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Orgeln in Schulen
#1 Orgeln in Schulen
Orgeln in Schulgebäuden scheinen überraschenderweise gar nicht so selten zu sein, wie eine Googlerecherche ergab, zu der mich ein Zitat des Ehepaars Schmidt inspiriert hat.
Was mag die Motivation der Schulträger dafür (gewesen) sein, Schulen mit Orgeln auszustatten?
Bei konfessionellen Schulen kann ich mir gut vorstellen, dass sie ebenso zur Begleitung von Schulgottesdiensten gedacht waren, wie auch um möglichen Organistennachwuchs auszubilden (ob es irgendwo eine "AG C-Kurs" gab?).
Was ist aber der Hintergrund bei staatlichen Schulen? Hatte man vor, in der Aula Orgelkonzerte nach Vorbild der englischen Town Halls stattfinden zu lassen und somit die Kulturprogramme der Konzerthäuser breiten Teilen der Bevölkerung zugänglich zu machen oder wurden bei Schulveranstaltungen weltliche Lieder zur Orgel gesungen?
Vielleicht war es auch einfach "schick", sich ggf. durch Sponsoren eine Orgel leisten zu können?
Viele Grüße
Trompetendulzian
Hallo,
Zitat von trompetendulzian im Beitrag #1
Orgeln in Schulgebäuden scheinen überraschenderweise gar nicht so selten zu sein, wie eine Googlerecherche ergab, zu der mich ein Zitat des Ehepaars Schmidt inspiriert hat.
Was mag die Motivation der Schulträger dafür (gewesen) sein, Schulen mit Orgeln auszustatten?
nun ja, abgesehen davon, dass das man Orgeln in Musikfach- und -hochschulen regelmäßig erwarten kann, ist das für mich in Zeiten einer weniger starken Trennung von Staat und Kirche (bis 1918?) vor allem für größere Schulen nicht so überraschend. In meinen staatlichen Schulen gab es etwa noch offizielle Schulgottesdienste. Es wird eine Frage der Größe der Schule und des Renommees bzw. auch des sozialen Umfelds sein.
Wir hatten im Gymnasium ein Schulorchester, das u.a. auch ein Konzert für 2 Klaviere von Bach aufgeführt hat (ich spielte da Bratsche). Beide Pianisten damals waren auch exzellente Organisten und wurden Berufsmusiker, aber Orgelkonzerte gingen in der Turn- und Mehrzweckhalle natürlich nicht.
Auch in den Aulen von Universitäten findet man Orgeln, wenn auch inzwischen dort wohl kaum noch welche installiert werden. Die Universität Rostock hat eine eigene Universitätskirche, die Theologische Fakultät einen offiziellen Universitätsprediger und einen Kantor (Universitätsmusikdirektor), der auch für die 3manualigen Schuke-Orgel zuständig ist, obwohl es keine Musikausbildung an der Universität gibt:
http://www.orgelmuseum-malchow.de/orte/r...iversitaet.html
Die Musikhochschule Rostock hat zusätzlich einen eigenen Orgelsaal:
https://www.hmt-rostock.de/storages/hmt-...t/Orgelsaal.jpg
Zitat von trompetendulzian im Beitrag #1
Bei konfessionellen Schulen kann ich mir gut vorstellen, dass sie ebenso zur Begleitung von Schulgottesdiensten gedacht waren, wie auch um möglichen Organistennachwuchs auszubilden (ob es irgendwo eine "AG C-Kurs" gab?).
Das ist in der Vergangenheitsform formuliert. Warum?
https://www.cjd-christophorusschule-rost...-alle-register/
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
#3 RE: Orgeln in Schulen
Hallo Christoph,
Zitat von pvh im Beitrag #2
nun ja, abgesehen davon, dass das man Orgeln in Musikfach- und -hochschulen regelmäßig erwarten kann, ist das für mich in Zeiten einer weniger starken Trennung von Staat und Kirche (bis 1918?) vor allem für größere Schulen nicht so überraschend. In meinen staatlichen Schulen gab es etwa noch offizielle Schulgottesdienste. Es wird eine Frage der Größe der Schule und des Renommees bzw. auch des sozialen Umfelds sein.
Ich hätte den Begriff "Schule" wohl stärker eingrenzen sollen. Tatsächlich habe ich implizit solche Bildungseinrichtungen gemeint, die maximal zum Abitur führen.
Das (Kirchen)Musikhochschulen und Universitäten, die entsprechende Studiengänge anbieten auch über das entsprechende Instrumentarium verfügen, ist klar.
Schulgottesdienste, z.B. am Buß- und Bettag, gab es an meinem Gymnasium auch, allerdings fanden diese in benachbarten Kirchen statt und waren, so weit ich mich einnere, grundsätzlich eine freiwillige Veranstaltung bzw. wurden nur den Teilnehmern des jeweiligen Religionsunterrichts nahegelegt.
Zitat von pvh im Beitrag #2
Wir hatten im Gymnasium ein Schulorchester, das u.a. auch ein Konzert für 2 Klaviere von Bach aufgeführt hat (ich spielte da Bratsche). Beide Pianisten damals waren auch exzellente Organisten und wurden Berufsmusiker, aber Orgelkonzerte gingen in der Turn- und Mehrzweckhalle natürlich nicht.
Ich war seinerzeit der einzige Organist an einem Gymnasium mit Musikzweig (Instrumentalunterricht und Teilnahme an mindestens einer Musik-AG verpflichtend). Dort fanden die weltlich geprägten Sommerkonzerte, Musicalaufführungen etc. in der Aula und die geistlich geprägten Weihnachtskonzerte in diversen Kirchen statt, was auch mir Gelegenheit gab, das ein oder andere Orgelstück zu spielen und den Chor zu begleiten. Bei den zwischendurch stattfindenden Klassenkonzerten, bei denen jeder Schüler aufzutreten hatte, musste ich leider zwangsläufig den Flügel traktieren und dafür extra ein Klavierstück üben.
Zitat von pvh im Beitrag #2
Auch in den Aulen von Universitäten findet man Orgeln, wenn auch inzwischen dort wohl kaum noch welche installiert werden. Die Universität Rostock hat eine eigene Universitätskirche, die Theologische Fakultät einen offiziellen Universitätsprediger und einen Kantor (Universitätsmusikdirektor), der auch für die 3manualigen Schuke-Orgel zuständig ist, obwohl es keine Musikausbildung an der Universität gibt:
http://www.orgelmuseum-malchow.de/orte/r...iversitaet.html
Die Musikhochschule Rostock hat zusätzlich einen eigenen Orgelsaal:
https://www.hmt-rostock.de/storages/hmt-...t/Orgelsaal.jpg
In Münster gibt es sogar drei Universitätskirchen (eine für die Ev. Theologische Fakultät inkl. hauptamtlicher Kirchenmusikerin, eine für die Kath. Theologische Fakultät und eine für die Kath. Studentengemeinde). Das hängt sicherlich von Alter und inhaltlicher Ausrichtung der Universitäten ab. In Leipzig wurde ja kürzlich die Universitätskirche als Kirche und Aula neu gebaut.
Hier in Bochum gibt's im Audimax eine große Klais-Orgel, allerdings wurde der Raum bis zur Einweihung des "Musikforums" auch als Spielstätte der Bochumer Symphoniker genutzt. Aber das ist jetzt schon ziemlich weit weg von der Ausgangsfrage.
Zitat von pvh im Beitrag #2Zitat von trompetendulzian im Beitrag #1
Bei konfessionellen Schulen kann ich mir gut vorstellen, dass sie ebenso zur Begleitung von Schulgottesdiensten gedacht waren, wie auch um möglichen Organistennachwuchs auszubilden (ob es irgendwo eine "AG C-Kurs" gab?).
Das ist in der Vergangenheitsform formuliert. Warum?
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit, wie es so schön heißt.
Zitat von pvh im Beitrag #2
https://www.cjd-christophorusschule-rost...-alle-register/
Das sieht nach einem schönen Projekt aus - auch dort, wo solche Instrumente vorhanden sind, scheint man sie nach und nach zu restaurieren und aus dem Dornröschenschlaf zu wecken. Hauptsache, sie werden dann auch regelmäßig gespielt.
Viele Grüße
Trompetendulzian
Es war einmal im Jahr 1967... (ein etwas spezieller Nachruf)
... eine kleine Landgemeinde in der schönen Thunersee-Region im Kanton Bern freute sich auf das neue Schulhaus. Weise Köpfe aus Kirch- und politischer Gemeinde hatten sich entschlossen, in der Aula eine kleine Pfeifenorgel einzubauen.
Damals stand die Frage der rein "monetären Wertschöpfung" noch nicht an erster Stelle. Man war sich dem "kulturellen Wert" der Investition offenbar noch bewusst.
50 Jahre erfüllte die kleine Orgel bescheiden und klaglos ihren Dienst - umrahmte in der Aula musikalisch viele verschiedene Anlässe (auch Gottesdienste).
Leider ist nicht überliefert, was die Millionen Töne, die die kleine Orgel geliefert hat, in den Herzen der vielen Leuten (Jung und Alt) ausgelöst haben. Das bleibt ihr Geheimnis. Sicher ist, dass sie bei "kompetenter Bedienung" ihre Aufgabe zur vollsten Zufriedenheit erfüllt hat.
Nach 50 Jahren steht nun eine komplette Renovation des Schulhauses an. Die kleine Orgel kam mittlerweile immer weniger zum Einsatz - auch die regelmässigen Gottesdienste wurden aufgehoben.
Die kleine Orgel war plötzlich im Weg. Etwas weniger weise Köpfe beschlossen, die Orgel muss weg.
Fazit: 50 Jahre später haben sich die Prioritäten verändert: Monetäre Werte verdrängen kulturelle Werte
P.S. ... noch besteht eine Chance (dank dem Sakralorgelforum), siehe Beitrag dass die kleine Orgel einen neuen, würdigen Platz findet. Schön, wenn meine bisherigen Bemühungen doch noch zum Erfolg führen.
LG
Martin
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