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GL 529 Ave Maria (gregorianisch)
Im neuen GL steht als erster Ton des gregorianischen Chorals ein e; in alten Choralbüchern stand dort jeweils ein f, desgleichen im Münchener Kantorale (C), S. 468.
Frage: Ist das e im GL ein Druckfehler? Ich meine mich an einen Artikel in der "Singenden Kirche" erinnern zu können, wo diese Melodieänderung als Ergebnis neuester gregorianischer Forschung verkauft wurde...
Weiß dazu jemand Genaueres?
Dann hat sich das Münchener Kantorale wohl sehr bewusst widersetzt.
Solche Änderungen von Melodien sind immer schwierig...
Der Abgesang von e auf das c ist ungleich schwieriger als von f auf c... aber diese Überlegung stand wohl bei der Änderung nicht im Vordergrund.
Zur Singweise des gregorianischen Introitus "Gaudeamus" zu Allerheiligen und für andere Feste (gibt es in jeweils abgewandelten Texten):
Noch immer gilt in der katholischen Kirche verbindlich die "Editio Vaticana" des "Graduale Romanum" von 1908 (auch in den Ausgaben von 1961 und nachkonziliar 1974).
In diesen steht beim Wort "Gaudeamus" das b drin, also ist dieser Ton nach wie vor erniedrigt zu singen.
Wenn neuere Gregorianik-Forschungen zu einem anderen Ergebnis kommen, ist dies für den kirchlichen Gebrauch so lange nicht bindend, bis eine neue Ausgabe des "Graduale Romanum" erscheint, das die neueren Forschungsergebnisse berücksichtigt.
Viele Grüße
Bernhard
@Canticus: da die römischen Institutionen keine offiziellen praktischen Ausgaben mehr veröffentlichen, gilt, dass zwar die Texte dem ursprünglichen Vorgaben entsprechen müssen, nicht aber die Melodien. Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Graduale_Novum?wprov=sfla1
Das Graduale novum hat die restituierten Melodien aufgenommen.
Mag sein, dass das in den Gemeinden die die tridentinische Form präferieren, nicht so gesehen wird. Aber das sei Euch unbenommen. Ich denke, in der katholischen Kirche ist Platz für Beides...
#9 RE: GL 529 Ave Maria (gregorianisch)
@ Sc1978
Danke für diese Informationen!
Ich kannte halt aus meiner früheren "nachkonziliaren Zeit" nur das "Graduale Romanum" von 1974 und noch das "Graduale Triplex" von 1979. Schon damals bedauerte ich die in weiten Teilen recht willkürliche Umstellung der Festzeiten (beispielsweise den Wegfall der Vorfastenzeit "Septuagesima", Sexagesima", "Quinquagesima" oder auch der Verwandlung der "Sonntage nach Erscheinung" und der "Sonntage nach Pfingsten" in die gesichtslose Formel "Sonntage im Jahreskreis") und damit auch die damit verbundene Umstellung bzw. Wegfall der jeweiligen Gesänge.
In der "Novus-Ordo"-Praxis spielt der Gregorianische Choral so gut wie keine Rolle mehr. Ob dies im Sinne DES Konzils ist, sei dahingestellt, wenn man dessen Liturgiekonstitution "Sacrosanctum Concilium" studiert...
Da ich schon sehr lange nur noch bei der traditionellen lateinischen Liturgie mitwirke, hat sich bei mir die Spur zu den späteren von Dir genannten Publikationen verloren.
Wir verwenden ausschließlich die Melodien, wie sie im GR von 1908, letzte Ausgabe 1961, das einzige liturgische Gesangbuch für die traditionelle lateinische Messe, zu finden sind und sind damit sehr zufrieden.
Ich bin vollkommen Deiner Ansicht, daß in der katholischen Kirche Platz für beides sein sollte...
Viele Grüße
Bernhard
#10 RE: GL 529 Ave Maria (gregorianisch)
Zitat von Gemshorn im Beitrag #3
Der Abgesang von e auf das c ist ungleich schwieriger als von f auf c... aber diese Überlegung stand wohl bei der Änderung nicht im Vordergrund.
Das finde ich gar nicht so (Macht der Gewohnheit?). Die Tonfolge e-c-d findet man häufig im Choral bzw. auch der Gemeindepsalmodie (z. B. im 2. Psalmton).
Die Antiphon "Ave Maria" und den Introitus "Gaudeamus" findet man übrigens in restituierter Form auch in dem von Stephan Klöckner verdienstvoll herausgegebenen Chorbuch Gregorianischer Choral "In hymnis et canticis", Carus VN 19.007.
Viele vorweihnachtliche Grüße,
Willi
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