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Üben auf der DO - Enttäuschung auf der PO
Habt ihr das auch schon erlebt?
Man übt für einen Gottesdienst an der heimischen DO, kommt dann in die Kirche und ist dort etwas enttäuscht vom Orgelklang.
Heute hatte ich das. Ich war erst einmal in der Kirche und hatte die Orgel (II/16, in recht großem Raum) als nichts besonderes, aber als durchaus o.k. in Erinnerung.
Das Üben auf meiner Concerto 350 machte Spaß und Vorfreude auf den Gottesdienst. In der Kirche dann: muffiger HW-Prinzipal, Labiale alle recht zurückhaltend und nicht besonders charakteristisch, zerlegtes Kornett im relativ wirkungslosen Schweller selbst bei geöffneten Jalousien viel zu leise, Trompete im Schweller (lässt sich zum HW sub- und superkoppeln) ziemlich quäkig und komplett verstimmt, ziemliches Schleppen und auch Windstößigkeit bei bewegten Passagen. Was noch ganz passabel klang, war das HW-Mixturenplenum sowie der recht kräftige Subbass. Die Lemmens-Fanfare war nicht wirklich eine Offenbarung...
Wenigstens kam meine neu erworbene Mini-PA "LD Dave 8 Roadie" zu einem ersten überzeugenden Einsatz, für Klavier- und E-Piano-Klänge (Chorbegleitung).
#2 RE: Üben auf der DO - Enttäuschung auf der PO
Deine Schilderung lässt auf ein Meisterwerk der Herren S. aus T. oder W. aus P. (was kaum einen Unterschied macht, denn von W. bezog S. in der Kegelladen-Ära ganze Orgeln) schließen ...
Hier in der Gegend gibt es auch einige übel vergeigte Schleudern, die die Grundannahme Lügen strafen, eine PO sei per se "besser" als eine DO. Hier residierte und waltete von den 30ern bis in die 60er ein Pfarrer der EKHN als "Orgelpapst". Und er ließ alle mittelhessischen Dorfkirchen mit seiner Reichseinheitsdisposition II/14 vollstellen. Hw. auf Prinzipalbasis 4' natürlich.
Gegen diese dünnen Quäkekisten hatten Bornefelds vergleichbare Opera richtig Substanz.
LG
Michael
So eine einmanualige Kegellade aus 1886 habe ich auch im Vergleich zu einer ordentlich intonierten Gloria Klassik in der Filialkirche. Jahreszeitlich ist die einmanualige PO grausam verstimmt und hat mir fast die Socken ausgezogen, als ich an Fronleichnam das Ave Verum zum Vortrag brachte (trotzdem Kommentar: Sie haben da aber ein schönes Lied gespielt. Ja: POs sind halt ein Naturprodukt)
Die Oktave 4, vor der ich meinen Rücken samt Ohren aufbauen muss, bläst derart heftig, dass mir das Hören der Vorgänge im unteren Kirchenraum vergeht. Das Pedal entspricht natürlich nicht dem BDO Standard und der Abstand zum ersten Manual lässt sich nur mit ausgestreckten Armen bewältigen, falls man beabsichtigt, dass nicht blind zu beherrschende Pedal zu betätigen.
Da wünsche ich mir- nicht nur an dieser Orgel- einen flexiblen Spieltisch, der den neuen medizinischen und ergonomischen Erkenntnissen gerecht wird. Warum lässt sich eigentlich nur die Orgelbank verstellen. Die Manuale könnten doch auch vertikal und horizontal, insbesondere auch in der Tiefe verstellbar sein. Warum nicht ein Manual mal um eine Oktave nach rechts schieben, um am gewohnten Platz die 4` Flöte als 8`zu spielen. Wäre ergonomisch sinnvoll, auch wenn ich das natürlich eine Oktave tiefer spielen könnte. Der rückenschmerzenbehaftete Mensch kommt bei den Orgelbauern immer noch (vermutlich nicht zuletzt aus Kostengründen) zu kurz.
Michael
Zitat
Die Manuale könnten doch auch vertikal und horizontal, insbesondere auch in der Tiefe verstellbar sein. Warum nicht ein Manual mal um eine Oktave nach rechts schieben, um am gewohnten Platz die 4` Flöte als 8`zu spielen.
Bei elektrischer Traktur wäre das sicherlich kein Problem. Das aber bei mechanischer Traktur umzusetzen und diese trotzdem zuverlässig, wartungsarm, präzise und nicht allzu schwergängig zu halten, dürfte dahezu unmöglich sein.
Zitat von Wichernkantor
Deine Schilderung lässt auf ein Meisterwerk der Herren S. aus T. oder W. aus P. (was kaum einen Unterschied macht, denn von W. bezog S. in der Kegelladen-Ära ganze Orgeln) schließen ...
Negativ, es war H.-E. aus B(F). Die Orgel wurde vor 15 Jahren in die Kirche transferiert, da eine 43-Register-Orgel auf der Empore, von S. aus B.G. aus Gebrauchtmaterial zusammengestellt, nicht mehr reparabel war. Da der die Umsetzung durchführende OB die Arbeiten nach wie vor auf seiner HP führt, tat ich dem Instrument gestern vielleicht etwas unrecht. Dass eine Trompete derzeit total daneben ist, kann ja schon mal vorkommen und macht die Orgel per se ja nicht schlecht. Beim letzten Besuch dort war mein Eindruck auch nicht so schlecht gewesen wie gestern, vielleicht sollte ich demnächst noch mal dort hin fahren und in Ruhe die Register durchhorchen.
Es muss ja auch nicht jede Gemeindegesangorgel konzerttauglich sein und man hat am Spieltisch einer PO oft auch keinen optimalen Klangeindruck (mit Fullrange-"Tweetern" und seitlichen Hallkanälen signifikant auf die Sitzposition des Spielers verbesserte Hosenbeinabstrahlung bei der DO vs eine PO, wo die Laden über den Kopf des Spielers hinweg abstrahlen), aber ich fand gestern den Unterschied zu der auf meinen klanglichen Geschmack optimierten Concerto 350, die ja auch ein paar Registriermöglichkeiten mehr beinhaltet, ziemlich deutlich.
16 Register - vergleiche mein Ausgangsbeitrag - wie man so etwas heute neu bauen kann, vgl. hier. Wir hatten ja schon öfter Wechselschleifenkonzepte diskutiert. Nicht von der Hand zu weisen ist jedenfalls das Argument, dass man dabei die Grundlabiale viel stärker ausdifferenzieren kann als bei einer normalen Werkorgel, wo meist die gedeckten 8' recht neutral und mischfähig sind. Die Rottweiler Orgel muss am Spieltisch recht kräftig klingen, weil sie an der Wand des Chorraums steht und daher übers Eck ins Schiff abstrahlen muss. Von der charaktervollen Intonation kann man sich hier überzeugen, der Urheber des Videos hat noch mehr Aufnahmen hochgeladen. Mir gefällt's!
"bei mechanischer Traktur umzusetzen und diese trotzdem zuverlässig, wartungsarm, präzise und nicht allzu schwergängig zu halten, dürfte dahezu unmöglich sein."
Nichts ist unmöglich [wink] Wirtschaftlich sinnvoll steht auf einem anderen Blatt. Wenn ich an die diversen Einstellmöglichkeiten von Sitz, Lenkrad etc an meinem Toyota denke, dann geht an der Orgel DO/PO nur wenig.
Michael
#7 RE: Üben auf der DO - Enttäuschung auf der PO
Zitat von Martin78
Negativ, es war H.-E. aus B(F).
Oha, die Haerpferin aus Fremersdorf vielleicht? Die hatte ein recht ordentliches Plenum und das von Dir beschriebene Säusel-SW. Sie wurde m.W. nach Trier verkauft.
Aber war die nicht ein paar Register größer?
Ich hatte sie mit so um die 20 Stimmen in Erinnerung ...
In Britten steht jedenfalls die Werkstattschwester.
Zitat
Nichts ist unmöglich
Das Problem ist die Abstrakten so zu führen, dass sie einerseits immer unverändert spielfrei aber nicht unter Zug sind und andererseits sich der Winkel, in dem die Taste die Abstrakte zieht nicht ändert, um die Tastenkraft nicht zu verändern. Das dürfte extrem aufwändig sein, wenn überhaupt machbar.
Zitat
16 Register - vergleiche mein Ausgangsbeitrag - wie man so etwas heute neu bauen kann, vgl. hier.
Was für ein Traum von Instrument! Die würde sicher sich auch prima in meiner Gemeinde machen. So etwas hatte ich im Hinterkopf, als ich in dem von Martin erwähnten Thema schrieb, eine nicht von der Ersparnis- sondern der Möglichkeitenseite her gedachte Wechselschleifenorgel wäre was Feines!
Da zeigt sich, dass die Bonner nicht nur Großese bauen können!
Zitat von Machthorn
Was für ein Traum von Instrument! Die würde sicher sich auch prima in meiner Gemeinde machen. So etwas hatte ich im Hinterkopf, als ich in dem von Martin erwähnten Thema schrieb, eine nicht von der Ersparnis- sondern der Möglichkeitenseite her gedachte Wechselschleifenorgel wäre was Feines!
Ja, bei einer Standardorgel von 16 Registern freut man sich schon, wenn neben Prinzipal und Rohrflöte im HW und Gedeckt im Positiv dort auch noch ein Salicional disponiert ist. Hier hat man neben Prinzipal, Gedackt und Traverse noch eine wunderbare barocke Gamba und ein Quintatön. Alles da, unterschiedlicher ausdifferenziert geht's nicht mehr. Lässt sich alles nach Belieben auf einem der beiden Manuale registrieren (nur das Gedackt nur auf I oder im Pedal) und miteinander mischen, auch über die Koppel, bzw. gegeneinander ausspielen. Die Subkoppelmöglichkeiten noch gar nicht eingerechnet. Im gelben Forum gab es schon einige begeisterte Stimmen zu dieser Orgel, u.a. vom Essener Domorganist, der dort eine CD mit-eingespielt hat.
Zitat von Martin78
Habt ihr das auch schon erlebt?
Man übt für einen Gottesdienst an der heimischen DO, kommt dann in die Kirche und ist dort etwas enttäuscht vom Orgelklang.
Eigentlich habe ich bisher fast ausnahmslos nur das Gegenteil erlebt:
Es stört mich, dass ich zuhause (noch ?) nicht das klagliche "Kirchenerlebnis" habe.
Nur eine Ausnahme bestätigt die Regel:
Ich erinnere mich mit Schaudern an einen ABSOLUTEN Einzelfall aus meiner Jugendzeit in den späten 80ern: Eine befreundete Familie holte mich damals immer als Organist zu den (in dieser Familie ziemlich häufigen) Hochzeiten, nachdem ich als 16-jähriger Amateur einmal für einen ganz plötzlich am Vortag der Hochzeit erkrankten Organisten eingesprungen war. Das waren echte Hochzeitsfreaks, die auch die silbernen und goldenen immer groß feierten ! Meistens habe ich diese kleinen Gastspiele genossen, zumal sie mich an passable und teilweise sogar schöne Orgeln führten.
Nur dieses eine Mal sollte ich in der Kirche am Leopoldsberg bei einer Goldhochzeit spielen, nachdem ich zuhause auf meiner analogen Viscount Domus 50 ein nettes Programm mit Pachelbel und Bruckner eingeübt hatte.
Schon bei der Probe war ich entsetzt über die dortige, wirklich grottenschlechte Orgel:
Sie war einmanualig, hatte ca. 5 Register, im Manual nur ein paar müDe 8-Füße und eine Octav 4´, keinen 2´ und keine Mixtur, im Pedal nur Subbass 16 u. Pedalkoppel. Ich hätte am liebsten einen Rückzieher gemacht, stand aber letztlich zu meinem Wort.
Bei der Hochzeit schaltete sich dann auch noch die Oktav 4´ während der Pachelbel-C-Dur-Toccata selbsttätig aus, sodaß ich das Stück mit einem dumpf klingendem Gedackt 8´ fertigspielen musste.
Das war die mit Abstand schlechteste Orgel, die ich je spielen musste, sowas will ich nie wieder erleben !!! [sad] Dagegen:
Damals wäre ich mit der von Martin beschriebenen Orgel geradezu glücklich gewesen !
Zitat von Gemshorn
Apropos Leopoldsberg: Kennst du die Orgel in der Josefskirche auf dem Kahlenberg, Romanus?
Moment, könnte es sein, daß es die gewesen ist und ich die beiden Berge verwechselt habe
Hast du zufällig ein Foto vom Prospekt, ich glaube, ich würde sie wiedererkennen ?!
Ich erinnere mich an einen äußerst zierlichen, filigranen Barockprospekt, hinter dem man nie und nimmer ein solches Wrack aus späteren Zeiten vermuten würde.
Die Register waren übrigens keine Züge oder Wippen, sondern ich glaube, das waren runde Druckknöpfe, die nicht mehr zuverlässig arbeiteten !
Nachtrag: Konnte mir die Frage via Google selbst beantworten. Hast recht, es war die Josefskirche auf dem Kahlenberg, ich erkenne den zierlichen, kleinen Barockprospekt wieder, genau die war es, ein grausiges Instrument !!! [sad]
#14 RE: Üben auf der DO - Enttäuschung auf der PO
Zitat von Romanus
Bei der Hochzeit schaltete sich dann auch noch die Oktav 4´ während der Pachelbel-C-Dur-Toccata selbsttätig aus, sodaß ich das Stück mit einem dumpf klingendem Gedackt 8´ fertigspielen musste.
Na ja, das Gegenteil ist auch keine reine Freude ...
Gestern stand mir das fulminante Plenum von Gedackt, Prinzipal 4', Nachthorn 2' und Mixtur zu Verfügung, um "festlichst" zu prä- und postludieren. Immerhin mit Sub- und Oktavbass drunter. Die mittelhessische Minimalstlösung nach HH OSV Pfarrer Th. W., welchselbiger hierzulande 40 Jahre lang eine "Landschaft" ganz eigener Art prägte ...
Wenn ich diese Gemeinde nochmal beorgele, dann bringe ich meine Feldorgel mit. Die klingt erheblich besser und bietet vielfältigere klangliche Optionen.
Immerhin schöne Gemeindelieder zu begleiten und kein "Kirchenkaraoke" irgendwelcher DSDS-Apirantinnen aus dem Freundinnenkreis der Braut, wie neuerdings im Wetzlar-Gießener Hinterland arg im Schwange. Die Gemeindesekretärinnen wissen inzwischen, dass sich mich zu solchen Lustbarkeiten gar nicht erst anzufragen brauchen.
Solchen "Events" entziehen sich übrigens immer mehr Kollegen, fällt mir in dieser Saison vermehrt auf. Die Nebenamtler haben das ja nicht in den Verträgen und gehen Samstags lieber in den Garten oder in den Baumarkt, statt sich solche Kunstgenüsse anzutun.
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