Noorlander Orgeln
Zitat von Aeoline
Es fällt mir schwer mir vorzustellen, dass so ein Schlachtschiff umhergekarrt wird - aber auf das Instrument wäre ich schon gespannt. (...)
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich zum "Finale" der Orgelwochen in Baunatal sein werde. Falls da was viermanualiges rumsteht, werde ich mich darum kümmern und hier berichten...
Vielen Dank!
Nach der Einladung von Kisselbach (Vorderseite Flyer: "Besuchen Sie (...) und erleben Sie (...) die neue Content Concerto mit vier Manualen"
würde ich das "Dickschiff" (Zitat Wichernkantor) schon jeweils vor Ort erwarten. Angesichts der Investition in solch ein Ausstellungsmodell wäre ein Umherkarren theoretisch zumindest denkbar.
Nun ja, Mixtuur, Noorlander, Magnus usw. usw. - ich kann den speziellen Innovationsfaktor bei alledem nicht wirklich erkennen, selbst nach eigenen direkten und teils durchaus intensiven Kontakten mit den Machern dieser und anderen 'individuellen Komplettlösungen'.
Niemand wird ernsthaft verdrängen wollen, dass Hauptwerk-basierende (oder auf andere Softwareplattformen aufsetzende) Anwendungen inzwischen eine Art 'alternativer Marktfaktor' geworden sind, dafür sorgen ja schon allein die zahlreichen engagierten Hauptwerk Supporter- und Verehrergruppen all over the web.
Nun, nachdem wir alle die wirklich tollen Organ Art Media Orgelprojekte bestaunt und genossen haben (sofern wir bereit waren, den Preis dafür zu bezahlen), oder uns vielleicht auch nur die zahlreichen Share- oder Freewareprojekte heruntergeladen und teils ein wenig ernüchtert ausprobiert haben, stellen sich irgendwann und irgendwie die Fragen: 'Okay. So what? Was nun?".
Was bitte bewegt unsere Ohren, Sinne und Herzen tatsächlich, wenn wir ein Hauptwerk- oder sonstiges VPO Orgelprojekt laden und spielen (über welche PC-Hardware, Audio-Konfiguration, Audio Interfacekonfigurationen auch immer)? Ist es die im Grunde nach wie vor unerfüllte Illusion, an GENAU DIESER historischen Orgel zu spielen, und zwar in EXAKT DIESEM ORIGINÄREN RAUM? Sorry, aber das glaubt doch inzwischen kaum noch jemand wirklich, oder...? Ich muss immer wieder mal schmunzeln, wenn ich Postings wie 'ich kenne ja die Orginal Orgel, und wenn ich sie via Hauptwerk spiele, ist das so als ob ich direkt am Original-Spieltisch säße...' lese.
Was TATSÄCHLICH fasziniert, sind dagegen die schier unlimitierten PC-/VPO-Ressourcen im Hinblick auf Waveform Memory Kapazitäten, Long-Loop Samples, Multi-Layer Sampling usw. usw. - also solchen Ressourcen wie sie typischerweise für kleines Geld in einem PC-Hardwareumfeld verfügbar sind. Fein: Wer gern die 1687 Arp Schnitger Orgel in Steinkirchen spielen möchte, wird in einem Hauptwerk-Umfeld schnell und erschöpfend fündig, und die individuelle Vorstellung der 'totalen Illusion' wird ihr übriges dazu beitragen, ein irgendwie geartetes virtuelles Erlebnis zu generieren. So weit, so gut.
Ernüchternd ist bei alledem eigentlich nur, dass das virtuelle Hörerlebnis für SOLCHE, die die entsprechenden Orgeln im Original WIRKLICH kennen, 'ziemlich relativ' bleiben muss, denn die TATSÄCHLICHE Reproduktion (sprich "Kopie" wird in aller Regel stark gegen das Original-Erlebnis abfallen müssen - ja geradezu zwangsläufig. Und genau HIER finden wir uns in der angeregt-emotionalen Diskussion wieder, in der engagiert bis erbittert darüber gestritten wird, WELCHES Orgel-Klangbild denn nun ganz individuell gefordert, erhofft, angestrebt wird...
Am Ende ist es völlig unerheblich, ob man über Mixtuur- oder Noorlander-Setups redet, über Hauptwerk- oder J-Organ Projekte sinniert, oder sich zum Thema 'konventionelle Digitalorgeln versus virtuelle Orgeln' die Köpfe heiß redet. Entscheidend ist - ganz und gar individuell - was im eigenen Ohr ankommt, was mittel- und langfristig die flexibelsten Sample-/Modelling-/Voicing-/VPO-Originalaufnahme-Lösungen anbietet, und damit die Vorstellungen jedes EINZELNEN INDIVIDUELLEN Käufers bestmöglich erfüllt. Und da finden wir uns durchaus schnell im Bereich der 'flexiblen Hardwareorgeln' wieder - und in den ziemlich flexiblen und vielschichtigen klanglichen Welten zwischen Sampling Technologien, Voicing-/Intonations-Flexibilitäten, Audio-Routing-Optionen (z.B. für eine wirklich raumspezifische Werkstaffelung), oder ganz einfach auch in der Welt der freien Kombinierbarkeit von Originalistrumenten, Orgelstilen und eigenen Vorstellungen und Idealen.
Was ist dabei kreativer, inspirierender...? [smile]
Cheers!
Zitat von Martin78
Nach der Einladung von Kisselbach (Vorderseite Flyer: "Besuchen Sie (...) und erleben Sie (...) die neue Content Concerto mit vier Manualen"
Hallo Martin78,
ich muss kleinlaut gestehen, dass ich erst heute den Brief und den Flyer von Kisselbach gelesen habe.
[sad] 
Die Ausführungen sind eindeutig. Ich stimme Dir vollumfänglich zu und nehme meine hier getroffene Vermutung...
Zitat von Aeoline
...Es fällt mir schwer mir vorzustellen, dass so ein Schlachtschiff umhergekarrt wird...
...mit Bedauern zurück.
So wie es hier im Brief steht, wird wohl in jeder Filiale zu den Orgelwochen auch die 4man Content-Concerto anwesend sein. Anders lässt sich die Info von Kisselbach nicht interpretieren.
Also: Gute Chancen auf eine 4man Content bei den "2. Deutschen Orgelwochen" in den Kisselbach-Filialen...
LG
Aeoline
Organisten leiden oft an einer schlimmen Krankheit: Augentinnitus - Man(n) sieht nur noch Pfeifen...
Viscount Unico 400 DE [V1.14.19] (56/III/P) : ab 11.2012
Johannus Opus 520 (45/II/P) : 10.1987-11.2012
Siel HB 700 (9/II/P) : 1977-09.1987)
#23 RE: Noorlander Orgeln
Zitat von Dieter Schuster
Ernüchternd ist bei alledem eigentlich nur, dass das virtuelle Hörerlebnis für SOLCHE, die die entsprechenden Orgeln im Original WIRKLICH kennen, 'ziemlich relativ' bleiben muss, denn die TATSÄCHLICHE Reproduktion (sprich "Kopie"
Von emotionalen Aspekten einmal abgesehen geben solche Simulationen historischer Instrumente durchaus Anregungen und Einblicke für eine historisch interessierte Spielweise, die von einer Standard-Digitalorgel nicht zu erwarten sind. Das Klangprodukt meiner Kopfhörer oder wie auch immer Abstrahlung mit der Klangwucht einer BArockorgel vergleichen zu wollen, ist Hauptwerk-Werbedichtung und schlichter Unfug.
Andereseits kann man dem Publikum heutzutage ja auch mp3s im i-Store als Musik verkaufen...
Innovativ finde ich die angesprochenen HW-Komplettlösungen durchaus, da es Komplettlösungen, die optisch und klanglich der Aufgabe gerecht werden, bislang noch nicht gab.
Zitat von Dieter Schuster
Ernüchternd ist bei alledem eigentlich nur, dass das virtuelle Hörerlebnis für SOLCHE, die die entsprechenden Orgeln im Original WIRKLICH kennen, 'ziemlich relativ' bleiben muss, denn die TATSÄCHLICHE Reproduktion (sprich "Kopie"
Das ist unbestritten und liegt an der immer noch unzulänglichen Reproduktion via Mikrophon (und mögen es die Besten sein) und der erforderlichen Abstrahlung (auch hier ist selbst mit High End kein reales Erlebnis darstellbar). Sonst brauchen wir ja auch gar nicht mehr ins Konzert zu gehen und können das alles vom Sofa aus genießen.
Dennoch sei gesagt, daß eine mit Hauptwerk erzeugte Aufnahme (ein gutes Set vorausgesetzt) von einer CD Einspielung des Originals nicht zu unterscheiden ist. Ich meine, daß das schon ein bedeutendes Qualitätsmerkmal von Hauptwerk ist.
Ein weiterer Unterschied zum Original ist, daß der Klang an der Spieltischposition ein ganz anderer ist, als im Kirchenraum. In Hauptwerk wird das i.d. Regel so realisiert daß die Samples im Kirchenraum aufgenommen sind.
In modernen Sets kann der der Anteil von Direktschall und Raumantwort sogar stufenlos verändert werden und damit die Hörposition.
Beispiel Trost Orgel von Walterhausen: Das Hauptwerk nimmt man am Spieltisch kaum war, während einem die Pfeifen des Brustwerks links und rechts in die Ohren brüllen. Wenn das Set auch so realisiert wäre, würde es wohl niemand kaufen wollen. Also ist es für mich in meiner Kemenate doch viel angenehmer, den im Raum verschmolzenen Klang wahrnehmen zu können obwohl das reale Erlebnis ganz anders war.
Für mich klingt ein Hauptwerkset einfach authentischer nach Orgel als die von mir getesteten Digitalorgeln.
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