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Die neue Gloria Excellent 360
Zurück von unserer "Wallfahrt" nach Baunatal werden PeterW und ich noch einiges zu berichten haben. Manches wird einen neuen Thread wert sein, manches wird man schon der Übersichtlichkeit halber in einem älteren Thread posten.
Zur Excellent 360: Endlich, ja endlich konnte ich das Instrument mit eigenen Ohren hören. Vorab: Der Klang ist herrlich; allein schon die voll ausgebaute Streichersektion im Schwellwerk ist absolut hörenswert: Salicett 16, Echogambe 8, Aeoline 8, Zartgeige 4, Salicett 2 und dazu die überirdische Harmonia aetheria sind ein wahrer Genuss. Der Realisierung der Streichermixtur sei übrigens einiges Verhandeln mit dem Produzenten Johannus vorausgegangen, wie man hört. Schön, dass die Verhandlungen gut ausgegangen sind. Es hat sich in jedem Fall gelohnt. Der Untersatz 32' in der barocken Disposition wurde in spannender Weise gelöst; die tiefsten Töne wurden nämlich als Resultantbass (16' plus 10 2/3' konstruiert, was einen sehr überzeugenden 32'-Klang produziert. Die Idee ist ja auch da und dort in so mancher Pfeifenorgel verwirklicht.
Die beiden Dispositionen sind ungewöhnlich reichhaltig; man vermisst so gut wie kein Register. In gewisser Weise wurde bereits mit der als "barock" bezeichneten Disposition das Konzept einer Universalorgel verwirklicht. Klangschön sind die Stimmen aber in beiden Dispositionen, wie man es von Gloria durchaus gewohnt ist. Ähnlich der Klassik 350 bleibt auch die romantische Disposition hörbar transparent und kommt nicht mit dem oftmals (zu Recht) kritisierten "Klangmulm" daher, der so mancher Digitalorgel mit romantischer Dispositon eigen ist.
Aber nun eine Frage, die vielleicht nicht nur mich beschäftigt hat:
Ist mit Erscheinen der Excellent 360 die Vivaldi 35 erledigt oder "out"?
Ich meine: Nein.
Es sind zwei sehr unterschiedliche Orgeln mit jeweils unverwechselbaren Stärken. Im vergleichenden Spiel hätte ich jedenfalls kein überzeugendes Argument gefunden, der Vivaldi ein schlechtes Zeugnis auszustellen. Klanglich sind beide Orgeln ein Erlebnis. Allerdings setzen die beiden Instrumente teilweise völlig andere Schwerpunkte: Die Vivaldi besitzt sicher die "langweiligere" Disposition; dafür besitzt sie aber vier Samplesets, von denen ich (wieder einmal) besonders das sog. "historische" hervorheben möchte. Die relativ sparsam bearbeiteten barocken Samples klingen in diesem Set besonders authentisch und machen Spaß.
Die Excellent hingegen besitzt 2 autark gestaltete Dispositionen, jeweils in einer zusätzlichen Variante, die für den Gebrauch mit Kopfhörern intoniert wurde. Die Samples sind allesamt von hoher Qualität.
Summa summarum zwei sehr unterschiedliche, aber zwei sehr klangschöne Orgeln.
Wer sichs leisten kann, dem wünsche ich eine süße Qual der Wahl. [wink]
Kurzer Nachtrag: Die Gloria Excellent 360 läßt sich m. E. als eierlegende Wollmilchsau für den privat-häuslichen Raum apostrophieren. Die von Gemshorn geschilderten Klangcharakteristika kann ich mit einiger Begeisterung nur bestätigen, ohne einen ausschließlich geschmacksbasierten Streit über den Vorzug vor der Vivaldi 35 vom Zaun brechen zu wollen.
Wer jedoch sein Budget mit mehr Vernunft im Griff glaubt haben zu müssen und auf einige exotische (allerdings ausgesprochen schöne!) Register verzichten kann, ist zu Hause mit der Gloria Klassik + Fohnn - wie von Heidemusikant einschließlich seiner (überaus sinnvollen!) Optionen a. a. O. beschrieben - ebenfalls bestens bedient.
Weitere "Reiseberichte" von mir zum etwas höherpreisigen Segment, gerade unter Berücksichtigung liturgischen und konzertanten Einsatzes im öffentlichen Bereich, werden in den nächsten Tagen erscheinen, wofür ich um Nachsicht bitte.
Ich freue mich schon auf meinen Besuch im Hause Kisselbach am kommenden Mittwoch. Bei der neuen Gloria Excellent 360 interessieren mich insbesondere die Klänge der Trompeten - wer einmal die sommerlichen Orgelkonzerte im Hohen Dom zu Köln (immer dienstagsabends, 20 Uhr, Eintritt frei, nur Weltklasse-Organisten am Pult, zweieinhalb Monate lang) genießen durfte, weiß, welche Bedeutung "Das Blech" in solchen riesigen Räumen hat. Und man möchte daheim auch mal so hämmern...
Ob es jemals möglich wäre, ein Hochdruckwerk http://www.koelner-dommusik.de/index.php?id=270 auch in einer Gloria- oder Johannus-Orgel einzusetzen? "Tuba episcopalis" und "Tuba capitularis" - dafür würde ich gern und sofort auf die nicht erträglichen "Strings" und die noch nie genutzte "Oboe" in meiner ansonsten doch prächtigen Vivaldi 35 verzichten...
Reformatorische Grüße! [smile]
Zitat von roitzheimer
welche Bedeutung "Das Blech" in solchen riesigen Räumen hat. Und man möchte daheim auch mal so hämmern...
Der Wunsch, so verständlich er sein mag, dürfte kaum erfüllbar sein, es sei denn, Du bist in einer Kathedrale daheim. Das akustische Register "Kathedralenraum" wird man in der Regel daher im heimischen Wohn-/Musikzimmer kaum "ziehen" können.
Noch ein Nachtrag:
Zu der von Laurie aufgeworfene Frage, ob man die Gloria 360 mit einer externen Abstrahlung sinnvoll(!) versehen kann http://sakralorgel.forumprofi.de/viewtopic.php?p=1857#p1857 ::
Man kann, und das sogar sehr gut, so daß sich damit die Gloria Excellent 360 für den Einsatz in Kirchen u. a. größeren Räumen vorzüglich eignet.
Dann könnte man vielleicht auch das Blech - wie erwünscht - "hämmern" hören, wenn die Raumakustik es hergibt.
Hallo,
ich habe eben auf der Homepage der Firma Kisselbach gelesen, dass die Gloria Excellent 360 im Angebot für 12950 € zu haben ist, das scheint mir wirklich günstig zu sein, oder? Wenn ich bedenke, dass man für die Symphonica 45 wesentlich mehr ausgeben muss, frage ich mich schon, ob das Instrument von Johannus dies auch Wert ist.
Kann man die Excellent auch in einer französisch-romantischen Disposition erwerben?
Viele Grüße
Viola da Gamba
Kann ich nur bestätigen. Die Excellent 360 soll sich gerade durch ihre Konzeption mit einer deutsch-romantischen Disposition von anderen DO unterscheiden. Ein französisch-romantisches Klangbild ließe sich hier höchstens mit der zweiten integrierten Universaldisposition basteln... .
Hallo liebe Forianer,
ich hatte nun in den letzten Tagen auch endlich die Gelegenheit, eine Reise nach Baunatal zu unternehmen, um einige Orgeln zu testen. Meine Orgel soll dreimanualig sein. Ich habe mich im Vorfeld dafür entschieden, folgende Instrumente zu testen: Gloria Klassik 350, Positiv 35, Symphonica 45 (eigentlich nur zum Vergleich), Gloria Excellent 360.
Hier nun mein kurzer Erfahrungsbericht mit dem Hinweis, dass ich noch sehr neu in der Materie bin und meine Eindrücke natürlich sehr subjektiv sind.
Gloria Klassik 350: Ein sehr schönes Möbelstück, allerdings hat mir der Klang der französisch-romantischen Disposition nicht wirklich gut gefallen, ich hätte gerne die Möglichkeit gehabt, das Instrument mit den hier im Forum schon erwähnten Lautsprechern zu erleben.
Gloria Excellent 360: Die Orgel hat ebenfalls ein sehr ansprechendes Äußeres. Der Spieltisch lässt sich beim Spielen gut bedienen, auch die Anordnung der Register ist sehr gut. Ich würde mir allerdings unbedingt 2 Pistons für die +/- Sequenzer zulegen (Wo macht man die am besten hin?) Die Orgel bietet mit ihren beiden verschiedenen Dispositionen und den verschiedenen Samplingbanken wirklich eine unendlich große Auswahl an Klangmöglichkeiten. Beide Dispositionen bieten sehr schöne Einzelstimmen an. Ebenso hat mir der Klang der 8' Stimmen der romantischen Orgel im Zusammenklang gefallen. Die Mixtur der Universalorgel würde ich persönlich noch anders haben wollen, aber das kann man ja über das Angebot an verschiedenen Samples ändern, oder? Die Zungen der romantischen Orgel könnten meines Erachtens auch noch etwas mehr Klang vertragen. Das Lautsprechersystem, v.a. die Hochtöner am Notenpult erzeugen einen beachtlich guten Klang für den Spieler.
Symphonica 45: Der Spieltisch ist sehr geschmackvoll gestaltet und das an Cavaille-Coll erinnernde Design gefällt mir wirklich gut. Wenn ich es noch recht in Erinnerung habe, wirkte der Spieltisch größer als der der beiden Glorien. Das Ausstellungsinstrument hatte Registerzüge mit Eichenholzzwischenstück und eine dunkle Tastatur mit Holzbelag. Rein vom Aussehen fand ich das nicht wirklich überzeugend, aber das ist eigentlich sekundär. Der Klang des Instrumentes ist wirklich gut. Vor allem haben mir die Grundstimmen und die Oboe gefallen. Die Mixturenklänge sind mir eindeutig zu spitz, hier wäre für mich die französische Disposition wohl die bessere Lösung. Das Hallsystem wirkte überzeugend, ich hatte mir davon aber im Vergleich zur Excellent mehr versprochen, zumal das Instrument ja wesentlich teurer ist als die Excellent.
Positiv 35: Dieses Instrument ist wohl ganz neu in der Ausstellung. Es hat eine sehr schön gestaltetes Gehäuse in Grau (creme) und sieht wirklich toll aus. Das Instrument hat ebenfalls eine Holztastatur und Holzregisterzüge. In unserem Wohnzimmer wäre es wohl echt ein Blickfang. Bei dieser Orgel hat mich der Faltungshall wesentlich mehr überzeugt als bei der Symphonica. Die nach oben abstrahlenden Lautsprecher wirken hier Wunder. Da man ja zusätzlich noch an einem Spielschrank sitzt, wirkt sich das meines Erachtens sehr auf das Spielgefühl aus. Beim Spiel im Tutti vibriert das Gehäuse entsprechend mit, sodass für mich hier der beeindruckendste Effekt entstand. Auch klanglich hat mich das Instrument echt überzeugt.
Nun stehe ich vor der Qual der Wahl. ...
Die Symphonica und das Positiv 35 fallen für mich raus, weil sie eindeutig meine finanziellen Vorstellungen sprengen. Aber die Excellent scheint mir im Preis-Leistungsverhältnis wirklich ein beachtliches Instrument zu sein. Ich hoffe, ich kann noch das eine oder andere heraushandeln, ansonsten werde ich mich noch weiter umsehen. Ich freue mich über jeden weiteren Gedanken, der mir noch ein wenig weiterhilft.
Viele Grüße
Viola da Gamba
Danke für den spannenden Erfahrungsbericht.
Eines verstehe ich aber nicht ganz:
Das Johannus Positiv 35 kostet laut Liste 15.950,-.
Die Gloria Excellent 360 kostet laut Liste 15.850,-.
Der Unterschied ist ja kaum wahrnehmbar. Warum scheidet das Positiv dann bei dir aus?
Ja, das ist der Hauspreis.
Würde mich aber sehr wundern, wenn sich nicht auch für das Positiv ein Hauspreis machen ließe. Klar, vermutlich wird er nicht ganz so günstig ausfallen wie jener für Kisselbachs Hausmarke Gloria. Aber einen Versuch wäre es doch wert.
Mich würde allein schon der Faltungshall reizen... [wink]
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