Babylonische Melodieverwirrung im neuen GL

17.02.2022 09:52
#1 Babylonische Melodieverwirrung im neuen GL
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Administrator

Für die Österreicher interessant:
Wie die Leser des umfangreichen Gotteslob-Threads vielleicht mitbekommen haben, wurden im Österreichteil des neuen GL nicht selten Melodieversionen abgedruckt, die nicht mehrheitsfähig sind. Insbesondere Melodievarianten der Diözese Graz-Seckau wurde oftmals der Vorzug vor den verbreiteteren Version (Wien, Eisenstadt, St. Pölten u.a.) gegeben.
Offenbar haben einige begonnen, mit den Gemeinden umzulernen, siehe hier:
https://www.youtube.com/watch?v=sO7WK6K8OgM
Das Video stammt aus Wien Meidling, wo man es eigentlich besser wissen sollte; das vorgetragene Lied wird in Wien und dem Burgenland (und wer weiß, wo sonst noch) nicht nach dieser verflachten Melodieversion gesungen - in späteren Auflagen des neuen GL wurde die erst verschwiegene Wiener/Eisenstädter Version mittels kleiner Noten nachgereicht. Besser als nichts, aber: Eigentlich sollte die im Video dokumentierte Version mittels kleiner Noten in den Notentext eingefügt sein - es ist wieder einmal die Version der Diözese Graz-Seckau.

Das Chaos endet nicht; vermutlich gibt es Gemeinden, die die überkommenen Versionen weiterpflegen - und andere, die das nicht tun und mühsam umlernen. Ob die Verantwortlichen wissen, was sie da angezettelt haben?


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17.02.2022 10:43
avatar  Sc1978
#2 RE: Babylonische Melodieverwirrung im neuen GL
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Das Problem gibt es Bistum Essen zu Hauf.
Das Bistum wurde 1958 aus Teilen der (Erz-)Bistümer Köln, Münster und Paderborn gebildet, das führt dazu, dass man erstmal fragen muss, zu welcher Diözese die Gemeinde früher gehörte, manchmal in der gleichen Stadt. So gibt es im Eigenteil teilweise drei verschiedene Melodien zum gleichen Text (zB. Tauet Himmel oder Das Grab ist leer).
Da kommt häufig "mecker" vor...
LG

Plz 40591


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17.02.2022 10:52
#3 RE: Babylonische Melodieverwirrung im neuen GL
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Da scheint es - vor allem in Österreich, aber nicht nur dort - auch bei anderen Texten Melodievarianten zu geben. Ich frage mich, warum man in Österreich unbedingt einen gemeinsamen Regionalteil zum GL fabriziert hat. Es hätte ja zwei Alternativen gegeben: Im Österreich-Teil sich auf die Lieder zu beschränken, die überall nach gemeinsamem Melodiestandard gesungen werden, und diese Lösung zu ergänzen durch diözesane Beihefte; oder ganz auf einen Österreich-Teil zu verzichten und Diözesanteile zu kreieren, entweder Solo oder für zwei bis drei Diözesen gemeinsam (wie z.B. für Freiburg und Rottenburg-Stuttgart).


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17.02.2022 10:53
#4 RE: Babylonische Melodieverwirrung im neuen GL
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Moderator

Na, ich kenne ein paar NGL, da hat sich jede Gemeinde hier im Beritt ihre eigene Lokalfassung zurechtgesungen ...

LG
Michael


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17.02.2022 11:07
#5 RE: Babylonische Melodieverwirrung im neuen GL
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Administrator

Zitat von kargelertfan im Beitrag #3
Ich frage mich, warum man in Österreich unbedingt einen gemeinsamen Regionalteil zum GL fabriziert hat. Es hätte ja zwei Alternativen gegeben: Im Österreich-Teil sich auf die Lieder zu beschränken, die überall nach gemeinsamem Melodiestandard gesungen werden, und diese Lösung zu ergänzen durch diözesane Beihefte; oder ganz auf einen Österreich-Teil zu verzichten und Diözesanteile zu kreieren, entweder Solo oder für zwei bis drei Diözesen gemeinsam (wie z.B. für Freiburg und Rottenburg-Stuttgart).

Vollkommen richtig. Aus dem alten GL war das ein bewährtes System: Gemeinsamer Österreichteil mit den "Essentials" aus dem ganzen Land - und im Fall des neuen GL wohl auch zuzüglich vieler neuer Lieder, die im Stammteil keinen Platz finden konnten, aber zur Aufnahme in die Regionalteile empfohlen wurden. Dazu dann diözesane Anhänge, ganz ohne kleine Noten für Melodievarianten. Man hätte sich viele Querelen sparen können... Die Unkenntnis mancher Diözesanvertreter über die Traditionen des Bistums sind teilweise erschreckend - dabei hätte man nur in die Gesangbücher vor dem (alten) GL schauen müssen, um zu wissen, wie der Hase läuft.


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17.02.2022 18:11
avatar  Guilain
#6 RE: Babylonische Melodieverwirrung im neuen GL
Gu

Ausgaben mit Diözesananhängen hätten - wegen der kleinen Auflage - das neue Gotteslob um einiges verteuert. Die Entscheidung für einen gemeinsamen Österreich-Teil ohne separate Diözesanteile hat damals der zuständige Liturgiereferent der Bischofskonferenz, der Grazer Bischof Egon Kapellari, getroffen.


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17.02.2022 18:35
avatar  Guilain
#7 RE: Babylonische Melodieverwirrung im neuen GL
Gu

Ergänzung: Die einzelnen Diözesen konnten ein Kontingent von Wunschliedern einbringen. Wenn nur eine Diözese ein bestimmtes Lied wünschte, wurde in der Regel deren Fassung übernommen.


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18.02.2022 11:22
avatar  Guilain
#8 RE: Babylonische Melodieverwirrung im neuen GL
Gu

Im nächsten Jahr erscheint ein Kommentarband zu den Liedern des Gotteslob-Österreichteils:
Andrea ACKERMANN / Franz Karl PRAßL / Ewald VOLGGER (Hg.): Die Lieder des Gotteslob. Österreich und Bozen-Brixen. Liturgie – Kultur – Geschichte. Wien: Dom-Verlag 2022.
Den Stammteil-Kommentar gibt es bereits:
Ansgar FRANZ / Hermann KURZKE / Christiane SCHÄFER (Hg.): Die Lieder des Gotteslob. Geschichte – Liturgie – Kultur. Stuttgart: Katholisches Bibelwerk 2017.


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18.02.2022 14:40
#9 RE: Babylonische Melodieverwirrung im neuen GL
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Administrator

Zitat von Guilain im Beitrag #7
Ergänzung: Die einzelnen Diözesen konnten ein Kontingent von Wunschliedern einbringen. Wenn nur eine Diözese ein bestimmtes Lied wünschte, wurde in der Regel deren Fassung übernommen.

Ja, das ist mir bekannt. Auch darin zeigt sich m.E. ein Versagen. Manche Diözesenverantwortlichen - ich deutete es im Eingangsposting an - legen eine erstaunliche Ignoranz (im wörtlichen, nicht im bösartigen Sinn, bitte!) an den Tag. Gerade Wien hätte sich bezügl. GL 931 zu Wort melden müssen, da dieses Lied auch im spät erschienenen Ergänzungsteil aufgenommen war, dort mit der für Wien richtigen Melodie.
Sollte es etwa keine gegenseitige Möglichkeit zur Einsichtnahme in die Vorschläge der anderen Diözesen gegeben haben? Oder war es einfach "wurscht", wenn eine andere Diözese für etwas votierte, was in der eigenen Diözese zwar bekannt war, aber nicht auf die Liste gesetzt wurde?

PS: Dass das Burgenland in der relevanten Einreichungszeit fröhlich Winterschlaf hielt, hätte dramatischere Konsequenzen nicht haben können. Im Prinzip fehlt im GL so ziemlich alles, was für die Eisenstädter Diözese als essenziell hätte benannt werden müssen. Dafür kann die Gesangbuchkommission in der Tat nichts, das war das Versäumnis der Burgenländer. Hätte ich damals etwas zu reden gehabt, sähe der Österreichteil heute anders aus.

PPS: Danke für die beiden Literaturtipps!


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