Mit der Aussicht auf einen Super-Familienbecher in der Eisdiele, finanziert aus der Privatschatulle des Hausherrn, habe ich den WAF gerade auf 100 Prozent gepusht.

Vielleicht sieht man sich ja ...

LG
Michael

Wir waren dort gestern Abend.

Die Orgeln halten in der Tat, was die CD versprach. Das ist Intonationskunst vom Feinsten. Nichts brüllt - und trotzdem hat das Plenum der Hauptorgel Kraft und Fülle. Vor allem die Bässe habe ich bis ins Fortissimo hinein als sehr angenehm, rund und tragend empfunden.
Der Speyerer Dom war ja bis zum Bau des neuen Petersdomes die größte Kirche der Welt. Aber die Binnenstruktur ist ganz einfach gehalten: ein hohes Hauptschiff, zwei Seitenschiffe in halber Höhe. Ein einfacher, runder Chorabschluss. Das Querhaus und die Vierung sind nicht, wie in anderen vergleichbaren Räumen (Mainz, London, St. Pauls), die großen "Klangstaubsauger". Hört man die Chororgel und sitzt im Querhaus - wie gestern möglich und ausdrücklich empfohlen - , dann ist die Orgel trotz 11 Sekunden "Hallfahne" erstaunlich präsent. Und die mitteltönige Stimmung - bei den hellen Mixturen natürlich deutlich zu hören - wird vom Raum sehr angenehm geglättet.
Dadurch wirken sie zwar herb, aber nicht derb.

Aufgrund ihres Standortes auf der Westempore und der hohen Platzierung kommt die Hauptorgel im Hauptschiff sehr präsent. Bei Buxtehude auf der Hauptorgel verzeichnet der Raum natürlich im vorderen Drittel so manche artikulatorische und metrische Finesse. Das klangliche Material bietet die Orgel indes allemal. Franck, Prélude, Fugue et Variation, schien Raum und Instrument auf den Leib geschrieben. Die Oboe (mit etwas Labial-Abdeckung) ist einfach traumhaft schön und mit dem sehr wirksamen Schwellwerk lassen sich herrliche Kantilenen im Raum zeichnen. Keggenhoff hat die Melodie an einigen Stellen so zurückgenommen, dass die unspektakuläre (und unreduzierte) fallende Basslinie als eigenständige Stimme zu begreifen war. Ein interessanter Aspekt und Effekt. Werde ich in Zukunft nachmachen, wo es möglich ist.

Diese Orgel ist das schönste neuere Großinstrument, das mir seit einigen Jahren live zu Ohren gekommen ist. Und das einzige, das im Plenum nicht mit irgendwelchen Hochdruck-Chamaden herumplärrt, sondern kraftvoll und sonor singt.

Wie sagte mein erster Orgellehrer immer (wenn er mir die Hälfte der Register abschaltete): "Laut kann jeder" ...
Seifert kann's in Speyer auch leise ...

LG
Michael