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Orgel-Halbmarathon Oberlausitz 2018
#1 RE: Orgel-Halbmarathon Oberlausitz 2018
Der Dresdener Frauenkirchen-Kantor Matthias Grünert spielt über das Pfingstwochenende (18.-21.05) 20 Kurzkonzerte in der Oberlausitz. U.a. ist die berühmte Sonnenorgel in Görlitz zu hören.
Hier mehr:
https://orgelarena.de
Da ich seit dem 31.März aller Fron ledig bin, werde ich (erstmals) als Privatier im Troß dabei sein - natürlich mit (etwas erleichtertem) Aufnahme-Equipment.
LG
Michael
#3 RE: Orgel-Halbmarathon Oberlausitz 2018
Aufnahmegerät: Zoom H6
Mikrophone: je nach lokaler Situation Rode NT4 Stereomikrophon als Basis, alternativ (bei breiterer Basis) zwei abgestimmte Rode NT5 auf Einzelstativen;
in schwierigen Situationen und größeren Räumen das NT4 mittig, die NT5 paarweise als seitliche Stützen - beide Kanäle gleich im Gerät auf die Spuren des Basismikrophons aufgemischt.
In sehr kleinen Räumen und bei einem Publikum, das mit Hustern, Räusperern, Rülspsern und Pupsern vor allem in den Pianissimo-Stellen aktiv mitmusiziert, nehme ich die Rode-Richtkanone NTG3.
Mit dieser Ausrüstung kommt man schon ziemlich weit.
LG
Michael
#4 RE: Orgel-Halbmarathon Oberlausitz 2018
So, der Besteckkasten ist verstaut. Die Notration ist eingepackt. Morgen früh geht's im ersten Büchsenlicht auf die Rollbahn gen Oberlausitz. Standquartier ist in Herrnhut, das erste Konzert morgen um 17.00 Uhr in der Zittauer Johanneskirche. Gleich ein Dickschiff mit III/84 aus 1929/30 vom lokalen Meister Schuster, quasi sein Musterbuch mit allen Registern, die die Firma im Angebot hatte. Mal gespannt wie sie klingt. Matthias Grünert spielt u.a. die Sonate von Frygies Hidas, eines seiner Paradestücke, das ich sehr mag.
LG
Michael
#5 RE: Orgel-Halbmarathon Oberlausitz 2018
#6 RE: Orgel-Halbmarathon Oberlausitz 2018
Hallo, ihr Lieben,
hier das erste Stenogramm vom Orgel-Halbmarathon Oberlausitz.
Das Auftaktkonzert in der Zittauer Johanniskirche setzte gleich zu Beginn ein markantes Ausrufezeichen. Da ist zunächst das Instrument. Es stammt in seiner jetzigen Form von der ortsansässigen Firma Schuster. Über fünf Generationen, von den 1830ern bis zur Wende, bauten die Schusters ihre Orgeln. Und vor den bekannteren Mitbewerbern Eule und Jehmlich brauchten sie sich nicht zu verstecken. Vor allem zwischen den Weltkriegen stand die Firma in Blüte und genoss einen sehr guten Ruf. 1929/30 entstand in der Zittauer Stadtkirche das "opus magnum" - mit 84 Registern auf drei Manualen. Die Kirche ist ein Bau des preußischen Klassizisten Gottfried Schinkel, streng und monumental zugleich. So ist der imposante 32'-Prospekt mit fünf Spitzfeldern in die Emporennische hineinkomponiert und wirkt allein durch seine Größe.
Dahinter steht alles, was das Haus Schuster bauen konnte. Da konnte man die Kundschaft hinführen. Denn dieser riesige Farbkasten bietet alle Farben in satter und pastellfarbener Tönung. Drei Schwellwerke (II/III und Pedal) erlauben gewaltige dynamische Steigerungen. Soloregister wie Englischhorn oder Oboe (im Hw!) sind bezaubernd schön geraten. Der Raum hat eine ideale, hallgesättigte Orgelakustik, die dieses Spiel mit Farben und dynamischen Schattierungen wirkungsvoll unterstützt. In dieses Instrument legte die Erbauerfirma ihr ganzes Können. Allein der Spieltisch muss in den 30ern ungemein futuristisch gewirkt haben. Die Taschenladen funktionieren nach einer Restaurierung durch Jehmlich ab 2011 wieder absolut zuverlässig.
Matthias Grünert hatte für das Auftaktkonzert nicht in die "Hitparade" gegriffen, sondern eher sperrige Musik gewählt, die diesem Instrument und diesem Raum perfekt anstand. Die "Toccata primi toni" des Dänen Einar Traerup Sark mir ihrem Wechsel von ziselierten Strukturen und wuchtigen Klangballungen erlaubte es, die Effekte dieser Orgel auszureizen und nicht nur mit dem Instrument, sondern auch mit der Raumakustik zu spielen. Besonders wirkungsvoll: die Harfe 4', ein Percussionsregister, das zusammen mit einem Gedackt sphärische Klänge unter den Gewölben schweben lässt.
"Marsch, Meditation und Toccata" des Spätromantikers Nicholas Choveaux war dann Hörern mit konventionellen Hörgewohnheiten deutlich leichter zugänglich, die Toccata verwendet das Osterlied "Lasst uns erfreuen herzlich sehr". Und dieses "Erfreuen" war deutlich zu hören.
Absolutes Highlight des Abends: die Sontate des ungarischen Zeitgenossen Frygies Hidas. Raum und Instrument scheinen für solche Musik gemacht. Ich mag dieses Stück in der Interpretation von Matthias Grünert ganz besonders.
Als in der Schlußsteigerung das Plenum der Orgel mit allen Oktavkoppeln den Raum zu sprengen schien. liefen mir eiskalte Schauer der Überwältigung über den Rücken. Ob das noch zu toppen ist?
Hier ein paar Bilder:
https://www.dropbox.com/s/w6kfmi33ryz0fx9/Zittau%20Johannis%20Prospekt.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/pxxkqhvtben1zge/Zittau%20Johannis%20Spieltisch.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/pyhhurlpn77x4ne/Zittau%20Spieltisch%20Detail.jpg?dl=0
In Bertsdorf bei Zittau hat die Vorgeneration der Werkstatt Schuster ihre "Duftmarke" gesetzt. Die Orgel mit II/22 wirkt optisch, als habe man sie hinter einen vorhandenen Prospekt gebaut. Doch weit gefehlt. Die Schusters bauten "Stilprospekte". So bekam das Gehäuse barocke Formen, das Instrument aus 1898 zeitgemäß romantische Klanggebung. Im Raum wirkt das Plenum dieser Orgel ungemein dicht und füllend. Vor allem die beiden Zungenregister (die natürlich noch in einer Biltzaktion beigestimmt werden mussten) wirken im Plenum mächtig steigernd. Dabei binden sie ausgezeichnet in den Labialfond ein, fast französisch-sinfonisch anmutend, doch erheblich maßvoller.
Matthias Grünert spielte Mendelssohns Sontate Nr. V D-Dur - ein Stück, das ich schon längere Zeit nicht mehr live gehört habe. Völlig zu Unrecht ist es das Aschenputtel in Mendelssohns Sonatenzyklus. Der Interpret fasste sie in ein pastellfarbenes Kleid aus weichen Flöten, erst im Schlußsatz durften die Klangkronen etwas "Orgelrauschen" erzeugen.
Rheinbergers fünfsätzige Sonate Nr. 8 e-moll ist in jeder Hinsicht ein Großwerk. Sie rechnet mit einer entsprechenden Orgel. Daher braucht es Abstraktionsvermögen, diesen klanglichen Kosmos auf eine Dorforgel mit beschränktem Farbenreichtum herunterzubrechen. Vor allem die abschließende Passacaglia, ein Prachtstück der Gattung, hatte daher mehrere aus dem Pianissimo entwickelte Anläufe bis zum machtvollen Plenum. Eine stringente Interpretation "aus einem Guß" nahm dem gesamten Werk seine Längen, verklammerte die fünf Sätze zu einer zwingenden Aussage. Ein herrliches Stück an einem nicht minder gelungenen Instrument.
Auch hier ein paar Bildchen dazu:
https://www.dropbox.com/s/v8y64rew6koxo29/Bertsdorf%20Prospekt.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/wrj1fenh5cy3bfh/Bertsdorf%20Register%20links.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/9zn5m8b05napaha/Bertsdorf%20Register%20rechts.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/03zn3mp6p1mb9ih/Bertsdorf%20Spieltisch.jpg?dl=0
Die schlichte Bergkirche in Oybin im südlichsten Zipfel der Oberlausitz überrascht im Innern mit einer prächtigen Barock-Ausmalung. Die doppelt umlaufenden Honzemporen und zahlreichen Einbauten aus Holz nehmen dem Raum jede Akustik. Ins barocken Gehäuse von 1719 baute die Firma Schuster als eines ihrer letzten Werke 1987 eine vollmechanische Orgel mit II/18. Ihr Klangbild entspricht der "orgelbewegten" Ästhetik, mit deutlicher Betonung der innerpfeiflichen Obertöne. So klingen auch leise Flötenmischungen "hell". Und im Plenum geht es kraftvoll und mixturbetont zur Sache. Jeder Klang liegt in diesem akustischen Umfeld auf dem Seziertisch. Und so spielte Matthias Grünert im letzten Konzert dieses Tages ein reines "Bach-Programm": Fantasie G-Dur BWV 572 mit wuchtigem Plenum im Mittelteil und filigranem Rahmen, die farbenreich ausdifferenzierte Partita "Ach, was soll ich Sünder machen", die gemessen-strenge d-moll-Canzona und schließlich P+F C-Dur BWV 547 mit einem nahezu unmerklichen, Dramatik erzeugenden Stringendo, das diese Meisterfuge als eines der Gipfelwerke der Kontrapunktik leuchten ließ.
Auch hier ein paar "Tatortfotos":
https://www.dropbox.com/s/3rmka12cz7h3yc0/Oybin%20Prospekt.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/ddq9d5oow10z2gh/Oybin%20Register.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/k5zmi69xmvr1bm9/Oybin%20Spielschrank.jpg?dl=0
So jetzt werde ich mal sehen, ob ich etwas Essbares finde. Warum in Gottes Namen gibt es in Tagungshäusern immer ein Frühstück, das seinen Namen nicht verdient? Wenn um acht der Salon geöffnet wird, ist ein Früh-Frühstücker wie ich kurz vor dem Verhungern ...
Heute geht es ins Zittauer Gebirge. Den Abschluß bildet ein Konzert in der Wallfahrtsbasilika im tschechischen Filipov. Da hat Hermann Eule aus Bautzen anno 1888 mechanische Kegellade gebaut. Ich bin gespannt.
LG
Michael
#7 RE: Orgel-Halbmarathon Oberlausitz 2018
Moin, liebe Leute,
vor der Fütterung der Raubtiere (vulgo: Frühstück) noch ein paar Takte von gestern – nur in Auszügen, den Rest gibt’s irgendwann.
Die jüngste Orgel der Region steht in der ev. Kirche von Großschönau. Ekkehard Groß aus Waditz hat sie 2014 mit stattlichen II/35 fertiggestellt. Das moderne Gehäuse greift mit seinen kanellierten Pilastern die spätbarocken Stilelemente des Kircheninnern auf. Drei umlaufende Eporen schichten die Gottesdienstbesucher quasi in die Höhe. Trotz dieser schallschluckenden Einbauten hat die Kirche eine sehr warme Akustik.
Matthias Grünert hatte zwei romantische Großwerke ausgewählt – da die Orgel – unverständlicher Weise – keine Setzer hat, gab es für die Registrantin viel zu tun.
Mendelssohns Vater-unser-Sonate stellte die schönen Flötenfarben und das milde Plenum vor. Mit dem Abgesang in D verbindet mich eine besondere Geschichte. In einem Orgelkonzert in Himmerod habe ich als frisch infizierter Orgeljünger von 14 Lenzen zum ersten mal in meinem Leben eine Streicherschwebung gehört. Und seither pflege ich mich bei diesem Stück zurückzulehnen und einfach im Klang zu baden. Das gelang mir auch diesmal – bis ein Virtuose seinen künstlerischen Rang mit einem markanten, ja martialischen Staccato-Husten betonte ...
Manche Leute nehmen ja Lutschpastillen, wenn sie der Husten quält - oder trinken Kamillentee mit Honig. Offenbar gibt es aber immer noch Zeitgenossen, die an die therapeutische Wirkung eines Orgelkonzertes glauben. (Ich aber sage Euch: Wer einen Katarrh hat, gehört ins Bett und nicht ins Orgelkonzert !!!) Und sie warten mit ihrer wertvollen solistischen Einlage immer, bis der Organist leise spielt. Dann stört es ja nicht so ...
Rheinbergers Sonate Nr. 11 in d-moll bietet ja im 2. Satz (Cantilene) die Gelegenheit, die herrlich schwingende Linie zu goutieren, die sich über getupften Bässen entfaltet. Bachs Adagio aus BWV 564 grüßt von Ferne, wenn die Solo-Oboe ihr sphärisch entrücktes Lied singt.
Percy Fletchers Trilogie „Festival Offertorium, Fountain Reverie, Festival Toccata“ war nach diesen Großwerken eher leichte Kost.
Was diesen „Halbmarathon“ auszeichnet, ist die Entschleunigung. Die Spielstätten liegen nahe beieinander. Die Zeitbudgets sind großzügiger kalkuliert als bei vorangegangenen Veranstaltungen. Für mich, der ich mit dem Besteck am langen Arm immer „Hase und Igel“ spielen muss, ist das sehr angenehm, zumal mir diesmal ein Aufnahmeassistent fehlt.
Zudem sind die Programme durchaus länger, kommen schon mal auf 45 Minuten, ohne dass es (für die Hörer) in Terminstress ausartet.
Das Schlußkonzert dieses Tages gab es in der Wallfahrtsbasilika Filipov. Sie liegt keine 50 Meter von der deutschen Grenze entfernt in Tschechien. Über den kitschigen „Zuckerbäckerstil“ von Kirche und Orgelgehäuse will ich mich nicht länger auslassen. Augen zu und durch. Die weite Basilika mit neoromanischen Anklängen hat satte sechs Sekunden Nachhall. 50 plus X Register würde jeder vernünftige Disponent vorschlagen. Hermann Eule aus Bautzen schaffte es anno 1888 mit 22 Stimmen – einzige Zunge: die landesübliche, sonor grollende Posaune.
Diese Orgel hat elementare Wucht. Dabei wirken die Einzelstimmen keineswegs forciert. Von „singender Intonation“ kann man natürlich nicht mehr sprechen. Der Prinzipalchor macht zwar ganz nett Druck. Aber wenn das Plenum ins Langhaus brettert, klingt es kraftvoll, aber keinesfalls brutal.
Die mechanische Kegellade dieser Orgel erspart im gekoppelten Spiel den Besuch im Fitnesstudio.
Matthias Grünert hatte für diesen Raum das mit knapp anderthalb Stunden längste Programm des Tages konzipiert. Allein zwei Großwerke, Ernst Friedrich Richters a-moll-Fantasie und Rheinbergers G-Dur-Sonate dominerten die Programmfolge. Auch zur letzteren habe ich eine persönliche Beziehung. Ich habe diese Sonate als Student zum ersten Mal in einem Orgelkonzert in der Kathedrale von Canterbury gehört. Einer unserer Profs „stand“ auf englische Kathedralorgeln – im Jahre des Neobarock 1978 in den Jahren orthodoxer Kreischpositiv-Disponenten eine besondere Form der Perversion. Er trieb sich mit seinen Famulussen 14 Tage in britischen Kathedralen herum. Darunter der Unterfertigte.
In Canterbury spielte ein Amerikaner – u.a. Rheinberger. Seine Existenz hatte man mir bis dato verschwiegen. Ich hielt ihn für einen Deutsch-Amerikaner des „Cäcilianismus“, der um die Jahrhundertwende in Chicago eine eigene Schule ausbildete. Und im anschließenden „smalltalk“ mit dem Interpreten erfuhr ich: „Now, it’s a german composer oft the late 19th century.“ Staun.
Auch in diesem Stück ist es der langsame Mittelsatz, der tief romantische Geisteshaltung ausdrückt. Die rhythmisch vertrackte Fuge legte Matthias Grünert breit und kantabel an, am Schluß gerieten Windversorgung und Physis des Interpreten bis an die Grenzen. Da kam Hermann Schellenbergs Pastorale mit ihren feinen Flöten- und Streicherklängen gerade recht, um den Interpreten und die Hörer wieder runterzuholen. Adams' "Pomposo" wirkte - ebenso wie Camillo Schumanns einleitendes "Festpräludium op. 2" eher wie Zugabensstücke: effektvoll, prägnant, vodergründig. Auf jeden Fall war dieses opulente Konzert ein markanter Abschluss eines ereignis- und erkenntnisreichen Tages. Einzelheiten gibt's später. Jetzt geht es erst mal auf die Piste - heutiges Highlight ist das Konzert auf der sog. "Sonnenorgel" in Görlitz.
LG
Michael
#8 RE: Orgel-Halbmarathon Oberlausitz 2018
Moin, liebe Leute,
mit weiteren Schilderungen (so überhaupt Interesse besteht) müsst Ihr Euch noch etwas gedulden. Ich komme einfach nicht dazu, mich mal ein Stündchen in aller Ruhe an die Tastatur zu setzen. Zunehmend merke ich, dass Kinder in meinem Alter zwar weniger Nachtruhe, dafür aber mehr Mittagsschlaf brauchen ...
Heute geht es noch mal auf die Rundreise durch den westlichen Zipfel der Oberlausitz, von dort gleich auf die Piste Richtung Heimat. Dort werde ich in aller Ruhe das Material sichten und es ins Forum stellen, falls Ihr das wollt.
LG
Michael
#9 RE: Orgel-Halbmarathon Oberlausitz 2018
#10 RE: Orgel-Halbmarathon Oberlausitz 2018
So ihr Lieben,
hier noch ein paar Takte vom Halbmarathon - zuerst die Bilder von Großschönau:
https://www.dropbox.com/s/ewlhwy0b6tru9kw/Gro%C3%9Fsch%C3%B6nau%20Prospekt.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/eclirp0wafuh5ap/Gro%C3%9Fsch%C3%B6nau%20Spielschrank.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/901pvxmt38cn0v1/Gro%C3%9Fsch%C3%B6nau%20Register%20links.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/vubn1ed749zyana/Gro%C3%9Fsch%C3%B6nau%20Register%20rechts.jpg?dl=0
und die aus Filipov:
https://www.dropbox.com/s/5djs2ix06e7m7bf/Filipov%20Prospekt.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/37u1xqo23liiw3u/Filipov%20Geh%C3%A4use.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/h3m5zmzzg9pap92/Filipov%20Spieltisch.jpg?dl=0
Begonnen hatte die Samstags-Etappe in Waltersdorf, an der einzigen erhaltenen Orgel des Zittauer Spätbarockers Johann Gottlieb Tamitius. Eule/Bautzen hat sie mehrfach überholt, zuletzt Mitte der 90er Jahre. Dass eine Trompete mal beigestimmt werden muss oder dass es in der Pedalposaune ein paar Außreißer gibt, ist ja nichts Besonderes. An dieser Orgel lagen etliche Einzeltöne der herrlichen Flöten daneben - und zwar so daneben, dass in uns der Verdacht der "Sabotage" keimte. Generell freuen sich die Gemeindeverantwortlichen ja, wenn jemand wie Matthias Grünert vorbeikommt und mal ein paar größere Sachen an der Orgel spielt. Aber bei jeder Tour, bei der ich bisher dabei war, galt das Motto: Einer spinnt immer. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass da jemand elementare Kenntnisse im Orgelbau zum Schaden von Spieler und Hörer missbraucht hat ...
Nichtsdestotrotz spielte Matthias Bachs c-moll 549 und die Partita 757 "O Gott. du frommer Gott". Letztere verblüffte mit den differenzierten Einzelfarben, die den Erbauer und die späteren Restauratoren in die Ahnenreihe der Silbermann-Schule einordnen.
Eine weitere mechanische Schleifladenorgel aus 1880 (!) hatte der Plauener Meister Karl Robert Barth urprünglich für eine Kapelle im Vogtland errichtet. 1981 kaufte die Kirchengemeinde in Jonsdorf bei Zittau dieses Instrument. Im schlichten Gehäusekasten stehen II/15, drittes Pedalregister ist ein Choralbaß 4' - ich vermute mal, er wurde bei einem Umbau in den späten 70ern anstelle der landestypischen Posaune 16' eingebaut.
Ohne dieses Wissen wäre die Orgel klanglich bei mir als spätbarockes Instrument durchgegangen. Nur der weitgehende Verzicht auf die helleren Stimmen in einer "Marche" von Lefébure-Wely oder ein klassisch in motivischer Arbeit aufgebautes Präludium vom Etüden-Czerny verriet nebst einigen anderen Petitessen des romantischen Genres nicht sofort die Herkunft dieser Orgel.
In Olbersdorf am gleichnamigen See befand sich im glorreichen Sozialismus ein Braunkohle-Tagebau, dem die alte Kirche weichen musste. Die Gemeinde baute bis 1986 ein Gemeindezentrum mit Kirchsaal. Er bekam 1988 (anstelle des üblichen Pedalpositivs) eine kleine, aber feine Orgel von Eule. Das Instrument mit II/12 entfaltet auch ohne Prinzipal 8' im Hw einen sehr tragfähigen Klang. Matthias Grünert spielte u.a. aus dem von mir mehrfach empfohlenen "Husumer Orgelbuch" ein spielfreudiges Druckenmüller-Concerto in D, eine filigrane Sonate in d von Georg Andreas Sorge und die Sonate Nr. VI g-moll von C.P.E. Bach.
Der Raum zeigte sich mit einer warmen, tragenden Akustik von seiner besten Seite, die Orgel erwies sich als sehr gut gepflegt und hervorragend intoniert.
In Spitzkunnersdorf hat sich wiederum die regional verbreitete Firma Schuster/Zittau mit einer üppigen Zweimanualigen (II/28) hinter kühn geschwungenem, stilvollem Freipfeifenprospekt verewigt. Zwischen den Weltkriegen lag wohl die Blütezeit dieses Hauses. Da gab es etliche Großaufträge und die "gemeine Landorgel" mit elektropneumatischer Taschenlade war solide gebaut und vielseitig verwendbar. Die "orgelbewegte" Disposition ist sehr füllig geraten. Sie hat immer noch einen hohen Anteil an Grundstimmen der 8'-Lage. Vergleichbares bauten in dieser Zeit die Häuser Steinmeyer oder Klais.
Rheinbergers a-moll Sonate Nr.4 erklang als "pezzo grosso" dieses Konzertes ebenso überzeugend wie P&F d-moll von Felix Mendelssohn Bartholdy. Der (musikalische) Abschluß des Tages fand im tschechischen Filipov statt. Die weitere Programmgestaltung übernahm dann im Standquartier zu Herrnhut das Nachteulen-Geschwader.
Es fand sich ein als "Tagungsraum" getarntes Gemach mit gemütlichen Couches und Sesseln, aus denen man nur mit höchster Willensanstrengung wieder herauskam, um die Nachruhe zu pflegen.
Soweit der Samstag, hier noch die Bilder dazu (nein, nicht vom Partyraum):
Waltersdorf:
https://www.dropbox.com/s/slt9w41ndlpaj9g/Waltersdorf%20Geh%C3%A4use.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/mea9h2nxs777sl0/Waltersdorf%20Register%20links.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/06wb9bdvpso5b1d/Waltersdorf%20Register%20rechts.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/b7lq36qcmvgd64f/Waltersdorf%20Spielschrank.jpg?dl=0
Großschönau:
https://www.dropbox.com/s/ewlhwy0b6tru9kw/Gro%C3%9Fsch%C3%B6nau%20Prospekt.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/901pvxmt38cn0v1/Gro%C3%9Fsch%C3%B6nau%20Register%20links.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/vubn1ed749zyana/Gro%C3%9Fsch%C3%B6nau%20Register%20rechts.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/eclirp0wafuh5ap/Gro%C3%9Fsch%C3%B6nau%20Spielschrank.jpg?dl=0
Jonsdorf:
https://www.dropbox.com/s/drssbcbu2eeiqe6/Jonsdorf%20%20Prospekt.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/of0sapl6msag2i7/Jonsdorf%20Register%20links.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/bjx2miqovk6v7tb/Jonsdorf%20Register%20rechts.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/4z6346cibcue04u/Jonsdorf%20Spielschrank.jpg?dl=0
Olbersdorf:
https://www.dropbox.com/s/dzktti0efuukog4/Olbersdorf%20Prospekt.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/os74q7vkqueihzr/Olbersdorf%20Register%20links.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/dey260rzlazmgzp/Olbersdorf%20Register%20rechts.jpg?dl=0
Spitzkunnersdorf:
https://www.dropbox.com/s/9a2nv1p45momelj/Spitzkunnersdorf%20Prospekt.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/an4ghpqyubc2gtx/Spitzkunnersdorf%20Register%20links.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/77ddzhq64ykgp8h/Spitzkunnersdorf%20Register%20rechts.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/lra26lxed865m0t/Spitzkunnersdorf%20Spieltisch.jpg?dl=0
LG
Michael
#12 RE: Orgel-Halbmarathon Oberlausitz 2018
Um Großschönau gab es hinterher heftige Debatten unter den Schlachtenbummlern. Die Kirche ist im Innern streng klassizistisch ausgebaut. Die Füllungen der Empore sind in einem pastellfarbenen Grün gehalten, das die Orgel aufnimmt. Nicht jeder war damit einverstanden, den Stil optisch in die Moderne zu übersetzen. Mir hat das gut gefallen. Und in puncto Klang lässt diese Orgel wirklich kaum Wünsche offen. Der Intonateur hat konsequent auf Mischungsfähigkeit und Verschmelzung hingearbeitet. Als Handicap erwies sich nur die mechanische Registertraktur ohne jede Speichermöglichkeit.
In Waltersdorf sind die Kupferprinzipale von Eule aus den 50ern ein echter Hingucker. Die Orgel klingt auch sehr anheimelnd, vor allem in den mf-Mischungen. Leider hatten die Flöten ein paar üble Ausreißer. Und für umfänglichere Stimmarbeiten fehlte einfach die Zeit ...
LG
Michael
#13 RE: Orgel-Halbmarathon Oberlausitz 2018
Am Pfingstsonntag ging es zunächst nach Kemnitz (ja, mit "K"). Das liegt vor den Toren des regionalen Oberzentrums Görlitz.
Zwei Dinge sind mir während der vier Tage in den Kirchen der Region aufgefallen: Überall war der Kirchenraum mit kleinen Birken- oder Lindenbäumchen geschmückt, oft auch das Portal. Ich vermute, der Psalmvers "Schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars" stand hier Pate. Außerdem ist an nahezu jeder Emporenbrüstung mittig eine Liedtafel anfgebracht, die die Jahreszahl zeigt. Ich bin nicht dazu gekommen, mal jemanden aus der Gegend zu fragen, was das soll. Aber ich vermute, das ist eine Art "Endzeituhr".
In Kemnitz steht eine mechanische Schleifladen(!)-Orgel aus 1870, gebaut vom Meister Johann Gotthilf Bärmig aus Werdau. Bärmig baute verschiedene Standardttypen und disponierte streng nach Schema - in beidem dem Vorbild Silbermanns folgend. Das Kemnitzer Instrument entspricht dem, was die "königlichen Orgelbaucommissäre" Ende des 19.Jh von der gemeinen Landorgel erwarteten: Ein Hauptwerk, das mit kräftigen Stimmen ein gewaltiges "Orgelbrausen" erzeugt, dazu ein Nebenwerk, das oft nur bis zum 4' reichte und einige Echostimmen fürs Pianospiel enthielt. Dazu ein auf die Grundtonfunktion beschränktes Pedal, das immerhin standardmäßig bis mindestens d' reichte. (Im armen Hintertaunus waren zu dieser Zeit noch Pedale bis g0 die Regel ...) Natürlich bekamen diese Dorforgeln keine Zungen - in größeren Kirchen als einzige eine massive Posaune ins Pedal.
Das Plenum der Kemnitzer Orgel ist kraftvoll und frisch. Barockliteratur wie Druckenmüllers Concerto in F geht da mühelos als zu Raum und Instrument passend durch, ebenso die III. Sonate vor C.P.E. Bach, deren Mittelsatz dann mit dem Nebenwerk in adäquater "Empfindsamkeit" zu realisieren ist.
Hier mal die Bilder dazu:
https://www.dropbox.com/s/5hzssvvh5vka49o/Kemnitz%20Prospekt.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/gwn1bsshbiq3fnd/Kemnitz%20Register%20links.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/dab7nlb6jgfbs8p/Kemnitz%20Register%20rechts.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/c1l5u0rsykje8nj/Kemnitz%20Spielschrank.jpg?dl=0
In Sohland erlebten wir eine böse Überraschung: In einem schön proportionierten Gehäuse erwartete uns eine mechanische Schleifladen-Orgel des Schlesiers Carl Friedrich Buckow aus 1845. Das sah alles sehr gut und ordentlich restauriert aus. Matthias hub an mit Bachs P&F in D 532, kam aber nur bis zum ersten Pedal-Orgelpunkt H, und der blieb erhalten, bis der Interpret abbrach. Das Gehäuse der Orgel war gesichert wie die Bank von England, der Schlüssel zum Tresor lag im Pfarrhaus, der Pfarrer war nicht da. Alle Versuche, den Hänger auszulösen, scheiterten - außerdem tickte die Uhr. So zogen wir unverrichteter Dinge weiter. Schade - denn auf dem Programm hätte u.a. Rincks Flötenkonzert gestanden, das für genau diesen Instrumententypus gemacht ist.
Ablichten konnte ich die Orgel wenigstens:
https://www.dropbox.com/s/jn0m9q29uzlofaq/Sohland%20Geh%C3%A4use.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/jyiqz4ihcstbwa8/Sohland%20Register%20links.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/7rtetndm7rh6t0t/Sohland%20Register%20rechts.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/83qjyib7u1et2o2/Sohland%20Spielschrank.jpg?dl=0
So, ich mache hier mal 'nen Schnitt. Denn ich treffe mich gleich mit Clemens und wir ziehen in der Vordereifel etwas um die Häuser bzw. Kirchen ...
LG
Michael
#14 RE: Orgel-Halbmarathon Oberlausitz 2018
In der Dorfkirche von Reichenbach darf man nicht nach einer Symmetrieachse suchen. Der gotische Raum wurde in den folgenden Jahrhunderten den Bedürfnissen der wachsenden Gemeinde angepasst. Ein zweites Schiff wurde gebaut, die Emporen wurden aufgestockt, mitten in den Raum stellte man drei dicke Säulen, die die Gewölbe tragen müssen. Als der renommierte Meister Friedrich Ladegast aus Weißenfels hier eine Orgel bauen sollte, blieb ihm nichts anderes übrig, als den Gehäusekasten links auf die Empore zu stellen. Damit nahm er in Kauf, dass die Orgel in jedem Raumteil anders „ankommt“.
Ladegast war ein konservativer Meister. Er hielt beharrlich an der Schleiflade fest und gab seinen Orgeln im Hauptwerk einen ausgeglichenen, bis in die Mixtur noblen Prinzipalchor. Das Nebenmanual enthielt dann die „Charakterstimmen“ wie Gamba, Flauto traverso und Zartflöte 4’. Vom gestuften Plenum der Prinzipale zehrten Druckenmüllers G-Dur-Concerto und das a-moll-Präludium von Georg Andreas Sorge ebenso, wie Bachs D-Dur-Allabreve. Die feinen Flöten- und Streicherfarben dieser Orgel kamen dann in Frescobaldis „Partite sopra la Monica“ zur Geltung.
Hier die Bilder dazu:
https://www.dropbox.com/s/avlldkkgk8k3gl...%A4use.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/zblwpofebm6vho...0links.jpg?dl=0
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Zum Höhepunkt der Exkursion am Pfingstsonntag wurde zweifellos das Konzert in der Peter-und-Paul-Kirche in Görlitz. Es bildete den Auftakt zu einer „Orgelnacht“. Hinter den monumentalen Prospekt, der wegen seiner kreisförmig angeordneten Mixturpfeifen gern als „Sonnenorgel“ bezeichnet wird, baute die Schweizer Nobelschmiede Mathis in mehreren Bauabschnitten ein entsprechend monumentales Orgelwerk. Die letzten fehlenden Register wurden kürzlich eingebaut. In puncto Qualität der Materialien, der handwerklichen Arbeit und der Intonation lässt diese Orgel keine Wünsche offen. Die riesige gotische Halle hat indes ihre akustischen Tücken. Ich habe die Orgel vor einigen Jahren schon einmal aufgenommen. Damals hatte ich ein Hochstativ mit 9 Metern Auszug dabei, mit dem ich die Mikrophone vor das Gehäuse fahren konnte. Ich stellte es zwischen die Bankreihen der hinteren Raumhälfte – genau dorthin wo die Orgel ankommt. Diesmal platzierte ich ein gewöhnliches Chorstativ mit 3,5 Metern Auszugshöhe weiter vorn im tiefen Chorraum – in der Hoffnung der Klang werde sich dort bündeln. Die Hoffnung trog. Als ich abhörte, traute ich meinen Ohren nicht. Ich habe die Mikros wohl exakt in einen Schwingungsknoten hineingefahren, in dem sich die Reflexionen aus dem Hochchor und dem Hauptschiff fokussieren und gegenseitig löschen. Schade ....
Matthias Grünert hatte Raum und Orgel angemessene Großliteratur gewählt: Rheinbergers Sonate Nr. 14 C-Dur und Boellmanns Suite Gothique. Das Präludium der Rheinberger-Sonate ist eines meiner liebsten. Und der „Idyll“ betitelte 2. Satz ist eine Klangspielerei mit feinsten Farbnuancen, die unter die Haut geht. Boellmanns Suite rechnet ja mit der Akustik eines Riesenraumes. Das herrlich hingetupfte „Menuet“ ist einfach ein ganz großer Wurf der sinfonisch-französischen Orgelmusik. Auch wenn die Aufnahme wohl in der Tonne landet – der tiefe Eindruck des live-Erlebnisses ist mir nicht mehr zu nehmen.
Optische Impressionen:
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Nach diesem Exkurs in die Monumentalität gab’s wieder eine brave Dorforgel – II/20 vom Meister Jahn anno 1857 in die Kirche von Leuba eingebaut. Auch Jahn blieb lange der Schleiflade treu, intonierte aber bereits im Klangidiom der Hochromantik. Mit Adolf Friedrich Hesses e-moll-Fantasie und dem pastoralen G-Dur-Präludium von Felix Mendelssohn Bartholdy stand Literatur auf der Speisekarte, die in diesem Klanggewand ausnehmend gut wirkt. Hermann Schellenbergs Pastorale war ein Paradestück für die recht kernigen Streicher und susbtantiellen Flöten dieser Orgel.
Und die Bilder:
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Der „Pfingstausflug“ endete in Ostritz. Der barocke Innenausbau der Kirche wird von einer kunstvoll ornamentierten Kassettendecke abgeschlossen. Der klassische Orgelkasten mit seinen drei Feldern greift die goldene Ornamentierung stilvoll auf. Das Werk darin stammt aus 1878 von Carl Eduard Jehmlich. Auch der blieb lange der Schleiflade treu, war wohl der sächsische Meister, der seine klanglichen Vorstellungen am konsequentesten durch die Pflege der Orgeln Silbermanns gewonnen hatte. Ein reines Bach-Programm mit P&F e-moll 548, den Kanons aus den Goldberg-Variationen und P&F G-Dur 541 in forschem Ritt und rauschendem Plenum waren eine „Nachtmusik“ die nicht nur mir sehr behagte ...
Auch dazu die Bilder:
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LG
Michael
Vielen Dank noch mal für die anschaulichen Berichte, mit denen du uns an dieser Veranstaltung quasi virtuell hast teilhaben lassen!
Zitat von Wichernkantor
Das Auftaktkonzert in der Zittauer Johanniskirche setzte gleich zu Beginn ein markantes Ausrufezeichen. Da ist zunächst das Instrument. Es stammt in seiner jetzigen Form von der ortsansässigen Firma Schuster. Über fünf Generationen, von den 1830ern bis zur Wende, bauten die Schusters ihre Orgeln. Und vor den bekannteren Mitbewerbern Eule und Jehmlich brauchten sie sich nicht zu verstecken. Vor allem zwischen den Weltkriegen stand die Firma in Blüte und genoss einen sehr guten Ruf. 1929/30 entstand in der Zittauer Stadtkirche das "opus magnum" - mit 84 Registern auf drei Manualen. Die Kirche ist ein Bau des preußischen Klassizisten Gottfried Schinkel, streng und monumental zugleich. So ist der imposante 32'-Prospekt mit fünf Spitzfeldern in die Emporennische hineinkomponiert und wirkt allein durch seine Größe.
Kleines Detail am Rande aus der Reihe "Kuriositäten":
In einem anderen, ebenfalls lebendigen, deutschsprachigen Internetforum, das sich hauptsächlich mit Pfeifenorgeln beschäftigt, haben wir einmal versucht, das Schwarmwissen der Foristen zu nutzen, um die Orgeln in Deutschland zu identifizieren, die im Prospekt einen metallenen offenen 32' in voller Länge, d.h. ab C, zeigen.
Neben der schon erwähnten Orgel der Johanniskirche Zittau (C-Pfeife aus Zink und 80 cm nach hinten gekröpft) ist dies wohl nur bei zwei weiteren Orgeln in Deutschland der Fall:
- Kemper-Orgel der Marienkirche Lübeck
- Beckerath-Orgel der Andreaskirche Hildesheim
Für die Jehmlich-Orgel in Schneeberg steht eine Bestätigung noch aus.
Daneben wurden noch zwei Sonderfälle erwähnt:
- " target="_blank">Langhausorgel des Kölner Doms (Klais): Violon 32' nur ab F im Prospekt, diese Pfeife hat aber durch reichtlich Überlänge quasi 32' Länge ...
- Kreuzkirche Dresden (Jehmlich): zur Abwechslung mal eine (kupferne) Bombarde 32' im Prospekt [wink]
LG
Martin
*ALLE ANGABEN WIE IMMER OHNE GEWÄHR*
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