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Sprachpanscher
Eben im Religionsportal des ORF entdeckt:
Zitat
Bei der Wahl zum „Sprachpanscher“ des Jahres 2017 steht die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ganz oben auf der Kandidatenliste.
Das teilte der Verein Deutsche Sprache (VDS) am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP mit. (...)
Die EKD habe im Lutherjahr das sprachschöpferische Erbe ihres Gründers mit „godspots“, kostenlosem WLAN in vielen Kirchen, lächerlich gemacht, erklärte der Verein.
Interessant finde ich aber vielmehr diese Bemerkung:
Zitat
Zudem seien zum evangelischen Kirchentag klassische Liedtexte unter anderem genderneutral verändert worden.
Das wurde im katholischen Gotteslob ja auch gemacht. Begreift man etwa allmählich, wie sehr man den alten Texten und vor allem ihren Autoren Gewalt antut, wenn man zeitgeistig nach Belieben in den Text eingreift und daran herumstreicht?
Quelle der beiden Zitate: http://religion.orf.at/stories/2849634/
#2 RE: Sprachpanscher
Na, mit den sprachlichen PlatidüDInnen aus EKD-Verlautbarungen könnte ich einen ganzen Kabarett-Soloabend bestreiten.
Das Kirchentags-Gesangbuch haben mir die Kollegen aus Berlin als Souvenir mitgebracht. Ich habe schon mehrere spontane Dichterlesungen von unseren Volontierenden (man beachte die sprachliche Eleganz des politisch korrekten "Gendersprech" darüber gehalten - einfach nur daraus vorgelesen und sie haben sich jedesmal weggebrüllt.
Hier in der Gegend gibt es übrigens eine Kirchengemeinde, in der sind sonntags nur Frauen im Gottesdienst - nein, nicht die Gemeinde des Frauengefängnisses. [grin]
Ich war da vor Jahren mal Quotenmann an der Orgel - und freiwillig will ich da nie mehr hin. Ich war hinterher kurz davor, mich für meine primären und sekundären Geschlechtsmerkmale zu entschuldigen ...
Im EKD-Kirchenamt zu Hannover gibt es offenbar besonders viele Oberkirchenratende, die Zeit haben, sich solche Wortungetüme auszudenken. Und ich muss dann wieder verständliches Deutsch daraus machen ... [sad]
LG
Michael
Zitat von Gemshorn
(...)
Das wurde im katholischen Gotteslob ja auch gemacht. Begreift man etwa allmählich, wie sehr man den alten Texten und vor allem ihren Autoren Gewalt antut, wenn man zeitgeistig nach Belieben in den Text eingreift und daran herumstreicht?
Aber nicht in diesem Maße ... Die genannten Änderungen waren wohl nur in den Fußnoten, daher will ich den Leuten, die für diesen verantwortlich zeichnen, mal unterstellen, dass sie zum Nachdenken anregen oder auch ein wenig provozieren wollten. Das war doch bestimmt nicht "ernst" (d.h. zum Singen) gemeint ...
Ja, Guilain. Ich weiß.
Besonders "gelungen" finde ich die Rückführung von "Sagt an, wer ist doch diese". Mit dem alten Text habe ich das Lied aufgegeben bzw. lasse die Fassung von 1975 per Liedblatt singen. Da wurde eine gelungene christozentrische Nachdichtung (nicht Anpassung an Genderfragen!) preisgegeben zugunsten einer schwülstigen Mariologie von vorgestern.
Aber auch genderbegründete Ersetzungen und Verschlimmbesserungen wurden in Kauf genommen:
Aus:
Wir sind einander BrüDer / und niemand ist uns fern.
wurde:
Als Schwestern und als BrüDer / sind wir uns nicht mehr fern.
Man beachte die drastische Schrumpfung des Adressatenkreises...
Martin78 möchte ich beipflichten: Die in dem Artikel beschriebenen Auswüchse sind von ganz anderer Brachialität als jene im GL. Zugegeben.
Das Umschreiben alter Texte ist ja groß in Mode. Man sehe sich nur einmal die Genese der (aktuellen) österreichischen Bundeshymne an.
Ich verstehe nicht, wie man das den Dichtungen aus alter Zeit antun kann - und auch nicht, warum hier keine literarischen Denkmalschützer auf den Plan treten. Sonst ist diese wenig geliebte Zunft doch auch allerorten anzutreffen...
Wenn ein Text gar nicht mehr passt, muss eben ein neuer her. Gelungenes Beispiel ist m.E. GL 521 "Maria, dich lieben"; der Dörr-Text ist theologisch sauber und dennoch innig. Qualitativ eine eindeutige Verbesserung gegen das alte "Maria zu lieben". Der alte Text wurde hier zur Gänze aufgegeben und durch einen neuen ersetzt. Das Incipit erinnert immer noch an das altbekannte Lied, was zusätzlich genial ist.
#8 RE: Sprachpanscher
Von den Vertreterinnen der Neugendersprechunsitte, erbitte ich mir gerne unter dem Vorwand mir eine Notiz machen zu wollen, als geneigtes Hilfsmittel:
eine Kugelschreiberin .
Bei sprachgebildeten anwesenden Dreibeinern habe ich die Lacher garantiert auf meiner Seite .
#9 RE: Sprachpanscher
#10 RE: Sprachpanscher
#12 RE: Sprachpanscher
Na, und dann gab es von 1597-1637 den Martin Opitz, Sohn des Metzgers Sebastian Opitz und Begründer der Schlesischen Dichterschule.
Mit seinen Betrachtungen über Sprache, Stil und Verskunst gab Opitz der deutschen Poesie eine formale Grundlage. Dabei stellte er verschiedene Gesetze auf, welche über ein Jahrhundert hinaus als Richtlinie und Maßstab aller deutschen Poesie galten:
Er forderte eine strenge Beachtung des Versmaßes unter zwingender Berücksichtigung des natürlichen Wortakzents.
Er lehnte unreine Reime ab.
Er verbot Wortverkürzungen und Zusammenziehungen.
Auch Fremdwörter schloss er aus.
Den Knittelvers lehnte Opitz ab, er empfahl den Alexandriner. (aus Wikipedia)
Die derbe und ungehobelte Sprache eines Martin Luther war im angehenden 17. Jht des Martin Opitz nicht mehr zeitgemäß.
Und außerhalb der Musik gibt es 2017 unter der Schirmherrschaft von Frau Nahles frisch gestrickte Gesetze wie das Pflegezeitgesetz, in denen es von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nur so wimmelt, auf der andereren Seite aber nur Arbeitgeber genannt werden. Obwohl es Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber auch gibt und die GmbH eigentlich eine Arbeitgeberin ist.
Alles Geschmacksache.
Michael
Zitat von Guilain
"Sagt an" etc.: Ich habe nicht geschrieben, was ich von solchen Rückführungen halte.
Ja, schade.
So werden jene, die das verbrochen haben, vermutlich ein Leben lang denken, sie hätten den Gläubigen mit solchen "Restaurationen" einen Dienst erwiesen.
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