Ersatztreffen Oktober 2020

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16.10.2020 02:20
#106 RE: Ersatztreffen Oktober 2020
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Intonationsmeister

Ich wünsche Euch auch ein interessantes Treffen. Im nächsten Jahr wird's bestimmt wieder im Großen klappen.
Bleibt gesund und kommt gut an.

LG
Frank

Gloria Concerto 355cc

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16.10.2020 07:16
#107 RE: Ersatztreffen Oktober 2020
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Moderator

Vielen Dank für die guten Wünsche, lieber Frank. Ich weiß, dass viele Forianer in sensu et corde bei uns sind.

LG
Michael


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16.10.2020 11:43
#108 RE: Ersatztreffen Oktober 2020
Jo

Hallo,
ich wünsche Euch ein schönes Treffen in Augsburg und freue mich in der "Nachlese" auf eure Bilder und Impressionen.
Viele Gruesse
Johannimus


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16.10.2020 13:01
avatar  Aeoline
#109 RE: Ersatztreffen Oktober 2020
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Ich weiß, dass ich damit etwas spät um die Ecke komme... - aber...



Die Kisselbach-Filiale hat doch sicher eine potente Internetanbindung. Man könnte doch somit vielleicht zumindest "mal kurz" virtuell zusammenkommen?

Weiß nicht... - zur Eröffnung vielleicht... - oder wenn Wichernkantor das neue LiVE III Sample testet?

Ist nur so 'ne Idee...

VG
Aeoline


Organisten leiden oft an einer schlimmen Krankheit: Augentinnitus - Man(n) sieht nur noch Pfeifen...

Viscount Unico 400 DE [V1.14.19] (56/III/P) : ab 11.2012
Johannus Opus 520 (45/II/P) : 10.1987-11.2012
Siel HB 700 (9/II/P) : 1977-09.1987)

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16.10.2020 15:52
avatar  mvn
#110 RE: Ersatztreffen Oktober 2020
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mvn

Tolle Idee, Aeoline. Eben habe ich versucht, Thomas Gerlach telef. zu kontaktieren - leider ist das Geschäft bereits geschlossen.

Schade, dass ich nicht selber daran gedacht habe - jetzt ist es wohl zu spät...

LG
Martin

2014 - 2020 Gloria Concerto 234 DLX
2020 - ......... Gloria Concerto 350 Trend


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17.10.2020 22:55 (zuletzt bearbeitet: 18.10.2020 08:18)
#111 RE: Ersatztreffen Oktober 2020
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Hallo zusammen,

dem Post unseres "Novizen" möchte ich mich von ganzem Herzen anschließen!

Trotz der widrigen Umstände und daß wir doch sehr wenige waren, fand ich das Treffen rundum gelungen!

Schon der Auftakt am Freitagabend in der "Kälberhalle", einer großen und gemütlichen Augsburger Brauerei-Gaststätte, lud zu interessantem Gedankenaustausch bei gutem und preisgünstigem Abendessen ein!

Am Samstagmorgen war Herr Gerlach wieder einmal ein vorzüglicher Gastgeber in der Augsburger Kisselbach-Filiale und hatte auch allerhand Leckeres aufgefahren!
Deshalb, und, weil, trotz "Corona"- Engpaß doch sehr viele Orgelmodelle vorhanden waren, fiel es uns nicht schwer, länger als geplant zu bleiben und darauf zu verzichten, nach einer Lokalität für das Mittagessen zu suchen!
So konnten wir die Zeit zu intensiven Gesprächen und Ausprobieren der Instrumente effektiv nutzen!

Danach erwartete uns ein wirklicher Augen-und Ohrenschmaus in der nahegelegenen
St. Elisabethkirche!
Also, ich würde diesen Programmpunkt als den Höhepunkt dieses "Ersatztreffens" bezeichnen!
Das, was uns in dieser, auch stilistisch interessanten, eher farblich gedämpft wirkenden Backstein-Kirche aus den 1930-er Jahren zu Augen und Ohren kam, war gestalterisch ein absoluter, wie ich meine, gelungener, bunter Kontrast in Gestalt eines absolut individuell gestalteten Orgelgehäuses aus der Hand des erfahrenen Orgelbauers Siegfried Schmid aus Knottenried/Immenstadt!
Als Vorbild in gewisser Weise bei der Anordnung der Holzpfeifen kann sicher die "Pommes-Frites"-Orgel in der Walt-Disney-Concert-Hall Los Angeles/USA gelten, aber die Buntheit der Pfeifen, versehen mit Sprüchen, und die Lichtanlage mit verschiedenfarbigen LED-Lichtern, die beim Spielen unterschiedlich reagieren, ist schon eine ganz einmalige Sache!

Und...natürlich der Klang! Was soll ich sagen?
Absolut erste Sahne! Da war ein Meister der Intonationskunst am Werk!
39 Register (man könnte stellenweise meinen, es wären 60!), verteilt auf drei Manualen und einem Koppelmanual, daß als "Schmankerl" zu den Normalkoppeln eine Suboktavkoppel II/I enthält; Klangcharakter: Ausgehend von deutsch-romantisch, aber keineswegs eine Stilkopie, angereichert mit klassischen Registern, herausragend: Eine auf 16' basierende Hauptwerksmixtur, die klar zeichnet, ohne zu "schreien"! Dies gilt übrigens für die gesamte Orgel:
Nobel, fundiert und absolut raumfüllend!
Dazu kommen "französische" Zungen lyrischer und kräftigerer Art! Zusammen mit den samtenen Grundstimmen kann man m.E. wirklich an Cavaillé-Coll denken, was auch durch den erst 19-jährigen, inspirierten und in jeder Form zuvorkommenden Organisten, Marius Herb, am Ende der Vorführung eindrucksvoll mit dem ersten Satz aus Widors 6. Orgelsymphonie unter Beweis gestellt wurde! Souverän und inspiriert interpretiert! Diesem jungen Mann steht bestimmt eine ganz große künstlerische Karriere bevor!
Vor dessen fulminanten Schlußspiel führte er uns engagiert und kompetent die eindrucksvollen Stimmen der Orgel vor, und jeder, der es wollte, durfte sich an die Orgel setzen und sich in Ruhe an den verschiedenen Registerkombinationen erfreuen!

Gegen 16:00 Uhr war dann leider das Treffen schon zu Ende. Einige blieben noch in Augsburg, um Leute aus der Gegend dort zu treffen. Die anderen traten die Heimreise an, auch ich, nachdem das Hotel so kulant war, meine zweite gebuchte Übernachtung auf Sonntag, zu stornieren...

Ich hoffe, ihr seid alle wieder gut nach Hause gekommen und daß das nächste Treffen wieder "regulär" und unter günstigeren Umständen stattfinden kann!

Einen ganz großen Dank an die Organisatoren für die Vorbereitungen und für Wichernkantors CD für uns Teilnehmer, mit Weihnachtsmusik, gespielt von ihm an seiner Hausorgel!

Herzliche Grüße
Bernhard

PLZ (erste zwei Ziffern): 69

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18.10.2020 15:37
avatar  Gerd Müller ( gelöscht )
#112 RE: Ersatztreffen Oktober 2020
Ge
Gerd Müller ( gelöscht )

Hallo Leute,
ich möchte mich ganz herzlich für die nette Aufnahme in euren Kreis bedanken. Es war ein interessantes Wochenende mit vielen Eindrücken und fundierten Gesprächen. Mein Hunger nach einer neuen Orgel wurde geweckt und muss befriedigt werden. Auch die Orgel in St. Elisabeth war ein Erlebnis. Hier meine email-Adresse für eine Kontaktaufnahme.
wegue123@gmx.de
Ich bleibe ja noch in Augsburg, weil wir gleich noch einen Cousin meiner Frau besuchen werden.
Viele Grüße von "Gerd Müller".
Werner


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18.10.2020 18:23 (zuletzt bearbeitet: 18.10.2020 20:30)
#113 RE: Ersatztreffen Oktober 2020
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Moderator

So ihr Lieben,

jetzt habe ich endlich etwas Muße, meinen Erlebnisaufsatz zu dichten.
Ein Treffen sub conditione coronae wurde zwangsläufig zur Wackelpartie. So schrumpfte die Teilnehmerzahl in den letzten Stunden vor dem Treffen von neun auf sechs. Am Freitagabend waren wir erst zu fünft, was sich als Glücksfall erwies, denn so durften wir in der ausgewählten Lokalität alle an einen Tisch. Obwohl die zur urigen Brauhaus-Schänke umgebaute Industriehalle am Augsburger Stadtrand außer uns kein Dutzend Besucher zählte, hätte ein sechster Teilnehmer in gehöriger Distanz solo am „Katzentisch“ dinieren müssen.

Natürlich war um zehn Uhr „Zapfenstreich“. Aber bis dahin hatten wir das inzwischen übliche Abendprogramm aus Fachsimpelei und Blödelei zu regionaltypischer Küche und bei gepflegtem Trunke hinreichend absolviert.
Wir – das waren zu diesem Zeitpunkt Positiv, Canticus und meine Wenigkeit, die Harald, wäre er denn dabei gewesen, als „die üblichen Freibiergesichter“ bezeichnet hätte sowie unsere beiden Novizen „Gerd Müller“ und „Flauten“. Am Samstag früh war dann auch unser Forumstreffen-Veteran Udo mit von der Partie.

Wohlbefrühstückt (das Buffet des Hauses war qualitativ und quantitativ das Beste, was mir bei all unseren Treffen untergekommen ist) mussten wir nur um ein paar Straßenecken bis zum Polygon, in dem sich die Augsburger Kisselbach-Filiale befindet. Dort erwies uns Thomas Gerlach die haustypische Gastfreundschaft und erwartete uns mit einer fast vollständigen Modellpalette der Eigenmarke Gloria nebst ausgesuchten Instrumenten von Johannus, Viscount und Content.

Ich wollte ja vor allem das jüngste Kind der LIVE-Sample-Familie ausprobieren, die spätbarocke Müller/Vater-Orgel in Amsterdams Oude Kerk. Zu diesem Behuf rückte ich sofort auf die Orgelbank einer LIVE III P und ging via KH mit den Stimmen dieser Orgel in akustische Klausur.
Das Gesamturteil vorweg: Das m.E. bisher beste Sampleset für die LIVE. Die „Front“-Position bot für meine Ohren den realistischsten Klangeindruck. Da hängt für mein Empfinden genug Raum dran, so dass ich erst gar nicht in Versuchung kam, die entfernteren Hörpositionen länger auszuprobieren.
Bisher war ja die Nordener Schnitgerin mit minimalem Vorsprung vor Dresden, Auteuil und Leipzig meine Favoritin. Aber dieses neue Set hat im Finish die Nase einen Zentimeter weiter vorn. Die Prinzipale sind voll und tragend, in Hw und Rp komplett zum Chor ausgebaut, während das Ow mit ausgeprägten Farb- und Charakterstimmen eher solistisch konzipiert ist. Der Plafond der Mixturen ist bereits etwas niedriger als bei Schnitger, ausgenommen der „Carillon“ im Hw, Nachfolger der bis dato üblichen Zimbel. Er hat mir ausgenommen gut gefallen mit seinem reinen Glockenton aus Oktavstimmen und einer diskreten Terz 4/5‘ zwischen 1‘ und 1/2‘.
Die Register des Ow sind charakteristisch ausgearbeitet, vor allem das herbe, glucksend ansprechende Quintatön, der landestypische Dulcian als Krummhorn-Substitut und eine ganz eigen timbrierte Vox humana. Die Pedalposaune ist ein typisches Kind des norddeutschen Barock. Schon unter einem mixturlosen Prinzipalchor leistet sie gute Dienste mit ihrem in der tiefe etwas herben, „fagöttlichen“ Klang.
Doppelte Besetzung der 2‘-Lage in Hw und Pos ist ein weiterer Vorzug der Disposition. Das fünffache Cornet ist dem Positiv zugeordnet und kann damit gegen die Prinzipale 8‘ und 4‘ des Hw ausgespielt werden. Die exponierte Stellung ist im Sample deutlich herauszuhören. Anhand einer CD-Einspielung habe ich verifiziert, dass das Pedal ohne gezogene Koppel tatsächlich etwas zurückhaltend wirkt. Ich hätte mir etwas mehr „Wumms“ gewünscht – aber letztlich geht es ja um die Abbildung des Originalklangs. Die große Stunde dieser Orgel schlägt im Triospiel, wenn im Duett von Hw und Pos klar konturierte Linien entstehen – und das sogar beim bloßen Zusammenspiel zweier 8‘er. Die beiden Prinzipale 8‘ z.B. werden dann zu ausgeprägten, charaktervoll konturierten und sonor singenden „Soloregistern“.
Mit diesem Set haben die Tonmeister ein Niveau vorgelegt, das m.E. nicht mehr unterschritten werden sollte.
Unser neuer Kollege Thomas (Flauten) entdeckte beim Herumstöbern im Menü eine Funktion, die weder mir noch Thomas Gerlach bekannt war – wiewohl ich sie bereits vor Jahren bei Johannus eingefordert hatte: Die Werkbezeichnungen über den Registernamen in jedem Display (Hoofdwerk, Bovenwerk, Rugwerk usw.) lassen sich auf römische Ziffern mit der Manualnummer umschalten, die vom Spieler erheblich schneller und besser zu erfassen sind. Außerdem sind die Register in dieser Einstellung durchnummeriert, was das schriftliche Fixieren von Registrierungen erheblich erleichtert.
Die Züge der Ausstellungsorgel bleiben beim Wechsel in die Setzerkombinationen in Ausgangsposition, so daß außerhalb der Handregistrierung keine Einstellung erkennbar ist. Dem hat Johannus ja Abhilfe geschaffen, indem die Firma (leider gegen satten Aufpreis) im Kopf jedes Zuges eine Leuchtdiode anbietet, die die Einstellung einer aus dem Setzer angewählten Kombination indiziert.
Das sollte m.E. zur Serienausstattung dieser ansonsten hardwareseitig sehr gut ausgearbeiteten Orgel gehören.

Ich komme nicht umhin, gegenüber den LIVE-Usern für das neue Set eine uneingeschränkte Kaufempfehlung auszusprechen.
Für mich bleibt die Frage der Registrierung indes immer noch die (einzige) Schwachstelle des LIVE-Konzeptes. Der Mitbewerber aus Mondaino hat mit der „Hymmersive“ m.E. überzeugend vorgemacht, wie zumindest dieses Problem zu lösen wäre.

A propos Mitbewerber: In diesem Jahr wird es wohl sicher nichts mit der langerwarteten Innovation, mit der Nachfolgerin der Physis-Technologie. Gute Nachricht für alle Physis-User und Aspiranten: Physis bleibt eine Produktlinie des Hauses. Das neue System wird eine eigene Produktreihe bilden – in der Hierarchie wohl zunächst (auch preislich) über der Physis-Reihe angesiedelt. (Der letzte Halbsatz war ein Blick in die Spekulatiustüte, die wir so kurz vor Weihnachten mal aufgedröselt haben …)

Ich mache hier mal einen Schnitt. Mehr, wenn ich mal wieder für ein halbes Stündchen familiärer Verpflichtung entbunden bin.

LG
Michael


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18.10.2020 20:57
avatar  udo
#114 RE: Ersatztreffen Oktober 2020
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udo

Hallo ihr Lieben Forianer,
auch ich bin jetzt gut zu Hause angekommen. Ich kann mich uneingeschränkt meinen Vorschreibern anschliessen. Wenn wir auch nur wenige waren, war ist wieder mal ganz toll und ich freue mich über das Erlebte.
Liebe Grüsse
Udo


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18.10.2020 22:00
#115 RE: Ersatztreffen Oktober 2020
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Administrator

Danke für alle bisherigen Schilderungen, die dem Zuhausegebliebenen gleichermaßen wohl wie weh tun. Was freue ich mich auf ein hoffentlich unkompliziert machbares Treffen im nächsten Jahr!

Zitat von Wichernkantor im Beitrag #114
Die Werkbezeichnungen über den Registernamen in jedem Display (Hoofdwerk, Bovenwerk, Rugwerk usw.) lassen sich auf römische Ziffern mit der Manualnummer umschalten, die vom Spieler erheblich schneller und besser zu erfassen sind.

Das soll in diesem Thread nicht untergehen!


Auf Orgelsuche.

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19.10.2020 07:23
#116 RE: Ersatztreffen Oktober 2020
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Moderator

Ja, verbunden mit der (seit Jahren wiederholten) Anregung, die Dioden in den Manubrien serienmäßig anzubieten, die den Inhalt einer gezogenen Setzerkombination anzeigen. Sooooo viel teurer kann das gar nicht sein. (Oder aber im puristischen Gegenzug einer Orgel komplett ohne Setzer.)

LG
Michael


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19.10.2020 09:49 (zuletzt bearbeitet: 12.11.2020 09:33)
#117 RE: Ersatztreffen Oktober 2020
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Moderator

So, weiter geht's.

Wir haben uns ausgiebig im Sortiment der Kisselbach-Filiale umgetan, dabei alle Parameter der diversen Instrumente verglichen. Da oft KH im Einsatz waren, blieb das vom Grundgeräuschpegel erfreulich niederschwellig und man hatte auch mal Gelegenheit, sich verbal auszutauschen, ohne zu stören oder gestört zu werden.

Ein paar subjektive Impressionen:
Die in puncto Design und Ausführung herausragenden Gehäuse von Content fielen mir zu wiederholten Mal sehr positiv auf. Klanglich hat sich in meinen Ohren da immer noch zu wenig getan. Die Orgeln klingen wie mein fast 20 Jahre alter Expander des Hauses, der damals "state of the art" war, zwischenzeitlich aber längst von neueren Produkten anderer Manufakturen (Hoffrichter!) überholt wurde. Ich kann mir nicht helfen: Irgendwo ist die Weiterentwicklung der Klänge stecken geblieben. Aber offenbar gibt es noch genug Leute, die diese klangliche Ästhetik mögen.

Natürlich wurden die unterschiedlichen Klaviaturen ausgiebig betastet und kommentiert. Im Gespräch tauchte dann die Frage auf, dass es doch möglich sein müsste, Holz- oder zumindest Holzkern-Klaviaturen zur serienmäßigen Grundausstattung zu machen und dann dem, der unbedingt "Plastik" will, einen Abpreis zu gewähren, statt satte Aufpreise zu verlangen. Dass eine Orgel mit Holzkern-Tastatur bezahlbar bleibt, beweist ja seit zehn Jahren die Excellent 360. Wie wir erfuhren, scheint da ein Quasi-Monopolist unter den Klaviatur-Herstellern jede positive Entwicklung auszubremsen.
Ob jetzt Kunststoff (und sei er noch so edel und griffig) in eine Alu-Form gepresst wird, oder eine CAD-Fräse aus einem Schichtholzblock in einer Minute 61 Tasten heraussägt, kann auf der Matereial- und Lohnkosten-Skala keine signifikanten Zacken verursachen. Es ist wohl eine Frage des Wollens und der Hartnäckigkeit der Kunden ...

Wir wollten ja noch irgendwo zu Mittag essen. Aber angesichts appetitlich befüllter Imbissplatten und der "Hausregel", dass keiner den Saal verlässt, bevor aufgegessen ist, blieben wir noch ein Weilchen länger als geplant. An dieser Stelle nochmal ein donnerndes an Thomas Gerlach, den lokalen Repräsentanten des Hauses Kisselbach, der wie immer bestens vorbereitet war und uns außer dem stimmigen und (im doppelten Wortsinn) nahrhaften Ambiente hilfreiche Informationen zu allen Themen rund um die DO bot.

Wir mussten wieder nur um ein paar Ecken kurven, um an der St.-Elisabeth-Kirche in Lechhausen anzukommen, einer einschiffigen Halle aus den 30er Jahren, erstellt aus Backstein, an der Grenze zum Großraum und mit 5 Sekunden Nachhall gesegnet - also ein idealer Standort für eine Orgel sinfonischen Zuschnitts. Geliefert hat sie Siegfried Schmid aus Immenstadt, mit II/39 (plus Koppelmanual) üppig disponiert für eine Zweimanualige, für diesen Raum jedoch keineswegs "oversized".

Der Prospekt mit seinen bunt bemalten, kreuz und quer stehenden Holzpfeifen zu beiden Seiten nimmt deutlich Anleihen bei der "verspielten" Orgel des Walt-Disney-Auditoriums. (Leider hatte ich meinen Fotoapparat vergessen - aber Bernhard hat sicher was auf dem Smartphone und stellt es vielleicht im "Schatzkästchen" ein.)
Ich kannte bisher keine Orgel aus dieser Werkstatt aus eigenem Augen- und Ohrenschein, hatte lediglich viel Gutes gehört und hatte entsprechend hohe Erwartungen. Schon bei einer Gehäusebegehung wurde ihnen entsprochen.
Da hat jemand das Dictum Cavaillé-Colls beherzigt, dass man in einer ordentlich gebauten Orgel "um jede Pfeife herumgehen" können sollte. Alle Windladen stehen in C/Cis-Teilung, das Pedal flankierend auf Sturz, das ungemein wirkungsvolle Schwellwerk mit zwei Gehäusekästen zu beiden Seiten eines Mittelfensters, das frei bleiben musste und sollte. Von breiten Laufböden aus ist jeder Punkt der Laden, jede Pfeife, ohne Verrenkungen zu erreichen. Das Ganze macht einen aufgeräumten, wertigen Eindruck. Die Trakturbahnen liegen frei, jeder Punkt ist zugänglich. Wir sind mit mehreren Leuten gleichzeitig über diese Laufböden getanzt, da war kein Nachgeben zu spüren, kein Knarzen im Gebälk zu hören. Die Böden sind mit Korkparkett belegt, das an den Rändern ordentlich mit Randleisten eingefasst ist. So etwas habe ich noch nie in einer Orgel gesehen. Es wirkt proper wie im heimischen Wohnzimmer.

Der Intonateur dieser Orgel hat übrigens auch die neue "Riesenorgel" im Wiener Dom zum klanglichen Leben erweckt.
Die Disposition entspricht einer süddeutschen Orgel der Spätromantik, wie sie die Häuser Moser, Koulen, Steinmeyer, Hindelang oder Zeilhuber in den 20er und 30er Jahren für die Kirchen im bayerisch-schwäbischen Raum lieferten: Ein satter, differenzierter Grundstimmenfundus und gut verschmelzende Aliquoten bei eher milden Mixturen mit tief liegendem Plafond. So führt die Hw-Mixtur ab dem 2. Repetitionspunkt bereits eine Quinte 5 1/3' ein.
Die labialen Bässe dieser Orgel sind von elementarer Wucht, der hölzerne 32' hat Aufschnitte, in denen ein bayerisches Großdruck-EG aufrecht stehen kann. (Soviel zum Thema "gelebte Ökumene" ... ) Der linguale 16' muss deshalb nicht brüllen, sondern darf runden und auffüllen.
Die Orgel hat zum Erzielen der notwendigen Gravität im Manualpart sinfonischer Literatur eine Suboktavkoppel für das Sw. Auf die Superoktavkoppel wurde klug verzichtet. Denn die steht ja bei Guilmant, Widor, Vierne et al. bereits in der Partitur - vermöge des i.d.R. hoch geführten Manualparts.

Musikalischer Hausherr dieser in jeder Hinsicht beeindruckenden Orgel ist der frisch examinierte Marius Herb, der sich akribisch in die Farben seiner Dienstorgel eingearbeitet hat und uns mit herrlichen, mit Finesse ausdifferenzierten Nuancen (auch und vor allem mit fein abgestuften 16'-Optionen) verblüffte. Sein enormes künstlerisches Potential demonstrierte er uns mit dem Kopfsatz aus Widors g-moll-Sinfonie Nr. 6.
Wuchtig, kantig und zugleich brillant standen die Klänge im Raum. Den Namen dieses virtuosen, begeisterten und begeisterungsfähigen Organisten sollte man sich merken. Und ich hatte den Eindruck, wenn es nach ihm gegangen wäre, hätten wir bis in Nacht hinein an dieser Orgel "getagt".
Auch dafür unser allerherzlichstes .
Aber am späten Nachmittag war unser Zeitbudget ausgereizt - zumindest das meine. Ich wollte eine möglichst lange Wegstrecke des Heimwegs noch im Hellen fahren, was mir gelungen ist. Dank freier Autobahnen und kraftvollen Vortriebs lief ich in der Dämmerung in den Heimathafen ein. Der Motor lief noch, als dieser Herr

https://www.dropbox.com/s/jyl4ii3nrrpasy...ld%21.jpeg?dl=0

aus der Hecke sprang und sein übliches Begrüßungsritual aufführte.

Mein Fazit: Auch in Corona-Zeiten sind Forumstreffen nicht nur möglich, sondern auch richtig schön. Durch Vorsicht und Umsicht haben wir unsere Infektionsrisiken minimiert. Und ich hoffe, niemand beobachtet an sich irgendwelche Symptomatik.
Ich habe mich mit Euch sehr wohlgefühlt - danke, dass Ihr da wart.

Der Vergnügungsausschuß hofft auf bessere Zeiten und denkt bereits halblaut über ein Treffen im späten Frühjahr nach, wenn diese Pandemie hoffentlich Geschichte ist.

LG und für alle Begegnungen
Michael


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19.10.2020 11:35
#118 RE: Ersatztreffen Oktober 2020
Me

Danke für alle Impressionen!
Mir gehts wie Gemshorn weiter oben!

Hoffe auf ein nächstes sicher dann auch wieder schönes Forumstreffen im späten Frühjahr/Sommer...

Liebe Grüße an alle
Metallgedackt


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19.10.2020 11:38
#119 RE: Ersatztreffen Oktober 2020
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Moderator

Na, Wien harrt immer noch einer organologischen Entdeckungsreise ...

LG
Michael


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19.10.2020 12:51
avatar  Aeoline
#120 RE: Ersatztreffen Oktober 2020
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Vielen Dank für die ausführlichen Schilderungen. Schön, dass das Treffen geklappt hat und es so viel zu hören und auch zu sehen gab.

Die Orgel in St. Elisabeth ist ja nun mal wirklich außergewöhnlich "optisch" außergewöhnlich...

Gab es denn auf dem DO-Sektor irgendwas neues außer dem SampleSet für die LiVE-Modelle (welches ja auch schon ein paar Monate alt ist) und den bekannt wertigen Content-Spieltischen?

Zitat von Wichernkantor im Beitrag #117
...im späten Frühjahr nach, wenn diese Pandemie hoffentlich Geschichte ist...

Ui... Das hoffe ich auch, obgleich ich davon ausgehe, dass uns dieser Unsegen noch viele, viele Monate erhalten bleibt...



VG
Aeoline


Organisten leiden oft an einer schlimmen Krankheit: Augentinnitus - Man(n) sieht nur noch Pfeifen...

Viscount Unico 400 DE [V1.14.19] (56/III/P) : ab 11.2012
Johannus Opus 520 (45/II/P) : 10.1987-11.2012
Siel HB 700 (9/II/P) : 1977-09.1987)

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