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Johannus Opus 355 versus Gloria Optimus 344
#1 Johannus Opus 355 versus Gloria Optimus 344
Wer in diesen Thread einsteigt, liest sinnvoller Weise erst mal, was ich über die Opus 355 a.a.O. geschrieben habe - und zwar im Thread "neue Opüsse" unter Posting #45.
Schon bei unserem letzten Treffen in Baunatal im November '19 war mir die Optimus 344 aufgefallen. Unsere Interessen waren indes vor allem auf die neuen High-End-Orgeln im hinteren Ausstellungsraum und auf die virtuellen Fertiglösungen von Noorlander fokussiert. Ich setzte mich daher nur kurz an die für eine Dreimanualige erstaunlich kompakt geratene Orgel, guckte über die Disposition, probierte ein paar Klänge. Mit dem Eindruck "och, die ist aber hübsch geraten", wandte ich mich wieder dem kollegialen Diskurs zu. Ich habe der Orgel damals in meinem Erlebnisaufsatz ein paar Zeilen gewidmet, ohne unsere kurze Begegnung bei späteren Besuchen zu vertiefen - warum auch immer.
Nun stand sie nur ein paar Meter von der 355 entfernt. Mit ihrem puristischen "Trend"-Gehäuse wirkt sie "unscheinbarer" als der deutlich wuchtiger daher kommende 355-Spieltisch. Sie ist vor allem kompakt. Damit der Spieltisch nicht breiter wird als ein 32-Tasten-Pedal, wurden Koppeln, Tremulanten, Midi-Schalter, also alles, was nicht unbedingt eine Registertaste erfordert, als Drucktasten auf die Vorsatzleiste zwischen den Manualen III und II ausgelagert. Zunächst gewöhnungsbedürftig, jedenfalls für mich, der ich die Koppeln immer am rechten Rand der jeweiligen Registergruppe suche.
In der Optimus 344 werkelt dieselbe Technik wie im Cantorum Duo. Allerdings wird sie über ein leistungsfähigeres 2.1-System im Untergehäuse abgestrahlt. Mit den Samples hat sich Viscount viel Mühe gegeben. Sie sind in meinen Ohren denen der Johannus Vivaldi durchaus ebenbürtig, denen der Opus deutlich überlegen. Und die Werksintonation der Optimus ist ausgereift. Einschalten - Losspielen. Einen Intonaten wie bei der Opus gibt es (leider!) nicht, das Bord-Menü erlaubt es lediglich, die Lautstärke der Einzelregister und der Teilwerke zu optimieren. Außerdem ist ein werkweises Equalizing möglich. Und da die Orgel serienmäßig über vier Ausgänge verfügt, ist auch ein Routing-Panel an Bord.
Die Disposition hebt sich in ihrer überlegten Konzeption deutlich von der Opus ab. Das Positiv der Optimus hat einen vom 4' bis zum 1' reichenden Prinzipalchor, dazu die nötigen Flöten und Farbstimmen, Dulcian 16' (den Bach "für die music", d.h. für's Generalbaßspiel sehr schätzte) und Krummhorn 8'. Im Schwellwerk gibt es einen vom 16' bis zum 4' reichenden Streicherchor, der sich durch Oktavierung als 8'/4'/2'-Chor nutzen lässt. Vor allem die Zungenbatterie mit Basson 16', Trompette harmonique, Vox humana und Hautbois bietet bei nur 44 Stimmen eine erstaunliche solistische und chorische Farbenvielfalt. Wer Prinzipale im Sw vermisst: Die Flöten-/Streicher-Paare in der 8'- und 4'-Lage mischen sich zu weichen, fülligen Prinzipalstimmen, die 8'-Kombination strichhaltiger, die 4'-Mischung flötiger.
Die Disposition ist in puncto Farbigkeit und Nutzbarkeit der gleich großen Opus-Disposition m.E. deutlich überlegen.
Hinzu kommt, dass die Orgel - trotz nur dreier Endstufen und fünf interner LS (gegen 5 Verstärker und 7 LS bei der Opus) - bedeutend kräftiger antritt als ihre "Konkurrentin", vor allem im Baß, der in leisen 16'- und 8'-Registrierungen erheblich besser trägt und klarer zeichnet. Wenngleich ich auch hier dazu raten würde, zumindest dens Baßkanal extern abzustrahlen, damit die Pedalzungen präsenter kommen.
Bei den Klaviaturen ist die Optimus eindeutig meine Favoritin. Zwar hat Johannus mit den neuen Serienklaviaturen beträchtlich aufgeholt. Nach wie vor fühlen sich unter meinen Fingern die etwas "widerspenstigeren" Standard-Klaviaturen von Viscount besser an. Aber das ist zweifellos Geschmackssache. David Kisselbach meinte, dass viele Kunden den "leichteren" Anschlag der Johannüsse schätzten.
Bei Opus und Optimus gibt es jeweils vier stilistisch differenzierte Registersätze, wobei der "historische" (barocke) Satz der Optimus oben herum ziemlich "fetzt". Für geringstimmige Triomischungen, wie ich sie liebe, ist er aber eine gute Wahl, denn die Stimmverläufe werden in hoher Plastizität nachgezeichnet - und das schon bei interner 2.1.-Abstrahlung.
Beim Preis schlägt die Optimus die Opus um einen satten Tausender. Sie ist die wohl preisgünstigste Dreimanualige am Markt. Und dafür bietet sie einen vom Fleck weg ausgezeichneten Klang.
Stünde ich in der Kaufentscheidung, würde ich die Optimus vor allem wegen der deutlich vielseitiger nutzbaren Disposition und der höheren Qualität des Samplings vorziehen und mir für den gesparten Tausender gleich zwei externe 2.1-Systeme (Daves oder so) anschaffen. Damit wäre ich in einer klanglichen Liga, die normalerweise im fünfstelligen Preissegment anfängt.
Das ist natürlich mein völlig subjektiver, auf eigenem Augen- und vor allem Ohrenschein beruhender Eindruck. Ich hatte zwar ein kleines Aufnahmebesteck dabei, habe es aber bewusst nicht verwendet, um "Ferndiagnostikern" die Möglichkeit zu nehmen, das, was aus ihren Billig-PC-LS krächzt, zur Grundlage eines "Urteils" zu machen. Interessenten rate ich dringend, sich die Instrumente live anzuhören, wenn es die Corona-Lage wieder erlauben sollte. Dann lässt sich mein Urteil sicher verifizieren oder falsifizieren ...
LG
Michael
#2 RE: Johannus Opus 355 versus Gloria Optimus 344
Hier noch die angekündigten Bilder - zunächst die der Opus 355:
https://www.dropbox.com/s/456gzqzcsyhulmw/IMG_1602.jpeg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/ll7yhthqqxpycul/IMG_1604.jpeg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/uqyy2eaohfq52mc/IMG_1609.jpeg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/tyfgx30n1i5wps6/IMG_1611.jpeg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/bgx90ssepfqdqjq/IMG_1613.jpeg?dl=0
Und hier die der Optimus 344:
https://www.dropbox.com/s/ifzjg85256ccce6/IMG_1621.jpeg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/wh24wxzp8duu0ii/IMG_1624.jpeg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/0t4ljnz9gvtpbzu/IMG_1626.jpeg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/1pdshlifv664w9h/IMG_1628.jpeg?dl=0
LG
Michael
Danke für den soliden Vergleich, der mein "Bauchgefühl" nun auch mit Fakten unterfüttert.
Eine Anregung möchte ich allerdings noch in den Raum stellen:
Viscount ist doch meisterlicher Vorreiter der onboard-Intonation.
Warum nicht eine Optimus, wo man zumindest die Klangfarbe eines Registers variieren kann - in bewährter Weise über das Orgelmenü?
Mit der bereits möglichen Regulation der Registerlautstärke hätte man damit ein mächtiges Intonationswerkzeug an Bord einer ebenso guten wie günstigen Orgelserie.
#4 RE: Johannus Opus 355 versus Gloria Optimus 344
#6 RE: Johannus Opus 355 versus Gloria Optimus 344
Zitat von Wichernkantor im Beitrag #1
In der Optimus 344 werkelt dieselbe Technik wie im Cantorum Duo. Allerdings wird sie über ein leistungsfähigeres 2.1-System im Untergehäuse abgestrahlt. Und da die Orgel serienmäßig über vier Ausgänge verfügt, ist auch ein Routing-Panel an Bord.
... und mir für den gesparten Tausender gleich zwei externe 2.1-Systeme (Daves oder so) anschaffen. Damit wäre ich in einer klanglichen Liga, die normalerweise im fünfstelligen Preissegment anfängt.
Johannus Opus 355
Klangabstrahlung: 2.1 Audiosystem, (5 Verstärker und 7 Lautsprecher, 2 Surround-Kanäle)
Optimus 344
Klangabstrahlung: 2.1 Audiosystem (? Lautsprecher, vier Ausgänge, Surround-Nachhall, 7 Band Equalizer)
Gloria Concerto 350 Trend
Klangabstrahlung: 8.1 (9 Verstärker und 13 Lautsprecher)
Nachdem die bisherige Entwicklung in Richtung mehrkanalige Abstrahlung ging, scheint der Trend in umgekehrte Richtung zu gehen. Ich frage mich folgendes:
- Wie teilt ein 2.1 System den Klang mit 5 Verstärker und 7 Lautsprecher auf?
- Wie ist es technisch möglich, ein 2.1 System auf ein 4.1 System mit 4 Ausgängen aufzuteilen?
- Wie ist das Klangresultat der unterschiedlichen Abstrahlungssysteme?
LG
Martin
Ebi
(
gelöscht
)
#9 RE: Johannus Opus 355 versus Gloria Optimus 344
Zitat von mvn im Beitrag #8
... Wie teilt ein 2.1 System den Klang mit 5 Verstärker und 7 Lautsprecher auf?
Hallo Martin
Vorweg muss ich sagen, dass ich auf deine Frage keine fundierte Antwort geben kann, weil ich es nicht weiss.
Ich kann mir aber vorstellen, dass es beispielsweise in etwa so sein könnte: Es gibt ein Stereo-Signal (mit C-Cis-Ladentrennung) der gespielten Register und Töne, das auf zwei Breitband-Lautsprecher geht und über eine Frequenzweiche auf zwei Hochtöner, eine weitere Frequenzweiche gibt den Bass als Monosignal an einen Subwoofer. Hierfür werden 3 Verstärker und 5 Lautsprecher verwendet.
Die beiden weiteren Verstärker nehmen das originale Stereosignal entgegen, geben noch Hall hinzu und lassen das ganze über 2 weitere Lautsprecher erklingen.
Wie gesagt, ist das eine reine Mutmassung und ich lasse mich ebenso wie du gerne von kompetenter Seite korrigieren, wenn ich völlig falsch liegen sollte...
#10 RE: Johannus Opus 355 versus Gloria Optimus 344
Hatte ich mglw. nicht deutlich genug beschrieben: Aus der Hosenbein-Front kommt bei der Opus 355 das Signal 2.1 aus zwei Manual- und der Baß-Endstufe. Aus den seitlichen Hall-LS kommt das Signal verhallt über die beiden verbleibenden Endstufen. De facto sind es also 4+1 Kanäle. Die beiden verhallten Signale sind über ein eigenes Poti regelbar.
Bei der Optimus werden die Kanäle vor der Einspeisung in die Endstufen abgegriffen und geroutet. Und zwar so, dass die Signale entweder in die 2+1 Endstufen der internen Abstrahlung oder nur vorverstärkt an vier Ausgänge abgegeben werden. Regelbar ist hier jedes Signal (sprich: Register), bevor es in der Endstufe/am Ausgang landet.
Aufteilung der LS in der Opus: 2 Kanäle mit jeweils 1 Mittel-/Tieftöner und einem Hochtöner, 2 Hallkanäle mit je 1 Mittel-/Tieftöner, Baßkanal mit 1 Tieftöner. In Summe: 7 LS
Bei der Optimus: 2 Kanäle mit je 1 Mittel-/Tieftöner und je 1 Hochtöner, Baßkanal mit 1 Tieftöner. In Summe: 5 LS
LG
Michael
Zitat von Wichernkantor im Beitrag #2
Hier noch die angekündigten Bilder - zunächst die der Opus 355:
Auch für diesen Bericht vielen Dank, lieber Michael!
Die Gestaltung der seitlichen Wange der Opus finde ich ja recht interessant, aber der Spieltisch selber hat mir noch nie richtig gefallen. In meiner Augen sieht der einfach billig aus, und ich wäre dann wirklich und ehrlich überrascht, wenn der Klang mich überzeugen könnte. Irgendwie bin ich da vorbelastet: Beim Einblick eines derartigen Spieltisches hab ich sofort die - in meinen Augen, bzw. Ohren - unbefriedigenden Klangergebnisse älterer "E-Orgeln" im Ohr, wie ich sie landauf-landab noch in vielen Kirchen etc. vorfinde.
Viscount-Modelle sprechen mich da rein optisch wesentlich mehr an, selbst in der Laminat-Ausführung.
Mit herzlichem Gruß
Flauten
#12 RE: Johannus Opus 355 versus Gloria Optimus 344
Laminat oder nicht, ich kann mich mit diesen puristischen Spieltischen durchaus anfreunden. Vor allem in kleineren Räumen dominieren sie nicht das übrige Mobiliar. Ich finde sie in ihrer Schnörkellosigkeit und Gradlinigkeit zeitlos schön und funktionell.
Wer natürlich auch ein repräsentatives Möbelstück für das Wohnzimmer sucht und den Platz dafür hat (da, wo früher im Erkerzimmer der gutbürgerlichen Beletage hinter gerafften Portieren der Blüthner-Flügel stand, an dem sich die Dame des Hauses gern mit Schubert-Liedern und Loewe-Balladen hören ließ), der ist mit einem klassischen Spieltisch gut beraten.
LG
Michael
#13 RE: Johannus Opus 355 versus Gloria Optimus 344
Hallo zusammen,
was verstehen wir jetzt unter "puristischen Spieltischen" und was unter "klassischen Spieltischen"?
Ich finde übrigens diese neu gestalteten Seitenwangen bei der Opus mit dem schrägen Verlauf der Unterkante des Obergehäuses nicht besonders schön, sieht m.E. irgendwie "gewollt, aber unnötig" aus... Ohnehin ergeben die Seitenwangen bei der neuen Opus m.E. keinen Sinn mehr, da es ja kein Rollverdeck mehr gibt. Somit wäre eigentlich ein "Trend-Gehäuse" (also das "wangenlose" Design, was meiner Erinnerung nach seinerzeit mit der Studio begann und nun den Weg in alle Klassen gefunden hat) die m.E. konsequentere und damit sympathischer Variante. Schlicht, gerade, platzsparend.
VG
Stephan
#14 RE: Johannus Opus 355 versus Gloria Optimus 344
Hallo zusammen,
Mir gefällt der Spieltisch der Optimus ausgesprochen gut.
Nachdem Sie auch den klanglichen Vergleich gewinnt, freue ich mich über die kleine Schwester
Cantorum Duo, die bald bei mir einziehen wird.
Danke für den Test, deine Einschätzung und die Bilder, Michael.
LG. Josef
#15 RE: Johannus Opus 355 versus Gloria Optimus 344
Da habe ich den gleichen Eindruck wie Flauten. Am meisten stören mich an diesen Modellen das Design der Registerwippen, das wirkt wie aus den 60. Jahren.
Meine Designidee wäre da:
Gehäuseform analog Gloria Optimus (keine Gehäuseseitenwangen)
Gehäuse in Holzfunier mit "moderner Farbgebung" z.B schwarz matt oder weißeiche.
Notenpult in Plexiglas
Registerwippen in schlichtem Design und Material "Grenadill" mit LED Beleuchtung.
Kaviatur in IVORY Desing
Keine Messing oder goldfarbenen Schilder und Fußpistons.
Aber wie immer, das ist mein persönlicher Geschmack.
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