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Verstimmung der Teilwerke bei einer Viscount Prestige II
#1 Verstimmung der Teilwerke bei einer Viscount Prestige II
Hallo Zusammen,
hin und wieder spiele ich Vertretungsdienste an einer Viscount Prestige II und habe dort in der Vergangenheit festgestellt, dass die Orgel beim Verwenden jeglicher Koppeln oder beim Spielen auf mehreren Manualen heftig verstimmt klingt, was ich mir bisher nicht erklären konnte. Die Werke einer Digitalorgel können doch nicht zueinander verstimmen! Heute fand ich des Rätsels Lösung: Unter den Klaviaturen befinden sich Drehpotis zur Einstellung der Gesamtstimmtonhöhe (General Pitch) sowie zusätzliche Einstellmöglichkeiten für die Stimmtonhöhe der Nebenmanuale und das Pedals. Dass man die Orgel in der Gesamtheit anpassen können möchte, um mit anderen Instrumenten zusammen zu spielen, verstehe ich. Aber wozu benötigt man eine Möglichkeit, die einzelnen Nebenmanuale und das Pedal gegen das Hauptmanual zu verstimmen? Irgendwie ergibt das für mich keinen Sinn...
Viele Grüße
Trompetendulzian
Vermutlich gibt es für dieses Feature mehrere Einsatzmöglichkeiten:
1. Die realistische Nachahmung einer typischen Pfeifenorgelproblematik; dort können Teilwerke nämlich sehr wohl gegeneinander verstimmt sein. Ich spiele an einer Orgel, wo ich das Problem seit Jahren habe.
2. Die leichte Verstimmung der Werke zueinander kann auch annähernd das leisten, was neuere Modelle als Ensemble-Effekt bezeichnen. Klar, wenn man die Verstimmung übertreibt, hat man die vielzitierte Kirmesorgel...
3. Mit der Möglichkeit, die Manuale je für sich zu stimmen, kann ein Manual für das Zusammenspiel mit anderen Instrumenten präpariert werden, die nicht exakt auf 440 Hz gestimmt sind. So bliebe der Rest der Orgel für den liturgischen Einsatz als Begleitinstrument des Gemeindegesangs auf gewohntem Level.
#3 RE: Verstimmung der Teilwerke bei einer Viscount Prestige II
Zitat von trompetendulzian im Beitrag #1
Hallo Zusammen,
... Dass man die Orgel in der Gesamtheit anpassen können möchte, um mit anderen Instrumenten zusammen zu spielen, verstehe ich. Aber wozu benötigt man eine Möglichkeit, die einzelnen Nebenmanuale und das Pedal gegen das Hauptmanual zu verstimmen? Irgendwie ergibt das für mich keinen Sinn...
Hier war mit Sicherheit das Grundbedürfnis, ein belebteres (breiteres) Klangbild (durch Microverstimmung) zu erzeugen.
Wenn man das nicht übertreibt, lassen sich damit erhebliche Klangverbreiterungen erzielen, die sich im Raum positiv bemerkbar machen können.
Vor einem selbstständigen Eingriff, bitte erst den zuständigen Hauptorganisten befragen, ob ein Eingriff deinerseits willkommen ist. Evtl. gestattet er Dir eine temporäre Veränderung, die Du nach Beendigung Deines jeweiligen Dienstes rückgängig machst.
Wenn an meinem Dienstinstrument (und das sehe ich hier im Forum nicht alleine so!) eine Vertretung ungebeten in den Menues dauerhafte Veränderungen vornimmt, war das garantiert seine letzte Vertretung bei mir.
#4 RE: Verstimmung der Teilwerke bei einer Viscount Prestige II
Zitat von clemens-cgn im Beitrag #3
Wenn an meinem Dienstinstrument (und das sehe ich hier im Forum nicht alleine so!) eine Vertretung ungebeten in den Menues dauerhafte Veränderungen vornimmt, war das garantiert seine letzte Vertretung bei mir.
Stimmt Clemens, das siehst du in der Tat nicht alleine so.
In einem solchen Fall könnte ich mich z.B. bemüßigt fühlen, nochmal intensiv über den Aufenthaltsort des seit Jahren nicht mehr benötigten Spieltischschlüssels nachzudenken.
VG
Festival Trumpet 8 '
Sehr interessant!
Ich hatte diese Möglichkeit der Verstimmung der einzelnen Werke bei den Viscount-Prestige-Modellen immer sehr geschätzt, weil man damit, wann man es nicht übertreibt, wie oben erwähnt, mit einem einfachen Mittel eine Verbreiterung und Verlebendigung des Orgelklanges zustande bringt, die die DO klanglich noch authentischer an die PO annähert!
Und, ehrlich gesagt, vermisse ich bei den Physis-Modellen diese Möglichkeit, weil dieser Effekt m.E. mit der "Ensemble"-Einstellung nicht ganz so gut hinzukriegen ist. Was meinen die anderen Prestige/Physis-Spielerinnen und - Spieler dazu?
Viele Grüße
Bernhard
#6 RE: Verstimmung der Teilwerke bei einer Viscount Prestige II
Ich habe z.B. bei meiner Cavaille Coll und der Furtwängler und Hammer absichtliche Verstimmungen einzelner Töne mit dem Editor eingebaut. Gerade Cavaille Coll´s Instrumente leben von diesen Microverstimmungen. Bei der Verdener ist z.B. die Gamba mit der Echo Gamba ganz leicht in Schwebung gestimmt.
LG
Frank
#7 RE: Verstimmung der Teilwerke bei einer Viscount Prestige II
Ja, ok! Aber das ist dann schon wieder eine "größere Aktion"! Man kann ja bei den Physisorgeln jedes einzelne Register Ton für Ton verstimmen.
Aber mir ging es um die ungleich einfachere Variante, die jeweiligen Teilwerke im Ganzen minimal zu verstimmen, was ich mit meinen beiden Viscount-Keyboards sehr erfolgreich praktiziert hatte. Der Gesamtklang via MIDI-Koppel gewann dadurch unglaublich gut an Breite.
Deshalb finde ich es bedauerlich, daß man bei den Physis-Instrumenten auf die Pitch-Regler für die einzelnen Teilwerke verzichtet hat. Technisch wäre so etwas doch kein Problem, und realistisch ist es doch auch, daß sich die einzelnen Teilwerke einer PO mehr oder weniger gegenseitig verstimmen...
#10 RE: Verstimmung der Teilwerke bei einer Viscount Prestige II
Mit dem Parameter "Ensemble" (Prestige/Physis) geht ja auch bei Physis schon eine ganz Menge. Bevor die manuelle Mikroverstimmung zur Anwendung kommt, gilt es dem Kleingemüse ab 2 2/3´ via "Release Detune" (ahmt die klanglichen Veränderungen beim Schließen des Ventils nach) und ggfs. auch kurzbecherigen Zungen eine neue Frisur zu verpassen.
Auch eine Microverstimmung (für den Verdener Dom wird sie ganz anders ausfallen als bei einer ähnlich großen CC) will wohl durchdacht und konzipert sein.
#12 RE: Verstimmung der Teilwerke bei einer Viscount Prestige II
#13 RE: Verstimmung der Teilwerke bei einer Viscount Prestige II
Zitat von clemens-cgn im Beitrag #3
Hier war mit Sicherheit das Grundbedürfnis, ein belebteres (breiteres) Klangbild (durch Microverstimmung) zu erzeugen.
Wenn man das nicht übertreibt, lassen sich damit erhebliche Klangverbreiterungen erzielen, die sich im Raum positiv bemerkbar machen können.
Möglich, das beschriebene Instrument wird jedoch mit nahezu voll aufgedrehter Hosenbeinbeschallung befeuert und ist mit dem zu beschallenden Kapellenraum über eine Öffnung mit Fliegengitter verbunden, zu dem es im rechten Winkel steht...
Wenn ich daran denke, nehme ich beim nächsten Mal ein Stimmgerät mit und messe einmal, wie weit die Werke auseinanderliegen.
Zitat von clemens-cgn im Beitrag #3
Vor einem selbstständigen Eingriff, bitte erst den zuständigen Hauptorganisten befragen, ob ein Eingriff deinerseits willkommen ist.
Das sollte selbstverständlich sein. Außerdem bin ich ja zum Orgelspielen und nicht zum Intonieren dort. Was ist der Grund für deine Ermahnung? Ich habe oben lediglich beschrieben, dass ich nun die Ursache für die beobachtete Problematik kenne, nicht jedoch, dass ich irgendetwas angefasst hätte. Im Gegenteil habe ich die Kollegin vor Ort auf meine Beobachtung aufmerksam gemacht und nachgefragt, ob die Verstimmung beabsichtigt ist. Da das betreffende Instrument - so wurde mir berichtet - zu allen möglichen Anlässen durch die Gegend gefahren und verliehen wurde (was man ihm deutlich ansieht), halte ich es durchaus für möglich, dass hier jemand aus Unwissenheit oder gar beim Transport etwas verstellt hat. Aber das wird sich klären.
Viele Grüße
Trompetendulzian
Zitat von Canticus im Beitrag #9
Ja, das stimmt natürlich...dennoch - bei sehr sparsamer Anwendung ist der Effekt m.E. enorm...
Dieser Effekt hat allerdings meiner Meinung nach mit einer echten Pfeifenorgel doch relativ wenig zu tun.
Ich hatte mal eine zeitlang sehr intensiv mit einer größeren PO zu tun, die auf mehrere Stockwerke verteilt war. Die Verstimmung der einzelnen Teilwerke zueinander war je nach Pfeifen-Art (Zunge versus Labiale, Holz versus Metall, Gedeckt, versus offen, Stimmrolle versus auf Ton geschnitten) doch sehr unterschiedlich. Viele der hier in Realität zu beobachtenden Effekte kann man jedoch via Physis selbst mit Bordmitteln ganz gut darstellen (Harm. Noise; Ensemble), und wenn man sich dann noch intensiv mit den Parametern Attack und Rel. Detune auseinandersetzt und reflektiert, welche Art von echter Pfeife hier wie reagiert, dann kommt man schon zu einem verblüffend lebendigen und authentischen Klang. Das größte Manko ist meiner Meinung nach - und wie hier im Forum schon mehrfach zum Ausdruck gebracht - die noch fehlende Möglichkeit, diese Parameter Ton für Ton einzustellen.
Mit herzlichem Gruß
Flauten
#15 RE: Verstimmung der Teilwerke bei einer Viscount Prestige II
Zitat von trompetendulzian im Beitrag #13Zitat von clemens-cgn im Beitrag #3
Vor einem selbstständigen Eingriff, bitte erst den zuständigen Hauptorganisten befragen, ob ein Eingriff deinerseits willkommen ist.
...Was ist der Grund für deine Ermahnung? Ich habe oben lediglich beschrieben, dass ich nun die Ursache für die beobachtete Problematik kenne, nicht jedoch, dass ich irgendetwas angefasst hätte. Im Gegenteil habe ich die Kollegin vor Ort auf meine Beobachtung aufmerksam gemacht und nachgefragt, ob die Verstimmung beabsichtigt ist. Da das betreffende Instrument - so wurde mir berichtet - zu allen möglichen Anlässen durch die Gegend gefahren und verliehen wurde (was man ihm deutlich ansieht), halte ich es durchaus für möglich, dass hier jemand aus Unwissenheit oder gar beim Transport etwas verstellt hat. Aber das wird sich klären.
Das sollte keine bösartige Belehrung werden. Es gab hier im Forum bereits ungute Erfahrungen mit eigenmächtigem "Overprotecting" im Bereich der Intonation;-). Bei einem Hinweis auf das kollegiale (fachlich darüber im Austausch) Miteinander Deiner Kollegin, hätte ich für einen solchen Hinweis sicher keinen Anlaß gesehen.
Wenn das Instrument mehrfach verliehen wurde, spricht einiges für die These des versehentlichen Verstellens.
Als Tipp für die Praxis: an den Drehreglern die beabsichtigte Einstellung mit rotem Nagellack markieren (auf Dreh-Pin und Montageplatte).
Nix für ungut :-)
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