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13 Jahre alt...
https://youtu.be/dU5KeTxsE6g
Ein hochbegabter Junge! Wunderbar!
Sehr beeindruckend auch die große Rodgers-Orgel aus dem Jahre 2009!
Viele Grüße
Bernhard
#2 RE: 13 Jahre alt...
Jo, da steckt wirklich Potential drin. Mir gefällt die Orgel nicht - der Hall gaukelt einen Raum vor, der nicht da ist. Im Hintergrund stehen Polstergarnituren. Eine jener typischen US-Kirchen mit Wohnzimmer-Ambiente, in der jeder Raumklang platt gemacht wurde und dann künstlich drübergestreut werden muss.
LG
Michael
#4 RE: 13 Jahre alt...
Zitat von Canticus im Beitrag #3
Dem Können dieses jungen Mannes tut dies alles keinen Abbruch...
Völlig d'accord!
Meine kritische Anmerkung bezog sich zudem weniger auf den Klang der Orgel als auf den arg opulenten Hall.
In unseren heimischen Orgelkämmerlein ist es ja legitim, dass wir uns zur klanglichen Illusion einer schönen PO auch die akustische Anmutung des entsprechenden Raumes gönnen.
Darauf beruht ja letztlich auch der Reiz der virtuellen Lösungen wie Hauptwerk oder LIVE.
In einem Gottesdienstraum hingegen muss m.E. das Hallverhalten der Orgel zum akustischen Gesamtverhalten des Raums passen. In der NAK Wilhelmshaven hat man das gut gelöst, indem man dort eine virtuelle Saalorgel installiert hat. Ihr knapp bemessener Nachhall korrespondiert sehr gut mit dem Raum. Man "glaubt" diesen Klang.
Die Kirchen in den USA, besonders die ländlichen "congregational churches", haben oft nicht nur die optische Anmutung eines größeren Wohnzimmers, sondern wurden - wenn sie es nicht von Anfang an schon waren - in vielen Fällen akustisch mausetot gemacht, damit der Prediger gut zu verstehen ist.
Die PO, die man in solchen Räumen findet, sind völlig glatt und auf absolute Verschmelzung intoniert. Und das klingt bisweilen richtig gut.
Nur bei den vielen DO/VO glaubt man, sich die Illusion einer Kathedrale in dieses akustisch neutrale Umfeld holen zu müssen. Das mag US-amerikanischem Eklektizismus und Pragmatismus entsprechen. Ich empfinde es als massiven Stilbruch.
Wir hatten hier im Nachbarort vor 20 Jahren bei der Installation einer DO genau dieses Problem: Eine pupstrockene Kirche (deren Akustik später im Rahmen einer Kirchensanierung erheblich nachgebessert wurde), die vor allem bei Chören gefürchtet war, denn ihre Akustik war wie der Seziertisch einer Pathologie und legte jede klangliche Schwäche offen.
Um nun einen Orgelklang zu erzeugen, der überzeugend wirkt, habe ich damals eine 24-kanalige Abstrahlung durchgesetzt (bei II/31).
Damit das Plenum trägt, haben wir eine Sekunde Hall darübergestreut. Nicht mehr. Das Plenum der Gloria/Monarke-Silbermann-Samples wirkt dadurch bis heute überzeugend und hat ausgeprägte polyphone Qualitäten. An dieser Orgel hatten seither etliche Verfechter der "reinen Lehre" vom alleinseligmachenden PO-Klang höchst individuelle Bekehrungserlebnisse.
Irgendwann kam dann ein junger Klavierzögling daher und versuchte, sein mangelhaftes Legatospiel zu vertuschen, indem er den Hallknopf bis zum Anschlag nach rechts drehte. Die Gottesdienstbesucher reagierten mit Gerede, die neue Orgel (die anfangs nicht ganz unumstritten war) sei schon "kaputt", sie klinge so "weit weg".
Der Pfarrer, zwar Musikfreund aber nicht gerade Orgelexperte, schilderte mir das Phänomen. Ich rückte an, entdeckte das Desaster, holte meinen Werkzeugkasten, stellte die "glaubhafte" Relation zwischen Raumhall und Orgelhall wieder her, schraubte den Drehknopf ab und fixierte die Achse des Potis mit einem Tropfen Sekundenkleber. Seither "passt" es wieder.
In einem gottesdienstlichen Raum muss eine DO zur vorhandenen Raumakustik passen. Ein übertriebener Kunsthall wird selbst vom Normalhörer immer als unecht empfunden.
LG
Michael
#5 RE: 13 Jahre alt...
Zitat von Wichernkantor im Beitrag #4
Ich rückte an, entdeckte das Desaster, holte meinen Werkzeugkasten, stellte die "glaubhafte" Relation zwischen Raumhall und Orgelhall wieder her, schraubte den Drehknopf ab und fixierte die Achse des Potis mit einem Tropfen Sekundenkleber.
Gut gemacht.
Liebe Grüsse, Mike
Mittlerweile wird ein künstlicher Hall auch bei PO versucht. Als uns Ansgar Wallenhorst seine Sinua gesteuerte Orgel in St. Peter und Paul in Ratingen vorstellte, gab es den verblüffenden Effekt in der eigentlich nicht sehr halligen Kirche. Per Sinua wurden die Ventile so gesteuer, dass sie sich erst ein paar Millisekunden später schließen als normal. Dadurch entsteht ein kathedralartiger "Nachhall" der verblüfft aber nicht wirklich in den Raum passt.
LG
#7 RE: 13 Jahre alt...
Ja, davon habe ich inzwischen mehrfach gehört. Auch ein befreundeter Kollege (und OSV) hat seine Pfeifen-Hausorgel mit einem - gaaaanz sparsam dosierten - elektronischen Hall nachgerüstet. Das Signal wird von Mikrophonen abgenommen und durch den Hallgenerator in Nahfeldmonitore eingespeist, die im Orgelgehäuse platziert sind. Er ist mit der Lösung sehr zufrieden. Mein eigener Ohrenschein steht noch aus.
LG
Michael
Zitat von Sc1978 im Beitrag #6
Per Sinua wurden die Ventile so gesteuer, dass sie sich erst ein paar Millisekunden später schließen als normal. Dadurch entsteht ein kathedralartiger "Nachhall" der verblüfft
Das klingt interessant. Aber wie muss ich mir solchen "Hall" vorstellen? Ein späteres Schließen der Ventile bedeutet doch (nur?) eine Verlängerung des Tons... Oder?
Zitat von Gemshorn im Beitrag #8
Das klingt interessant. Aber wie muss ich mir solchen "Hall" vorstellen? Ein späteres Schließen der Ventile bedeutet doch (nur?) eine Verlängerung des Tons... Oder?
Stimmt, durch das minimale verlängern des Tones, schiebt sich der Klang der Pfeife im Verklingen in den nächsten Ton. Durch den geringen Abstand bzw. das leichte Überschneiden entsteht der Halleffekt. Ich bin kein Physiker, aber es geht.
Hier noch was (technisch) interessantes von dem Knaben:
https://www.youtube.com/watch?v=bToBkBrsv9U
#12 RE: 13 Jahre alt...
Donniwetti! Ja, das ist jenseits des großen Teiches ein beliebtes Bravourstück. Wir Europäer spielen da lieber hochseriöse Bonnet-Etüden, die Amerikaner machen etwas, was - bei aller technischen Raffinesse - nicht so richtig ernst zu nehmen ist.
Aber dieser Mulet
https://www.youtube.com/watch?v=j3XbobFxjLE
ist auch nicht von Pappe!
Ich wünsche diesen jungen Leuten immer von Herzen, dass sie durchhalten. Ich habe schon zu viele hoffnungsvolle "Wunderkinder" in der Bedeutungslosigkeit versinken sehen ...
LG
Michael
#14 RE: 13 Jahre alt...
Der Bumblebee ist jetzt auch nicht so überzeugend (technisch ja, aber sonst…), wie Michael ja auch schon schreibt. Aber dass er den Henri Mulet mal eben so spielt, da bin ich schon höchst angetan und sage: Respekt junger Mann! Das ist musikalisch und technisch schon eine grosse Hausnummer. Trotz „Wohnzimmer“-Athomsphäre ;-)
P.S. Und unabhängig davon: 13 Jahre ist trotzdem cool und zu beglückwünschen!!!
Cavaille-Coll St. Sernin / Toulouse - oder so was in der Richtung... ;-)
Gloria Concerto 469 CC - 2021
www.orgelmusik-kelkheim.de
#15 RE: 13 Jahre alt...
Zitat von Wichernkantor im Beitrag #12
Ich wünsche diesen jungen Leuten immer von Herzen, dass sie durchhalten. Ich habe schon zu viele hoffnungsvolle "Wunderkinder" in der Bedeutungslosigkeit versinken sehen ...
Kennt man ungefähr die Gründe? Ich könnte mir vorstellen, dass es manchmal riskant wird, wenn das Kind von den Eltern zu sehr "vermarktet" oder überall stolz hergezeigt wird und dabei der Spaß an der Musik leidet. In der Schule habe ich so ein Beispiel erlebt; da war wohl die Familie sehr ehrgeizig, dass der Junge ganz viel Klavier übt, und soweit ich weiß, hat er in der Mittelstufe dann fast ganz aufgehört.
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