse.com/home/panorama/religion/593697/
Zitat
"Säkulares Liedgut darf bei einer katholischen Beerdigung nicht gespielt oder gesungen werden", forderte Hart. Sportgesänge, romantische Balladen und Popsongs seien dem Anlass nicht angemessen, schrieb Erzbischof Hart in seiner Anordnung.
Nun, ich geb dem Herrn Erzbischof vollinhaltlich Recht.
Habe selbst erlebt, wie gut "Ganz in weiß mit einem Blumenstrauß" zur Beerdigung passt...
Ansonsten haben wir hier aber das gleiche Phänomen wie bei den Hochzeiten: Die kirchlich kaum Sozialisierten verstehen nicht, warum solche Lieder nicht passen.
Und die Kirche — sonst in allem rigide — getraut sich nicht, verbindliche Machtworte zu sprechen.
:no:
#4 RE: Popsongs auf Beerdigungen
In meiner Gemeinde gibt es seit Jahren einen Kirchenvorstandsbeschluß (in der ev. Kirche von Hessen und Nassau hat der KV die Liturgiehoheit): In einem ev. Gottesdienst wird ausschließlich ev. Kirchenmusik gemacht. Damit sind wir auch gleich aus der leidigen "Ave-Maria"-Falle bei Trauungen. Wer in unserer Kirche eine Kasualie wünscht, muß das akzeptieren. Und siehe, es funktioniert - weil wir uns da im Team einig sind. Die Leute akzeptieren das. Trotzdem werden bei uns Kinder getauft, Paare getraut und Verstorbene beerdigt.
Klare Ansagen schaffen klare Verhältnisse.
Grüße von
Michael
Zitat von Wichernkantor
... Kirchenvorstandsbeschluß: In einem ev. Gottesdienst wird ausschließlich ev. Kirchenmusik gemacht.
Schöne Konsequenz. Wenn sich alle Gemeinden im Sprengel einig sind, entfällt auch der Tourismus bei kirchlicher Ausgestaltung von Familienfeiern (sorry, für den Sarkasmus, aber darauf läuft es doch meist hinaus, wenn wir ehrlich sind).
Damit erübrigen sich im Gottesdienst die sub-laienhaften Auftritte von Klampfenspielern mit unmusikalischen "Sängern". Omannomann, war das immer peinlich! Und manchen Pfarrer scheint es kein bißchen gestört zu haben...
Hallo,
ich sehe das nicht so eng. Wenn so eine Pop-Ballade von Melodie und Text her passt, wieso nicht. Merkwürdig finde ich eher so Sachen wie "So nimm den meine Hände" mit all seinen Anspielungen auf den Tod zur Hochzeit.
Da gibt es doch auch diesen "Apostelsong" aus dem Musical "Jesus Christ Superstar", der ja eigentlich ein Spottlied auf die geistig limitierten Apostel darstellt ("Always hoped that I'D be an apostle - Knew that I would make it if I tried - Then when we retire we can write the gospels - So they'll still talk about us when we've died". Die Melodie wurde doch inzwischen zu einem gern gesungenen, veritablen Kirchenlied verwendet ("Nimm an o Herr die Gaben, die wir bringen", wird aber vielleicht aus Copyright-Gründen noch etwas auf die Aufnahme in das eine oder andere Gesangbuch warten müssen.
Jedenfalls, "Scarborough Fair" und solche Sachen, "A Whiter Shade of Pale", selbst "Nights in white satin" habe ich in meiner Jugend auch schon in der Kirche gespielt, heute kennt das eh keiner mehr. Also mehr Gelassenheit, die Leute auf den vielleicht unpassenden Text aufmerksam machen und wenn es passt nach Möglichkeit den Wunsch des Verstorbenen respektieren. Im Katholischen Trauergottesdienst gibt es Gelegenheit für Instrumentalstücke zu Beginn, zur Gabenbereitung, zur Kommunion und zum Ende.
Ich selbst bin als Ehrenamtler natürlich fein raus: Was mir gegen den Strich geht, kann ich halt nicht.
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
Eigentlich ist das ganze ja nur eine Ansichtssache. Der eine mags, der andere halt nicht. Beerdigungen sind m. E. nicht der richtige Ort. Aber im normalen Gottesdienst sollte man es schon dürfen, zumal es ja auch häufig beim "Publikum" gut ankommt. Aber wer's nicht mag ,der mag's halt nicht.
Auch wenn jetzt viele mich anspringen werden - ich bin der Meinung, dass gerade bei der Beerdigung sich jeder ruhig was wünschen darf, auch wenn mir das Gewünschte absolut nicht gefällt.
Hier geht es doch nicht darum, dass Ideale des Pfarrers, der Gemeinde, des Organisten, etc realisiert werden, hier geht jemand auf die letzte Reise. Und wenn er meint, dass er nach unten geht, dann soll er eben seine Hell's Bells jetzt schon hören.
Ich würde mir nie das Recht rausnehmen, zu entscheiden was gespielt werden darf und was nicht. Wenn jemand meint, seine Beerdigung zu verunstalten, dann soll er das tun dürfen.
Was soll denn erlaubt sein? Wo ist die Grenze? Was ist heute ok, morgen aber nicht mehr? Die Grenzen verschieben sich und selbst in dem Artikel wird ein Geistlicher erwähnt, der das nicht so eng sieht ("Gemeindepfarrer Bob Maguire sagte der Zeitung "Herald Sun", Beerdigungen seien in seinen Augen eine "Familienangelegenheit, der Geistliche beiwohnen und keine Kirchenangelegenheit, der die Familie beiwohnt.)
Ich spreche aber auch dem Organisten nicht das Recht ab, gewisse Sachen nicht zu spielen, da soll dann eben jemand anders ran.
Mein Wunsch (im Moment) zu meiner Beerdigung wird sicher auch vielen nicht gefallen, aber mir gefällts: A. Willscher: Toccata alla Rumba
#10 RE: Popsongs auf Beerdigungen
Genau das sehen wir in unserer Gemeinde anders. Eine Kasualie ist eben keine Privatsache, sondern eine öffentliche gottesdienstliche Veranstaltung der Gemeinde. Wer seine Beerdigung "verunstalten" will, muß das halt in einem anderen Rahmen tun. (Dasselbe gilt sinngemäß für Hochzeiten.)
Nicht allein die Familie bestattet einen Toten. Das könnte auch privatissime geschehen, ggf. in Anwesenheit eines Pfarrers, Trauerredners, Büttenredners oder der Freiwilligen Feuerwehr. Eine "kirchliche Beerdigung" heißt nach ev. Verständnis: Die mehr oder weniger ganze Gemeinde bestattet eines ihrer Gemeindemitglieder. Durch ihre Anwesenheit zeigen die Teilnehmer, daß sie der Familie beistehen werden. Deshalb wird in einem ev. Trauergottesdienst nicht für den Toten, sondern für die Lebenden gebetet.
Es geht nicht um irgendjemandes Ideale, sondern um das, was die gewählten Vertreter der Gemeinde, die Kirchenvorsteher, aus den Pastoralbriefen der Bibel und aus den reformatorischen Bekenntnisschriften herauslesen und für ihre Gemeinde verbindlich festlegen. Würde irgendjemand aus der Gemeinde das mißbilligen, stünde es ihm frei, zur Gemeindeversammlung zu kommen (zum alljährlichen "Konzil" der Gemeinde) und das Thema anzusprechen. Bisher ist das nicht geschehen.
Grüße in die Runde
Michael
Zitat von Wichernkantor
Genau das sehen wir in unserer Gemeinde anders. Eine Kasualie ist eben keine Privatsache, sondern eine öffentliche gottesdienstliche Veranstaltung der Gemeinde. (...) Eine "kirchliche Beerdigung" heißt nach ev. Verständnis: Die mehr oder weniger ganze Gemeinde bestattet eines ihrer Gemeindemitglieder.
Ich sehe das aus katholischer Sicht ebenso. Ich weiß, dass es etwa in Wien so gehandhabt wird, dass liturgiefremde Musik VOR Beginn der Feier (oder danach) musiziert werden kann. Der Priester wartet in diesem Fall im Eingang der Trauerhalle die Musik ab und beginnt danach mit der Liturgie. Das ist m.E. eine durchaus brauchbare Kompromisslösung.
Mag sein, dass es überall anders so oder so oder ganz anders gehandhabt wird.
Ich verstehe nur nicht, wie man sich zum Richter angesichts des Todes aufschwingen kann und sagen, dass nur mein Geschmack der richtige ist.
Nicht der Mensch muss der Kirche dienen, sondern die Kirche dem Menschen.
Handhabt es wie ihr wollt - ich finde es kleinkariert.
Selbst Bach scheint ja auf gewisse Widerstände gestoßen zu sein (aus wikipedia:
"Aus den vorliegenden Akten geht hervor, dass Bach mehrmals Konflikte mit dem ArnstäDter Konsistorium hatte. Dies betraf sein Verhalten den Chormitgliedern gegenüber, seine Urlaubsüberziehung und seine Art, Orgel zu spielen. So wurde er ermahnt, bei der Begleitung der Choräle im Gottesdienst die Gemeinde nicht durch befremdliche Zwischenspiele, Verzierungen und Modulationen zu verwirren."
Aber so verschieden sind eben die Einstellungen.
Glücklicherweise richtet im Endeffekt nicht der Sprengel, das Bistum, der Bischof, die engstirnigen Organisten - sondern Gott allein. Dafuer:
Wenn jemand unbedingt mit unchristlichen Liedern beerdigt werden will, dann kann er sich ja auch unchristlich beerdigen lassen. Wer meint eine Party aus der Liturgie machen zu müssen der sollte doch bitte noch rechtzeitig vor dem Ableben aus der Kirche austreten, denn dann ist ihm der Glaube wohl nicht wichtig.
Für ein paar Euro kann man dann einen Festredner engagieren, der noch ein paar Schwänke aus dem Leben erzählt, bevor der Verstorbene dann dem immerwährenden, ewigen und endgültigen Tod überlassen wird, denn auch Ostern wird für ihn wohl nicht wichtig gewesen sein, bis auf die vielen bunten Eier.
Ähnlich sehe ich es bei Hochzeiten, wo häufig nur noch ein tolles Drehbuch umgesetzt werden soll. Die Kirche ist noch eine außergewöhnliche Umrahmung, wo viele dann sowieso zum ersten mal drin sind. Der Pfarrer ein besserer Statist, der je nach Anweisung der Fotografen mal ins Bild rücken oder fernbleiben soll.
Aber Gott sei Dank ist das nicht grundsätzlich immer so!
Sorry für meine ehrliche Meinung
Zitat von Mikelectric
Wenn jemand unbedingt mit unchristlichen Liedern beerdigt werden will, dann kann er sich ja auch unchristlich beerdigen lassen. Wer meint eine Party aus der Liturgie machen zu müssen der sollte doch bitte noch rechtzeitig vor dem Ableben aus der Kirche austreten, denn dann ist ihm der Glaube wohl nicht wichtig.
Ich will es dann damit bewenden lassen aber meinst du wirklich, dass der Wunsch nach einem "unchristlichen Lied" bei der Beerdigung das schon zu einer "Party der Liturgie" macht?
Dass ich aus der Kirche austreten muss, nur weil ich mit z.B, dem "Gefangenenchor", der symbolisieren soll, dass ich in ein neues Leben eintrete und weil mir der ein Leben lang gefallen hat - ein "unchristliches Lied" als Andenken will?
Den Wunsch nach einem bestimmten Lied hätte ich jetzt nicht schon als aus der Liturgie eine Party machen interpretiert.
Bei uns hier in der Gegend hörte man bis vor kurzem sehr oft "Tief im Böhnerwald" (ein doch unchristliches Lied) und die ganze Beerdigung war in Tränen getaucht, denn es kamen eben sehr viele von da hierher. Und sie haben nie vergessen, wo ihre Heimat war - und das soll an der Beerdigung nicht gespielt werden dürfen?
Gewagt, gewagt - wenn denn die Kirche tatsächlich so ist - was ich stark bezweifle (ein mir gut bekannter Pfarrer sagt z,B. dass auf seiner Beerdigung alles was er hinterlässt sauber versoffen werden soll und die Leute sich freuen sollen) - dann sehe ich nicht wie "freuet Euch" da reinpassen soll.
Sorry für meine ehrliche katholische Meinung.
Zitat von Falcon 2000
meinst du wirklich, dass der Wunsch nach einem "unchristlichen Lied" bei der Beerdigung das schon zu einer "Party der Liturgie" macht?
Nein, ganz und gar nicht! Wenn ich Party schreibe, dann meine ich das auch so. Liturgie muß Liturgie bleiben. Es spricht ja nichts dagegen, in Absprache mit der Gemeinde und dem Pfarrer das eine oder andere Lied nicht kirchlicher Herkunft in die Liturgie zu integrieren. Deshalb muß dieses Lied ja noch lange keinen unchristlichen Charakter haben. Es kann aber auch nicht sein, daß ALLES erlaubt werden soll, nur weil angeblich Kirche gefälligst für den Menschen da sein muß! Soll nicht auch der Mensch für Kirche da sein? Sollte man nicht auch an seiner eigenen Beerdigung Rücksicht auf die Hinterbliebenen nehmen?
Zum eigentlichen Thema Popsongs wollte ich noch anmerken, daß es ja auch jede Menge gute christliche Popmusik gibt und auch christliche Musik in ganz anderen Musikstilen. Es muß gewiß nicht immer nur Klassik auf der Orgel sein. Ein Lied mit christlichem Hintergrund mit tiefer innerer Überzeugung und bestmöglicher Kunstfertigkeit vorgetragen zur Ehre Gottes, könnte ich mir durchaus auch mit Waschbrett und Haarkamm als Instrumentierung vorstellen.
Man sollte aber dieses großartige Instrument Orgel, daß mit viel Aufwand und Anstrengung, letztlich mit Liebe "soli deo gloria" geschaffen wurde, nicht vollkommen vergessen! Es ist teilweise erschreckend bis unwürdig, wenn nur noch einer auf der "Klampfe schruppt" und den Chorraum dabei als Bühne der Selbstdarstellung mißversteht, während auf der Empore die schönste Orgel im Dornröschenschlaf zu schweigen hat [sad]
Michael
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