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Ökumen. Pfingstvesper aus München
#16 RE: Ökumen. Pfingstvesper aus München
Danke für die beiden Links. Ich hatte mich schon öfters gefragt, ob Latein überall so wie bei uns ausgesprochen wird, aber hatte wohl mit den falschen Google-Begriffen gestartet und dann immer die Thematik ruhen lassen. Die Franzosen waren ja schon Hardcore unterwegs mit dem armen Latein [grin]
Es geht nicht nur um die Aussprache, sondern auch um die Betonung. Die Franzosen ignorieren weithin die lateinischen Akzente. In einem Interview mit der Zeitschrift "Célébrer" sagen Jacques Berthier und sein Interviewer sinngemäß, lateinische Texte seien leichter zu vertonen als solche in lebenden Sprachen, weil man die Akzente nicht beachten müsse. (Übersetzung des Interviews in: Heiliger Dienst [Salzburg] 49. 1995, S. 188-200.)
Vielleicht erklärt sich auch die veraltete Theorie des Rhythmus im Gregorianischen Choral (Gliederung der Melodien in Zweier- und Dreiergruppen), die in Solesmes entwickelt wurde, aus der französischen Sicht des Lateins...
#18 RE: Ökumen. Pfingstvesper aus München
Hier ging es um die Melodiefassungen. Die Choralbücher des Regensburger Verlags Pustet enthielten die Editio Medicaea, eine Bearbeitung von Anfang des 17. Jahrhunderts, in der viele Melodien gegenüber den älteren Quellen verändert waren (z. B. durch Kürzen der Melismen). Die Pustet-Ausgabe wurde vom Caecilienverein propagiert, u. a., weil man Palestrina für den Autor der Medicaea hielt. Als im Auftrag Pius' X. die Editio Vaticana erschien, verlor Pustet das von Pius IX. erteilte Druckprivileg. In der Editio Vaticana (1905-1912) gibt es keine rhythmischen Zusatzzeichen; diese wurden erst in den praktischen Ausgaben der Abtei Solesmes hinzugefügt. Die Ritenkongregation vertrat die Ansicht, dass die Editio Vaticana alles für den Gesangsvortrag Notwendige enthalte (aufgrund der Theorie des oratorischen, d. h. von der Textdeklamation geprägten Rhythmus); Zusatzzeichen werden aber toleriert, sofern sie den Notentext selbst nicht verändern.
#20 RE: Ökumen. Pfingstvesper aus München
Zitat von Guilain
Es geht nicht nur um die Aussprache, sondern auch um die Betonung. Die Franzosen ignorieren weithin die lateinischen Akzente. In einem Interview mit der Zeitschrift "Célébrer" sagen Jacques Berthier und sein Interviewer sinngemäß, lateinische Texte seien leichter zu vertonen als solche in lebenden Sprachen, weil man die Akzente nicht beachten müsse. (Übersetzung des Interviews in: Heiliger Dienst [Salzburg] 49. 1995, S. 188-200.)
Vielleicht erklärt sich auch die veraltete Theorie des Rhythmus im Gregorianischen Choral (Gliederung der Melodien in Zweier- und Dreiergruppen), die in Solesmes entwickelt wurde, aus der französischen Sicht des Lateins...
Wer die Gesänge Berthiers kennt - ich vermute: fast jeder - findet reichlich Beispiele für "verkehrte" Betonungen. Aus pfingstlichem Anlass sei verwiesen auf sein "Veni Creator", ein Kanon in c-Moll, in dem regelmäßig Creator und am Ende dann Spiritus betont wird, im GLÖst unter Nr. 844 zu finden.
Ein hochkarätigeres Beispiel ist gewiss Cochereaus "Victimae paschali laudes", das - obgleich ungemein beeindruckend - fast durchgehend falsche Wortakzente setzt: https://www.youtube.com/watch?v=zlSK8vn55ZA - Anhören lohnt sich.
Allerdings hat die französische Sprache keine so starken Akzente wie die deutsche. Joseph Gelineau erklärte in einem frühen Artikel über die hebräische Psalmodie (in: Maison-Dieu, um 1950) den Druckakzent des Hebräischen so: Das sei, wie wenn ein Deutscher Französisch spricht. Ich erinnere mich, dass bei den Universa-Laus-Tagungen in der zweiten Hälfte der 80er Jahre Frère Robert aus Taizé die Deutschsprachigen öfter mahnte, beim Singen französischer Texte die Akzente nicht so hervorzuheben.
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