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Das größte Hornwerk Mitteleuropas ...
#16 RE: Das größte Hornwerk Mitteleuropas ...
Genau die - und noch eine zweite aus selbiger Manufaktur, die aus einem Moselnest auf der Luxemburger Seite kommt - welches, ist mir leider entfallen. Das Pfeifenmaterial, vermutlich alles von Bier und die Zungen von Laukhuff, ist gar nicht mal so übel. Das ganze müsste mal ordentlich durchintoniert werden. Aber dafür fehlt ihm gerade das nötige Kleingeld. Ein Orgelbauer hat ihm eine sehr ernüchternde Rechnung aufgemacht.
Und was der gute Mann an fetten Zinkeimern von Müller-Reifferscheid und Haupt noch daliegen hat, ist Legion. Ich habe ihm ein paar "verschärfte Verhörtechniken" gezeigt, wie man die verstockten Kerle zum Reden bringt ...
Er ist so etwas wie der Sixtus Lampl Luxemburgs und rettet alte Orgeln vor dem Schrotthändler. Im Saarland hat er in einem Dorf bei Merzig ein bäuerliches Anwesen mit entsprechender Lagerkapazität in Schuppen und Scheunen gekauft. Vermutlich will er da so was Museumsmäßiges aufziehen.
LG
Michael
Zitat von Gemshorn
In den Hörbeispielen wird auch schnell klar, dass das abgrund-tiefe Zeug kaum Sinn macht; klingt so, als würde ich mit einem Hammer gemächlich auf die Tischplatte trommeln. [grin]
Naja, nicht alle Tiefaliquote funktionieren gleich gut, soweit man das vom Spieltisch beurteilen kann - das hängt wohl immer von einigen Faktoren ab.
Ich habe noch nicht so oft 10 2/3' (d.h. akustische 32'-Register) gespielt, aber darunter waren sowohl welche
1) die generell weniger gut funktioniert haben
2) die schon mit dem Subbass 16' erstaunlich gut verschmolzen sind und klanglich mitwachsen, d.h. auch schon zu leisen Registrierungen (Schwebung, Schweller geschlossen) gut zu gebrauchen sind, ohne das eine Quinte deutlich zu hören ist - perfekt!
3) die eindeutig auf den Prinzipal 16' bezogen und nicht alleine mit dem Subbass 16' zu verwenden waren, d.h. mit letzterem zusammen nur eine unschöne, blökende Quinte und keinen 32'-Sound erzeugt haben, in lauten Registrierungen aber nicht besser funktionierten als die unter 2) genannten
4) die erstaunlich gut funktionierten, obwohl es sich nur um einen Quint-Auszug aus einem (weitmensurierten?) Subbass handelt und somit nicht die eigentlich benötigte reine, sondern eine temperierte Quinte lieferten.
An "abgrund-tiefem Zeug" habe ich bisher lediglich die Terz 64/5' im Schweriner Dom erleben dürfen, die sorgt schon für ein ordentliches Grummeln im Pedal und produziert mehr als nur heiße Luft. Die Orgel hat auch eine Terzflöte im HW, die mit zwei Aliquoten aus der 16'-Obertonreihe (Terz 16/5' und Septime 16/7' besetzt ist und einen tollen, farbigen, zungenähnlichen Klang liefert.
#18 RE: Das größte Hornwerk Mitteleuropas ...
Gerhard Schmid in Kaufbeuren war ein begnadeter Aliquoten-Intonateur. Der hatte das noch bei seinem Lehrmeister Abbert Moser in München vor dem Krieg gelernt, und der war Eleve von Koulen, der als einer der ersten in Deutschland unm die Jahrhundertwende wieder Aliquoten bis zur Sept und Non baute. Schmid hat z.B.in Altötting, St. Anna-Basilika, im Pedal die komplette Aliquotreihe ab 21 1/3' verbaut. Das kesselt - bereits ohne Zungen. Schmids legendäre 5 1/3'-Pedalquinten bohren jeden Subbass zum kernigen Prinzipal auf. Und seine Bassaliquoten 3 1/5', 4', 2 2/3' in Dorforgeln lassen das Fagott 16 nicht vermissen ...
LG
Michael
#20 RE: Das größte Hornwerk Mitteleuropas ...
Was die tiefen Aliquote bzw. auch Kombinationstöne betrifft, hatte sich übrigens im blauen Forum mal eine ganz interessante Diskussion aus einer bzgl. der Aubertin-Orgel in Vichy gestellten Frage entwickelt.
#22 RE: Das größte Hornwerk Mitteleuropas ...
Die Aubertine kenne ich auch nur von den Buxtehude-Einspielungen. Schon ein paar Schritte neben den Mikrophonen kann die Klangsynthese der Kombinationstöne schon wieder ganz anders wirken. Da würde also wirklich nur der Lokal-Ohrenschein befriedigende Auskünfte erteilen.
Um die Brücke zur DO zu schlagen: Die vor Jahren gern disponierten Quinten 10 2/3 haben in den seltensten Fällen den gewünschten Effekt erzielt, einen sauberen 32'-Ton zu kombinieren. Das mag daran gelegen haben, dass nicht oder schlecht auf den jeweiligen Raum intoniert wurde. Zudem haben kleine Räume schon ab den tiefen 8'-Lagen ein ausgeprägtes akustisches Eigenleben. Da bilden sich sehr schnell Schwingungsknoten und Bäuche oder stehende Wellen, wo man sie absolut nicht haben will.
In meiner Heimat gibt es eine Kirche, da stehen die Manualladen der Orgel auf Sturz hinter Lattenzaun-Prospekten an der linken und rechten Emporenwand, dazwischen sind die Chorpodeste. Die beiden Werke spielen sich also an. Spielt man das Hw-Plenum und koppelt dann das volle Sw an, wird die Orgel magerer und - leiser. Die 8'er und 4'er beider Werke fressen sich gegenseitig. Ich war schon etwas düpiert, dass der Intonateur das offensichtlich geflissentlich überhört hat ...
Erstes Unterforums-Treffen also ihn Vichy? [grin] D
LG
Zitat von Gemshorn
Laut dieser Quelle sogar auf dem 2'.
Ansonsten: Ja, ja und nochmals ja. La Force 128' 49f. Das wärs!
Hallo zusammen,
ich möchte noch die Zusammensetzung der ungewöhnlichen Mixtur "La Force" (49fach), die nur auf dem tiefen C der Weingartener Gabler-Orgel gebaut ist, nachliefern und zitiere wiederum das sehr gute Buch von Eberlein:
1 x 2'
2 x 1 1/3'
2 x 1'
2 x 4/5'
4 x 2/3'
4 x 4/7'
6 x 1/2'
6 x 2/5'
10 x 1/3'
12 x 2/7'
Also alles Obertöne der 4'- bzw. 2'-Reihe - das gibt schon Power nach oben raus!
Sofern die Septimpfeifen original sind, wäre Gabler nach Eberlein der erste Orgelbauer, der Septimen disponiert hat!
Wenn ich barocker Orgelbauer oder -Besteller und mit so einem Bau wie Weingarten betraut gewesen wäre, hätte ich was anderes als die La Force gebaut, gerade weil dort ja auch ein offener 32' realisiert worden war (gut, wie der im 18. Jhdt. funktioniert hat, weiß man nicht):
Ein 64'-Kornett IV für die vier Töne C, D, F und G der tiefsten Oktave: Großquinte 21 1/3', Terz 12 4/5', Quinte 10 2/3', Septime 9 1/7'. Insgesamt also nur 16 gedeckte, weit mensurierte und gut verschmelzende Pfeifen.
Anstellbar mit vier (Einhak-)Tritten für den rechten Fuß. Der linke Fuß spielt den Orgelpunkt zum Schluss (mit 32' und auf dem allerletzten Ton tritt man dann den akustischen 64' dazu! Die vier Töne hätten vermutlich für 90% aller süDdeutschen Toccaten, Versettenzyklen, Präambulen etc. ausgereicht.
Das hätte man dann in folgenden Jahrhunderten aufgrund des fehlenden musikalischen Wertes beseitigt, aber ich hätte das geil gefunden. Frei nach Werner: Das muss kesseln! Prost:
Gelesen habe ich von diesem Register "LaForce" schon als kleiner Junge. Aber wie muss ich mir das vorstellen?
Auf dem tiefen C des Pedals klingen diese 49 Pfeifchen, sobald das Register gezogen ist? - So Minidinger? - das muss doch klingen wie eine ganze Reihe von Dampfkesseln?
Gibt's irgendwo ne Hörprobe?
LG
Aeoline
Zitat von Aeoline
Auf dem tiefen C des Pedals klingen diese 49 Pfeifchen, sobald das Register gezogen ist? - So Minidinger? - das muss doch klingen wie eine ganze Reihe von Dampfkesseln?
Ich weiß nicht, ob die Gabler original Pedalkoppeln hatte ... Die Helligkeit im Pedal, die sich heutzutage oft durch runtergekoppelte Mixturen ergibt, wäre damit schon mal rausgefallen - und mit der "La Force" ergänzt worden.
Mehrfachbesetzungen der einzelnen Chöre findet man ja öfter bei Mixturen, aber hier wundern mich vor allem die ganzen Septimpfeifen. 12 Pfeifen, das muss ja eine wahnsinnige Intensität und Lautstärke sein, weil die nie hundertprozentig aufeinander stimmen werden!
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