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Re: Notenschränkchen
#16 RE: Re: Notenschränkchen
Mag alles sein, aber ich mache lieber Musik Dafuer:, als mich Juristen um Nutzungsrechte zu zoffen Dagegen: und Rechtslagen zu eruieren bzw. auf meine Kosten eruieren zu lassen.
Und auch die geschätzten Kollegen können irren - in meiner Heimat hat mal ein Kirchenchor 20TDM bezahlt, um eine Klage abzuwenden. Der Kollege war auch - leider irrig - davon ausgegangen, es bestehe kein Urheberrecht mehr und hatte alte Ausgaben kopiert und verwendet.
Aber - wir sind schon wieder bei den Juristereien, vor denen der Herr uns verschonen möge ...
LG
Michael
Habe die zweifellos interessante Diskussion aus dem Notenschränkchen nach hierhin verschoben.
Das "Notenschränkchen" soll bleiben, was es ist: Ein Fundort für seltene Noten.
Wenn der eine oder andere Beitrag dort eine Diskussion wert ist: Sehr gerne, aber bitte im passenden Unterforum, z.B. hier unter "Musikalisches".
Liebe Grüße
Gemshorn
PS: Das Auseinanderdröseln mehrerer in sich verschränkter Diskussionen ist nicht immer ganz einfach. Bitte also um Nachsicht, falls der eine oder andere Satz besser im ursprünglichen Thread stehen geblieben wäre. Ich tue mein Bestes, versprochen. [wink]
Hallo,
Zitat von WichernkantorZitat von chp
1) Takt 57, 4. Zählzeit, im Alt tatsächlich fis' oder doch f' (aufgelöst)?
Neee, da steht ausdrücklich Fis.
irgendwie hatte ich einen Erinnerungsfetzen und daraufhin am Samstag nochmal alte, bisher noch nicht beachtete Noten meins Vaters durchgesehen. Dabei fand ich ein Notenbuch wieder, in das 2 Rinck-Bände eingebunden sind. Zunächst ist das ein "Rinck-Album der beliebtesten Orgelkompositionen", herausgegeben von A. Hähnlein, Peters 7134, ohne Jahr. Unter den Choralvorspielen in Teil B auch "Liebster Jesu, wir sind hier" usw. Sieht man sich die Nr. 9 in Teil A an (Seite 9, 2 Zeile, ziemlich genau in der Mitte), so wird in dieser Ausgabe in Takt 57 usw. auf der 4. Zählzeit das Fis doch wieder aufgelöst.
Der 2. Band ist Rincks Opus 129, revidiert und herausgegeben von G. Zanger im Henry Litolff's Verlag Braunschweig (ohne Jahr; Apostroph im Original).
Mein Vater hat beide Bändchen in deutscher Schrift signiert, daher vermute ich, dass die Bände spätenstens in den 50er Jahren erworben wurden, zunächst einzeln. Der Band mit Opus 129 wurde zum Binden offensichtlich unten beschnitten, so dass der Namenszug meines Vaters "halbiert" wurde. Also war er wohl derjenige, der die Bände hat zusammenbinden lassen. Vom Schriftbild her könnten die Bände auch aus den 20 oder 30er Jahren stammen. Das Titelblatt des Zanger-Bandes wirkt vom Schrifttyp her anders. Möglicherweise wurden da ältere Druckplatten verwendet.
Was die Fuga in C betrifft, bin ich dann natürlich vorgestern von Wichernkantors Zettel auf den Band meines Vaters umgestiegen, so dass ich das Stück erst mal kurzfristig vertagen musste, weil es sich doch anders liest und ich erst heute ein paar Eintragungen machen konnte. Ich will natürlich aus den Bänden meines Vaters spielen. Der kurzfristig eingesetzte Félix Auger kam aber auch prima an.
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
P.S.: Dass ich mich aufgrund der Tipps von Wichernkantor mal mit Rinck befasse, hätte ich mir vor ein paar Jahren auch nicht träumen lassen. Der Name löste immer so eine gewisse Geringschätzung aus...
#19 RE: Re: Notenschränkchen
Rincks "schlechter Ruf" beruht eben genau auf diesen Sammelbänden der Jahrhundertwende mit "kurzen, festlichen Stücken in allen Tonarten". Generationen von armen Dorfschulmeisterlein haben daraus das Kadenzenschmieden gelernt. Ich hätte in Kenntnis dieser Opusculi auch nicht "mehr" erwartet. Der lokale Bezug zu Gießen war es, der meine Neugier weckte.
Bei den Bänden in meinem Fundus handelt es sich fast ausschließlich um die Erst- und Originaldrucke, die zunächst beim Großh. Hess. Hofbuchdrucker zu Darmstadt, dann beim neu gegründeten "Bureau de Musique Schott Frères" in Mainz verlegt waren. Notenbild und Druckqualität sind z.T. unterirdisch.
Außer dem inzwischen fast epidemischen "Floeten-Concert F-Dur", einem dreisätzigen Paradestück des Biedermeier, hat Rinck eine erkleckliche Zahl größerer Präludien und Fugen geschrieben, die sich durch eine sehr ordentliche motivische Arbeit auszeichnen. Natürlich ist manches in den Präludien formelhaft und etwas betulich. Aber die Fugen haben durchaus Qualität - das gilt für die Themenbildung ebenso wie für die Durchführung. Er schrieb das meiste für die einmanualige hessische Landkirchenorgel, wie sie zu Beginn des 19. Jh. hierzulande gebaut wurde und in etlichen Dorfkirchen im Raum WZ/GI/MG überlebt hat. Dieser in Rincks Wirkungsbereich dominierende Orgeltypus erklärt, warum es von ihm nur ganz wenige Trios oder Choralbearbeitungen mit obligatem Diskant- oder Tenor-c.f. gibt. Sobald er anfängt, triomäßig zu setzen, wird es nämlich richtig interessant. Sein Choralvorspiel "Herr, ich habe missgehandelt" mit c.f. im Bass z.B. bietet über mehrere Phrasen hinweg triomäßige Oberstimmenkontrapunktik vom feinsten.
Nicht zu verachten sind auch seine "Concert-Stücke", die er wohl für ländliche Orgelweihen schrieb und selber spielte. Ich habe etliche Orgelakten aus den 1830ern und 1840ern eingesehen, in denen notiert ist, dass zu Weihe der Orgel der "wohllöbl. Hoforganist, Messieur Rinck" aus Darmstadt angereist war und "einige seiner berühmtesten Stücke spielte, darunter eine Phantasie eigener Invention von erhebender Wirkung".
Ich habe es mir zur Regel gemacht, in jedem "bunten" Konzertprogramm einen größeren Rinck zu spielen - entweder eines der Präludien oder einen Variationszyklus aus dem "Orgelfreund".
LG
Michael
Hallo,
in den 60ern und 70ern stand deutsche Romantik in der Kirchenmusik ja eh nicht hoch im Kurs (Rinck, Hesse, Brosig, selbst Merkel), Barock war das Maß aller Dinge. Cäcilianismus, nazarenische Kunst (Malerei) und die Neoarchitekturen galten generell geradezu als Ausbund des Kitsches.
Dass ein/e Komponist/in auch die, heute würden wir sagen, ehren- und nebenamtlichen Organisten/innen bedient, spricht ja überhaupt nicht gegen ihn.
Beste Grüße von der Waterkant und der Region der deutsch-romantischen Orgeln (obwohl, Friese III hat ja bei CC studiert...)
Christoph P.
Hallo,
Zitat von Wichernkantor
Und das Doppelpedal kann man natürlich weglassen im Zeitalter der Pedalkoppeln und obertonreichen Dispositionen. Ich habe es belassen, weil es sich aus der Stimmführung ergibt. Und es haut natürlich schon 'rein ...
inzwischen habe ich in meines Vaters Bänden ein paar nette Stücke als feierliche Nachspiele gefunden, die sich mit wenig Aufwand machen lassen und ganz gut klingen müssten. Die Doppelpedalstellen finde ich dann aber etwas sehr dick, wenn man zum Plenum 8+8+4+2+M und ein Pedal 16+8+8+4 + Zunge 16 hat (recht kräftiges Fagott bei 300 Sitzplätzen). Ohne Zunge würde das Sinn machen, vor allem da bei unserer Orgel nur die 16'e echte Pedalregister sind (ansonsten Transmissionen), klingt dann aber insgesamt weniger feierlich gravitätisch. Ich spiele die von Rinck als Pedal-Oktave gedachte Stimme - wenn nicht die Stimmführung anderes nahelegt - im Manual (linke Hand) mit, dann hat die Stimme zwar keinen 16', aber dafür werkelt ja eine Oktave tiefer das Fagott.
Aber ich bin mal gespannt, bisher habe ich für die Augersche Kirmesmusik immer den meisten Applaus bekommen. [wink]
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
Hallo,
beim Duchstöbern und Verwerten von Rincks Op. 129 bin ich auf das Postludium Nr. 6 in D-Dur gestoßen. Das erinnert mich an etwas, aber an was? Der Beginn (Notation nach dem LilyPond-Prinzip):
d'4. e'16 fis'16 g'4 fis'4 / e'4 a'4 d2'' / fis'4. g'16 a'16 h'4 a'4 / cis''4 d''4 e''2 / fis''4. e''16 d''16 cis''4 d''4 / a''4. g''8 fis''4 ...
Oder habe ich das in meiner Jugend vielleicht einfach öfter gehört? Immerhin stammt der Band aus dem Nachlass meines Vaters.
Beste Grüße von der sonnigen Waterkant
Christoph P.
Hallo,
Zitat von Gemshorn
Die Melodie ist mir bekannt. Ich meine sogar sie in einem jener kleinen Tonger-Alben gesehen zu haben.
ist wirklich im 2. Tonger-Album drin, aber woher ich das kenne. Vielleicht hatte ich ja mal überlegt, den ersten Teil für einen Einzug zu verwenden.
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
Hallo,
Zitat von chp
Die Doppelpedalstellen finde ich dann aber etwas sehr dick, wenn man zum Plenum 8+8+4+2+M und ein Pedal 16+8+8+4 + Zunge 16 hat (recht kräftiges Fagott bei 300 Sitzplätzen). Ohne Zunge würde das Sinn machen, vor allem da bei unserer Orgel nur die 16'e echte Pedalregister sind (ansonsten Transmissionen), klingt dann aber insgesamt weniger feierlich gravitätisch. Ich spiele die von Rinck als Pedal-Oktave gedachte Stimme - wenn nicht die Stimmführung anderes nahelegt - im Manual (linke Hand) mit, dann hat die Stimme zwar keinen 16', aber dafür werkelt ja eine Oktave tiefer das Fagott.
ich muss mich revidieren. Gestern hatte ich eine Unterrichtsstunde an der Friese III (rgel_Paulskirche_(SN).jpg" target="_blank">Bild hier) der Schweriner Paulskirche. Die anderen Kursteilnehmer/innen und die Dozentin haben für Doppelpedal pläDiert, nicht nur aus klanglichen Gründen, sondern auch weil das Doppelpedal eine bestimmte Artikulation begünstigt bzw. erfordert. An der großartigen Orgel mit reichlich 16- und 8-Füßen in Manualen und Pedal klang das Stück (Präludium F-Dur im Forte mit 2 leisen Passagen) wirklich toll. Für ein kerniges, sattes, gravitätisches Forte braucht man da weder 2-Fuß, noch Mixtur oder Trompete.
Es wäre großartig, bei Sonus Paradisi eine (unverschlüsselte) Version der Orgel für GrandOrgue kaufen zu können.
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
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