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Register Schwiegel 2'
#1 Register Schwiegel 2'
#2 RE: Register Schwiegel 2'
Als Nicht-Besitzer von Fachbüchern fand ich das hier schon öfter hilfreich:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Orgelregistern
.."Schwegel
(von althochdeutsch suegala: „Schienbeinknochen“, auch Schweitzerpfeiff, Schweitzerpfeife oder Zwerchpfeife) ist die Urform der Querflöte"
Auch bildsam: http://www.organstops.org/s/Schwiegel.html
#4 RE: Register Schwiegel 2'
Ein anderer Name ist "Flötenprinzipal". In "orgelbewegten" zweimanualigen Dispositionen wurde der Schwiegel gern in der 2'-Lage disponiert. Er kann wegen seiner im Vergleich zu einer Waldflöte 2' intensiveren Obertönigkeit dem Prinzipalchor, wegen seiner geringeren Lautstärke gegenüber einer Superoktave 2' dem Flötenchor zugeordnet werden. Quasi die "eierlegende Wollmilchsau" der 2'-Lage in "Spardispositionen".
LG
Michael
#5 RE: Register Schwiegel 2'
#6 RE: Register Schwiegel 2'
Zitat von Laurie 3.0 im Beitrag #5
Spardispositionen: Wobei man ja leider anmerken muss, dass bei Pfeifenorgeln ein Großteil der Dispositionen in diese Kategorie fällt. Helfen würde nur mehr Offenheit gegenüber digitalen Erweiterungen....
Oder mehr Geld.
Oder mehr Willen, für Orgeln zu spenden.
F+N-Organist
(
gelöscht
)
#8 RE: Register Schwiegel 2'
Ich weiß zwar, dass hier explizit nach dem Schwiegel 2' gefragt war, möchte aber gerne die bisherigen - und vor allem Michaels anschauliche Erklärung - dahingehend ergänzen, dass der OSV Helmut Bornefeld das Register auch gerne als 8' einsetzte, um es dann offensichtlich auch als "Mittelding" zwischne Prinzipal und Flöte verstanden haben zu wollen, Beispiele findet man z. B. hier:
Ehemalige Chororgel des Ulmer Münsters
Mergelstetten, ev. Kirche
Dettingen am Albuch, ev. Kirche
Unter letzterer Beschreibung findet sich übrigens ein sehr interessanter Link zu einem Video, in dem die Orgel, die "Bornefelds Lieblingsorgel" gewesen sei, vorgestellt wird. (Ich hätte mir allerdings ein paar mehr Klangbeispiele erhofft, ansonsten finde ich die Videos aus dieser Reihe nicht schlecht, aber hier fehlt eigentlich eine Vorstellung der klanglichen Möglichkeiten bis einige ganz kurze Phrasen zur Melodiefähigkeit...)
Grüße
Jörg
(Wollte eigentlich Links auf orgbase.nl einbauen, darf das aber erst nach fünf Beiträgen...)
#9 RE: Register Schwiegel 2'
Wobei Bornefeld gelegentlich komplett auf die 2'-Lage verzichtete, wenn extrem gespart werden musste. Da gab's dann eine Rauschpfeife 2 2/3'+2' und darüber die extrem wichtige wichtige "Siebenquart". Wer würde sie nicht vermissen ...
Wenn's hinten knarzt und vorne bellt, dann nennt man sowas ...
LG und schönen Sonntag
Michael
#10 RE: Register Schwiegel 2'
Ich erinnere mich, vor vielen Jahren mal eine analoge Lipp-Ahlborn als Gebrauchtverkauf gesehen zu haben, deren Disposition im Schwellwerk einen Schwegel 8 als einzige labiale 8-Stimme aufwies. Dafür war auf jedem Ton der beiden Labiale (Hw, Sw) genau der gleiche Spuck zu hören. Die Disposition war ausgesprochen pfeifenorgelig sparsam und hat sich mir daher eingeprägt. Etwa so:
Hw: Flöte 8, Prinzipal 4, Flöte 2, Mixtur
SW: Schwegel 8, Flöte 4, Oktave 2, Terz 1 3/5, Quinte 1 1/3, Zunge 8 (treffender wäre die Bezeichnung: Martinshorn 8), Tremulant (jaulend)
Ped: Subbass 16, Flöte 8, Flöte 4, Clarine 4.
(Wählte nicht auch Klotz in seiner Minimal-Musterdispo die Rauschquinte?)
Ich stehe mit allen "Schwiegel 2'" auf Distanz. Nun - ich kenne nur einen "Schwiegel 2'" und der ist in unserer Benedikt als einziger 2' auf dem Hauptwerk.
Wenn das im PO-Bau als "Sparlösung" gilt, um nicht Prinzipal und Flöte bauen zu müssen, dann ist das plausibel. Warum man der Benedikt nicht wenigstens einen Prinzipal 2' oder eine Superoktave 2' gegeben hat, kann ich nicht nachvollziehen.
Besonders stört mich an dem Register, dass es "mega-obertonreich" ist und in meinen ungeschulten Ohren einfach "schief" ist. Es ist kein Oktav-Register zum Prinzipal 8' oder der Oktave 4', sondern es klingt "schräg". Ich benutze es fast nie. Es klingt eher wie ein "Schwiegel 2 1/7'". Es liegt niedriger als zwei Fuß. Wenn man es zwei Oktaven tiefer spielt und dann einen 8' aus dem Schwellwerk dazu nimmt, rollen sich einem die Fußnägel hoch.
VG
Aeoline
Zitat von Wichernkantor im Beitrag #9
Wobei Bornefeld gelegentlich komplett auf die 2'-Lage verzichtete, wenn extrem gespart werden musste. Da gab's dann eine Rauschpfeife 2 2/3'+2' und darüber die extrem wichtige wichtige "Siebenquart". Wer würde sie nicht vermissen ...
Wenn's hinten knarzt und vorne bellt, dann nennt man sowas ...
LG und schönen Sonntag
Michael
Eine Bornefeld mit Spardisposition (aber immerhin 17 Register) steht gerade zum Verkauf. (Die Software sagt, ich dürfte erst nach 5 Beiträgen Links posten, die müssten jetzt erreicht sein, daher teile ich diesen Beitrag mal auf zwei...
Sie kommt aus Wendlingen-Unterbohingen und wurde von Weigle erbaut.
Sorry, ich musste nochmal teilen, weil nur ein Link pro Beitrag erlaubt ist.
Hier ist der 2' nicht - wie Michaels Beispiel - gar nicht vorhanden, sondern gleich doppelt. Dafür gibt es keinen "echten" Principal 4' und eben statt des Principal 8' und einer Flöte 8' den Schwiegel 8' und dafür die Quintade 16', die für so kleine Orgeln ungewöhnlich ist, aber bei Bornefeld auch öfters vorkommt. Dass das ganz gut funktionieren kann, wenn man sich darauf einlässt wird in diesem Video einer anderen "kleinen" Bornefeld-Orgel deutlich...
#15 RE: Register Schwiegel 2'
Der labiale Manual-16', den Bornefeld auch bei kleinen Orgeln sehr gern disponierte, war gar nicht so dumm. Versierte Spieler konnten einen c.f. mit 4' im Pedal spielen, die lH. führte mit 16' die Baßlinie, die rH. mit einer farbigen Aliquotmischung den Diskant.
Und wenn mal die im ländlichen Schwaben weit verbreiteten Gesangvereins-Dirigenten ohne Pedalkenntnisse die Orgel schlugen, konnten sie mit dem 16' im Manual ein Baßfundament imitieren.
Die Orgel im Video gehört m.E. wirklich zu den gelungenen. Bornefeld war ja bei etlichen Orgelbauern äußerst unbeliebt, weil er in alles bis ins Detail "hineinregierte". Vor allem kleinere Firmen mit eher regionalem Kundenkreis fühlten sich "ausgeliefert", wenn er seine Amtsgewalt ausspielte.
Das führte bei einigen Projekten dazu, dass die Orgelbauer halt einfach "irgendwas" hinstellten und hinterher sagten, sie hätten genau das geliefert, was der OSV bestellt habe.
Walcker und Link haben in einigen Spieltischen ihr Firmenschild mit dem Zusatz "Disposition, Intonation und Mensuren: Helmut Bornefeld" versehen. Das war keine Reverenz an den Obersachverständigen, sondern eine subtile Form der Distanzierung vom klanglichen Ergebnis.
Selbst bei größeren Instrumenten blieb bisweilen die Gesamtwirkung der Plena zugunsten vieler Möglichkeiten zur synthetischen Klangfarbenbildung im Solo- und Triospiel auf der Strecke. Die von Bornefeld (und Klaus Martin Ziegler) "verbrochene" Orgel in der Stadthalle Kassel (Klais) erlaubte trotz üppiger Disposition in keinem Manualwerk ein eigenständiges, durchgängiges Mixturplenum. Man musste mindestens ein Nebenwerk ans Hw koppeln, um das zu erreichen. Den langjährigen Stadthallenorganisten Volker Hopf habe ich vor etlichen Konzerten (mit den vor 30 und mehr Jahren üblichen "bunten" Programmen) abgehört und wir standen oft ziemlich ratlos vor der Problematik, überzeugende Plena für das Bachspiel oder für norddeutsche Barockmeister, bzw. halbwegs bruchlose Crescendi und Decrescendi für Reger zu finden. Das lag u.a. auch an den recht bizarren Repetitionsschemata der Mixturen.
Die Orgel wanderte ja dann ins Eichsfeld und man musste die Karten bei den Prinzipalstimmen und Mixturen (mehr oder weniger heimlich) komplett neu mischen, um geschlossene Plena zu erzielen.
Ich habe sie am neuen Aufstellungsort (kath. "Dom" in Nordhausen) noch nicht gehört, aber Besitzer kundiger Ohren haben das Ergebnis gelobt.
Was mich meistens überzeugt hat in Bornefelds Dorforgeln, waren die Pedalaliquoten, die er anstelle von Zungen disponierte. Bei guter Intonation zeichneten sie deutlich konturierend durch und verschmolzen dennoch gut mit der 16'-Lage. Damit waren sie erheblich brauchbarer als die Posaunen oder Fagotte, die in "ländlichen Verhältnissen" oft auf Jahre ungestimmt blieben.
LG
Michael
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