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Eine kleine Schönheit vom Lande
#1 Eine kleine Schönheit vom Lande
In der Burgkirche von Hohensolms steht diese feine, kleine Orgel aus 1980, erbaut von Meister Günter Hardt aus Möttau. Dieser Orgelbauer bzw. sein Vater hat in den Nachkriegsjahren in vielen Landgemeinden des Wetzlarer Raumes neu gebaut. Da die Kirchen eher klein sind, waren es nie besonders große Orgeln.
In Hohensolms trafen ein paar glückliche Umstände zusammen, dass etwas sehr Schönes herauskommen konnte. Die lokalen Gegebenheiten bilden ein kleines Kusiosum. Der Ort liegt auf einem Bergkegel, gekrönt von einer der vielen Solmser Raubritterburgen. Die Burg gehört heute der Ev. Kirche von Hessen und Nassau und ist Tagungshaus. Die Kirche hingegen ist Predigtstätte der lokalen Kirchengemeinde, die zur Ev. Kirche im Rheinland gehört.
Die Vorgängerorgel war aus 1956 und richtiggehender Pfusch. Zum Glück gab es einen rührigen Organisten, wie damals üblich aus dem Lehrerstande, der nicht müde wurde, sich für einen Neubau einzusetzen. 1980 wurden dann II/11 realisiert. Und dem Titular war es noch vergönnt, dieses hübsche Instrument mehr als 20 Jahre lang engagiert zu spielen. Mit 80 hörte er dann auf. Und plötzlich war kein Nachfolger da ...
Das Presbyterium erwog sogar, die Orgel zu verkaufen, eh sie vor sich hin gammelt. Das habe ich ihnen ausgeredet mit der Zusage, dort zu spielen, wenn immer ich es ermöglichen kann.
In zwei Wochen gestalte ich dort eine Orgelvesper.
Der langjährige Organist hatte von seiner neuen Orgel sehr klare Vorstellungen. Er wollte Sachen, die keine Landorgel in der Umgebung hat - z.B. ein Schwellwerk. Wenn auch nur für die vier Register des Obermanuals, aber immerhin sehr wirkungsvoll. Außerdem eine Trompete im Hauptwerk. Das Bonbon dieser Orgel - glänzend, nicht zu laut und erfreulich stimmkonstant.
Mit dem "Terzglockenton" hat sich natürlich der damals tonangebende Obergedönsrat im fernen Düsseldorf verewigen müssen - sinnvoller Weise stünde dort ein Sesquialter, so dass in II ein zerlegtes Kornett verfügbar wäre.
Der Raum hat rund 100 Sitzplätze, ist ein schlichter Schuhkarton mit einer Decke, die über Kreuz von zwei riesigen Eichenbalken getragen wird. Bei der jüngsten Renovierung hat man an Wänden und Fensterleibungen farbenprächtige mittelalterliche Fresken freigelegt. Die Orgel steht hinter dem Altar. Das Ensemble wirkt optisch sehr stimmig.
Der Klang ist recht saftig, dabei klar und konturiert, auch ohne Prinzipal 8' hat das Plenum kompakte Kraft. (Mit Prinzipal 8' wäre es natürlich noch schöner.) Die Flöten sind farblich ausdifferenziert, die Bässe tragen gut. (4' mit Tremulant bei geschlossenem Schweller klingt bezaubernd.) Kurzum, ein Instrument, auf dem ich mich im Gottesdienst stets wohlfühle und auf dem ein erfreulich farbenreiches Spiel möglich ist.
Die Gemeinde goutiert das und ich bleibe da beim Kirchenkaffee immer etwas "hängen". Dabei wurde auch der Wunsch nach einer Orgelvesper laut, dem ich sehr gern nachkomme.
So eine feines Örgelein würde ich mancher Dorfkirche (mit unsäglich kreischender mitelhessischer Minimallösung nach HH Pfarrer Th. W.) in meinem Beritt wünschen ...
Hier ein paar Bilder - nein, der Stern vor dem Gehäuse ist kein ausgelagerter Zimbelstern, sondern gehört im Advent zur Raumdekoration ...
https://www.dropbox.com/s/6essjuhii6z72d...A4use.jpeg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/7f5qwqbpq0m6z4...ister.jpeg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/j43pelkuesrj7b...ister.jpeg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/5di7uj9e4tcplf...tisch.jpeg?dl=0
LG
Michael
Weil ich gerade selber danach gesucht habe, hier die Disposition nochmal in plain text:
Hauptwerk: Rohrflöte 8' Prinzipal 4' Waldflöte 2' Mixtur 3-4 f 1 1/3' Trompete 8' | Brustwerk (Schwellwerk): Gedackt 8' Koppelflöte 4' Oktave 2' Terzglockenton 1 3/5' + 1' * Tremulant | Pedal: Subbass 16' Prinzipalbass 8' |
Die Anordnung des Prinzipal 4' noch vor der Rohrflöte 8' finde ich gewöhnungsbedürftig; mir ist die Reihung nach Fußzahl lieber.
#3 RE: Eine kleine Schönheit vom Lande
Danke Gemshorn für die Dispo....
Ich stelle fest, dass die Darstellung von Tabellen für Dich nunmehr kein Problem mehr darstellt...
Den "Terzglockenton" aus 1 3/5' und 1' finde ich interessant. Hat mir mein Orgellehrer neulich auch vorgeführt. Werde ich heute Abend mal nachbauen...
VG
Aeoline
Zitat von Aeoline im Beitrag #3
Ich stelle fest, dass die Darstellung von Tabellen für Dich nunmehr kein Problem mehr darstellt...
Dank der Möglichkeit, sie extern vorzuformatieren - wie hier vor längerer Zeit schon kundgetan: Tutorium (2)
#5 RE: Eine kleine Schönheit vom Lande
Zitat von Gemshorn im Beitrag #2
Die Anordnung des Prinzipal 4' noch vor der Rohrflöte 8' finde ich gewöhnungsbedürftig; mir ist die Reihung nach Fußzahl lieber.
In der Praxis ist diese Anordnung nicht ungeschickt. Beim Aufregistrieren vom Choralvorspiel zum Begleitsatz ist die Oktave 4' eigentlich standardmäßig gesetzt. Und man langt dazu einfach ganz nach links.
Bei Aufzählungen ist die "klassische" Reihenfolge natürlich sinnvoll.
LG
Michael
#6 RE: Eine kleine Schönheit vom Lande
Zitat von Aeoline im Beitrag #3
Den "Terzglockenton" aus 1 3/5' und 1' finde ich interessant. Hat mir mein Orgellehrer neulich auch vorgeführt. Werde ich heute Abend mal nachbauen...
In der rheinischen Kirche gab es in orgelbewegten Zeiten einen Orgelgewaltigen, der ihn in ziemlich jedes kleine Instrument stellte. Die praktische Brauchbarkeit liegt deutlichst unter der eines Sesquialters. Denn letzterer klingt auch in getragenen Kantilenen, während ersterer bei Kantilenen mit langen Notenwerten schnell nervt - mich jedenfalls.
LG
Michael
Dispositionell erinnert mich diese Orgel sehr an das Instrument in meiner ehemaligen Heimatgemeinde. Dort stand ein Werk von Wilhelm Zika (Ottensheim bei Linz) aus der Zwischenkriegszeit, Traktur elektrisch:
I. Manual: Rohrflöte 8' Prinzipal 4' Quinte 2 2/3' Mixtur 1 1/3' 4f. | II. Manual: Koppel 8' Spitzflöte 4' Prinzipal 2' Zimbel 1/3' 2f. | Pedal: Subbass 16' Gedackt 8' Choralbass 4' |
Das war's dann aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten; klanglich war diese Orgel eine Katastrophe... glücklicherweise wich sie vor etlichen Jahren einem Neubau.
#8 RE: Eine kleine Schönheit vom Lande
Die Trompete und die Schwellbarkeit geben diesem Instrument den Pfiff, den keine der "Einheitsorgeln" rundum hat. Außerdem spielt sie sich prima. Die Traktur geht ab wie Schmidts Katze ...
Ich will nächste Woche mal dort ein wenig üben. Da nehme ich etwas Besteck mit.
LG
Michael
#10 RE: Eine kleine Schönheit vom Lande
#12 RE: Eine kleine Schönheit vom Lande
Von der Disposition erinnert mich das sehr an eines meiner früheren Dienstinstrumente, eine ehemalige Hausorgel, die für die Werktagskirche meines Heimatortes angeschafft und letztes Jahr renoviert wurde. Leider hat diese aber keinen offenen 8‘ im Pedal, selbst der Subbass ist kropfgedackt - die Orgel stand ursprünglich in einem Raum mit normaler Zimmerhöhe.
http://organindex.de/index.php?title=Sch...n,_St._Leodegar
#13 RE: Eine kleine Schönheit vom Lande
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