Einstiegsalter 12 zu früh?

30.06.2023 22:08
#1 Einstiegsalter 12 zu früh?
ma

Hi,
Ich habe zum Üben an der Kirchenorgel gerade die Tochter meiner Freundin mitgenommen. Sie ist 12.

Ich bastel gerade an Bachs Pedal Exercitium und sie wollte mal probieren. Ohne Erfahrung hat sie sich hingesetzt und mal etwas probiert. Nach kurzer Zeit funktionierte Legato und sie improvisierte etwas im Manual. Danach hat sie sich an meine Pedalübung gemacht und die ersten Takte gespielt. Ok, Noten lesen kann sie nicht aber ich habe sie nicht wieder weg bekommen. Legato funktioniert auch im Pedal.

Was würdet ihr machen? Noch zu früh? Sie kann mit einem Fuß eine Terz greifen, allerdings schafft sie nicht den gesamten Pedalumfang ohne zu rutschen.


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30.06.2023 22:39
#2 RE: Einstiegsalter 12 zu früh?
So

Kommt aufs Kind an, aber im Allgemeinen genau richtig.
(Habe mit 13 den ersten Gottesdienst begleitet).

Wenn Interesse, am besten (auch) Klavierunterricht.....🙋‍♂️


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30.06.2023 23:30
#3 RE: Einstiegsalter 12 zu früh?
Ch

Zu früh gibt es vermutlich nicht. Es gibt ja durchaus Gemeinden wo der/die Zehnjährige den Gottesdienst sehr gut spielt.

Du solltest sie nur am Anfang nicht zu sehr überfordern, vor allem wenn die Beine noch kurz sind und nicht gut ans Pedal kommen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Manualiter von Anfängern, die überhaupt keine Vorerfahrung haben sehr gut angenommen ist. Das kann nämlich auch Zuhause notfalls am Keyboard geübt werden und man kann quasi alles begleiten. Das Pedal kann man dann, wenn die Hände sicher sind dazu nehmen.

Zwei Hände und Zwei Füße, die nicht wissen was sie tun sollen und wie sie es tun sollen, sind sehr frustrierend.

Ich habe anfangs auch eine Harmonisierung ohne Pedal gemacht, später habe ich dann einen Orgelpunkt dazu genommen, danach auch mehrere. Bis ich irgendwann beim mehr oder wenige virtuosen Pedalspiel angekommen bin.


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30.06.2023 23:44
#4 RE: Einstiegsalter 12 zu früh?
ma

Hi,
Ich habe sie einfach probieren lassen. Sie hat im Manual intuitiv harmonisch klingende Dinge nach etwas probieren improvisieren können und im Pedal ging schon einiges. Das was heute ja so nicht geplant. Ich wollte üben und durfte dann nicht mehr 😭. Ich würde das gerne fördern. Sie kommt problemlos dran, schafft aber nicht den gesamten Tonumfang des Pedals zu erreichen (zumindest nicht höchsten und niedrigsten gleichzeitig).

Sie ist halt nicht in der Kirche. Meine Lehrerin hat leider keine Kapazitäten mehr. Ich mache mich mal auf die Suche.


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01.07.2023 00:22 (zuletzt bearbeitet: 01.07.2023 00:25)
avatar  Mixtura
#5 RE: Einstiegsalter 12 zu früh?
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Viel Erfolg!
Ich hab mit 10 angefangen, hatte vorher aber schon 5 Jahre Klavierunterricht.
Bin anfangs auch auf der Orgelbank herumgerutscht. Muss ich heute auch noch, wenn die Bank nicht verstellbar ist 🤭


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01.07.2023 01:18
#6 RE: Einstiegsalter 12 zu früh?
Ch

Zitat von matzefratze81 im Beitrag #4
Sie ist halt nicht in der Kirche. Meine Lehrerin hat leider keine Kapazitäten mehr. Ich mache mich mal auf die Suche.

Du kannst doch spielen oder? Dann nimm du sie doch etwas an die Hand.

Unser Kantor nimmt auch grundsätzlich niemanden der fragt. Er ermöglichst den Zugang zur Orgel und wartet erst einmal. Ein Interessierter (vor allem auch junge Leute) sind am Anfang Feuer und Flamme, dann investiert man Zeit und sieht sie einige Wochen später nicht wieder. Daher schaut er erst einmal, ob es jemand ernst meint und mit Eigeninitiative seine ersten Schritte macht. Wenn dies der Fall ist, dann nimmt er einen als Schüler. Zumindest wenn er überzeugt ist, dass es keine Zeitverschwendung ist.

Zitat von matzefratze81 im Beitrag #4
schafft aber nicht den gesamten Tonumfang des Pedals zu erreichen

Vom Grundsatz reicht das aber für ein "normales" Spiel vollkommen aus. Selbst wenn sie nur eine Oktave spielen kann, dann kann sie eigentlich alles machen. Literatur wird dann zwar schwierig, aber harmonisieren kann man so doch ohne Probleme.

Zitat von matzefratze81 im Beitrag #4
Sie hat im Manual intuitiv harmonisch klingende Dinge nach etwas probieren improvisieren können

Kinder sind ja ja recht unbefangen. Setzen wir alte Knochen uns an ein Instrument, dann haben wir Angst etwas falsch zu machen. Kinder hingegen entdecken das ganze viel unbefangener.


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01.07.2023 19:20
#7 RE: Einstiegsalter 12 zu früh?
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Die Zeiten sind wohl vorbei, wie es bei mir vor vielen Jahren gewesen ist:
"Orgelunterricht gebe ich Dir erst, wenn Du mit Klavier bei den zweistimmigen Inventionen von Bach angekommen bist, einige Haydn-Sonaten und wenigstens auch ein paar Chopin-Walzer spielen kannst." sagte der KMD zu mir. Nach 5 Jahren begann ich Kirchenmusik zu studieren, was anfangs wahrlich nicht vorgesehen war.

Orgelditi


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01.07.2023 19:36
#8 RE: Einstiegsalter 12 zu früh?
Ch

Zitat von orgelditi im Beitrag #7
"Orgelunterricht gebe ich Dir erst, wenn Du mit Klavier bei den zweistimmigen Inventionen von Bach angekommen bist, einige Haydn-Sonaten und wenigstens auch ein paar Chopin-Walzer spielen kannst."


Zum Glück ist es weitestgehend vorbei, so was ist meiner Meinung nach Unsinn. Wenn jemand Orgel lernen will, dann will er Orgel lernen und nicht Klavier. Selbst die leichteste Haydn Sonate ist sehr viel anspruchsvoller, als alles was einem beim "gewöhnliches" Choralspiel im Gottesdienst begegnen könnte. Es geht dabei wohl eher darum, dass die Schüler zumindest schon einmal ein Notenblatt verstehen und im besten Falle wissen wie man es auf Tasten bringt. So was spart ja primär Zeit.

Ich habe damals mit der Orgel angefangen als erstes Instrument ohne Noten lesen zu können. Nach etwa fünf Jahren konnte ich sicher im Gottesdienst aus dem Choralbuch spielen und habe mittelschwere Vortragsstücke gespielt. Davor stand natürlich gute 4-6 Stunden üben Zuhause (meist täglich).


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01.07.2023 21:02
avatar  Mixtura
#9 RE: Einstiegsalter 12 zu früh?
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Zitat von Christian_Hofmann im Beitrag #8
Zitat von orgelditi im Beitrag #7
"Orgelunterricht gebe ich Dir erst, wenn Du mit Klavier bei den zweistimmigen Inventionen von Bach angekommen bist, einige Haydn-Sonaten und wenigstens auch ein paar Chopin-Walzer spielen kannst."

Es geht dabei wohl eher darum, dass die Schüler zumindest schon einmal ein Notenblatt verstehen und im besten Falle wissen wie man es auf Tasten bringt. So was spart ja primär Zeit.
[…]).


So ist es wohl. Ich habe mich mal mit dem hiesigen Bezirkskantor unterhalten. Das Bistum zahlt/fördert den Unterricht nur über einen bestimmten Zeitraum, dann sollten die Jungorganisten im besten Fall eine Prüfung ablegen oder zumindest regelmäßig Gottesdienste spielen. Ohne Vorkenntnisse ist das nicht leistbar.
Ansonsten bin ich ganz Deiner Meinung. Man drückt ja auch niemanden, der ein Blechblasinstrument lernen will, eine Blockflöte in die Hand, damit er erst mal Noten lernt 😇


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01.07.2023 21:23
#10 RE: Einstiegsalter 12 zu früh?
Ro

Vom Alter her finde ich 12 nicht generell zu früh. Ich habe mit 13 Jahren mit dem Orgelunterricht/ C-Kurs angefangen und habe dies nie bereut. Allerdings auch mit einigen Vorkenntnissen. Mein Klavierspiel war schon einigermaßen passabel. Ohne diese Basis hätte ich damals nicht die Aufnahmeprüfung geschafft. Das half mir schon erheblich beim Orgel-Lernen. Leider habe ich bei nicht wenigen Orgelanfängern ohne größere Klavier- oder sonst. Kenntnisse erlebt, dass diese schnell aufgegeben haben, was natürlich schade ist.


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01.07.2023 21:39 (zuletzt bearbeitet: 01.07.2023 21:40)
#11 RE: Einstiegsalter 12 zu früh?
Ch

Zitat von Mixtura im Beitrag #9
im besten Fall eine Prüfung ablegen

Ich persönlich sehe eine kürzlich abgelegte Prüfung eher als Negativmerkmal

Im Idealfall ist jemand der seinen C-Orgelspieler als Beispiel abgelegt hat in der Lage die Orgel sicher zu spielen und einen Gottesdienst musikalisch komplett vorzubereiten und durchzuführen. In der Praxis ist die Qualität oder zumindest die Ansprüche scheinbar massiv gesunken. Das habe ich unabhängig meiner Erfahrungen auch schon von vielen Kantoren egal ob katholisch oder evangelisch gehört. Da stehen dann geprüfte Orgelspieler und Kirchenmusiker bei der Bewerbung da und spielen nur holprig Orgel auf einer Stufe, die der Keyboarder der es sich selbst beigebracht hat und ehrenamtlich spielt bei weitem unterbietet. Wir hatten auch einmal einen hier, da mussten wir die Bewerbung abbrechen, da wir uns zum einen gefragt haben, ob man dafür einen Waffenschein braucht und zum anderen Angst um die Orgel hatten...

Könnt ihr diese Erfahrungen auch bestätigen? Natürlich gibt es auch immer exzellente Musiker, aber die Tendenz wird irgendwie schlechter...


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01.07.2023 21:54
avatar  Mixtura
#12 RE: Einstiegsalter 12 zu früh?
avatar

Ich glaube da ging es eher um Eignungsnachweis bzw. D Schein

Das Niveau sinkt generell überall, ist mein Eindruck. Was unsereins z.B. im Studium als Seminararbeit abgegeben hat, ist heute mindestens einen Bachelor wert. Bei den Orgelprüfungen ist es vielleicht auch so, aber zumindest an der KMA Schlüchtern darf man für die Prüfungen ganz schön ackern. Man wird aber gut vorbereitet .


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02.07.2023 15:29
#13 RE: Einstiegsalter 12 zu früh?
cl

Ich habe seinerzeit mit 3,5 Jahren beschlossen, wenn ich groß bin, will ich Orgelspielen. Später hab ich dann 5 Jahre Klavierunterricht gehabt. Dann hieß es mit 12 Jahren: Du kannst doch Klavierspielen - Wir haben Sonntag keinen Organisten. Mit dem Liederzettel und dem Choralbuch bewaffnet hab ich dann meine Vorbereitung manualiter gemacht. Und die beiden Sonntagsmessen um 7.00 und um 09:00 (mit Soufleusenassistenz der Seelsorgehelferin) begleitet. Von da an war ich für die Werktagsmessen zuständig. Der pensionierte ev. Kantor des Ortes nahm mich unter seine Fittiche. Er schrieb mir damals Sätze mit ruhenden Pedaltönen und hielt mich bereits zum obligaten Cantus Firmus an. ... mit 15 war ich seinerzeit der jüngste D-Musiker im Heimatbistum. Die kath. D-Prüfung war seinerzeit schwieriger als heute. Wir mußten neben Liedbegleitung (Abgabe einer Liste von 40 Kirchenliedern - aus der die Kommision auf Zuruf auswählte) auch ein komplettes Choralamt (Lux et origo) im Gemeindesingen (in einem Altenheim als Gemeinde, der wir den Choral nahe bringen sollten) und Scholadirigat mit Orgelbegleitung demonstrieren. Ebenso gehörte das schriftliche Aussetzen eines 4-stimmigen Orgelsatzes, dirgieren eines einfachen Choralsatzes (Tonabnahme von der Stimmgabel), Stimmen einer Zunge, und eine Liste von 6 freien Orgelstücken, aus der die Kommission zwei auswählte, Gehör- und Rhythmusdiktat dazu. Die spätere C - Prüfung bei der LK Hannover war dann gar nicht mehr so schwer. ....
... aus meiner Gemeindepraxis: Man kann Kleinkinder sehr wohl mit der ORgel anfixen ;-). Wenn Kleinkinder in der Messfeier den Weg zur Orgel finden, dürfen sie, wenn sie schon sitzen und unbedingt mitspielen wollen, finden sie ihren ersten Einsatz als Zymbelstern. Mama sichert den Sitz auf der Orgelbank. Auf dem ersten Manual wird 2 2/3+1 3/5+1´registriert und sie dürfen dann auf den obersten 5 schwarzen Tasten einzelne Töne drücken, wie es ihnen gefällt. Klappt immer. So habe ich vor 17 Jahren ein Gemeindeeigengewächs angefixt, der sich später das Mitspielen einforderte. Also haben wir einen Vertrag geschlossen: Zum Credo (daß dann manualiter begleitet wurde) kommst DU mit Mama, kommst bei mir auf den Schoß und legst deine Hände zur Begleitung auf meine... Lukas wurde inzwischen neben dem Gymnasium im Kloster Knechtsteden auf die Stelle als zweiter Organist berufen....
Wenn also jemand für die Orgel brennt fange ich an regelrecht zu zündeln. Allerdings sorge ich dafür, daß es zum richtigen Lehrpersonal geht....
Jeder sorge bitte für seine Nachfolgeschaft. Und bloß nicht bremsen. Sicher können Lebenszwischenfälle für einen vorzeitigen Abbruch verantwortlich sein.... Aber weiß ich, was in 10 oder mehr Jahren in diesem Leben der Youngster alles passiert. Wieviele Forianer haben nach Jahren wieder mit dem Orgelspiel angefangen... auch das ist der Erfolg der Lehrer in ihrer Jugendzeit. Manche Saat geht erst im Abstand von vielen Jahren auf :-).

Liebe Grüße vom Clemens

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