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4:33
Mein Geheimtip für alle, die etwas modernes und originelles spielen wollen und nicht viel Zeit zum Üben haben:
Es gibt ein Stück, das wirklich jeder "vom Blatt" "spielen" kann:
Ich habe gerade meinen Augen und Ohren nicht getraut, als ich in den Fernseh-Nachrichten sah, dass es tatsächlich ein Musikstück (ursprünglich für Klavier) von John Cage gibt, das eigentlich (meiner Meinung nach) gar keines ist, weil dabei kein einziger Ton gespielt wird, das also nur aus Stille in 3 "Sätzen" besteht, die alle passenderweise die Satzbezeichnung "Tacet" (lat. er/sie/es schweigt) tragen ! [grin]
Ich hatte ja mit "moderner Kunst" immer schon meine Probleme, aber das ist wirklich nicht mehr zu übertreffen ! Während man bei Langlais oder Kropfreiter immer noch etwas hört (wenn auch nicht gerade das, was ich gern höre), wird hier einfach nur nichts gespielt.
Da macht sich jemand wichtig mit einer "Komposition", die eigentlich gar keine ist, läßt sich diesen Witz urheberrechtlich schützen und dann gibt es tatsächlich auch noch "Notenausgaben" davon zu kaufen !
Wie verrückt ist diese Welt eigentlich ? [sad]
Kann mir jemand erklären, worin hier die Kunst besteht oder fehlt mir einfach das "moderne" Kunstverständnis ? Wenn ich jetzt sage: "Sorry, aber das kann doch jeder !", bin ich dann ein Kunstbanause ?
Wie würde wohl das Publikum reagieren, wenn jemand dieses "Stück" bei einem Konzert "aufführt" ?
"Ungebildeter" Zuhörer: "Wann beginnt denn endlich die Musik ?"
"Musik-Kenner": "Seien Sie doch still, Sie stören ja das Konzert !" [grin] D [grin]
Aber, wenn ich es mir so recht überlege, "klingt" dieses "Stück" immer noch unvergleichlich schöner als viele andere moderne Kompositionen. [wink]
Vielleicht wollte der Komponist damit ja auch nur auf drastische Weise demonstrieren, dass es besser ist, gar nichts zu spielen als etwas disharmonisches, atonales. Dann allerdings hat er nicht ganz unrecht !
Übrigens, eine Orgel-Transkription dieses Stückes spiele ich jedesmal während der Predigt, aber bitte nicht weitersagen, sonst muss ich noch Tantiemen an John Cages Erben zahlen ! [grin] D [grin]
Hallo,
zu "4:33" siehe den Artikel bei Wikipedia.
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
#8 RE: 4:33
Ich habe das Stück einmal "gehört" und die intendierte Wirkung passt eindeutig zu Cages Philosophie, dass eigentlich jedes Geräusch Musik ist. Durch die fokussierte Stille im Konzertsaal entsteht ein jedes mal neu klingendes Stück aus Nebengeräuschen (Knarzen der Wände, Verkehr von draußen, etc.), welche man sehr intensiv hört und diese Wirkung hat ihren ganz eigenen Reiz. Ich finde, dass die Entwicklung dieser Idee durchaus ein respektabler künstlerischer Akt ist.
Selbstredend ist das erstmal gewöhnungsbedürftig und vielleicht auch provokant...
Romanus,
danke für die link. Ich kenne das stuck schon vor jahre her, hatte aber nicht daran gedacht: es soll ein grossartiges stück sein zum eingang oder ausgang wen du noch einmal lieder in Gottesdienst spielen oder anhören muss die dich nicht gefälln [grin].
#10 RE: 4:33
Zitat von Machthorn
Aber John Cage hat ja auch Orgelmusik geschrieben. Wenn du mal etwas Zeit über hast, fahr nach Halberstadt und hör dir sein ASLP an. Mich würde mal deine Meinung interessieren, wenn du es zu Ende gehört hast. [grin]
Da hast du mich aber richtig neugierig gemacht, aber nach Halberstadt fahre ich deswegen nicht, habe mir gerade John Cage`s ASLP auf YT in der Interpretation von Christoph Bossert an der großartigen Link-Orgel der evangelischen Stadtkirche zu Giengen an der Brenz angehört um nachher festzustellen, dass ich diese Aufnahme sogar in meiner CD-Sammlung habe, sie ist Teil von Christoph Bossert´s CD "Et incarnatus est".
Aufgrund deines Kommentars hätte ich mir etwas viel witzigeres, originelleres, provokantes, ja spektakuläres erwartet, aber es ist eigentlich nur eine klangflächige Meditation, okay, habe schon schlimmeres gehört, aber es hat mich nicht wirklich beeindruckt, deshalb habe ich mich erst nachher an die CD-Aufnahme erinnert.
Jetzt sag nicht, du kennst das Projekt in Halberstadt nicht? Dann guck mal hier:
https://www.aslsp.org/de/das-projekt.html
Dann verstehst du den Witz. [wink]
Hallo,
ich empfehle nochmal Wikipedia zu John Cage und, neben Machthorns Link, zu Organ2/ASLSP.
Nach Halberstadt würde ich schon gerne fahren, ich wurde auch schon darauf und einen möglichen Besuch angesprochen. Vielleicht klappt es ja sogar zum 5.9.22 oder zum 5.2.24.
Ich meine das völlig ernst und ohne Ironie. Ich fahre auch gerne auf an antike bzw. historische Stätten, wo man auch nichts anderes als ein paar Steinbrocken - wenn überhaupt - sieht, fühle den Atem der Geschichte und sinniere über Leben und Schicksale der Menschen nach, die damals gelebt haben. Eines meiner eindrücklichsten Orgelerlebnisse hatte ich in der Michaelerkirche in Erfurt. Ok, da steht eine ganz nette, eher frei interpretierende Rekonstruktion einer Barockorgel mit beträchtlichen Abweichungen von der Originaldisposition, aber zu wissen, dass gegenüber auf der Kanzel Martin Luther gepredigt und damit die Reformation in Erfurt ausgelöst hat, hat mir (als Katholen) einen Schauer über den Rücken gejagt und einen nachhaltigen Eindruck auf mich gemacht.
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
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