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Orgel der Jakobuskirche in Olsztyn/Allenstein
#1 RE: Orgel der Jakobuskirche in Olsztyn/Allenstein
Eben haben wir unser "Stammcafé" am Marktplatz in Olzstyn/Allenstein letztmalig frequentiert. Falls Ihr mal dorthinkommt: Die Kaffee-Spezialitäten entsprechen in Qualität und Quantität durchaus Wiener Kaffeehaus-Standard - und das zu einem Drittel der dortigen Preise.
Wir sind nochmal um's Karree, als wir aus der Stadtkirche St. Jakobus Orgelklänge hörten. Da in polnischen Kirchen auch werktags ständig irgendwelche liturgischen Veranstaltungen stattfinden (vergangenen Sonntag war da um 13 Uhr (!) Messe - wohl für die Ganzlangschläfer ...), tippte ich zuerst auf eine Beerdigung, zumal drei (in Worten: DREI) pechschwarze Luxus-Pseudo-Geländewagen des Hauses Porsche vor dem Portal parkten. (Meine Frau tippte auf Seelenmesse für einen regionalen Mafiaboss, da auch noch ziemlich finstere Typen mit Sonnenbrillen und wattierten Jacken rauchend vor dem Portal herumchillten.)
Ich erkannte den Schlußsatz aus Mendelssohns "Vater-unser"-Sonate, was mich zu weiterem Vordringen ermutigte. Drinnen war ausnahmsweise kein Gottesdienst. Nur eine Handvoll Großmütter betete vor einer Marienstatue geräuschvoll gegen diese "gottlose" Musik an ...
Ich entdeckte den gut getarnten, aber unverschlossenen Aufgang zur Empore. Oben traf ich vier Studenten der Musikakademie Breslau und ihren Mentor an, die ein Konzert vorbereiteten. Letzterer sprach ausgezeichnet Deutsch und so waren die Honneurs schnell gemacht.
Die Orgel im neogotischen Gehäuse stammt aus 2008, hat III/48 und wurde von Siegfried Sauer in Höxter gebaut - eine Firma, die inzwischen leider in Konkurs gegangen ist. Ich wurde fast genötigt, zu probieren - und das, obwohl das Zeitkontingent eng begrenzt war, denn die nächste Heilsveranstaltung dräute bereits heran. Also habe ich schnell mal ein Mixturplenum angespielt, die Oboe und die Vox humana aus II solistisch, die beiden Trompeten aus I und III akkordisch im Wechsel, dann die Flöten. Mehr Zeit wollte ich den jungen Kollegen nicht stehlen, die noch am langsamen Satz der Es-Dur-Triosonate und dem Schluss der 2. Mendelssohn zu ackern hatten.
Ich vermute mal, dass bei der Intonation Rainer Janke die Finger und Ohren im Spiel hatte. Das Plenum hat Substanz ohne Schärfe, Kraft ohne Kraftmeierei. Die Oboe ist sehr sonor intoniert. Sie ist kaum leiser als Trompete und Trompette harm. der anderen Manualwerke. Auch die Vox humana hat ein saftiges Timbre abbekommen, das auf den Tremulanten reagiert, ohne zu meckern. Zum Begleiten der Trompeten darf man durchaus eine Oktave 4' über die Gedeckten ziehen, wenn die Begleitstimmen polyphon zeichnen sollen.
Fazit: eine sehr schöne Orgel, auf der stilistisch eine Menge zu machen ist.
Vorn rechts auf einer Seitenempore steht noch eine Chororgel von Max Terletzki aus Königsberg. Aus 1913 mit II/16 und mechanischer Traktur (!), wie mir der Mentor erklärte. Er hätte sie mir morgen gern gezeigt, wie er mir versicherte. Aber da sind wir schon wieder auf dem Rückzug. Sonntag habe ich wieder Dienst in der Wichernkirche.
Hier noch ein paar Bilder:
Hauptorgel:
https://www.dropbox.com/s/eo49sy89t5nycht/Olstzyn%20Hauptorgel.jpg?dl=0
Chororgel:
https://www.dropbox.com/s/zatw07hq6kfww7p/Olsztyn%20Chororgel.jpg?dl=0
Spielschrank:
https://www.dropbox.com/s/1ugucbmlhqyrcwo/Olsztyn%20Spielschrank.jpg?dl=0
rechte Registertafel:
https://www.dropbox.com/s/tw3f6f6ttunpepq/Olsztyn%20rechte%20Staffelei.jpg?dl=0
linke Registertafel - letztere nur mit Weitwinkel von schräg oben zu schießen, da ein Monitor die Blickachse (und den Zugriff) auf die untersten Züge verdeckt:
https://www.dropbox.com/s/77gre1i827p8iyt/Olsztyn%20linke%20Staffelei.jpg?dl=0
Überhaupt - in der Kirche war es stockduster und ich musste 4 sek. Belichtungszeit aus der Hand halten. Es ging noch erfreulich gut. Vom Alterstremor bin ich noch etwas weg ... [grin]
LG
Michael
Hallo,
Zitat von Wichernkantor
Wir sind nochmal um's Karree, als wir aus der Stadtkirche St. Jakobus Orgelklänge hörten. Da in polnischen Kirchen auch werktags ständig irgendwelche liturgischen Veranstaltungen stattfinden (vergangenen Sonntag war da um 13 Uhr (!) Messe - wohl für die Ganzlangschläfer ...), tippte ich zuerst auf eine Beerdigung, zumal drei (in Worten: DREI) pechschwarze Luxus-Pseudo-Geländewagen des Hauses Porsche vor dem Portal parkten. (Meine Frau tippte auf Seelenmesse für einen regionalen Mafiaboss, da auch noch ziemlich finstere Typen mit Sonnenbrillen und wattierten Jacken rauchend vor dem Portal herumchillten.)
Ein polnischer Musikstudent, der in Szeczin/Stettin orgelt, hat mir kürzlich berichtet, dass er an einem Sonntag inkl. Vorabenmesse(n?) in 12 (? - mehr als 10 auf alle Fälle) Gottesdiensten georgelt hat.
Zitat von Wichernkantor
Die Orgel im neogotischen Gehäuse stammt aus 2008, hat III/48 und wurde von Siegfried Sauer in Höxter gebaut - eine Firma, die inzwischen leider in Konkurs gegangen ist.
Die Firma wird inzwischen als Sauer & Heinemann (Höxter) weitergeführt.
Zitat von Wichernkantor
Ich vermute mal, dass bei der Intonation Rainer Janke die Finger und Ohren im Spiel hatte. Das Plenum hat Substanz ohne Schärfe, Kraft ohne Kraftmeierei. Die Oboe ist sehr sonor intoniert. Sie ist kaum leiser als Trompete und Trompette harm. der anderen Manualwerke. [...] Zum Begleiten der Trompeten darf man durchaus eine Oktave 4' über die Gedeckten ziehen, wenn die Begleitstimmen polyphon zeichnen sollen.
[...]
Fazit: eine sehr schöne Orgel, auf der stilistisch eine Menge zu machen ist.
Interessant! Von Siegfried Sauer stammt auch die Orgel meiner Gemeinde. Da lässt sich Ähnliches vom Plenum und von der Oboe, die fast eine kleine Trompete ist, sagen und dasselbe Fazit ziehen. Ich begleite Gedackt 8' + Oboe 8' (+Blockflöte 4' auch gerne mit Rohrflöte und Oktave 4'. Gegen das zerlegte Kornett und die Oboe braucht es allemal den Prinzipal 8'.
Das Geheimnis an unserer Sauer-Orgel ist wohl, dass jede Prinzipalreihe etwas schwächer intoniert ist als die vorhergehende: Also Oktave 4' schwächer als Prinzipal 8', Oktave 2' schwächer als der 4'. Dazu eine Mixtur, die strahlt und glänzt, aber nicht schreit.
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
Zitat
ich musste 4 sek. Belichtungszeit aus der Hand halten. Es ging noch erfreulich gut. Vom Alterstremor bin ich noch etwas weg ... [grin]
Oha, da wäre bei mir nur noch Nebel zu sehen, dafür hab ich viel zu unruhige Hände. Ab 1/2s mache ich selbst mit einer schweren und damit "zitterarmen" Spiegelreflex 2-3 Aufnahmen um zumindest eine brauchen zu können, jenseits von 1 - 1 1/2s nur mit Stativ.
Offtopic: Ich habe dieses Jahr im Urlaub in der Dämmerung einiges mit dem recht lichtstarken Weitwinkel auf der SLR meiner Frau rumprobiert. Damit sind rauscharme Aufnahmen mit bemerkenswert kurzer Belichtungszeit (ISO 1600) möglich, die heller sind als das, was unser Auge sehen kann. So schöne Abendstimmungen über dem Meer habe ich noch nie fotografiert!
#5 RE: Orgel der Jakobuskirche in Olsztyn/Allenstein
Ich hab' eine Canon EOS 6d mit dem schweren Batteriegriff drunter und standardmäßig das hochgeöffnete 28-105er EF-Objektiv angesetzt. Das Gerät hat daher ganz schön träge Masse, die das Ruhighalten erleichtert. Natürlich habe ich auch ein paar Bilder von jedem Motiv geschossen und das mit der besten Randschärfe genommen.
Wir haben ja ein Haus an einem See gemietet. Die Terrasse liegt ca. 15 Meter über dem Wasserspiegel, Blickrichtung Nordost. Jeden Morgen gibt es herrliche Sonnenaufgänge und tagsüber wechselt die Lichtstimmung nahezu stündlich. Ich habe jede Menge Fotos vom selben Bildausschnitt gemacht, um das zu dokumentieren. Einfach verblüffend, wie sich eine Landschaft unter wechselnden Lichtverhältnissen verändert.
Als Urlaubsland kann ich die Region nur empfehlen. Zwar sind die Straßen stellenweise abenteuerlich. Aber die Lebenshaltungskosten (Lebensmittel, Gastronomie, Eintrittspreise, Autobahnmaut, Gebühren für bewachte Parkplätze) liegen bei einem Drittel des westeuropäischen Niveaus. Nur der Diesel ist genau so teuer ...
LG
Michael
#6 RE: Orgel der Jakobuskirche in Olsztyn/Allenstein
Zitat von chp
Hallo,Ein polnischer Musikstudent, der in Szeczin/Stettin orgelt, hat mir kürzlich berichtet, dass er an einem Sonntag inkl. Vorabenmesse(n?) in 12 (? - mehr als 10 auf alle Fälle) Gottesdiensten georgelt hat.
An einer Vorortkirche von Olsztyn, die am Weg zu unserem See liegt, sind für den Sonntag elf, für jeden Werktag fünf Gottesdienste angeschlagen. Allerdings ist direkt gegenüber ein Krankenhaus, das von Ordensschwestern betrieben wird. Offenbar besteht in solchen Lagen erhöhter Bedarf. Vielleicht gibt's ja auch Mehrfachtäter und Mangel an klerikalem Personal herrscht wohl auch nicht ...
LG
Michael
Zitat
Ich hab' eine Canon EOS 6d mit dem schweren Batteriegriff drunter und standardmäßig das hochgeöffnete 28-105er EF-Objektiv angesetzt. Das Gerät hat daher ganz schön träge Masse, die das Ruhighalten erleichtert.
Das glaube ich gerne! Das dann natürlich auch schon ziemlich professionelles Gerät. Ist die dir beim Bummeln nicht etwas schwer? Oder bist du einfach noch an Marschgepäck gewöhnt? [grin]
Wenn ich einen ganzen Tag die 1100D mit dem Tamron 18-270 rumgeschleppt habe, merke ich auch schon das Gewicht. Und die dürfte deutlich leichter sein.
Hallo,
ich habe eine Canon S100, die halt sehr klein (passt in die Hosentasche bzw. ich trage sie in einer Gürteltasche) und leicht (200g) ist und immerhin auch RAW-Bilder macht. Unter ungünstigen Lichtverhältnissen nutze ich ein kleines leichtes Taschenstativ (380g) oder ich lege die Kamera auf einer Bank oder an einer Säule an.
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
Als kleine Zweitkamera haben wir eine Nikon 1 S1, die ist schön leicht und trotzdem eine Systemkamera mit allen wichtigen Funktionen (RAW, manueller Zugriff auf Blende, Fokus und Belichtung etc.). Trotzdem würde ich sie inzwischen nicht mehr weiterempfehlen. Es gibt bis auf ein Fisheye nach wie vor nur sehr teure Objektive von Nikon, was als Zweitsystem unverhältnismäßige Kosten hervorriefe.
BlöDerweise ist jetzt auch noch mein Kit-Objektiv kaputt und mir bleibt derzeit nur die Festbrennweite (entsprechend 50mm Kleinbild). Ich denke darüber nach, statt eines neuen Objektives eine EOS M10 zu kaufen. Die ist zwar etwas schwerer, größer und langsamer als die Nikon, hat aber einen deutlich größeren Sensor (APS-C) und kann mit einem preisgünstigen Adapter auch die ohnehin vorhandenen Objektive der 1100D mit allen Funktionen aufnehmen.
Oha, inzwischen reichlich OT. [grin]
#10 RE: Orgel der Jakobuskirche in Olsztyn/Allenstein
#11 RE: Orgel der Jakobuskirche in Olsztyn/Allenstein
Wenn wir schon so weit OT sind:
Der Vollformat-Chip bringt unter schwierigen Lichtverhältnissen schon eine Menge. Ich hab' in meinen Jahren als Redakteur bei einer Tageszeitung in der Konzertfotografie immer mit hochempfindlichen SW-Filmen gearbeitet - ISO 3200 war damals das höchste der Gefühle. Und damit ging schon eine Menge. Der Vollformat-Chip der EOS ermöglicht Empfindlichkeiten bis ISO 64000 - damit geht die sprichwörtliche schwarze Katze bei mondloser Nacht im Tunnel ... [grin]
Jo, das Ding ist ziemlich klobig. Deshalb gönne ich mir im Gelände grundsätzlich Marscherleichterung, lasse den wuchtigen und gewichtigen Batteriegriff mit dem Hochformat-Auslöser weg (Wiewohl ich vor allem Architekturaufnahmen fast immer hochformatig mache und dann unten beschneide, um stürzende Linien zu vermeiden.) und nehme ein leichteres Reportagezoom - den Klassiker 28-70mm. Aber im Auto oder sonstwie griffbereit lagert immer das schwere Gerät.
Bänke und Pfeiler in dunklen Kirchen als Ersatzstative bewähren sich nach meinen Erfahrungen nur bei Detailfotos. Will man Orgelgehäuse oder andere größere Einrichtungsgegenstände ablichten, die auf Symmetrie gebaut sind, ergeben sich eben Probleme mit stürzenden Linien - Schrägansichten von unten gehen gar nicht. Um zu guten Perspektiven zu kommen, hilft da nur militärische Schießlehre: Leichter Spreizschritt, Ellenbogen fest am Körper, Kamera auf die Handfläche aufgelegt, das Objektiv mit der anderen Hand geführt. Dann Druckpunkt nehmen, einatmen, Atem anhalten und abziehen.
LG
Michael
#12 RE: Orgel der Jakobuskirche in Olsztyn/Allenstein
Zitat von Tieftonpfeife
Der geneigte und interessierte Mitleser wartet nun nur noch auf die Lösung wer denn die "Men in Black" waren.
Gruß aus Osthessen
Stefan
Keine Ahnung, Pfarrer waren's nicht. Die schlappen da alle in Soutane 'rum, sind glattrasiert und rauchen - wenn überhaupt - eher gepflegte Zigarren als vulgäre Kippen. Ich vermute mal, es waren die großen BrüDer einer Braut. Irgendwann nachmittags war wohl noch eine Trauung angesetzt. Oder der Vorstand der lokalen Gebrauchtwagenhändler-Vereinigung vor der Bittprozession für guten Geschäftsgang.
Das scheint ohnehin ein weit verbreiteter Erwerbszweig, an dem sich die Größe eines Dorfes ablesen lässt: Kleines Dorf - ein Händler, mittleres Dorf - vier Händler (an jedem Ortsende zwei), großes Dorf - sechs Händler, kleine Stadt - an jeder Ecke einen. Das übliche Firmenschild trägt stets und ausschließlich die deutsche Bezeichnung "Auto-Handel" - das ist offenbar als Lehnwort ins Polnische übergegangen.
Gestern Abend hatte ich dann noch ein interessantes Erlebnis. Aber - wir sind gerade nach 12 Stunden Autofahrt daheim angekommen. Ich erzähl' es morgen irgendwann.
LG
Michael
Zitat
hilft da nur militärische Schießlehre: Leichter Spreizschritt, Ellenbogen fest am Körper, Kamera auf die Handfläche aufgelegt, das Objektiv mit der anderen Hand geführt. Dann Druckpunkt nehmen, einatmen, Atem anhalten und abziehen.
Das bringt eine Menge, setzt aber optischen Sucher voraus. Bis auf SLRs und wenige Spiegellose (z.T. mit nachrüstbarem Digitalsucher) sind da fast alle inzwischen raus.
Zitat
Der Vollformat-Chip der EOS ermöglicht Empfindlichkeiten bis ISO 64000
Bis wo ist dann das Rauschen noch erträglich?
#14 RE: Orgel der Jakobuskirche in Olsztyn/Allenstein
Zitat von Machthorn
Das bringt eine Menge, setzt aber optischen Sucher voraus. Bis auf SLRs und wenige Spiegellose (z.T. mit nachrüstbarem Digitalsucher) sind da fast alle inzwischen raus.
Bis wo ist dann das Rauschen noch erträglich?
Ja klar, geht nur mit Sucherblick. Die Grenzen des Sensors habe ich noch nicht ausgetestet. Aber beim Ablichten der Registertafeln in Olsztyn war es schon ziemlich zappenduster, da die Spieltischbeleuchtung zurückgesetzt über dem Notenpult sitzt. Die Tafel links wird dann auch noch vom Schlagschatten eines Monitorbildschirms abgedunkelt. (Meiner Meinung nach hat dieses Ding da gar nichts verloren.) Und die Beschriftungen sind noch gut zu lesen. Lediglich der Gelbstich deutet darauf hin, das die Grenze des Machbaren fast erreicht ist.
LG
Michael
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