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Ökumenisches Orgelbegleitbuch
#1 RE: Ökumenisches Orgelbegleitbuch
Durch den Newsletter meines Notenhändlers wurde ich auf das Ökumenische Orgelbegleitbuch aufmerksam, das im Sommer erscheinen soll.
Leider gibt es bisher bis auf eine Beispielnotenseite noch nichts zu sehen.
Spannend finde ich, dass es laut Beschreibung zu jedem Lied ausgewachsene Choralvorspiele geben soll - der Umfang von 540 Seiten bei 135 enthaltenen Liedern verspricht jedenfalls nicht zu knappes Futter.
Viele Grüße
Trompetendulzian
Das hört sich interessant an. Und die eine Beispielseite sieht tatsächlich nach Praxisbezug aus.
Außerdem bin ich überrascht, dass es tatsächlich 135 ökumenische Melodien gibt, ich hätte deutlich weniger getippt. Wahrscheinlich, weil ein guter Teil im EG und im GL unterschiedliche Texte hat.
#3 RE: Ökumenisches Orgelbegleitbuch
Zitat von Larigot
Außerdem bin ich überrascht, dass es tatsächlich 135 ökumenische Melodien gibt, ich hätte deutlich weniger getippt. Wahrscheinlich, weil ein guter Teil im EG und im GL unterschiedliche Texte hat.
Das hat mich in der Tat ebenfalls gewundert, hab die "ö"-Lieder aber auch noch nie nachgezählt...
Witzig übrigens, dass Bärenreiter sich selbst noch nicht einig ist, ob das Ding Orgelbuch (auf dem Bild) oder Orgelbegleitbuch (in der Produktbeschreibung) heißen soll. Nach 20 Jahren quer durch's Orgelbuch zum EG freue ich mich jedenfalls über frische Sätze!
Zitat von trompetendulzian
Nach 20 Jahren quer durch's Orgelbuch zum EG freue ich mich jedenfalls über frische Sätze!
Wenn du Ergänzungen zu den EG-Sätzen suchst, ist das Württembergische Choralbuch von 1953 immer einen Blick wert (natürlich nur noch antiquarisch erhältlich). Besonders die Bassführung finde ich oft sehr gelungen. Außerdem sind die dreistimmigen Sätze sehr auf Linienführung gearbeitet und eignen sich hervorragend zum Triospiel.
Großer Nachteil: Viele Tonarten sind nicht mehr aktuell (d.h. zu hoch).
Super, das einzige Notenbeispiel ist just kein Begleitsatz, sondern ein Vorspiel.
Wenn weitere Notenbeispiele online sind, kann man vielleicht ein etwas schärferes Bild von dem Buch gewinnen. Hoffen wir mal, dass es keine Neuauflage des Orgelbuchs der Domorganisten wird.
Was in der kirchenmusikalischen Praxis wahrlich not täte, wäre ein gediegenes Orgelbuch, bestückt mit Begleitsätzen aus den Werkstuben der erfahrensten Organisten. Das Orgelbuch zum GL wurde von einer Handvoll deutscher Kirchenmusiker durchkomponiert, die österreichischen Kirchenmusiker (abgesehen von einigen wenigen Plany-Sätzen) blieben außen vor und erfuhren - wie man erzählt bekommt - erst post festum, dass das Buch quasi im Alleingang von diesen wenigen deutschen Kollegen fertiggestellt wurde. Eine Ungeheuerlichkeit, eigentlich.
#7 RE: Ökumenisches Orgelbegleitbuch
KMD Prof. Carsten Klomp ist Professor für künstlerisches und liturgisches Orgelspiel an der Hochschule für Kirchenmusik in Heidelberg. Er ist aktuell Prüfungsvorsitzender der C- und D- Ausbildung der Evangelischen Landeskirche in Baden. Er ist praxisorientiert sehr kreativ und fleissig, so dass ich ungesehen davon ausgehe, dass die Orgelbegleitsätze gut spielbar sind. Inwieweit es einen Abnehmerkreis geben wird, der bereit ist 148 € für ein Zweikonfessionenorgelbuch aus eigener Tasche auszugeben, wird sich zeigen. Im Grundsatz unterstütze ich alle Bemühungen die Christenheit mit einem allen bekannten Kernliederbestand bekannt zu machen. Wie wir wissen, scheint heute das Halleluja von Leonard Cohen bei Gelegenheitschristen (Taufe, Heirat, Beerdigung) vertrauter als ein kirchlicher Evergreen z.B. "Wie schön leuchtet der Morgenstern" Gerade auch beim Morgenstern gibt es unterschiedlich gesungene Fassungen, die so nicht sein müssten.
Die Aktionsgemeinschaft Christlicher Kirchen ACK hat ein ökumenisches Liederbuch zur Bestattung "Denn Du bist bei mir" herausgegeben. Gerade bei diesen Anlässen sollte die christliche Hoffnung alle konfessionellen Abgrenzungen in den Hintergrund verbannen.
http://www.ack-bw.de/html/aktuell/aktuel...l=&default=true
Nochmal zu Carsten Klomp: Er ist Herausgeber von Intonationen zum evangelischen Gesangbuch (Anhang Baden u.a.)
Grenzüberschreitungen II bei Strube. Im Anhang "Liturgische Gesänge" ist u. a. das Gloria patri in C, D,Es, und F-Dur enthalten, da die Gemeinde noch das Eingangsliedes im Kopf hat und in dieser Tonart weitergesungen werden soll. Auch hier eindeutiger Praxisbezug.
Michael
#9 RE: Ökumenisches Orgelbegleitbuch
Zitat von Larigot
Wenn du Ergänzungen zu den EG-Sätzen suchst, ist das Württembergische Choralbuch von 1953 immer einen Blick wert (natürlich nur noch antiquarisch erhältlich). Besonders die Bassführung finde ich oft sehr gelungen. Außerdem sind die dreistimmigen Sätze sehr auf Linienführung gearbeitet und eignen sich hervorragend zum Triospiel.
Meinst du diese Ausgabe? Das Format erscheint mir für's Notenpult irgendwie unpraktisch.
Zitat von Larigot
Großer Nachteil: Viele Tonarten sind nicht mehr aktuell (d.h. zu hoch).
Dem kann man ja durch Transposition abhelfen - das dürfte doch erlaubt sein?
Eine Hochformatausgabe kenne ich nicht, meine hat das übliche Querformat.
Meins ist dieses hier:
https://www.amazon.de/evangelischen-Kirchengesangbuch-Begleits%C3%A4tzen-W%C3%BCrttenbergischen-Chorlbuches/dp/B00BF3QIM0/ref=sr_1_17/260-8684559-0783430?s=books&ie=UTF8&qid=1524155956&sr=1-17&keywords=evangelisches+choralbuch&refinements=p_n_condition-type%3A616967011
Das ist eine Lizenzausgabe von Bärenreiter; und als Jahr steht 1956 drin. Auf die 1953 bin ich gekommen, weil sich sowohl im EG-Begleitbuch als auch im alten GL-Band (!) von 1975 einige Sätze wiederfinden, Und zumindest im EG steht wohl 1953 dabei.
Ich habe den gleichen Drucksatz aber schon in anderen Choralbüchern gesehen, die z.T. andersfarbig gebunden waren, z.T. anderer Titel, andere Anhänge etc. pp...
Es war wohl damals recht verbreitet, meine erste Orgellehrerin hat mir eine gebrauchte (abgelegte) Ausgabe zum Üben vermacht (mit dem Kommentar "qualitativ das beste, was es auf dem Markt gibt", und die war beruflich nie weiter süDlich als Hannover unterwegs.
#11 RE: Ökumenisches Orgelbegleitbuch
Das württembergische Choralbuch (1. Auflage 1953) war zu Zeiten des EKG (1949-1993 in Gebrauch) in einigen Landeskirchen offiziell eingeführt. (So wie heute das EG Bayern/Thüringen in vielen Kirchengemeinden Sachsens und Brandenburgs.) Die Begleitsätze waren durchweg im Kantionalstil der Schütz-Epoche gehalten, also mit großen Intervallen im Bass (i.d.R. Grundton), die Harmonien enthielten überwiegend Grundakkorde; "Gewürze" wie Sextakkorde, Akkordrepetitionen oder gar frei eintretende Septimen waren verpönt. Es war der "strenge" Satz aus den damals üblichen Harmonielehre-Büchern (Lemacher/SchröDer, Dachs-Söhner), der ja in der Schützzeit nie so komponiert wurde. Dennoch erfüllten diese Sätze ihren Zweck. Sie waren gut zu spielen (im Pedal können sich r. und l. Spitze meistens ablösen) und handwerklich sauber. Das Buch enthielt etliche Choräle in mehreren Tonhöhen. "Herzliebster Jesu" z.B. in g, f und e, "Wachet auf" in C und B, war also durchaus gemeindefreundlich und praxisnah. M.W. war es bis Mitte der 90er bei Bärenreiter im Verlagsverzeichnis gelistet - also ein Bestseller und Longseller, wie man auf gut deutsch sagt.
Gerade bei den spezifisch protestantischen Urchorälen in den alten Modi gucke ich ganz gern mal hinein, wie die damaligen (orgelbewegten) Tonsetzer das gelöst haben. Man wird dadurch nicht dümmer ... [grin]
LG
Michael
Zitat von Wichernkantor
Die Begleitsätze waren durchweg im Kantionalstil der Schütz-Epoche gehalten, also mit großen Intervallen im Bass (i.d.R. Grundton), die Harmonien enthielten überwiegend Grundakkorde; "Gewürze" wie Sextakkorde, [...] waren verpönt. [...] Das Buch enthielt etliche Choräle in mehreren Tonhöhen.
Hmm... in dem Band, den ich meine, gibt es reichlich Sextakkorde. In Verbindung mit vielen Mollparallelen (bei Durtonarten) in der Harmonisierung ergibt sich dann auch eine (wie ich finde) eher lineare Bassführung. Choräle in mehreren Tonarten gibt es bei mir nicht...
Also entweder ich bin komplett blöD oder wir reden von unterschiedlichen Choralbüchern (ich hoffe letzteres... ).
Ich schicke dir am besten mal einen Scan. Dann fischen wir hier nicht im Trüben...
LG
Christian
#14 RE: Ökumenisches Orgelbegleitbuch
Mollakkorde und Sextakkorde gehörten selbstverständlich zum Akkordrepertoire der Schützzeit und des "strengen Satzes". Ich sprach vom Quartsextakkord (einem typischen, kadenzierenden Stilmittel der Klassik und der Romantik), Terzverdopplungen sowie frei eintretenden Septimen. Die sind in den einschlägigen Lehrtraditionen verpönt. Ein eigenes Kapitel sind die Stimmführungsregeln - Gegenläufigkeit der Baßstimme zum Diskant (sog. übergeordnete Zweistimmigkeit), weitgehende (d.h. nicht generelle) Vermeidung von Sekundschritten im Baß zugunsten von Terzen, Quarten und Quinten - im Idealfall in wechselnde Richtung.
Andere Leute brauchen für dieses Regelwerk mehrere hundert Buchseiten. Es in einem Thread auch nur ansatzweise zu erklären, ist etwas komplex ... [grin]
LG
Michael
#15 RE: Ökumenisches Orgelbegleitbuch
Um nochmal auf das Ursprungsthema zurückzukommen: Aufgrund des Hinweises im letzten Bärenreiter-Newsletter, dass der Einführungspreis bald endet, habe ich, da ich schon länger damit liebäugelte, mir das Ökumenische Orgelbuch kurzerhand bestellt und gestern rechtzeitig zur Vorbereitung des heutigen Gottesdienstes in der Post vorgefunden.
Mein erster Eindruck beschränkt sich mangels Zeit auf die Inhalte zu zwei Liedern, die heute auf dem Programme standen:
1.) Wachet auf, ruft uns die Stimme
Vorspiel (Carillon) über 80 Takte / 4 1/3 Seiten - mit ein paar Wochen regelmäßigen Übens für mich eventuell realisierbar aber für die praktische Anwendung im Gottesdienst zu lang und ohne Registrant oder zumindest Umblätterer unmöglich umzusetzen
Begleitsatz A: Cantus Firmus im Tenor - schöne Abwechslung! Schwierigkeitstechnisch für mich einigermaßen vom Blatt realisierbar, könnte eventuell als "Last verse" herhalten, keinesfalls für alle Strophen.
Begleitsatz B: Cantus Firmus im Sopran, Begleitung in "chromatisch-schräger" Harmonik. Wäre ebenfalls zur Begleitung einer einzelnen Strophe geeignet, wenn der Notensetzer nicht eine total blöDe Wendestelle (halbe Note Pause im c.f., Begleitung läuft chromatisch-legato weiter) nach der dritten Liedzeile, also quasi der Wiederholung eingebaut hätte. Ohne Assistenten (oder illegale Wendestellen-Kopie) bekomme ich das nicht hin.
2.) O dass doch bald dein Feuer brennte
Vorspiel (Orientalisch federnd) über 83 Takte / 7 Seiten - für mich eindeutig zu schwer sowie für die praktische Anwendung im Gottesdienst zu lang und ohne Registrant oder zumindest Umblätterer unmöglich umzusetzen
Begleitsätze gibt es diesmal vier, zwei zum EG und zwei zum GL aufgrund von Unterschieden in den Pausen nach der ersten Zeile (im EG gibt's eine halbe Pause, im GL nicht). Es gibt wieder jeweils einen Satz mit c.f. im Tenor und einen mit c.f. im Sopran. Harmonisch sind die Sätze wie bei "Wachet auf" mit Chromatik und Alterationen an der Grenze meines Wohlfühlspektrums. Immerhin gibt es diesmal kein Wendestellenproblem.
Mir ist bewusst, dass dies nur ein erster Eindruck ist und ich gebe der Sammlung noch eine Chance, mich beim weiteren Anspielen zu überzeugen. Anderenfalls wäre es das erste Mal, dass ich Noten zurückschicke, aber 148 € sind mir für's Herumstehenlassen im Regal einfach zu viel.
Viele Grüße
Trompetendulzian
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