Heimische Orgelpreise

25.10.2022 18:26 (zuletzt bearbeitet: 25.10.2022 18:26)
#1 Heimische Orgelpreise
Or

Hallo zusammen,

nachdem es ja bereits einen Beitrag zum Thema Internationale Orgelpreise gibt, möchte ich gerne auch mal einen Austausch über die heimischen Orgelpreise, sprich die in DE erwerblichen Instrumente, anstoßen.

Ich selbst beobachte den Orgelmarkt regelmäßig und konnte in den letzten Monaten deutliche Preissprünge wahrnehmen.

Bsp. 1: Johannus Studio 150
Die Studio war im Schnitt für 5.195,00 € zu haben, mittlerweile kostet sie in der Regel gute 300,00 € mehr.

Bsp. 2: (da es hier nur einen Anbieter gibt, möchte ich mir vorher das "okay" von einem Moderator/ Admin holen, bevor ich den Namen des Herstellers bzw. Instruments poste.)
Dennoch bereits so viel: vor kurzem hat sich der Preis dieses Hauptwerk-Spieltischs von 6.800,00 € auf 7.680,00 € erhöht.

Die Gründe für die Preissteigerungen sind uns wohl alle bewusst. Auch die Hersteller haben ihre gewerblichen und privaten Rechnungen zu zahlen, keine Frage.

Wie ist eure Meinung zu dem Thema Preissteigerungen im Orgelmarkt?
Niemand von uns hat eine Glaskugel, aber denkt ihr, die Preise werden sich irgendwann wieder "erholen" oder eher als Standard etablieren?


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25.10.2022 19:23
#2 RE: Heimische Orgelpreise
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Wenn ich in meine Glaskugel zurückgucke, "erholen" sich Preise auf Preislisten nur sehr selten. Es sei denn es tritt irgend ein "Schwarzer Schwan" auf das Tableau.

Geht der Markt, sprich wir als Käufer, Preiserhöhungen nicht mit, kommt es zu Nachlässen direkt beim Händler bzw. Verkäufer. Die Hersteller drosseln dann die Produktion bzw. bauen nur nach Auftrag.

Bei sinkender allgemeiner Nachfrage auf sinkende Preise zu hoffen, halte ich für unrealistisch. Egal bei welchem Produkt. Vgl. Lebensmittel, die werden in den meisten Geschäften lieber weggeworfen als sie abends für kleines Geld abzugeben...

Unter Umständen werden Produktserien eingestellt, weil sie ihre Produktionskosten nicht mehr auf dem Markt erbringen, oder der Hersteller macht einfach zu oder lässt sich von einem Konkurrenten aufkaufen, der ihn nur vom Markt haben will.

Auslaufmodelle sind eventuell schon mal günstig zu haben. Dann kannst du aber genauso gut und vermutlich preiswerter gebraucht kaufen.

Liebe Grüße,
Wolfgang


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25.10.2022 19:31 (zuletzt bearbeitet: 25.10.2022 20:13)
avatar  SJL
#3 RE: Heimische Orgelpreise
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SJL

Zitat von Orgelfreund im Beitrag #1

Wie ist eure Meinung zu dem Thema Preissteigerungen im Orgelmarkt?
Niemand von uns hat eine Glaskugel, aber denkt ihr, die Preise werden sich irgendwann wieder "erholen" oder eher als Standard etablieren?


Bin nicht sicher, ob wir einen weiteren Thread zu dem Thema brauchen, da die Zusammenhänge in einer tendenziell globalen Wertschöpfungskette auch weitestgehend gleich ticken dürften.

Aber kurz auf deine Frage: wenn wir mal den Einfluss der weiteren Entwicklung der geopolitischen Lage ausblenden (darüber möchte ich nicht spekulieren), wäre meine Erwartung, dass sich der Preisanstieg mittelfristig wieder verlangsamen wird. Auch die nächste Rezession ist vom Zyklus her betrachtet eigentlich "überfällig". Gleichzeitig glaube ich aber auch nicht daran, dass es dabei zu aktiven Preissenkungen kommen wird, höchstens wieder eine stärkere Rabattierung wenn die Nachfrage sinkt. Ich glaube eher, die diesjährigen Aufschläge in den Preislisten bleiben als neuer Aufsatzpunkt für die Zukunft bestehen.

VG
Stephan


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25.10.2022 20:21
#4 RE: Heimische Orgelpreise
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Administrator

Zur Frage im Eröffnungsthread: Natürlich kann hier schleierlos diskutiert und können Namen genannt werden.

Zur Sache selbst: Wann wäre je etwas wieder billiger geworden?


Auf Orgelsuche.

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25.10.2022 20:32
#5 RE: Heimische Orgelpreise
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Zitat von Gemshorn im Beitrag #4
...Wann wäre je etwas wieder billiger geworden?

Was leider in letzter Zeit billiger geworden ist, sind Euros (vgl zum Dollar). Keine gute Zeit, eine kleine vier-manualige Allen mit sieben Schwellpedalen "von drüben" zu ordern.


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25.10.2022 20:41
avatar  DigitalPipes ( gelöscht )
#6 RE: Heimische Orgelpreise
Di
DigitalPipes ( gelöscht )

Zitat von Regal acht im Beitrag #5
Keine gute Zeit, eine kleine vier-manualige Allen mit sieben Schwellpedalen "von drüben" zu ordern.


Is the top lamp included in the model with 7 swell shoes?


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25.10.2022 20:44
avatar  Aeoline
#7 RE: Heimische Orgelpreise
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Zitat von DigitalPipes im Beitrag #6
Is the top lamp included in the model with 7 swell shoes?

Yes it is!

But no panflute...


VG
Aeoline


Organisten leiden oft an einer schlimmen Krankheit: Augentinnitus - Man(n) sieht nur noch Pfeifen...

Viscount Unico 400 DE [V1.14.19] (56/III/P) : ab 11.2012
Johannus Opus 520 (45/II/P) : 10.1987-11.2012
Siel HB 700 (9/II/P) : 1977-09.1987)

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25.10.2022 20:52
avatar  DigitalPipes ( gelöscht )
#8 RE: Heimische Orgelpreise
Di
DigitalPipes ( gelöscht )

Zitat von Aeoline im Beitrag #7
Zitat von DigitalPipes im Beitrag #6
Is the top lamp included in the model with 7 swell shoes?

Yes it is!

But no panflute...


VG
Aeoline


Dammit!


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26.10.2022 10:47 (zuletzt bearbeitet: 26.10.2022 10:49)
#9 RE: Heimische Orgelpreise
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...denkt ihr, die Preise werden sich irgendwann wieder "erholen" oder eher als Standard etablieren?

Nein. Die Preisänderungen künden grundlegende Veränderungen an. Preiserhöhungen belegen nicht zuletzt übrigens auch (noch) niedrigere Stückzahlen, die die Branche seit Jahren belasten.

Ich denke, dass das Produkt Sakralorgel, so wie wir es kennen, für Normalverdiener keine Zukunft mehr hat. Denn solche Orgeln werden durch die Geldentwertung mehr und mehr zu einem unverkäuflichen Produkt.

Man kann zwar Lebensfreude durch ein heimischen Instrument versprechen und viele tolle Optionen anbieten, aber das müssen sich die Kunden auch leisten können.

Um diese neue Lebenssituation vieler potentieller Orgelkunden wirklich zu verstehen, müssten sich die meist recht gut bezahlten Vordenker und Ingenieure in den Orgelfirmen allerdings in deren Situation hineinversetzen können. Doch Hand aufs Herz: Wer in diesem Forum macht sich wirklich privat und nicht "nur" aus beruflichen Gründen wirklich Gedanken darüber, dass Millionen von Menschen gerade nicht mehr wissen, wie sie finanziell überleben sollen? Ich zumindest tue das zu selten.

Die Orgel-Preise werden nur durch völlig andere Produkte und Geschäftsmodelle und ggf. auch das Verschwinden weiterer Firmen vom Markt sinken. Wer dieses Forum und das US-Forum aufmerksam liest, findet durchaus einige Hinweise, in welche Richtung das gehen wird.


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26.10.2022 11:02
#10 RE: Heimische Orgelpreise
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Administrator

Ich muss Laurie zustimmen.
Hätte ich nicht schon eine Digitalorgel - ich würde vermutlich keine mehr kaufen. Das liegt aber nicht nur an den Preisen, sondern auch an dem (gewiss bedauernswerten) Umstand, dass ich das Instrument viel zu wenig nutze. Ein zu teures Spielzeug, wenn man sich nur alle paar Wochen einmal hinsetzt und darauf spielt...

Weil auch das schlechte Gewissen der (noch?) Saturierten angesprochen wurde:
Der Einzelne wird die Welt nicht retten. Und den Schmerz des Erdballs zu tragen, dafür ist der Einzelne auch nicht gebaut.


Auf Orgelsuche.

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26.10.2022 11:07 (zuletzt bearbeitet: 26.10.2022 11:10)
avatar  DigitalPipes ( gelöscht )
#11 RE: Heimische Orgelpreise
Di
DigitalPipes ( gelöscht )

I bought a new Kawai K-200, ATX three years ago, 8000 CHF. Now it is sold, new, at 7.500 CHF.

But Kawai and Yamaha are not Viscount and Johannus and the the customers of pianos are far greater in number than those of DO.


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26.10.2022 12:42
avatar  SJL
#12 RE: Heimische Orgelpreise
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SJL

Ich glaube allerdings auch nicht, dass die diesjährige Preiserhöhung für nachhaltige signifikante Einbrüche der Nachfrage nach Orgeln sorgen wird. Das dürfte dann eher an anderen Gründen liegen. [Kurzfristig kann das natürlich anders aussehen, derzeit ist man vermutlich etwas zurückhaltend mit Investitionen.]

Meine grundsätzliche Sicht wäre: eine Orgel ist (idR) ein Luxusgut, das brauche ich nicht zum Leben. Wenn ich üben muss, kann ich auch in die Kirche fahren, wie früher auch. Und wer wirklich in der Nähe des Existenzminimums lebt, kauft (idR) ohnehin keine Orgel. Nach meiner Beobachtung ist das doch (idR) eher ein Thema für die "gehobene Mittelschicht" aufwärts. Wenn ich also wirklich eine Orgel kaufen will, werde ich das (idR) nicht bleibenlassen, nur weil das Instrument jetzt 12000 statt 11500 Euro kostet. Notfalls muss ich eben Abstriche bei der Ausstattung machen, wenn das Budget nicht reichen sollte. Aber die Grundsatzentscheidung ja/nein würde ich davon (idR) nicht abhängig machen. Dass es Grenzfälle geben kann, ist klar, aber da würde ich mal die statistische Relevanz in Frage stellen.

VG
Stephan


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26.10.2022 15:33 (zuletzt bearbeitet: 26.10.2022 15:34)
#13 RE: Heimische Orgelpreise
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@Gemshorn:
Mir ging es in dem Post nicht um das schlechte Gewissen, sondern darum, dass man als Gutverdienender die finanzielle Lage anderer Schichten wirklich aus eigener Anschauung kennen sollte, um sich realitätsnah in diese hineinversetzen zu können.

Wenn man bisher etwa zur Hälfte davon gelebt hat, dass die Masse der Verkäufe an die untere und mittlere Mittelschicht erfolgte, sollte man schon verstehen, dass deren bisheriger finanzieller Spielraum jetzt plötzlich auf Null ist.

In der Tat: In diesen Zeiten ist jeder so viel beschäftigt, dass die Zeit, die man mit einer solch kapitalintensiven Einmalanschaffung verbringt, kaum noch lohnt.


@SJL:
Wer 12.000 Euro mal so ausgeben kann, den stören ein paar hundert Euro mehr tatsächlich nur wenig. Aber "weniger Wohlstand" trifft die Mittelschicht mit voller Wucht, also auch viele potentiellen Orgelkäufer (z.B. in einem Nachbarland, wo Orgel ein Volksinstrument ist). Für ein ordentliches Grundmodell hat sich im Laufe von ca. acht Jahren der Preis von einer 5 am Anfang auf eine 8 am Anfang verändert. Die größten Steigerungen kamen dabei in den letzten beiden Jahren und zwar inzwischen in mehreren Preiserhöhungen pro Jahr!

Es war eine allgemein bestätigte Faustregel: 80 Prozent der Kunden kauften im Bereich bis 5000 Euro und vom Rest wiederum 80 Prozent unter 10.000 Euro. Vielleicht heute 6.000 und 15.000 Euro.

Jetzt fallen also für 80 Prozent der Kunden die finanziellen Spielräume teilweise oder ganz weg, aus denen sie sich eine Orgel leisten konnten. Gleichzeitig gibt es keine Orgel mehr diesseits der "Schmerzgrenze" der Masse der Kunden, die in diesem Forum nicht komplett durchfallen würde! Wir werden sehen, wie groß der "Wumms" für die Orgelbranche wird.


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26.10.2022 19:51
#14 RE: Heimische Orgelpreise
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Administrator

Zitat von Laurie 3.0 im Beitrag #13
@Gemshorn:
Mir ging es in dem Post nicht um das schlechte Gewissen, sondern darum, dass man als Gutverdienender die finanzielle Lage anderer Schichten wirklich aus eigener Anschauung kennen sollte, um sich realitätsnah in diese hineinversetzen zu können.

Danke für die Klarstellung, war aber - zumindest aus meiner Sicht - nicht nötig. Dank deiner Zeilen trat mir der Gedanke mit dem schlechten Gewissen sofort ins Bewusstsein, auch wenn das von dir gar nicht intendiert war.
Alles gut.


Auf Orgelsuche.

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