Liebe Orgelfachleute,

seit einigen Tagen bin ich erwartungsvoller Besitzer einer alten
JOHANNUS Sweelinck 20 (Ser.-Nr. 322 24 96 8099 - also vermutlich von 1996?).

Da ich kein Organist, sondern nur musikbegeisterter Hobby-Orgelspieler für den Hausgebrauch bin,
wollte ich mir mit diesem Gebraucht-Instrument eine Orgel ins Haus holen,
die zumindest wie eine Pfeifenorgel klingt und auch so zu registrieren und zu spielen ist,
ohne fürs Hobby "Unsummen" auszugeben.

(Ich habe zwar auch eine ältere, digitale WERSI-Orgel, aber diese Instrumente liefern nur
einige wenige, vorgefertigte "Sakral"-Klangkombinationen oder freie Zugriegeleinstellungen,
die nicht wirklich nach Sakralorgel klingen und kompliziert zu registrieren sind.)

Da der Vorbesitzer der JOHANNUS Sweelinck 20 in seinem Reihenhaus nicht "die Sau rauslassen" wollte,
sondern nur über Kopfhörer gespielt hat, hat er unsinnigerweise die 6 internen Lautsprecher komplett lahm gelegt,
leider so, dass sie nicht mehr reaktivierbar sind (es gibt nur noch abgeschnittene Kabelenden und
ein paar Keramik-Hochlast-Widerstände, die wohl an den Lautsprecheranschlüssen vorhanden waren).

Zum Lautsprecher-Thema habe ich nun folgende Fragen:

a) Ich könnte entweder wieder interne, neue Lautsprecherchassis einbauen (das wäre die preisgünstigte Variante)
oder alternativ 6 (nicht zu große) externe Boxen an der Wand oberhalb hinter der Orgel montieren.
Hat jemand Erfahrungen und Vorschläge hierzu?

b) Falls ich neue Lautsprecherchassis kaufe und intern installiere, benötige ich
die elektrischen Werte (Watt, Ohm) sowie einen Verdrahtungs-/Anschlussplan und
evtl. Hinweise, wie ich die noch vorhandenen meist drei Kabeladerenden zuordnen kann.

c) Falls ich die 6 internen Verstärker weiter nutzen und daran 6 externe Boxen anschließen möchte,
wie kann ich das bewerkstelligen (Anschlusshinweise)?

Als Digital-Sakral-Neuling habe ich dann noch weitere Fragen zur JOHANNUS Sweelinck 20:

1.) Die Orgel hat regulär keinen Audio-Ausgang.
Wie und wo kann man einen externen Verstärker anschließen?
Kann man dafür den Kopfhöreranschluss nutzen?

2.) Auf der rückseitigen Buchsenplatte hinter der Rückwand
gibt es 2 große, runde Buchsen "LS 1" und "LS 2", die in der Anleitung nicht erklärt sind.
Sind das Lautsprecherausgänge? - und falls ja:
wie sind die Anschlusswerte und wie werden die Stecker beschaltet?

3.) Auf dieser Buchsenplatte gibt es auch noch einen Schalter "A - AB - B",
der ebenfalls nirgends erklärt ist. Was ist die Funktion dieses Schalters?

Über hilfreiche Antworten würde ich mich freuen, bin schon jetzt sehr dankbar dafür
und hoffe auf baldige Spielfreude mit wohnzimmerfüllendem Klang.

Musikalische Grüße,
Orgelfreund Thomas.

Hallo Thomas

Du schreibst, die internen Lautsprecher seien komplett lahmgelegt. Heisst das auch, dass sie komplett ausgebaut sind oder sind nur die Kabel abgetrennt - und die Lautsprecher noch vorhanden?
Falls letzteres der Fall ist, wäre natürlich eine kostengünstige Variante, sie erstmal wieder anzuschließen - und dann in aller Ruhe über eine externe Abstrahlung nachzudenken. Ich kann diese aus eigener Erfahrung genauso wie Michael nur wärmstens empfehlen....

Hallo Thomas,

wir haben in unserer Gemeinde auch eine Sweelinck 10 von 1998.
Bei dem Schalter verhält es sich so, wie Michael schon erwähnte: A - interne LS, B - externe LS, AB - interne + externe LS, aber nur passive Lautsprcher. Die Verstärker sollten in der Orgel sein! Müsstest Du prüfen, ob die noch da sind und funktionieren. An diesen runden Buchsen hängen bei uns entsprechende Stift-Stecker, deren Kabel die externen Lautsprecher versorgen. In der Tat werden keine unverstärkten Signale zum Anschluss externer Verstärkersysteme nach außen geführt. Um an die zu kommen, bräuchte man schon ein Schaltplan oder einen Fachmann, genauso für die Belegung dieser beiden Stecker/Buchsen.

LG
Martin

vielleicht hilft folgende Datei (Seite 41/42):

http://www.johannussupport.com/data/manu...sal_8000_EN.pdf

LG
Martim

Hallo Michael,

das mit dem Vorbesitzer und ursprünglichen Verkäufer können wir vergessen, da die Orgel schon einen weiten Weg hinter sich hat.
Sie kam nämlich über einen Gebrauchtorgelhändler aus Osteuropa, wo sie in einer Kirche stand. Der letzte Vorbesitzer, von dem ich sie nun bekommen habe, kann leider auch keine näheren Auskünfte geben.

Vielleicht muss ich mich wirklich an JOHANNUS (NL) wenden, obwohl ich zunächst befürchtet hatte, dass man sich in einer so bedeutenden Firma ungern noch oder wieder mit längst abgeschriebenen Modellen befasst, weil das ja nichts einbringt und nur Zeit kostet. (Man könnte mich ja nicht mal als potenziellen Neukunden ansehen.)

Zunächst werde ich aber versuchen, das Lautsprecher-Problem zu lösen bzw. in irgend einer Weise etwas Externes anzuschließen, um laut hören zu können. Klangliche Verbesserungen, die mehr kosten, können dann später folgen. In den anderen Antworten gibt es ja schon einige Tipps.

Danke für Deine Hilfe und beste Grüße,
Thomas.

Hallo Ebi,

die Chassis sind zwar z. T. noch vorhanden, aber so stark beschädigt (Terminals abgebrochen und Membrankabel abgerissen), dass sie raus müssen; deshalb hatte ich geschrieben, dass sie irreparabel sind.
Neue Chassis einzubauen, wäre sicher keine große Sache und auch preislich zu verkraften, wenn ich die Beschaltung der abgeschnittenen Kabelenden an den Lautsprechern wüsste.
Lieber wäre mir allerdings eine externe Lösung mit 5 (passiven) Boxen an der Wand, die von den internen Verstärkern gespeist werden, und einem Basslautsprecher (oder Subwoofer) unten in bzw. bei der Konsole.

Beste Grüße,
Thomas.

Hallo Martin
und danke für den Hinweis.

Die 6 internen Verstärker sind vorhanden und machen optisch einen guten Eindruck. Testen kann ich sie ja wegen fehlender Lautsprecher momentan noch nicht.
Wenn die beiden großen runden Buchsen aber tatsächlich ein Signal liefern und ich die Beschaltung der Adern wüsste, wäre das für mich die Lösung, um externe Passivlautsprecher anzuschließen.

Beste Grüße,
Thomas.

Zitat von Orgelfreund im Beitrag #7

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Vielleicht muss ich mich wirklich an JOHANNUS (NL) wenden, obwohl ich zunächst befürchtet hatte, dass man sich in einer so bedeutenden Firma ungern noch oder wieder mit längst abgeschriebenen Modellen befasst, weil das ja nichts einbringt und nur Zeit kostet. (Man könnte mich ja nicht mal als potenziellen Neukunden ansehen.)

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Liebe Orgelfreunde,

heute kommt eine kleine Aktualisierung von mir, da ich inzwischen ein ganzes Stück weitergekommen bin (auch dank der zahlreichen Hinweise).

Auf meine Anfrage an JOHANNUS (19.6.) habe ich bisher noch keine Antwort erhalten. Vielleicht kommt ja noch was ...

Ich habe inzwischen die Lautsprecherfrontplatte abgebaut und die Reste der zerstörten Lautsprecher entfernt.
Die Enden der abgeschnittenen Kabel konnte ich nach dem Abbau der Front zum Glück leicht zuordnen, da JOHANNUS für das "Plus" jedes Kanals immer eine andere Aderfarbe verwendet hat und außerdem eine "Minus"-Leitung vorhanden ist, bei der immer ein schwarzes und ein weißes Kabel auf dem Minuspol des Lautsprechers zusammengeführt wurden.

JOHANNUS Sweelinck 20 - 9750.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

Etwas verwundert war ich, dass sich in jeder "Plus"-Leitung ein Keramik-Hochlast-Widerstand befand (immer VITROHM Typ KH 214-8 = 33 kOhm), der somit zum Lautsprecher in Reihe geschaltet war. Kann mir jemand sagen, ob dies bei den JOHANNUS-Orgeln serienmäßig ab Werk so war, oder muss ich vermuten, dass man die Widerstände nachträglich zur Lautstärkereduzierung eingebaut hat?
Bei meinem nachfolgend erwähnten Test war mir die Orgel allerdings durchweg zu leise. Wäre es ratsam und kann ich es wagen, die Widerstände vielleicht doch lieber wegzulassen?

JOHANNUS Sweelinck 20 - 9764-9765.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

Um die Orgel und ihre 6 internen Verstärker testen zu können, habe ich erstmal 6 Doppeladern zu externen Lautsprecherboxen "fliegend" verlegt und auch die Widerstände wieder in die "Plus"-Leitung eingefügt.
Der Test war erfolgreich; endlich konnte ich die Orgel über Lautsprecher hören, und der Raumeindruck ist ein ganz anderer, als nur 2-kanalig über Kopfhörer. Soweit ich das mit den kleinen Testboxen beurteilen kann, klingt die Orgel recht gut.

JOHANNUS Sweelinck 20 - 9767.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

Insofern steht meine Entscheidung fest, dass ich - außer dem neuen Tieftöner - keine weiteren Lautsprecher mehr in das Gehäuse einbauen werde, sondern 5 externe (Breitband-Lautsprecher-)Boxen an der Wand oberhalb / hinter der Orgel montieren möchte.
Da ich nicht weiß, wie JOHANNUS die Klänge auf die 6 Kanäle aufgeteilt hat, werde ich die exterenn Boxen wohl in derselben Anordnung (Reihenfolge) anbringen müssen, wie sie im Gehäuse konzipiert waren. (Oder hat jemand andere Vorschläge hierzu? - Noch kann ich variieren. Mir steht eine Wand von ca. 4 m Breite zur Verfügung.)

Beste Grüße zum Wochenende,
Thomas.

Hallo Thomas

Ich habe sehr gute Erfahrungen gemacht und ein sehr authentisches Klangbild dadurch bekommen, dass ich die Lautsprecher des Rückpositivs tatsächlich im Rücken hinter mir angeordnet habe und die des Hauptwerkes vor mir. es sind allerdings 8 Kanäle (4 + 4) und ein zusätzlicher Subwoofer am Hauptwerk.

Falls die Lautsprecher also einzelnen Manualen zugeordnet sind, wäre das eine interessante Möglichkeit....

Hallo Eberhard,

leider weiß ich nicht, wie JOHANNUS die Werke bzw. Register auf die 6 Kanäle aufgeteilt hat. Ich habe ja "nur" Hauptwerk und Schwellwerk, und eine c/cis-Teilung ist sicher auch gegeben, aber ich muss alle 5 (Breitband-)Lautsprecher an der Wand vor mir anbringen, damit sowohl ich als auch andere evtl. im Raum anwesende Personen den gleichen Klangeindruck haben (bei Lautsprechern im Rücken, die ich platztechnisch nicht verwirklichen kann, gäbe es hier den Eindruck wie ihn der Organist auf einer Orgelempore hätte, und das ist vermutlich Dein Ziel gewesen).

Danke und beste Grüße,
Thomas.

Heute gibt es eine erneute Aktualisierung:

Inzwischen habe ich die angedachte Umbaumaßnahme bezüglich der Klangabstrahlung durchgeführt und bin mit dem Ergebnis zufrieden.

Von JOHANNUS habe ich nach einigen Tagen Wartezeit doch noch eine nette und ausführliche Antwort erhalten, und sogar das 88-seitige Service-Handbuch war als pdf beigefügt. Das nenne ich mal "guten Service"!

Im Orgelgehäuse gibt es jetzt nur noch einen (neuen) Basslautsprecher, die übrigen 5 Kanäle werden über externe Boxen abgestrahlt.
Mehr dazu und viele Bilder gibt's auf meiner Homepage-Seite http://twhk.de/elektronische%20orgeln/jo...elinck%2020.htm

Leider habe ich noch zwei technische Probleme festgestellt, die wohl den Einsatz des Kundendienstes erfordern, falls nicht jemand aus dem Kreise der Forumsmitglieder einen hilfreichen Tipp für mich hat:

1.) Von den 6 umschaltbaren Kathedral(hall)programmen funktioniert nur eines (Drehschalterstellung ganz links).
2.) Zeitweise ertönen im Untermanual / Hauptwerk nur die Zungenstimmen, die übrigen Register aber nicht.

Hier könnte evtl. ein transportbedingter Wackelkontakt die Ursache sein. Ich werde mal versuchen, alle gut erreichbaren internen Steckverbindungen vorsichtig auf richtigen Sitz zu überprüfen.

Ansonsten bin ich mit der Orgel im derzeitigen Zustand recht zufrieden.

Beste Grüße,
Thomas (Orgelfreund).