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(Wahre) Geschichten hinter bekannten Kirchenliedern
Hallo,
kennt jemand weitere (wahre) Geschichten hinter bekannten Kirchenliedern?
Ein wirklich gutes Beispiel findet man hier.
Grund:
Ich habe in unserem letzten Gemeindeblättchen darüber berichtet und die Resonanz war sehr positiv. Jetzt würde ich die Reihe zu diesem Thema gerne fortsetzen. Dazu bräuchte ich natürlich ein paar mehr Beispiele als dieses eine.
Je bekannter und verbreiteter das Kirchenlied ist, umso besser. Wenn es im NAK-Gesangbuch / der NAK-Chormappe ist oder war, wäre das natürlich obergenial.
Dafuer:
Aber auch bekannte Kirchenlieder aus anderen christlichen Konfessionen werden dankend angenommen.
LG
Aeoline
Spontan fiele mir Bonhoeffers Gedicht "Von guten Mächten" ein... auch dieser Text enstand in einer Situation, die man nichts weniger als geborgen bezeichnen würde.
Aber die Geschichte ist bekannt, denke ich.
Eine ähnliche Story gibt es auch zu "Segne du, Maria"; aus dem Kopf bringe ich sie nicht zusammen - aber ich suche mal.
#3 RE: (Wahre) Geschichten hinter bekannten Kirchenliedern
Paul Gerhardt: Sein Choral "Befiehl Du deine Wege" ist entstanden, als er auf königlichen Befehl seine Pfarrstelle an der Berliner Marienkirche aufgeben musste und nach Lübben im Spreewald "abgeschoben" wurde. Der reformierte König des lutherischen Preußen hatte von allen lutherischen Pfarrern einen Eid verlangt, dass sie die Reformierten nicht "verketzern" und umgekehrt. Gerhardt weigerte sich, den königlichen Revers zu unterschreiben. Für ihn war jemand, der nicht an die reale Gegenwart Christi im Sakrament glaubte, ein Erzketzer. Also zog er das Exil vor. Wenn er gewusst hätte, dass ein späterer König, Friedrich Wilhelm der III., die Reformierten und Lutheraner in den 1830ern in eine gemeinsame "Unierte" Staatskirche zusammenführen würde ...
FW III. schrieb sogar selber eine Agende (Liturgie), weil sich die Pastoren und Pfarrer beider Denominationen nicht einigen konnten. (Sog. "Agendestreit") Die wurde am Berliner Dom eingeführt. Und die liturgischen Stücke dazu (für den Domchor achtstimmig gesetzt) komponierte ein gewisser Felix Mendelssohn Bartholdy. Den hätte der König gern als Domchordirektor in Berlin gesehen. Aber M. wies alle "unsittlichen Anträge" aus Berlin ab und hielt es mit Meister Goethe: "Mein Leipzig lob' ich mir ..."
LG
Michael
Die Rahmengeschichte von "Segne du, Maria" ist auf dem Hintergrund der schwierigen Biographie von Cordula Wöhler zu lesen, siehe hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Cordula_W%C3%B6hler oder noch etwas griffiger inkl. Liedtext hier: http://www.st-antonius.at/?p=278
Doppelt schade, dass im neuen GL just jene Strophe fehlt, wo Wöhler von "Angst und Schmerzen" und vom "Ringen" spricht; mit dieser Auslassung wurde dem Lied gewissermaßen der Stachel gezogen. Beeindruckend bleibt aber die 2. Strophe, wo Wöhler um Segen für "alle, die mir lieb" bittet... Das darf wohl auch auf ihre Familie zu beziehen sein, unter deren Härte sie so zu leiden hatte.
Edit: Ah, Guilain hatte den gleichen Gedanken. Prost:
#7 RE: (Wahre) Geschichten hinter bekannten Kirchenliedern
Zitat von Guilain
Sind nicht Stücke der Berliner Agende von Bortniansky?
Nur die für die "gemeinen Landkirchen". Am Dom wurde Mendelssohn gesungen. Die herrlichen achtstimmigen Introiten für die Festzeiten des Kirchenjahres, das Gloria Patri, das "Verleih uns Frieden gnädiglich", das große "Amen" etc. sind allesamt für den Dom. Die Opuszahlen fallen mir gerade nicht ein ...
In dem Dorf, in dem ich wohne (Enklave der ehem. "Kirche der preußischen Rheinprovinz", heute "Ev. Kirche im Rheinland") wird in der Abendmahlsliturgie bis heute das Bortniansky-Heilig gesungen. Ein herrlicher Anachronismus, da bereits die Agende von 1919 andere Singweisen aufwies. Das "Volksgedächtnis" hat also vier Gesangbuch-Generationen überdauert...
LG
Michael
Bis letzte Woche war mir als Katholik die Hymne "How great thou art" vollkommen unbekannt. Nun lese ich, dass es im freikirchlichen Bereich sehr bekannt ist und im englischsprachigen Raum das zweitbekannteste Kirchenlied überhaupt (hinter "Amazing Grace"! Man lernt nie aus und der Blick über den Tellerrand bildet... auch dieses Lied hat eine Geschichte.
Wenn man nach der deutschen Entsprechung "Wie groß bist du" sucht, findet man etliche Schmalz-Gruselvorträge des Liedes, die ich mir überhaupt nicht anhören kann, aber so als Power-Rock-Hymne fürs Stadion, da hat die Melodie was, finde ich.
"How great Thou art" gehört bei uns - katholisch! - seit vielen Jahren zum festen Repertoire; wir singen es immer am Erntedankfest, freilich in seiner deutschen Textgestalt "Wie groß bist du". Die Melodie zählt zum Schönsten, was ich kenne. Einmal sangen wir es mit Chor und Gemeinde bei einer Begräbnismesse.
#12 RE: (Wahre) Geschichten hinter bekannten Kirchenliedern
Dahinter steckt ja der Gedanke, dass die Natur ein Gottesaufweis ist. Gellert drückt es aus im Choral "Wenn ich, o Schöpfer, deine Macht, die Weisheit deiner Wege" (EG 506, GL 463), Beethoven im Chor "Die Himmel rühmen" - eigentlich eine Paraphrase von Psalm 19.
Wir haben im Funkhausarchiv gefühlte 1000 Aufnahmen von "Du großer Gott, wenn ich die Welt betrachte". Und bei allen Wunschliedersendungen ist es einer der Favoriten. (Ich habe schon mal erwogen, ein paar Bänder aus den 60ern aus dem Archiv zu mopsen und sie dem nordkoreanischen Geheimdienst zu verhökern - für verschärfte Verhöre. Selbst der hartgesottenste Spion erträgt das keine drei Minuten. Waterboarding ist ein Wellness-Event dagegen. Meine Frau findet aber, das sei zu grausam. Dann lieber die guten, alten Daumenschrauben ...)
LG
Michael
#14 RE: (Wahre) Geschichten hinter bekannten Kirchenliedern
Ich habe vor Jahren mal ein paar Sendungen gemacht über Choräle und ihre Geschichte. Irgendwo fliegen sicher noch die digitalisierten Manuskripte herum - falls sie nicht bei einem der zahlreichen Abstürze unseres "Netzwerkes" (die Titulatur hat durchaus Satirepotential!) in den digitalen Orkus gegangen sind ...
Ich kann ja morgen mal - als letzten Akt vor dem Urlaub - eine Fahndung danach ausschreiben ...
LG
Michael
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