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Stille in der heiligen Nacht... oder - wie alt werden wohl diese Digitalorgeln so?
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#1 Stille in der heiligen Nacht... oder - wie alt werden wohl diese Digitalorgeln so?
Hallo zusammen,
ich hoffe Ihr hattet alle eine schöne Weihnachtszeit und einen gelungenen Jahreswechsel
leider hat mein letztes Jahr nicht ganz so gut aufgehört wie ich mir das erhofft hatte.
Nach dem Kauf der Gloria (concerto 350), über den ich immer noch sehr froh bin,
haben wir in der Immanuelkirche in Dortmund vor der Abendmusik zum 4. Advent
...(klingt etwas bescheidener als Weihnachtskonzert)
mit der BenediktOrgel immer öfter Probleme gehabt
diese funktionierte seit einigen Monaten leider nur zur Hälfte
nun aber mitunter gar nicht mehr (Totalausfall), oder,
was akustisch wirklich beeindruckend war
...(was ich aber leider nicht mit dem Handy gefilmt habe)
fing plötzlich an von ganz alleine zu "spielen"
als Komposition wäre das preisverdächtig gewesen!
fast unglaublich aber wahr
...(es gibt eine Videoaufzeichnung, eigentlich als Erinnerung für die Chormitglieder)
während der gesamten Abendmusik keine Probleme und das Instrument ist "kreuzbrav"
und funktioniert tadellos
...(natürlich immer noch nur zur Hälfte)
bis ich mich am Ende bei den Solistinnen bedanke und den Besuchern erzähle,
dass wir neben Corona in der letzten Woche auch noch Probleme mit der Orgel hatten
und ungelogen
in dem Moment kommen von der Orgel ein paar Töne
riesen Gelächter im Publikum (in einem Film wäre das sicherlich absolut unglaubwürdig gewesen)
ich: "und das stellen Sie sich jetzt bitte in voller Lautstärke und ohne Ende vor"
da fängt das Gerät erneut an loszulegen... (in voller Lautstärke und ohne Ende
so witzig diese Begebenheit natürlich ist,
leider funktioniert die Orgel seither überhaupt nicht mehr
dh sie produziert keine Töne mehr und (was fast noch schlimmer ist)
ich kann sie auch nicht mehr als MIDI-Spieltisch für den Synthi oder Hauptwerk verwenden
im Herbst diesen Jahres hätte die Orgel ihr 25 jähriges Jubiläum
da stellt sich mir nun die Frage:
hatten wir Glück, dass die Technik so lange gehalten hat
...wenn ich Herrn van Tegelen richtig verstanden habe ist der MIDI-Chip einer Baugruppe defekt
...allerdings ist es fraglich ob dieser noch zu bekommen ist
oder haben wir einfach Pech und wir müssen
...(von den Lautsprechern und Verstärkern abgesehen)
ein bis zuletzt gut klingendes Instrument nun komplett aufgeben
weil die Platinen und Chips nicht mehr reparabel oder ersetzbar sind...
mit den besten Wünschen für ein gesegnetes (nicht mehr ganz) neues Jahr 2022
und besonders herzlichen Grüßen oliver
#2 RE: Stille in der heiligen Nacht... oder - wie alt werden wohl diese Digitalorgeln so?
Mein Mitgefühl!
Ich habe so etwas vor Jahrzehnten leider schon mal miterleben müssen. Eine eigentlich von mehreren Herstellern verwendete Technik war nicht mehr zu warten, denn die (kleine, vor allem klanglich herausragende) Firma gab es plötzlich nicht mehr und die Nachfolger gründeten ein neues Unternehmen gleichen Namens und waren so aus allen Garantien und -- ich nenne es mal -- moralischen Verpflichtungen gegenüber Kunden ihres Vorläufers raus. (Die Firma gibt es heute aber auch nicht mehr.) Auch die Mitbewerber, die die gleiche Technik verwendeten, wollten von Hilfe nichts wissen (wegen evtl. Haftung aber teils nachvollziehbar). Und da die Originalfirma noch einige geniale Ideen ihres führenden Kopfes eingebaut hat, aber dies nirgendwo dokumentiert hatte, war mit den Köpfen auch das Wissen weg. Die üblichen E-Orgel-Service-Techniker schlugen nur die Hände über dem Kopf zusammen.
Übrigens geschah dies damals schon nach zehn bis fünfzehn Jahren Spielzeit und es war eine Neubeschaffung nötig...
So, wie Du es beschreibst, bist Du in einer besseren Lage, da Du zumindest einen Kenner der Technik als Verbündeten zu haben scheinst. Sollte irgendwo eine baugleiche Orgel "frei" werden, könnte man also auf Ersatzteile hoffen...
Ich verweise jetzt mal darauf, dass es heute manche Orgeln mit einer Garantie für "20 Jahre Ersatzteilverfügbarkeit" gibt, in Einzelfällen auch länger. Aber sollte vorher dort zufällig ein Meteorit einschlagen o.ä. nützt das den Kunden auch nichts.
Der technische Forschritt führt übrigens leider in vielen Technikbereichen dazu, dass eigentlich völlig intakte Geräte oder Maschinen bzw. Fahrzeuge (teils im Wert von mehreren Millionen Euro!) verschrottet werden müssen, weil relativ kleine elektronische Teile defekt und nirgends mehr zu bekommen sind. Wir haben uns ja in den meisten Lebensbereichen daran gewöhnt, dass Haushaltsgeräte keine zehn Jahre mehr alt werden.
Bei Elektronik ist es leider wohl auch so, dass all diesen kleinen Baugruppen oft sehr fein aufeinander abgestimmt sind und dann die ersatzmäßige Nutzung von "ähnlichen" neueren Teilen an anderer Stelle zu "Zickigkeiten" in puncto Kompatibilität führt.
Ich drücke Dir die Daumen, dass sich passende Ersatzteile auftreiben lassen. Allerdings kann es wohl nicht schaden, sich grundsätzlich ein paar Gedanken über einen Plan B zu machen...
#3 RE: Stille in der heiligen Nacht... oder - wie alt werden wohl diese Digitalorgeln so?
Zitat von Oliva di Gloria im Beitrag #1
...wenn ich Herrn van Tegelen richtig verstanden habe ist der MIDI-Chip einer Baugruppe defekt...allerdings ist es fraglich ob dieser noch zu bekommen istoder haben wir einfach Pech und wir müssen ...(von den Lautsprechern und Verstärkern abgesehen)ein bis zuletzt gut klingendes Instrument nun komplett aufgeben weil die Platinen und Chips nicht mehr reparabel oder ersetzbar sind...
Oh je, das ist ja richtig blöd! Ich schätze, einen Kreuztausch zwischen den beiden Orgelteilen habt ihr schon versucht? Vielleicht habt ihr ja Glück und die Chance eine gebrauchte Benedikt- oder Viscount-Orgel der entsprechenden technischen Generation zum Ausschlachten zu ergattern oder es findet sich doch noch irgendwo ein Ersatzteil - vielleicht hat ja noch ein Servicetechniker genau dieses Teil irgendwo im Ersatzteillager. Ich drücke dir und der Gemeinde auf jeden Fall alle Daumen!
Viele Grüße
Trompetendulzian
#4 RE: Stille in der heiligen Nacht... oder - wie alt werden wohl diese Digitalorgeln so?
Hallo,
ich habe selbst eine Benedikt als Dienstinstrument, welche inzwischen auch schon auf 20 Jahre in unserer Gemeinde kommt.
So ärgerlich ein Defekt auch ist, so muss man fairerweise das Alter des Instruments schon anerkennen. Wenn ich hier einmal an die analogen Vorfahren unserer DOs denke, so waren diese vielleicht in einigen Punkten robuster, weil einfacher, jedoch in anderen Dingen auch deutlich wartungsintensiver.
Vielleicht kennt ja noch der ein oder andere User hier die "Drahtzäune" als Tastenkontakte mit ihren offenen Kontakten, die früher oder später durch Korrosion zu Kontaktschwierigkeiten geführt, und zeitintensive Wartungen erfordert haben. Da wurden nicht viele Instrumente 25 Jahre alt bzw. waren mit dem Aufkommen der DO schlagartig veraltet und auch klanglich im Hintertreffen. Da hat man teilweise um den guten Klanges Willen deutlich jüngere (funktionstüchtige) Analoginstrumente gerne vor der Zeit aufgegeben.
Aufgrund des immer noch guten Klanges der Benedikts ist so ein Ausfall natürlich heute trotz des inzwischen hohen Alters der Instrumente natürlich ärgerlich bzw. man nimmt den Ärger intensiver war.
Jedes Instrument wird aufgrund Alterung und des Fortschritts irgendwann zum Nischenprodukt, für das die Ersatzteilbevorratung einfach nicht mehr lohnt. Das hat dann auch nicht unbedingt etwas mit fehlender Nachhaltigkeit zu tun, denn diese wird bei Kleinserien sicherlich nicht erzielt werden können, und aufgrund der verhältnismässig kurzen Zeit der Herstellerfirma Benedikt am Markt, ist die Bezeichnung Kleinserie bestimmt nicht ganz falsch.
Aber zurück zum Problem hier:
Ich habe in den vergangenen Jahren die Erfahrung gemacht, dass die Benedikts sehr sensible auf Spannungsschwankungen im Netz reagieren, und sich da auch schon einmal verschlucken können. Wir hatten so z.B. 2x den Fall, dass die Orgel nach einem Gewitter mehr oder weniger seltsam drauf war, und nach einer gewissen Anzahl gespielter Töne einfach mit einem Dauerton der letzten Kadenz eingefroren ist.
Aus- und wieder Einschalten hat das ganze dann wieder für ca. 2 Choralverse behoben, bevor es wieder zu einem Dauerton kam.
Letztendlich wurde das Problem mit einem Factory-Reset durch den Kundendienst gelöst, und seitdem haben wir einen Überspannungsfilter zwischen Netz und Orgel, wodurch das Problem nicht wieder aufgetreten ist.
Um ein Softwareproblem auszuschliessen, wäre das ein Reset also mein erster Ansatz.
Danach wäre die Hardware an der Reihe.
Hier denke ich nicht, dass es sich um ein Midi-Problem handelt, denn Midi findet (es sei denn, Benedikt hat einen anderen Weg gewählt) eigentlich unabhängig von der Klangerzeugung statt.
Vielmehr scheint es hier doch so zu sein, dass die Klangerzeugung von den Klaviaturen unsinnige Anweisungen bekommt, was die Katzenmusik erklären würde.
Die gleichen Klaviaturen versorgen auch das Midi-Interface mit den notwendigen Daten.
Ich würde daher eher auf einen Defekt in der Sammelplatine tippen, die dann die Daten an Midi-Interface und Klangerzeugung weiterschickt. Es sei denn, die Komponenten würden intern schon per Midi kommunizieren. Hier wäre es sicher spannend das verwendete Bussystem in Erfahrung zu bringen.
Aber wie dem auch sei: Aufgrund heutiger , moderner Instrumente ist der Restwert der Benedikt, bei allem guten Klang, begrenzt, und der Weg zum wirtschaftlichem Totalschaden kurz, weshalb ich vielleicht noch einen Versuch mit einem Reset durch den Kundendienst wegen eines möglichereise vorhandenen Softwareproblems investieren, das Instrument aber bei vorliegen eines nachgewiesenen Hardwaredefekts aufgeben würde (es sei denn, der Defekt ist sofort eindeutig zu lokalisieren und kostengünstig zu beheben).
Ausgedehnte Fehlersuchen durch den Kundendienst lohnen sich wahrscheinlich nicht mehr.
VG
Festival Trumpet 8'
#5 RE: Stille in der heiligen Nacht... oder - wie alt werden wohl diese Digitalorgeln so?
Zitat von Festival Trumpet 8 im Beitrag #4
Letztendlich wurde das Problem mit einem Factory-Reset durch den Kundendienst gelöst, und seitdem haben wir einen Überspannungsfilter zwischen Netz und Orgel, wodurch das Problem nicht wieder aufgetreten ist.
Oh ja, EMV-mäßig scheinen die Digitalorgeln nicht besonders robust zu sein: Bei Freunden von mir änderte eine Johannus-Orgel die Handregistrierung, wenn in der Küche der Mixer lief - eine aktive USV als Netzfilter brachte Abhilfe.
Bei meiner ehemaligen Concerto konnte ich über die Hosenbeinabstrahlung meinem PC am selben Stromkreis beim Arbeiten zuhören...
Was das Thema Ersatzteile für Benedikt angeht, würde ich nicht so schwarz sehen. Es wurde ja bekanntermaßen Viscount-Technik verbaut und ich denke da stehen die Chancen gut, über den Viscount-Support Hilfe zu bekommen oder notfalls ein Gebrauchtinstrument zum Ausschlachten zu finden. Es gab hier doch neulich auch eine Anzeige für eine gebrauchte Benedikt-Orgel.
Viele Grüße
Trompetendulzian
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gelöscht
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#6 RE: Stille in der heiligen Nacht... oder - wie alt werden wohl diese Digitalorgeln so?
Haaaaleluja... (Händel - nicht Mozart - bitte)
Zeichen und Wunder sind selten geseh'n
nicht nur in (katholischen) Kathedralen
heute ist (mindestens) eines gescheh'n
uns're Orgel kann wieder strahlen...
Für alle welche diesen Thread nicht verfolgt haben - ich kann seit ca einem Jahr der große DO in Do-Marten nur die Hälfte der möglichen Töne entlocken, da eine Baugruppe (die Orgel hat intern zwei a 52 Register) ausgefallen ist.
Herr von Tegelen (der Chef von Benedikt) hatte vermutet, dass der MIDI-Chip welcher für die interne Kommunikation der beiden Baugruppen zuständig sei (und nach seinen Angaben mit doppelter Datenrate läuft) defekt ist - zusätzlich hatte er wohl bei der Größe der Orgel auch die Taktraten erhöht - es geht um ComputerTechnik von vor über 25 Jahren, ein Ersatzteil war also trotz intensiver Suche nicht zu bekommen...
Wenn ich Herrn vTegelen richtig verstanden habe, dann hat er zuhause etwas "gebastelt", was er allerdings aufgrund dieser Sondersituation (internes Midi, höhere Taktraten) nicht testen konnte
Langer Worte kurzer Sinn:
Die Orgel funktioniert wieder - Komplett
ich hatte heute nicht sehr viel Zeit zum Ausprobieren, aber sicherlich könnt Ihr Euch meine Erleichterung vorstellen - wir haben zur Zeit die Neuapostolische Gemeinde bei uns zu Gast (deren Kirche wird bis nach Weihnachten renoviert)
und natürlich habe ich mich ein wenig geschämt aufgrund der defekten Orgel
allerdings muss ich ehrlich sagen, dass ich einige Male doch sehr angetan von dem Klang war (vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass ich nicht gespielt habe ;-) und das obwohl nur die Hälfte funktionierte...
mein Fazit: ich mache mir keine Sorgen darüber, dass heutige DO in 100 Jahren nicht mehr repariert werden können - allerhöchstens, dass die Menschen der Meinung sind es lohnt sich einfach nicht.
für Euch alle die besten Wünsche für ein wunderschönes Wochenende
oliver
#7 RE: Stille in der heiligen Nacht... oder - wie alt werden wohl diese Digitalorgeln so?
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