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Besonderheiten barocker Kleinorgeln
Das tue ich ja teilweise.
Für Liedbegleitungen greife ich den Pedalton auch im Manual mit — aufgrund der kurzen Manualoktave auch mal eine Oktave höher. Vorspiele und diverse Orgelsoli spiele ich sowieso nur manualiter. An Literaturspiel ist nicht zu denken. [sad]
Der Jammer liegt eben darin, dass selbst eine einfache Choralbegleitung zum Krampf geraten kann, weil es so viele Einschränkungen gibt. Dazu zählt nicht zuletzt auch die Registerzahl und die Prinzipal-4'-Basis. Die Kirche wäre groß genug für einen 16' im Manual...
Ich hab in einer kleinen Gemeinde einen Familien-Gottesdienst begleitet. Das war ein reiner Alptraum:
ca. 100 Leute, Kirche komplett voll. Die Kirche ein Neubau ohne Empore, ein einfacher rechteckiger Saalbau. Die Orgel steht in einer Nische vor dem Chorraum. :-S
Die Orgel:
Gebaut durch Orgelbau Alfred Führer
Disposition:
Manual
Gedackt 8'
Rohrflöte 4'
Praestant 2'
Pedal angehangen
für eine leere Kirche Ideal.
Die ganze Orgel ist leise intoniert [sad] der Praestant lässt einem die Ohren wegfliegen, da er komplett im Prospekt auf Augenhöhe ist [sad] .
Im Gottesdienst hat man die Orgel hinten gar nicht mehr gehört, mir sind stattdessen die Ohren weggeflogen. :-S
Wenigstens der Pfarrer konnte singen, und die Gemeinde war auch recht sicher, sodass es keine riesige Katastrophe wurde, aber die Orgel ist definitiv zu klein. [sad]
Hallo,
Zitat von Gemshorn
Habe mittlerweile ein paar Eckdaten jener Pfeifenorgel recherchiert, mit der ich Sonntag für Sonntag das zweifelhafte Vergnügen habe:
[...]
Manual (C,D,E,F,G,A — c''':
Copl 8'
Principal 4'
Flöte 4'
Quint 3'
Oktav 2'
Mixtur III
Pedal C-f (12tönig repetierend), keine Pedalkoppel:
Subbass 16'
Oktavbass 8'
Um es kurz zu machen: Es ist eine Qual, auf diesem an allen Enden beschränkten Instrument zu spielen. Das Fehlen etlicher Töne in der tiefen Manualoktave ist mindestens ebenso schlimm wie das Nichtvorhandensein einer Pedalkoppel.
[...]
Soll ich mit dem Instrument Frieden schließen oder auf eine andere Lösung hinarbeiten? Wenn Letzteres, auf welche
ich fasse konkrete Pfeifenorgeln immer als Herausforderung zum Problemlösen auf und würde auch auf dieser Orgel gerne spielen. Für mich wäre das eben eine Herausforderung, wobei die Disposition ja eben ganz klassisch Barock ist (inkl. der süDeutsch-österreichischen Copl).
Für so eine Orgel gibt es eigentlich auch mengenweise klangschöne Literatur. Praktisch die komplette italienische, bömische, englische, französische, süDdeutsche Renaissance- und Barockmusik steht zur Verfügung, für spanische wäre eine Teilung des Manuals sinnvoll, geht aber auch. All diese Literatur setzt meist nur ein paar Pedaltöne voraus (C bis c würde schon genügen). Dann gibt es einmanualige Musik aus der besonders französischen Romantik (da hatten die Orgeln vielfach noch kein Pedal, vieles ist ursprünglich auch für Harmonium geschrieben), und an Zeitgenossen empfehle ich ja immer Andreas Willscher, der im Verlag Edition LVS auch seltene Schätze (es gibt sogar einen Band mit jüDischer Orgelmusik) veröffentlicht hat, die zum überwiegenden Teil manualiter gehen (http://www.edition-lvs.de/, leider wird da die Hompage nicht aktualisiert, es gibt viel mehr tolle Sachen, Email an den Herausgeber schrieben, der schickt dann eine Liste!). Also Literatur für die Sonntagsgottesdienste der nächsten 100 Jahre ist sicher kein Problem. [wink]
Eine der schönsten (Dorf-)Orgeln aus dem Barock, die ich kenne, hat auch - wie viele Orgeln aus meiner Heimatregion - nur ein Pedal von C-f, da geht zwar kein Buxtehude, aber vieles andere, was auch eh besser zur Orgel passt. Aber schon von Pachelbel geht das meiste, vor allem wenn man bedenkt, dass die Pedalstimme in vielen Ausgaben seiner Werke (ab dem 19. Jh.) ursprünglich gar nicht fürs Pedal gedacht war.
Beste Grüße von der sonnigen Waterkant
Christoph p.
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