Als Anfänger bei Veranstaltungen spielen

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13.05.2023 22:48 (zuletzt bearbeitet: 13.05.2023 22:53)
#1 Als Anfänger bei Veranstaltungen spielen
Ch

Hallo zusammen,

mich hatte heute einer unserer Orgelschüler nach meiner Meinung gefragt ob er als Anfänger nun einen Gottesdienst spielen soll. Ich habe ihm davon abgeraten, würde aber gerne mal eure Meinung hören, ob ich da einen guten Ratschlag gegeben habe.

Der Schüler spielt jetzt etwa 2 Jahre Orgel. Entsprechend seiner Voraussetzung, dass er die Orgel als erstes Instrument begonnen hat, kann er nach zwei Jahren schon einfache Choralsätze als Manualiter in dreistimmiger Form ganz sicher spielen. Zumindest wenn er einen entsprechenden Vorlauf hat. Nun wurde er vom Pfarrer gefragt, ob er nicht mal einen Gottesdienst übernehmen will während alle anderen im Urlaub sind.

Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen habe ich also eher dazu geraten, dass er es nicht machen sollte.

Er hat noch nie vor einer Gemeinde gespielt, noch nie eine Gemeinde begleitet und auch die weiteren Begleitungen hat er noch nie gemacht. Daher halte ich es für ungünstig gleich die Feuertaufe zu haben, wenn für den Notfall keiner da ist, der helfen könnte.

Mein Ratschlag war erst einmal abseits der Gottesdienste zu spielen. Also beim Seniorentreff als Beispiel. In der Kinderkirche mit dem Gemeindepädagogen wo einmal alle zwei Wochen Kindergruppen in den Kirchen sind. Dann später auch vielleicht mal ein Präludium, Meditation oder so im Gottesdienst übernehmen, zumindest dann wenn der Kantor oder ein anderer Orgelspieler anwesend ist.

Ich hatte mein erstes Vorspiel vor einem Kindergarten und ein paar Eltern. Obwohl ich damals schon einige Jahre Übung hatte, war ich total nervös und beim ersten Verspielen war ich erst einmal hilflos und musste mehrmals neu anfangen. Ich kannte die Situation vor Zuhörern einen Fehler zu machen einfach noch nicht und musste lernen, dass es eigentlich gar nicht schlimm ist. Und das obwohl nur Kinder dort waren, denen ich objektiv gesehen eigentlich alles als Musik hätte verkaufen können. Ich selbst musste bei vielen kleinen Einlagen lernen mit Fehlern umzugehen, während andere es hören. Diese eigenen Erfahrungen habe ich mit dem Schüler geteilt und geraten im kleinen Rahmen damit anzufangen. Natürlich würde die Gemeinde wohl nichts sagen, wenn es schief geht, aber für das Frischfleisch wäre es wohl eine Erfahrung die eher negativ wäre. Ich habe in meinen 15 Jahren ja auch schon den einen oder anderen Fehlschlag gemacht... Beispiel beim Amen das Vorzeichen vergessen und mit einem H Vermindert statt b-Dur begonnen und solche Sachen... Da muss man erst einmal lernen, dass einem so was egal sein muss um nicht mit dem Kopf dann daran zu hängen und gleich in den nächsten Fehler zu laufen :) Davon abgesehen, wenn er es einmal macht und sich irgendwie dadurch hangelt, dann würde man es vermutlich ständig von ihm erwarten. Und sich von Gottesdienst zu Gottesdienst zu hangeln ist ja nun auch nicht Sinn der Sache.

Ich war unheimlich dankbar, dass unser Kantor beim ersten Gottesdienst neben mir stand und mir ein Zeichen gab, wann mein Einsatz nun war im liturgischen Ablauf. Ich hätte sonst schnell ein Kyrie oder Amen einfach nicht gewusst.

Was meint ihr, habe ich ihm den richtigen Ratschlag gegeben?


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13.05.2023 23:00
#2 RE: Als Anfänger bei Veranstaltungen spielen
Br

Also mein erster Orgelauftritt war direkt ein Gottesdienst, noch bevor ich überhaupt Orgelunterricht hatte. Der Pfarrer hat mir mit viel Vorlauf die Lieder gegeben, Liturgie hat er weggelassen oder gesprochen.

Das heißt die Frage ist aus meiner Sicht nicht, ob der Neuling es schafft einen regulären Gottesdienst sauber zu spielen, sondern ob er es sich überhaupt zutraut im Gottesdienst zu spielen und wieviel Pfarrer und Gemeinde gewillt sind, einem Anfänger entgegen zu kommen.

Meine Erfahrung war stets, dass sich alle über Orgelnachwuchs gefreut und Fehler mit viel Großzügigkeit verziehen haben.

Und zum Thema "noch nie vor einer Gemeinde gespielt": Irgendwann kommt immer das erste Mal


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13.05.2023 23:10
#3 RE: Als Anfänger bei Veranstaltungen spielen
Ch

Zitat von Brassmann im Beitrag #2
Meine Erfahrung war stets, dass sich alle über Orgelnachwuchs gefreut und Fehler mit viel Großzügigkeit verziehen haben.

Ja, wobei man natürlich auch daran denken muss, dass selbst der blutigste Anfänger an der Orgel vermutlich besser als 99% der im Raum anwesenden Orgel spielen kann :) Ich ärgere mich auch ständig über einen falschen Ton den ich höre, aber kein anderer hört...

Zitat von Brassmann im Beitrag #2
Und zum Thema "noch nie vor einer Gemeinde gespielt": Irgendwann kommt immer das erste Mal

Natürlich, irgendwann ist immer das erste Mal und vermutlich wird dieses erste Mal in den seltesten Fällen ohne Fehlschläge laufen. Ich kann nur von mir ausgehen, aber ich hätte mir ganz alleine auf mich gestellt bei uns das nicht zugetraut. Mein erstes Mal hatte ich in einem Dorf bei uns, da saß ich mit dem Harmonium vorne vor der Gemeinde die ich auch eigentlich alle persönlich kannte. Da war es also schon "entspannter" und ich hatte schon dutzende kleinere Vorspiele vor Publikum hinter mir.

Bei uns in der Stadt hätte ich das nicht gemacht. Die Gemeinde sitzt im Chor und ich sitze 150 Meter entfernt auf mich alleine gestellt auf der Orgelempore und bekomme da auch kaum mit was unten gerade passiert und höre die Gemeinde auch nicht. Ich wäre dort also gezwungen gewesen auf gut Glück mein Ding einsam durchzuziehen...

Zitat von Brassmann im Beitrag #2
Das heißt die Frage ist aus meiner Sicht nicht, ob der Neuling es schafft einen regulären Gottesdienst sauber zu spielen, sondern ob er es sich überhaupt zutraut im Gottesdienst zu spielen

Da er die Frage an mich herangetragen hat, scheint er zumindest Zweifel zu haben. Ich hoffe, dass ich ihm dort ein paar Ansätze liefern konnte. Sofern er es dann probieren will, werde ich schauen in der Nähe zu sein, für den Fall dass er nicht alleine sein will.


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13.05.2023 23:32
#4 RE: Als Anfänger bei Veranstaltungen spielen
Br

Das Detail Stadt und Dorf hatte ich übersehen. Das ist tatsächlich von Ausschlag. Dorf ist da schon besser für das erste Mal.


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14.05.2023 07:58 (zuletzt bearbeitet: 14.05.2023 08:02)
avatar  SJL
#5 RE: Als Anfänger bei Veranstaltungen spielen
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SJL

Das kann man so pauschal gar nicht beantworten. Letztlich hängt es auch stark von der Persönlichkeit des Schülers ab. Ist er eher "verkopftes, ängstliches Sensibelchen" oder "selbstbewusster, in sich ruhender Macher"? Wie geht er generell auch mit etwaigen Misserfolgen um: ist er mutmaßlich nachhaltig verstört, oder schüttelt er sich eher und sagt "jetzt erst recht"?


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14.05.2023 09:01 (zuletzt bearbeitet: 14.05.2023 09:15)
avatar  SJL
#6 RE: Als Anfänger bei Veranstaltungen spielen
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SJL

Zitat von SJL im Beitrag #5
Das kann man so pauschal gar nicht beantworten. Letztlich hängt es auch stark von der Persönlichkeit des Schülers ab. Ist er eher "verkopftes, ängstliches Sensibelchen" oder "selbstbewusster, in sich ruhender Macher"? Wie geht er generell auch mit etwaigen Misserfolgen um: ist er mutmaßlich nachhaltig verstört, oder schüttelt er sich eher und sagt "jetzt erst recht"?

Neben der oben skizzierten Dimension "Pragmatismus vs. Perfektionismus" gebe ich auch noch folgendes zu bedenken: vielleicht gibt es ja ein "zu früh", aber vielleicht auch ein "zu spät". Was ich sagen will: je eher man sich an den Nervenkitzel gewöhnt, umso selbstverständlicher kann man später damit umgehen. Wenn ich hingegen das "erste Mal" zu lange hinauszögere, wird der Druck möglicherweise immer größer (gerade, wenn ich eine Tendenz zum Perfektionismus habe, wird das ja im Laufe der Jahre i.d.R. eher schlimmer als besser). Für manche ist daher der Sprung ins kalte Wasser in frühen Jahren ein wertvoller Türöffner. Ich spreche da aus eigener Erfahrung.

Die gewünschten Lieder sollte man natürlich gut vorbereiten und unfallfrei spielen können. Und den Ablauf vorher klären, ggf. mit dem Pfarrer Schlüsselworte oder -gesten vereinbaren.


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14.05.2023 09:36 (zuletzt bearbeitet: 14.05.2023 11:14)
avatar  pvh
#7 RE: Als Anfänger bei Veranstaltungen spielen
pv
pvh

Hallo,

ich denke, die Frage lässt sich, wie ja schon von einigen geschrieben wurde, nicht pauschal beantworten. Man müsste mehr über Alter, Hintergrund, Erfahrungen, auch die Psyche etc. des Schülers wissen.

Bei mir war es so: Ich hatte vor meinen ersten Einsätzen an der Orgel im Gottesdienst im Chor gesungen, im Schulorchester Geige gespielt und im Rahmen des Klavierunterrichts natürlich an üblichen Vorspielen für Eltern mitgemacht. Ich hatte da manchmal schon Bammel, aber eigentlich nie ein großes Problem, vor andere zu treten und etwas vorzutragen (z.B. in der Schule, im Pfarrgemeinderat, als Lektor, in einer Schola).

Als ich dann mit ca. 17+- Jahren angefangen habe, Aufgaben im Gottesdienst zu übernehmen, habe ich einfach einmal ein einzelnes Lied übernommen, etwas zur Kommunion gespielt usw. Meinen Platz im Studentenheim habe ich später unter der Auflage bekommen, im Heim alle 4 Wochen einen Gottesdienst musikalisch auf einem Harmonium "mitzugestalten". Das war bei meinem kaum vorhandenen Übeaufwand nicht sehr glorreich, aber ok.

Aber ohne den Orgelschüler und evtl. seine sozialen Ängste und Hemmungen, die Gemeinde, die von wohlwollend bis mobbend sein könnte - und das ist unabhängig von Stadt und Dorf! - kann man wenig sagen. Was immer helfen könnte: Simulation der Einsatzes: Einfach einmal Lied mehrere Strophen eines Liedes für eine Handvoll Personen (Freunde, Familie, Lehrpersonen) begleiten, jemand könnte auch die Rolle des Zelebranten ("Stichwortgeber") übernehmen.

Wichtig im Vorfeld zu üben: Man darf ruhig Fehler machen, auch in der Melodie, wichtig ist aber bei der Gemeindebegleitung, dass der Rhythmus durchgehalten wird. Fehler verbessern wollen, indem man neu ansetzt, dass sollte man sich nicht angewöhnen bwz. muss man sich abgewöhnen. Das ist für Anfänger ziemlich schwer, denke ich.

Ich würde auch empfehlen, nicht zu viel zu verlangen bzw. den Orgelschüler sogar zu ermutigen, vielleicht nur ein Lied im 3- oder 4-stimmigen Satz zu begleiten, sich beim Üben also darauf zu konzentrieren, und anderes einfach einmal nicht zu laut unisono im Oktavabstand zu spielen. Oder rechte Hand spielt die Melodie und die linke den Grundton einer einfachen Kadenz. Ist immer noch besser, als dass keine Orgel spielt.

Kürzlich musste ich in einer Taizé-Andacht völlig überraschend Lieder spielen, die mir gänzlich unbekannt waren und in merkwürdigen Tonarten wie E-Dur oder f-Moll daherkamen. Da ich beim Betreten der Kirche "abgefangen" wurde, hatte ich auch keine Zeit, mir wenigstens einmal die Melodien durchzuspielen. Da habe ich das genau so und ganz dezent mit Flöten 8' und maximal 4' gemacht. Nachher bekam ich Lob für meine zurückhaltende Begleitung, die sehr schön den Taizé-Charakter getroffen hätte. ;-)

Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.


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14.05.2023 14:49 (zuletzt bearbeitet: 14.05.2023 14:54)
avatar  Hans
#8 RE: Als Anfänger bei Veranstaltungen spielen
Ha

Ich kann meinen Vorrednern bzgl. der Verfassung, des Charakters, des Alters usw. des jungen Menschen nur zustimmen. Einen ganzen GD zu bestreiten, finde ich etwas gewagt. Die Organisten-Laufbahn muss ja nicht mit einem Negativ-Erlebnis starten. Und wenn es in Frage kommt, dann nur mit Anwesenheit eines Organisten, der Einspringen kann, wenn was nicht klappt.


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14.05.2023 17:37 (zuletzt bearbeitet: 14.05.2023 17:39)
#9 RE: Als Anfänger bei Veranstaltungen spielen
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Alles zu viel Text. Abgekürzt ... wer vorbereitet ist kann spielen.


Mit musikalischen Grüßen
Bernhard

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14.05.2023 19:11
#10 RE: Als Anfänger bei Veranstaltungen spielen
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Beim Lesen dieser "Fäden" muss ich an mein erstes öffentliches Orgelspiel zu einer Hochzeitsfeier denken.
Mein Lehrer war damals überzeugt, dass ich (14 Jahre alt) ohne Probleme diese Amtshandlung bewältigen könnte.
Also:
Einen Tag davor übte ich in dieser großen Stadtkirche die Stücke für den Einzug und Auszug. Es klappte wirklich gut. Leider hatte aber der Pfarrer vergessen, obwohl es abgemacht war, mir die Lieder zu hinterlegen.
Tags darauf, vor der Feier, musste ich wieder auf die Lieder warten, was ich im Kirchenschiff tat. Der Herr kam recht spät angehetzt und übergab mir einen etwas zerknitterten Liederzettel. Ich geriet in arge Zeitnot, dass es gerade noch hoch oben auf der Orgelempore zum Einregistrieren reichte.
Nach dem Einzug wurde das Eingangslied angesagt. Schnell griff ich zum Choralbuch, schlug hastig das Lied auf - es begann auf einer linken Seite ziemlich weit unten - und war mir als Anfänger völlig unbekannt Ich improvisierte trotzdem eine kleine Intonation und begann den Gemeindegesang zu begleiten, der wahrlich recht kräftig ausfiel. Ich allerdings hangelte mich einigermaßen durch die ersten Zeilen, kam auf die nächste Seite und musste feststellen, das die Gemeinde nun etwas ganz anderes sang als ich spielte. Ich hatte nämlich einen Hopser in ein anderes Lied und in eine andere Tonart gemacht, da die nötige nächste Seite in diesem alten Choralbuch schlicht und einfach fehlte. Mir blieb nichts anderes übrig, als einem geistigen "tacet" zu folgen. Zum Glück ließ sich die Hochzeitsgesellschaft nicht irritieren und sang alle drei angesagten Strophen, samt Pfarrer, mit voller Inbrunst weiter.
Wir befanden uns im sangesfreudigen Erzgebirge, und es waren noch die "volkskirchlichen" Zeiten.

Orgelditi,
der diese Anekdote nicht unbedingt für pädagogische Zwecke geeignet hält; das besprochene Thema aber dadurch vielleicht doch etwas aufgelockert wird.


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14.05.2023 19:28
avatar  SJL
#11 RE: Als Anfänger bei Veranstaltungen spielen
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SJL

Aber ich befürchte, dergleichen Lowlights haben wir alle schon erlebt. Fehlbedienungen oder -funktionen des Instruments, unplanbare Geistliche, Kinder, usw.

Vielleicht sollten wir einen Thread aufmachen für die schönsten Unfälle im Organistenleben...


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14.05.2023 19:30
avatar  SJL
#12 RE: Als Anfänger bei Veranstaltungen spielen
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SJL

Zitat von Orgelfan im Beitrag #9
Alles zu viel Text. Abgekürzt ... wer vorbereitet ist kann spielen.


Dieser überaus empathische Beitrag bringt den Sachverhalt wohl auf den Punkt!


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14.05.2023 20:13 (zuletzt bearbeitet: 14.05.2023 20:14)
#13 RE: Als Anfänger bei Veranstaltungen spielen
Ch

Zitat von SJL im Beitrag #11
unplanbare Geistliche

Natürlich kann immer mal etwas dazwischen kommen, aber wenn jemand weiß, dass ein Anfänger spielt, der Zeit zum vorbereiten braucht. Dann ist es in meinen Augen pure Unverschämtheit erst einige Stunden vorher die Liederliste zu schicken oder noch schlimmer über Nacht noch einmal alles umzuwerfen.

So was kann man bei einem ausgebildeten und erfahrenen Kantor machen, der käme damit zurecht. Aber nicht mit dem Laien. Ob er sich so etwas regelmäßig bieten lässt, ist eine andere Frage.

Ich kannte es aber auch, dass einige immer mal vergessen haben die Listen zu schicken. Ich habe es diesem einen Pfarrer dann abgewöhnt. Einmal war ich wirklich stinksauer. Ich rannte Tage hinter der Liederliste her, habe sie nicht bekommen. Jeder hat Mitte der Woche die Liste mit Ablaufplan bekommen. Vom Türöffner über GKR, Küster und sogar jemand der Arbeitsstunden gemacht hat. Sonntag Morgen im Gottesdienst hieß es dann "Sorry, habe es ganz vergessen noch zu schicken". Naja, ich sagte dann, dass es nicht schlimm sei, da ich heute nur als Besucher da bin, da ich davon ausgegangen bin, dass meine Dienste nicht gebraucht werden. Mir tat zwar die Gemeinde etwas Leid, aber ich habe den Pfarrer dann knallhart den Gottesdienst A cappella machen lassen. Mit dem Verweis, er solle der Gemeinde gegenüber aber in korrekter Form kommunizieren, warum es keine Orgel gibt...

Naja seitdem gab es nie wieder Probleme mit den Planungen :) Ein Laie hätte wohl selten das Selbstbewusstsein dann so zu reagieren und würde vermutlich irgendwie etwas versuchen.


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15.05.2023 07:59
#14 RE: Als Anfänger bei Veranstaltungen spielen
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Ohne selbst jemals Orgel gelernt zu haben begleite ich nunmehr inzwischen in unregelmäßigen Abständen die Gottesdienste in verschiedenen Konfessionen. Auch mir sind meine Anfänge jedoch sehr gut erinnerlich:
Ich hatte etwas (3/4 Jahr) Klavierunterricht. Auch dieser war nicht eben durch intensives üben geprägt. Als wir in die neue Gemeinde zogen fragte unser damaliger Gemeindeleiter ob ich Instrumente spiele. Auf meine Antwort, dass ich auf dem Klavier hacken würde entgegnete er: Dann kannst Du ja Orgel spielen. Ich freue mich darüber denn davon haben wir zu wenige. Ich entgegnete, dass ich dafür zunächst einen Schlüssel benötigen würde. Er übergab mir an einem Dienstag Abend den Schlüssel der Kirche mit den Worten: Morgen Abend ist keiner zum spielen da. Aber Du hast ja jetzt einen Schlüssel. In den vergangenen Wochen hatte ich immer wieder mal nach dem Gottesdienst als alle draußen waren auf der vorhandenen 14 Register Pfeifenorgel gespielt. Als ich am Mittwoch sehr zeitig an der Kirche eintraf war die Pfeifenorgel außer Betrieb genommen worden und es stand dort eine Elektronenorgel zum Ersatz. Da ich keine Ahnung hatte spielte ich Tutti. Mal laut und mal leise über das Lautstärkepedal geregelt. Weil ich überhaupt keinen blassen Schimmer hatte. Und das zu einer Zeit in der es absolut normal war, dass die Lieder zum Gottesdienst erst maximal 30 Minuten vor Gottesdienstbeginn mitgeteilt wurden. Der Organist bekam die Lieder damals zeitgleich mit der Gemeinde als die Liedtafeln aufgesteckt wurden. Für mich waren damals meine Fehler nicht so gravierend. Will damit sagen, dass ich hiervon keinen bleibenden Schaden davongetragen habe (meine Schäden hatte ich vorher schon). Da sollte jetzt auch nichts mehr nachkommen. Ist ja auch schon 35 Jahre her ;-)
Ganz anders eine mir bekannte Konzertpianistin. Diese spielte mehrere Jahre Konzerte auf dem Klavier/Flügel. Sie hörte irgendwann nur noch den einen falschen Ton ( den vom Publikum wahrscheinlich niemand wahrgenommen hat) und nicht mehr die tausende von wundervollen Tönen die sie produziert hatte. Sie konnte nicht mehr vor Menschen spielen. Als sie zum ersten mal einen Gottesdienst begleitete (mit mir gemeinsam) sagte der Pfarrer nach ihrer ersten Strophe: Stop! Anna das muß viel langsamer sein! Das führte dazu, dass sie sich wieder nicht mehr an das Klavier setzen konnte und wieder nicht mehr vor Menschen spielen konnte. Mein persönlicher "Behandlungserfolg" bei ihr war dahin.
Muss mich also anschließen: Wichtig ist, wie gefestigt die Persönlichkeit ist! Wichtig ist, der Gemeinde im Vorfeld klar zu machen, wer da heute an der Orgel sein Bestes gibt! Wunderbar wäre ein Applaus am Ende des Gottesdienstes um die Persönlichkeit Deines Orgelschülers zu festigen und seinen Übungsansatz und seinen Gottesdiensteinsatz entsprechend zu würdigen.
Vielleicht gibt es ja auch die Möglichkeit im Vorfeld einen gemeinsamen Gottesdienst am entsprechenden Instrument in der entsprechenden Gemeinde mit dem entsprechenden Gemeindegesang zu gestalten. Dann sind möglicherweise Registrierungsfragen leichter zu klären.
Ich weiß: Auch viel Text
Bleibt alle behütet.........

PORTA PATET MAGIS COR

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15.05.2023 09:06
#15 RE: Als Anfänger bei Veranstaltungen spielen
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Administrator

Mir ist nicht klar, was für ein Denken dahintersteckt, wenn der Gottesdienstleiter dem diensttuenden Musiker die Lieder erst wenige Minuten vor Beginn der Liturgie mitteilt... Ich halte das für eine Respektlosigkeit, die schleunigst abzustellen ist.


Auf Orgelsuche.

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