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Vom Frust an der Kirchenorgel ...
Ich widerspreche.
Es sind nicht immer "zwischenmenschliche Probleme", die zu Reibereien zwischen Priester und Kirchenmusiker (recht besehen ist auch das ein "geistlicher" Dienst) führen.
Oft genug erlebe ich es, dass eine der beiden Seiten gegen gültige liturgische Normen verstößt - während die andere Seite sich um deren Einhaltung bemüht. Die Verstöße finden sowohl auf Seiten der Kirchenmusiker als auch auf Seiten der Kleriker statt. Ich erkenne da keineswegs, dass nur eine der beiden Seiten von den geltenden Normen abweicht.
Wenn der Kirchenmusiker gegen eine Norm verstößt, kann er im Regelfall leicht vom Pfarrer in die Schranken gewiesen werden (auch hier gibt es Ausnahmen). Wenn aber der Pfarrer gegen geltende Normen verstößt, tut man sich als Kirchenmusiker durchaus schwer, sich durchzusetzen - auch wenn man im Recht ist.
Beispiele (alle aus dem Leben):
- Pfarrer möchte am Palmsonntag ein Gloria
- Kirchenmusiker möchte statt des Antwortpsalm ein Psalmlied
- Pfarrer möchte die Großen Fürbitten am Karfreitag vom Lektor gesprochen haben, obwohl ein guter Kantor für diesen Dienst zur Verfügung stünde
- Gesungenes Vaterunser (Moroder) mit "Denn dein ist das Reich...". Pfarrer spricht danach das "Libera nos" und nötigt die Gemeinde, die Doxologie ein weiteres Mal zu sprechen.
- Kirchenmusiker möchte die 2. Strophe von "Großer Gott, wir loben dich" zum Sanctus singen lassen
- Pfarrer möchte als Credolied in der Weihnachtszeit "In dulci jubilo" haben
- Pfarrer möchte auch beim Bußakt, Form C, das Schuldbekenntnis sprechen
Alles real so erlebt, und das in meinem kleinen Umfeld.
Widerspruch ist für mich grundsätzlich konstruktiv.
Natürlich ist die Musik im Gottesdienst für mich auch ein "geistlicher Dienst" - verbunden mit entsprechendem Verantwortungsbewusstsein (Art der Musik).
Offenbar sind die liturgischen Normen in der katholischen Kirche (D) ausgeprägter, als bei uns in der Evangelisch-Reformierten Kirche (CH) - wir haben mehr "Freiheiten". Beispiele:
- Ich erhalte von der Pfarrperson 4-5 Tage vor dem Gottesdienst das Ablaufprogramm. Dort sind Bibeltext, Lesung, Lieder, ev. Handlungen (Taufe), sowie die Orgelstücke aufgeführt. Anhand dieser Vorgaben. Mit diesen Vorgaben versuche ich nun den Charakter dieses Gottesdienstes heraus zu filtern und wähle so die Orgelliteratur aus (4-5 Stücke pro Gottesdienst).
- Einmal pro Monat findet ein "Ökumenisches Taizé-Abendgebet" in unserer ältesten Kirche (erstes Gotteshaus im Kanton Bern aus dem Jahr 762) statt. Taizé- Lieder werden oft auch in Gottesdienste eingebaut. Sie sind auch Bestandteil unseres Kirchen-Gesangbuches. Vorgabe des Pfarrers für mich in diesem Fall: leises, ruhiges und getragenes Orgelspiel. Ich habe die Freiheit, entsprechende Stücke auszuwählen. Der Charakter ist entscheidend.
- Bei Kasualien (Hochzeit, Beerdigung) versuche ich die Bedürfnisse der "Betroffenen" vorgängig zu evaluieren. Ich erfülle nicht jeden Wunsch, will diese aber möglichst umsetzen.
Mit diesem "System" mache ich gute Erfahrungen - und vor allem - ich habe genügend Gestaltungsraum.
Da scheint konfessionell tatsächlich eine Menge Differenz vorhanden.
Die Leseordnung ist bei uns Katholiken festgelegt und für niemand ein Geheimnis.
Hier können die Perikopen für das ganze Kirchenjahr sämtlicher Lesejahre eingesehen werden.
Den Liedplan mache ich selbst.
Die von mir ins Treffen geführten "Reibepunkte" entstehen jeweils dort, wo willkürlich von den liturgischen Vorgaben abgewichen wird - entweder vom Vorsteher der Liturgie oder vom Kirchenmusiker.
#20 RE: Vom Frust an der Kirchenorgel ...
Na ja, dafür darf der kath. Liturg jederzeit über alles predigen, wozu er gerade lustig ist. Den (subjektiven) Eindruck habe ich jedenfalls.
Ein ev. Pfarrer ist auf einen vorgeschriebenen Predigttext festgelegt. Und die schriftgemäße Predigt ist Bestandteil seines Ordinationsgelöbnisses. Und das dazu gehörige Predigtlied steht ebenfalls in der Leseordnung und sollte tunlichst nicht ersetzt werden.
Ich kann sehr gut damit leben, dass der Liturg die restliche Liedauswahl macht. Ich sehe meine Hauptaufgabe darin, in der Vorbereitung zu überlegen, wie ich die Gemeinde zum jeweiligen Lied hinführe und ihr durch entsprechend farbiges und differenziertes Spiel das Singen und das Textverständnis erleichtere und verschöne. Das ist einfach immer wieder befriedigend, wenn eine Gemeinde flüssig und mit hörbarer Freude singt.
LG
Michael
Zitat von Wichernkantor
Ein ev. Pfarrer ist auf einen vorgeschriebenen Predigttext festgelegt. Und die schriftgemäße Predigt ist Bestandteil seines Ordinationsgelöbnisses. Und das dazu gehörige Predigtlied steht ebenfalls in der Leseordnung und sollte tunlichst nicht ersetzt werden.
Ah, danke, schon wieder was gelernt.
Das mit dem Predigtext hatte ich nie verstanden, ich wunderte mich immer über die Existenz eines solchen, da ich es katholischerseits so kenne, dass insgesamt vier Lesetexte vorhanden sind (zwei Lesungen, Psalm und Evangelium), die teilweise inhaltlichen Bezug untereinander aufweisen und insgesamt reichlich Stoff für eine Predigt bieten sollten ...
Eine inhaltliche Anknüpfung zu diesen Lesetexten findet man jedenfalls in den meisten Predigten, würde ich meinen. [wink]
Das gibt natürlich auch den Charakter des Gottesdienstes vor, wie Klaus schrieb, z.B. "Guter Hirte" oder Endzeitstimmung.
#22 RE: Vom Frust an der Kirchenorgel ...
Ich entsinne mich - vor mehr als 40 Jahren - an einen kath. Pfarrer im Heimatort meiner Mutter, der jeden Sonntag (wirklich - jeden!) drei Themen hatte: Die "Pille", die Atombombe und die Verdorbenheit der langhaarigen Jugend von heute. Nun, der Mann war über 70 und hatte aus dem Russlandfeldzug einen Kopfschuss mitgebracht. Das entschuldigte Manches, wen es das nicht gar erklärte ...
Klar, die Festlegung auf einen bestimmten Predigttext bzw. dessen kreative Anwendung auf die Gemeindesituation ist zweischneidig. Manchmal scheinen Predigttexte etwas weit neben der Realität zu stehen. Und der arme Prediger muss Verknüpfungen suchen - immerhin hat er eine Woche Zeit dazu. Die Ausbildung und Prägung ev. Pfarrer führt aber dazu, zu verinnerlichen, dass Predigen ständige kreative intellektuelle und geistliche Auseinandersetzung mit dem Wort Gottes ist. Für Predigtvorbereitung ist auch ein relativ hoher Stundensatz in den Arbeitsplatzbeschreibungen angesetzt. Und es gilt als ganz schlechter Stil, eine alte Predigt aufzuwärmen oder gar wörtlich zu wiederholen. Jeder ev. Homiletiker rät seinen Studenten, kein Predigtarchiv anzulegen.
Der Pfarrer in Wichern schreibt seine Predigten von Hand. Erstens zwingt er sich dadurch zur Muße und zum sorgfältigen Arbeiten, zweitens kommt die Versuchung erst gar nicht auf, einen entsprechenden Ordner im Rechner anzulegen. Und dieser entschleunigte Entstehungsprozess der Predigt schlägt sich in der Qualität nieder. Was er kürzlich auf solidestem exegetischem Fundament zum Umgang mit Flüchtlingen sagte, bekam zu Recht Szenenapplaus aus dem Auditorium ...
LG
Michael
#23 RE: Vom Frust an der Kirchenorgel ...
Zitat von Gemshorn
Beispiele (alle aus dem Leben):
- Pfarrer möchte am Palmsonntag ein Gloria
- Kirchenmusiker möchte statt des Antwortpsalm ein Psalmlied
- Pfarrer möchte die Großen Fürbitten am Karfreitag vom Lektor gesprochen haben, obwohl ein guter Kantor für diesen Dienst zur Verfügung stünde
- Gesungenes Vaterunser (Moroder) mit "Denn dein ist das Reich...". Pfarrer spricht danach das "Libera nos" und nötigt die Gemeinde, die Doxologie ein weiteres Mal zu sprechen.
- Kirchenmusiker möchte die 2. Strophe von "Großer Gott, wir loben dich" zum Sanctus singen lassen
- Pfarrer möchte als Credolied in der Weihnachtszeit "In dulci jubilo" haben
- Pfarrer möchte auch beim Bußakt, Form C, das Schuldbekenntnis sprechen
Alles real so erlebt, und das in meinem kleinen Umfeld.
Naja, also dass Dinge wie ein gesprochenes Schuldbekenntnis beim Bußakt der Form C öfters zu Problemen zwischen Pfarrer und Kimu führen, würde ich jetzt mal als Spezialfall werten. Und warum Du da eine Verschwörung witterst, wundert mich: Einen fehlenden Antwortpsalm z.B. würde ich in 30-50% der kath. Messen erwarten, wobei die Ersetzung in vielleicht 3/4 dieser Fälle nicht Psalmlied, sondern "Eingangslied Strophe 3" lautet.
Konfliktpotential würde ich am ehesten in der Verwendung dieser maroden Vaterunser-Vertonung aus Mordor sehen...
Hallo,
Zitat von 2nd_astronaut
Naja, also dass Dinge wie ein gesprochenes Schuldbekenntnis beim Bußakt der Form C öfters zu Problemen zwischen Pfarrer und Kimu führen, würde ich jetzt mal als Spezialfall werten. Und warum Du da eine Verschwörung witterst, wundert mich: Einen fehlenden Antwortpsalm z.B. würde ich in 30-50% der kath. Messen erwarten, wobei die Ersetzung in vielleicht 3/4 dieser Fälle nicht Psalmlied, sondern "Eingangslied Strophe 3" lautet.
Gerade für evangelische oder konfessionslose Organisten/innen habe ich ein Merkblatt "Gottesdienstablauf für Organisten/innen" mit "Einsatzstichwörtern" geschrieben. Beim Kyrie steht da: "Bitte absprechen, welche Form der Pastor wählt". Klappt.
Antwortpsalm gibt es bei uns in der Region fast immer (notfalls wird er vom Lektor vorgelesen und die Gemeinde singt am Anfang und am Schluss den Kehrvers). Mein Eindruck ist, dass je weiter man in den SüDen kommt, desto seltener werden am Sonntag die erste Lesung und der Antwortpsalm verwendet.
Die Predigt ist bei uns fast immer auf die Texte der Lesungen bezogen. Ausnahmen: Hirtenwort des Bischofs und solche Sachen. Kürzlich hatte der Lektor die gekürzte Version eine Lesung vorbereitet. Die musste dann wieder erweitert werden, weil der Pastor sich in der Predigt auf eine der weggelassenen Passagen beziehen wollte.
Grundsätzlich orientiere ich mich am Schott über die Lesungstexte und erhalte den Liedplan Wochen im Voraus (der derzeitige geht bis Palmsonntag). Außerdem gibt es ja auch das hier.
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
Edit/P.S.: Ein Organist aus Sceczin (Stettin, Polen) hat mir erzählt, dass bei Ihnen (er spielt v.a. im Dom, aber auch in mehreren anderen Kirchen) in der Regel der Antwortpsalm im Wechselgesang mit der Gemeinde gesungen wird.
Dabei ist das ganze eigentlich doch so einfach.
Aber ich bin froh, dass es derartiges tamm tamm bei uns gar nicht gibt. Das liegt unter anderem daran, dass die Aufgaben dem zufallen, dessen Fachgebiet sie sind. So fällt mir die Liedplanung (in Vertretung aller Gemeinden der Seelsorgeeinheit) zu, die im allgemeinen den gültigen Regeln entspricht. Fall der Pfarrer Wünsche hat (ein Lied passend zur Predigt o. ä.), dann gibt der die dem jeweiligen Organisten mindestens 2 Tage vor dem jeweiligen Gottesdienst durch und gut ist.
Und manchmal erlaube ich mir auch 380, 2 und 388 als Sanctus, 413 als Gloria oder ein Psalmlied als Antwortgesang (oder auch mal ein anderes passendes Lied) oder nach dem Segen ein Marienlied zu singen, um Befindlichkeiten der Gemeinde zu bedienen. Davon geht weder die Welt unter, noch wird die Messe ungültig, noch wird der Liebe Gott Pech und Schwefel regnen lassen.
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