Notensuche

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03.03.2019 08:51 (zuletzt bearbeitet: 08.03.2019 20:25)
#16 RE: Notensuche
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Administrator

Gewiss nicht.
Die Denkmalpflege pflegt ja bekanntlich Denkmäler; uns Organisten geht es mehr um Instrumente für die Praxis.


Auf Orgelsuche.

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03.03.2019 09:41
avatar  pvh
#17 RE: Notensuche
pv
pvh

...wobei es schon eine reizvolle (Problemlöse-)Aufgabe ist, auf so einem Instrument zu spielen. Man muss nur die richtigen Noten einpacken. Ich kenne eine Pfarreigemeinschaft, da sind alle Orgeln so, also kein Problem für die Orgelspieler/innen. Oft wird das Pedal auch etwas nach links gerückt, so dass man besser zurecht kommt (trifft).

Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.


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03.03.2019 10:48
avatar  pvh
#18 RE: Notensuche
pv
pvh

Hallo,

Zitat von Gemshorn

Die Denkmalpflege pflegt ja bekanntlich Denkmäler; uns Organisten geht es mehr um Instrumente für die Praxis.


was mich an der Denkmalpflege stört, ist, dass teilweise die Geschichte eines Instruments ignoriert und ein Rückbau auf einen Zustand zu einem willkürlichen historischen Zeitpunkt vorgenommen wird. Dass ein Denkmal den Lauf der Geschichte von der Barockzeit bis zur Gegenwart widerspiegelt, wird m.E. oft ignoriert, auch dass der Raum sich geändert hat. Dieselbe Orgel klang in ihrer Bauzeit in einer voll möblierten Barockkirche ja völlig anders als in der im 19 Jahrhundert auf den gotischen (Fantasie-)Zustand zurückgebauten Kirche. Die Restaurierung auf den originalen Barockzustand hin macht ja wenig Sinn, wenn sie nicht mehr zum Raum passt. Den wenigsten ist auch bewusst, dass die heutige Gestalt der großen Dome erst im (späten) 19. Jahrhundert entstand, also zur Zeit der Industrialisierung bzw. Gründerzeit (Kölner Dom: Türme von 1880; Schweriner Dom: Turm von 1893).

Hier in der Gegend hat der Denkmalschutz die Pflasterung der Straßen durchgesetzt, was für Gehbehinderte, Rollstuhlfahrer usw. ein echtes Probem darstellt (wie viele denkmalpflegerischen Maßnahmen sonst auch). Sieht man sich aber alte Bilder an, so sieht man aber gar kein Kopfsteinpflaster, sondern die Straße bestand offensichtlich aus gestampftem Lehm. Sicherlich geht das wegen modernen PKW und LKW nicht, aber rein optisch erscheint eine Teerstraße dem früheren Zustand ähnlicher als Kopfsteinpflaster.

Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.


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03.03.2019 11:20 (zuletzt bearbeitet: 08.03.2019 20:25)
avatar  geris
#19 RE: Notensuche
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Zitat von pvh

...wobei es schon eine reizvolle (Problemlöse-)Aufgabe ist, auf so einem Instrument zu spielen. Man muss nur die richtigen Noten einpacken. Ich kenne eine Pfarreigemeinschaft, da sind alle Orgeln so, also kein Problem für die Orgelspieler/innen. Oft wird das Pedal auch etwas nach links gerückt, so dass man besser zurecht kommt (trifft).

Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.



Hallo Christoph,

eine reizvolle Aufgabe ist das auf jeden Fall. Leider liegen diese Kirchen rund 25 km von meinem Wohnort entfernt. Bei aller Liebe zum Orgelspiel, aber das ist mir einfach zu weit, um zum Üben mal eben dorthin zu fahren. Also bleibt das Manual und ab und an mal ein Orgelpunkt auf dem Pedal.

LG aus dem Waldecker Land
Gerd


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08.03.2019 07:55
avatar  Axel
#20 RE: Notensuche
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Zitat von Gemshorn im Beitrag #16
Gewiss nicht.
Die Denkmalpflege pflegt ja bekanntlich Denkmäler; uns Organisten geht es mehr um Instrumente für die Praxis.



Nee, das sehe ich schon anders. Recht hast Du bei so Restaurierungen wie in Maihingen, die ich einfach für nicht hinreichend halte. Da hätte man - historisch hin oder her - etwas mehr machen müssen, als sich auf die Käseglockentheorie zu berufen. Das Instrument macht dann auch weniger Spaß als es eigentlich könnte. Mit dem Praxisargument kann man ja leider alles begründen. Da kann jede Barockorgel einen freistehenden Spieltisch und 1000 Setzer bekommen, braucht man ja schließlich für die Praxis...und jeder hat eine andere Auffassung davon, was er für seine Praxis braucht. Konsequent zu Ende gedacht baut dann jeder neue Organist die Orgel um. Das fände ich sehr schade, wir hätten keinen Eindruck mehr, wie es in vergangenen Zeiten geklungen haben könnte.


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08.03.2019 20:21
avatar  Machthorn ( gelöscht )
#21 RE: Notensuche
Ma
Machthorn ( gelöscht )

Naja, zumindest wäre es sinnvoll zu überlegen, in wie weit Denkmalschutz das Restaurieren auf gewachsenen Bestand zulassen kann. Wenn in der Vergangenheit kurze Oktaven sinnvoll vervollständigt und verbrauchte Klaviaturen mit unkomfortabler Mensur durch moderne ersetzt wurden, ist das schließlich ein zu diesem Zeitpunkt der Geschichte originaler Zustand. Die Entfernung solcher Originalteile und Rekonstruktion möglicher vorhergehender Zustände stellt dann eigentlich einen größeren Eingriff in die historische Substanz dar als der Erhalt des letzten Zustandes.

Das muss zwar immer mit Augenmaß betrachtet werden. Sicher ist aber, eine Rekonstruktion ist immer ein Plagiat. Wenn ein Originalzustand einmal verloren ist, ist er für immer verloren. Ich wage sogar zu behaupten, dass Fachleute eines Tages um verloren gegangene qualitätvolle neobarocke Orgeln trauern werden, weil man sie auf einen postulierten vorherigen symphonischen Zustand zurückgebaut hat.Zur Orgelbewegung hat man über die den Kopf geschüttelt, die barocke Instrumente romantisiert haben. Danach über die, die zur Orgelbewegung romantische Instrumente neobarockisiert haben. Der nächste Schritt wird kommen...


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08.03.2019 20:25
#22 RE: Notensuche
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Administrator

Klar... gewisse Dinge müssen nur ein bestimmtes Alter erreichen, und schon kommt jemand auf die Idee, dass sie wertvoll und im Originalzustand erhalten werden müssen. Ob man diese Haltung nun Denkmalschutz, Plagiat oder verträumte Liebhaberei nennen mag, bleibt einerlei.


Auf Orgelsuche.

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08.03.2019 20:52
avatar  Machthorn ( gelöscht )
#23 RE: Notensuche
Ma
Machthorn ( gelöscht )

Ich würde das weniger despektierlich sehen. Ich glaube eher, dass der sinnvolle Umgang mit historischer Substanz jedweder Art Kenntnis und Verständnis jeder beteiligten Epoche erfordert. Wenn es sich dabei auch noch um einen noch in Gebrauch befindlichen Gebrauchsgegenstand handelt, muss zusätzlich der Erhalt seiner Gebrauchsfähigkeit ins Kalkül gezogen werden. Was sinnvoll zu tun und was zu lassen ist, muss im Einzelfall mit viel Gefühl und Augenmaß entschieden werden. Jede Form von ideologischer Haltung birgt dabei die Gefahr, eben genau dieses Augenmaß und Gefühl nicht zu haben.


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08.03.2019 21:06 (zuletzt bearbeitet: 08.03.2019 21:06)
#24 RE: Notensuche
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Administrator

Ja, mag sein.
Meine Polemik ist wahrscheinlich eine allergische Reaktion. Ich habe nicht erst einmal erlebt, dass die Beschützer der Denkmäler keinerlei Verständnis für die Notwendigkeiten des alltäglichen Gebrauchs solcher Instrumente zeigen. Warum soll ich als Praktiker dann Verständnis für die Notwendigkeiten der Konservation aufbringen?

Sorry, ich mache mir hier vor den Falschen Luft... Die Predigt muss ich eigentlich vor den Denkmalpflegern halten.


Auf Orgelsuche.

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08.03.2019 21:26 (zuletzt bearbeitet: 08.03.2019 21:26)
avatar  Machthorn ( gelöscht )
#25 RE: Notensuche
Ma
Machthorn ( gelöscht )

Ich glaube, dass wir in den meisten konkreten Fällen sogar einer Meinung wären. Der Rest ist Geschmacksache, denn ungefärbte Objektivität gibt es nicht.

Zitat von Gemshorn im Beitrag #24
Die Predigt muss ich eigentlich vor den Denkmalpflegern halten.

Die sind doch sonst immer überall, warum nicht, wenn man sie braucht? Das ist ja wie mit den Baumarktberatern.


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14.03.2019 16:46
avatar  Axel
#26 RE: Notensuche
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Ich bin immer noch der Ansicht, dass Denkmalschutz unverzichtbar ist.

Bei wie vielen Renovierungen der 60er Jahre ging das schief? Historische Orgel und dann ein freistehender Laukhuffspieltisch (weil's halt so praktisch ist) mit den üblichen freien Kombinationen (weil's halt so praktisch ist) und dann noch Liedanzeiger ans barocke Gehäuse genagelt, Telefon in die Sakristei und ein paar hässliche Lampen (die braucht man eben) und einige Kleiderhaken (sind auch praktisch) und natürlich Steckdosen (braucht man auch). Das sieht dann aus wie der Kommandostand eines U-Bootes aus dem 2. Weltkrieg. Ästhetisch und ansprechend ist das nicht. Ich frage mich: wer kauft sich einen Konzertflügel für viel Geld und nagelt dann eine Steckdose dran? An Orgeln kein Problem, das macht notfalls einer aus dem Kirchenvorstand selbst.

Also ich mag es sehr gerne, wenn mein Arbeitsplatz Stil hat und zum Instrument passt. Dann muss ich eben mal mit einem historischen Spieltisch klarkommen, das ist mein Job. Auch mit kurzer Oktave und ähnlichen Sachen. Es gibt nun z.B. von Froberger Sachen, die nur mit kurzer Oktave gehen, da ist das sogar praktisch.

Eine andere Sache sind gewachsene Zustände. Da muss man halt im Einzelfall überlegen, was man macht. Nicht immer ist die radikale Lösung die beste.


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14.03.2019 18:06
#27 RE: Notensuche
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Administrator

Das mit den angenagelten Dingen (Liedanzeigerfernbedienungen, Kameras etc.) kenne ich - und da gebe ich Axel auch vollkommen recht. Darauf ein Auge zu haben, scheint auch mir wichtig.
Was kurze Oktaven betrifft: Warum soll sich das ein Organist heutzutage antun? Ich habe wegen einem solchen Unding die Kirche gewechselt - und ich habe das keine Sekunde bereut.
Mal sehen, ob sich in Zukunft noch viele Leidensbereite finden, die sich mit solchen Anachronismen gerne herumschlagen. Vielleicht irre ich mich ja und die Orgelschülerschaft wartet nur darauf, endlich an historische Orgeln zu kommen und sich mit deren Eigentümlichkeiten voll Interesse auseinanderzusetzen und eigene Coping-Strategien zu finden. Vielleicht.


Auf Orgelsuche.

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14.03.2019 19:38
avatar  Larigot
#28 RE: Notensuche
La

Da gebe ich Gemshorn völlig Recht. Für mich ist die Orgel zunächst ein Werkzeug (instrumentum) zum Musik machen. Beim Spielen will ich mich auf die Musik konzentrieren und nicht auf die Eigenarten des Instruments.
Mit der kurzen Oktave hatte ich noch nicht das Vergnügen, aber bei 1,96 Körperlänge habe ich schon des öfteren mit den Platzverhältnissen an historischen Spieltischen gekämpft. Da spiele ich lieber gar nicht anstatt mir so etwas anzutun. Natürlich ein Einzelschicksal, aber die Menschen werden im Durchschnitt ja größer.


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15.03.2019 19:48
avatar  Axel
#29 RE: Notensuche
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Zitat von Gemshorn im Beitrag #27
Das mit den angenagelten Dingen (Liedanzeigerfernbedienungen, Kameras etc.) kenne ich - und da gebe ich Axel auch vollkommen recht. Darauf ein Auge zu haben, scheint auch mir wichtig.
Was kurze Oktaven betrifft: Warum soll sich das ein Organist heutzutage antun? Ich habe wegen einem solchen Unding die Kirche gewechselt - und ich habe das keine Sekunde bereut.
Mal sehen, ob sich in Zukunft noch viele Leidensbereite finden, die sich mit solchen Anachronismen gerne herumschlagen. Vielleicht irre ich mich ja und die Orgelschülerschaft wartet nur darauf, endlich an historische Orgeln zu kommen und sich mit deren Eigentümlichkeiten voll Interesse auseinanderzusetzen und eigene Coping-Strategien zu finden. Vielleicht.


Also ich nehme die kurze Oktave mit Kusshand, ohne zu leiden. Ich brauche da auch keine Strategie, sondern einfach eine Stunde zum Üben und vielleicht einen Bleistift.

Ich frage mich einfach, wenn man anfängt an einer in sich schlüssigen Orgel zu basteln, wo ist die Grenze. Wenn ich eine kurze Oktave ändern darf, was ein erheblicher Eingriff in Mechanik und Lade ist und die Platzverhältnisse vermutlich deutlich verschlechtert, wo höre ich auf? Ist dann der Setzer an einer Orgel von 1650 auch noch ok?

Das Interesse an Orgeln nimmt ja immer mehr ab. Ich habe seit Jahren keinen Schüler mehr gehabt. Aber von uns wurde im Studium selbstverständlich erwartet, dass wir mit so etwas umgehen können und so habe ich auch immer unterrichtet und ich kenne kaum jemanden, der dem Charme eines hervorragenden historischen Instruments nicht erlegen wäre.


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16.03.2019 14:10
avatar  martin ( gelöscht )
#30 RE: Notensuche
ma
martin ( gelöscht )

Zitat von Gemshorn im Beitrag #27
Mal sehen, ob sich in Zukunft noch viele Leidensbereite finden, die sich mit solchen Anachronismen gerne herumschlagen


Kurze Oktave, ultra-träge Pneumatik, ungewöhliche Stimmungen/Intonationen (inkl. Verstimmungen/Fehler) sind heutzutage (bei GO und wahrscheinlich auch anderen Lösungen) nur ein paar Mausklicks entfernt. Man kann mal einfach so mit solchen Dingen experimentieren, sich auf so etwas vorbereiten und jederzeit wechseln.

Massentauglich wird es dadurch nicht - aber Leute mit solchen Nischen-Interessen kommen leichter damit in Kontakt. Das Problem für viele Landgemeinden mit entsprechenden Orgeln wird nur, dass die Interessenten nicht unbedingt in deren Nähe sein müssen.


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