Hintergründe zu "So wahr ich lebe, spricht ." E234

17.07.2022 22:35 (zuletzt bearbeitet: 17.07.2022 22:42)
#1 Hintergründe zu "So wahr ich lebe, spricht ." E234
Ch

Hallo zusammen,

ich bin gerade mit dem Lied "So wahr ich lebe, spricht dein Gott" beschäftigt. (EG 234). Der Text wurde geschrieben von Johann Heermann gegen 1630 und die Melodie stammt von Martin Luthers "Vater unser im Himmelreich".

Nun habe ich mich inhaltlich etwas mit dem Stück "So wahr ich lebe, spricht dein Gott" beschäftigt, um mehr über die Hintergründe des Liedes zu erfahren. Dabei habe ich zumindest ein paar wenige Informationen über Johann Heermann gefunden. Das Lied beschäftigt sich mit Hesekiel 33,11 (Link).

Mehr habe ich jedoch dazu nicht finden können. Habt ihr vielleicht mehr Informationen unter welchen Umständen Johann Heermann das Lied geschrieben hat oder weitere Gedanken zur behandelten Thematik? Thematisch würde es evtl. sogar zu Psalm 1 passen. Ich tue mich nur oft schwer in der liturgischen Auslegung, oder sorge damit gerne für Irritationen


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18.07.2022 09:37
#2 RE: Hintergründe zu "So wahr ich lebe, spricht ." E234
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Ich habe einen Kommentar zu diesem Lied gefunden in Karl Christian Thust, "Die Lieder des Evangelischen Gesangbuchs", Band I, S. 409+410, Bärenreiter 2012. Diese zweibändige Edition, in der alle Lieder des EG ausführlich besprochen werden, kann ich für Recherchen dieser Art bestens empfehlen.
Das katholische Gegenstück dazu ist Ansgar Frantz, Hermann Kurzke, Christiane Schäfer (Hrsg.), "Die Lieder des Gotteslob", Kath. Bibelwerk Stuttgart 2017 (in einem Band).
Schließlich sehr hilfreich ist immer noch als Auswahledition "Geistliches Wunderhorn - Große deutsche Kirchenlieder, C.H. Beck München , 2. Aufl. 2003
Kostet halt was.


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18.07.2022 09:39
#3 RE: Hintergründe zu "So wahr ich lebe, spricht ." E234
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Moderator

Im Heft 27 der "Liederkunde zum Ev. Gesangbuch" (Vandenhoek&Ruprecht, 2020) gibt es einen ausführlichen Artikel. Leider habe ich genau dieses Heft gerade verliehen, bekomme es aber (hoffentlich) am Sonntag zurück.
Wenn's bis dahin Zeit hätte ...

Zum Autor lässt sich sagen, dass er sämtliche Lieder "in angustiis", in der persönlich hautnah erlebten Bedrängnis und in den Wirren des 30jährigen Krieges geschrieben hat, in dessen Verlauf sein gesamter Hausstand zweimal gebrandschatzt wurde und er mehrfach nur knapp dem Tod entging. Hinzu kam weitere persönliche Tragik: Er verlor seine Stimme und musste deswegen 1638 das Predigeramt aufgeben. Zudem leiteten die Habsburger in Ihrer Provinz Schlesien, in der Heermann lebte, eine gewaltsame Rekatholisierung ein. Zum Schweigen verurteilt, beschäftigte er sich intensiv mit einem Kernstück der prot. Fundamentaltheologie, mit Luthers Rechtfertigungslehre. Das schlug sich in seinen Liederdichtungen nieder und rückt ihn in die Nähe der prot. Mystiker vom Schlage Gerhard Tersteegens.

LG
Michael


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18.07.2022 11:20
#4 RE: Hintergründe zu "So wahr ich lebe, spricht ." E234
Ch

Ich danke euch, dass hilft mir schon weiter. Die Liederkunde zum Ev. Gesangbuch kannte ich tatsächlich noch nicht und habe mir den Band einmal bestellt. Vielen Dank für den Hinweis. Davon abgesehen freue ich mich natürlich über jede PN wenn jemand noch etwas finden sollte 😉


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18.07.2022 12:27
#5 RE: Hintergründe zu "So wahr ich lebe, spricht ." E234
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Zitat von Wichernkantor im Beitrag #3
Im Heft 27 der "Liederkunde zum Ev. Gesangbuch" (Vandenhoek&Ruprecht, 2020) gibt es einen ausführlichen Artikel. Leider habe ich genau dieses Heft gerade verliehen, bekomme es aber (hoffentlich) am Sonntag zurück.
Wenn's bis dahin Zeit hätte ...
LG
Michael


Da liegt mir doch eine Bemerkung auf der Zunge: ganz schöne Abzocke durch Vandenhoeck & Ruprecht.
Wenn man für bis jetzt 25 erschienene Hefte, die etwa pro Heft 20 bis 25 Liedinterpretationen enthalten, einen Preis zwischen 20 und 25 € pro Heft verlangt, sind die beiden Bände von Thust für ca. 47 € pro Band geradezu ein Schnäppchen...


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18.07.2022 13:12 (zuletzt bearbeitet: 18.07.2022 13:14)
#6 RE: Hintergründe zu "So wahr ich lebe, spricht ." E234
Ch

Ich würde es nicht als Abzocke bezeichnen. Ich habe jetzt einige Proben zu Liederkunde zum Ev. Gesangbuch gelesen und finde es ausführlich und gut geschrieben. Zum Bärenreiter habe ich keine Probe gefunden, daher kann ich es nicht beurteilen.

Es ist eben so dass sich jemand hinsetzen muss und diese Informationen beschaffen muss. So etwas ist schon sehr viel Arbeit und die korrekte liturgische Auslegung ist auch kein Kinderspiel. Gleichzeitig wird der Markt für so etwas wohl sehr überschaubar sein.

Den Bärenreiter scheint es momentan auch nur noch als PDF zu geben und kostet aktuell rund 80€ pro Band.

Edit:
Sorry der digitale komplett Band kostet 80€. Die gebundene Fassung ist korrekt pro Band rund 50€.


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18.07.2022 15:05
#7 RE: Hintergründe zu "So wahr ich lebe, spricht ." E234
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Zitat von Christian_Hofmann im Beitrag #6
Ich würde es nicht als Abzocke bezeichnen. Ich habe jetzt einige Proben zu Liederkunde zum Ev. Gesangbuch gelesen und finde es ausführlich und gut geschrieben. Zum Bärenreiter habe ich keine Probe gefunden, daher kann ich es nicht beurteilen.

Den Bärenreiter scheint es momentan auch nur noch als PDF zu geben und kostet aktuell rund 80€ pro Band.

Edit:
Sorry der digitale komplett Band kostet 80€. Die gebundene Fassung ist korrekt pro Band rund 50€.


Ich muss Deine Informationen etwas korrigieren.
Preis-Leistungsverhältnis: 30 Hefte bei Vandenhoeck & Ruprecht: 600 € (eher knapp gerechnet), Thust 2 Bände 96 €, die PDF-Gesamtausgabe kostet bei bücher.de 74,95 €. Das ist doch ziemlich eindeutig. Daher das Etikett Abzocke, das ich sonst nur selten verwende.

Die gedruckten Thust-Bände gibt es entgegen Deiner Information nach wie vor, z.B. bei Stretta oder Bodensee-Musikversand. Außerdem findet man bei Stretta Probe-Ausdrucke.


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18.07.2022 16:11
#8 RE: Hintergründe zu "So wahr ich lebe, spricht ." E234
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Moderator

Zitat von kargelertfan im Beitrag #5

Da liegt mir doch eine Bemerkung auf der Zunge: ganz schöne Abzocke durch Vandenhoeck & Ruprecht.
Wenn man für bis jetzt 25 erschienene Hefte, die etwa pro Heft 20 bis 25 Liedinterpretationen enthalten, einen Preis zwischen 20 und 25 € pro Heft verlangt, sind die beiden Bände von Thust für ca. 47 € pro Band geradezu ein Schnäppchen...


Dem kann ich nicht widersprechen - die Kosten für alle erschienenen Bände belaufen sich auf 580 Euronen.
Da ich mir die Hefte bereits im i.R.-Status gekauft habe, war zudem kein Deal mit dem hessischen Ärar zu machen ...
Und ein Paketpreis ist offiziell nicht drin - es sei denn, man verhandelt. Meine Buchhändlerin holte für mich einen (kleinen) Paketrabatt heraus.
Für diese Ausgabe sprechen die Ausführlichkeit und die theologische Qualität der Exegesen. Die Reihe ist vor allem für die theologische Blibliothek interessant. Wer z.B. Liedpredigten schreibt, ist damit nicht schlecht beraten.


LG
Michael


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18.07.2022 17:05
#9 RE: Hintergründe zu "So wahr ich lebe, spricht ." E234
Ch

Zitat von Wichernkantor im Beitrag #8

Für diese Ausgabe sprechen die Ausführlichkeit und die theologische Qualität der Exegesen. Die Reihe ist vor allem für die theologische Blibliothek interessant. Wer z.B. Liedpredigten schreibt, ist damit nicht schlecht beraten.

Dem stimme ich zu. Ich habe von beiden Fassungen nun diverse Probeseiten gelesen und wenn man wie ich in einem Gottesdienst/Andacht mit der Aussage und Deutung eines Textes arbeiten möchte, dann erscheint mir persönlich wegen den vielen Verweisen und der genauen Betrachtung auch die Exemplare von Vandenhoeck & Ruprecht als zielführender, auch wenn diese teurer sind.

Beim Bärenreiter muss man zugute halten das er verständlicher ist. Also für jemanden der nicht mit theologischen/liturgischen Ansatz rangeht wäre das wohl wirklich die bessere Wahl. Aber zugegeben sind Probeseiten immer so eine Sache. Solange ich nicht beide Fassungen einmal in der Hand hatte und damit gearbeitet habe will ich mir kein Urteil erlauben.


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19.07.2022 12:04
#10 RE: Hintergründe zu "So wahr ich lebe, spricht ." E234
Ch

Bei dem Lied scheinen sich die Liederbücher beim Author nicht so einig zu sein. Einmal ist es Johann Hermann, einmal Nicolaus Hermann. Dann muss man aufpassen es gibt Johann Hermann zweimal am selben Ort aber zu unterschiedlichen Zeiten. Der Hermann mit dem Zusatz Senior ist der falsche. Wobei ich den Vornamen Johann nicht sicher verifizieren kann. Der richtige wird zwar oft Johann genannt, auch im EG. An vielen Stellen wird er aber Johannes Hermann genannt. Vermutlich nur ein Detail, vermutlich sollte ich da gehst schauen um nicht doch beide zu verwechseln.

Hermann:
de.m.wikisource.org/wiki/ADB:Heermann,_Johannes

Hermann Senior:
https://de.m.wikisource.org/wiki/ADB:Her...gest._nach_1562)


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