Ich finde das Tempo gut so. Mich "stört" mehr, dass sie die Registerwechsel nicht macht.
Alles in Allem finde ich, dass es Besseres gibt, als die Musik von Wenzel. Ich hab ein paar Bände im Regal, nutze sie aber selten bis gar nicht.
Wenn man es langsamer spielt, wird es noch langweiliger
...

Die Sammlung hat Wenzel "ausdrücklich" für Hamonium geschrieben. Dass er sich es anders gedacht habe, ist Dein persönliches Interpretament

Mir geht es jetzt nicht um den berechtigten oder unberechtigten Geschmack. Auch nicht um Harmonium oder Orgel.

Das Tempo der Orgelspielerin finde ich o,k,, wenn auch insgesamt etwas unausgeglichen.
Die Tempobezeichnung bezieht sich normalerweise auf den Grundschlag der Taktart, hier also die Viertelnote.
Das ist mir zu langsam. Die ruhige Halbe poco lento (etwas langsam) gespielt, wäre meinem Empfinden nach besser. Die dann folgenden Achtel dürfen deshalb aber nicht langsamer gespielt werden, dafür besonders sehr mit innerlicher Ruhe, also gleichmäßig fließend.
Den Auftakt am Anfang würde ich den anderen adäquaten Stellen angleichen (nur eine Viertelnote spielen), es ist allemal ein rhythmischer Druckfehler.
Über die Länge der Fermaten sollte man sich auch noch Gedanken machen, denn der Hörer möchte bei solch einem getragenen Stück möglichst nicht das Metrum verlieren.

Orgelditi

Ich finde es okay. Und vielleicht hat das Stück einfach in seiner Anlage ein Problem. Die Frage ist, ob man es dann unbedingt spielen muss, gerade, wenn man selbst nicht auf eine überzeugende Lösung kommt (subjektiv).
Mich würde übrigens der Druckfehler im 1. Takt stören. Rechts eine Halbe? Oder links Achtel und damit an die anderen Auftakte angleichen?

Wie verhält sich denn der Schlusstakt dieses Stückes oder Teils zum Anfang?

Ist doch völlig egal. Wenn Hermann Wenzels Stückchen das A und O der Harmoniumliteratur wären, dann würde es sich nicht lohnen solche Instrumente zu reparieren.
Das Zeug ist doch kein Vergleich zu den tollen Harmoniumkompositionen eines Max Laurischkat, Karl Kämpf oder "zur Not" auch Karg-Elert. Selbst die drei Sonatinen von August Reinhard haben mehr musikalische Substanz als die "Weihestunden" oder sonst was von Wenzel.

Kann es überhaupt zu solch einem Instrument "A und O Stücke" geben?
Oder stimmt der folgende bekannte Ausspruch etwa nicht?:
"Als der liebe Gott die Orgel erschuf, sagte der Teufel, das kann ich auch und
erschuf das Harmonium."

Ich will absolut niemand beleidigen, der mit dem Harmonium klarkommt.
Meine liebe Großmutter (geb, 1886) spielte ihr Leben lang auf einem solchen mit Begeisterung,
und ich kam dadurch zur Musik. Allerdings auch dadurch wieder weg von diesem Instrument.
Jahrelang stand es dann aber noch in meinem Musikzimmer als Anschauungsmaterial als ein "Blasinstrument"
neben dem "Zupfinstrument" Cembalo und dem "Schlaginstrument" Klavier.
Dass es heute wieder eine Renaissance erfährt, liegt aber doch mehr am Spieler als am Instrument.

Übrigens wurde die "Harmoniumschule" von August Reinhardt (1831-1912) bis in die 1990er Jahre bei Peters (Leipzig) noch vertrieben und ebenso seine Choralvorspielsammlung "Caecilia" bei Breitkopf (Leipzig). Interessant ist auch, dass seine Kompositionen für Harmonium UND Klavier vor allem in Amerika wieder recht
begehrt sind. Wir haben halt bunte Zeiten.

Orgelditi

Ich lehne Harmonium nicht pauschal ab, da es durchaus Instrumente gibt, die gut bis fantastisch klingen.
Schaut man sich die Literatur für Kunstharmonium an, wird man leicht feststellen, dass sie auf der Orgel oder dem Klavier nicht oder nur schwer umsetzbar ist.
Aber es muss dann auch ein Instrument mit eben dieser Standarddisposition sein und die klingen dann auch gut, wenn sie restauriert sind. Und man muss mit der Expression umgehen können.
Die meisten Saudwindharmoniums (!) mit "Normalharmonium" Disposition oder die vielen kleinen Instrumente mit einem oder zwei Spielen, sind wesentlich einfacher gebaut und klingen eher nicht so toll. Ich hab ein Lindholm 3 1/2 Spiel Instrument, das ist nett, aber für die gute Harmoniumliteratur nicht zu brauchen. Wenzel klingt aber auch darauf nicht.

Also:
Solche Registrierungen aus Karg-Elerts Werken kannst du auf einem kleinen Saugwind gar nicht umsetzen. Dafür brauchst Du ein Kunstharmonium.
Du neigst dazu hier, wie schon in anderen Themen, Behauptungen aufzustellen, die sich bei näherer Betrachtung nicht halten lassen.
Aber ja:
Das Harmonium findet wieder mehr Liebhaber und das ist auch gut so.
Ich empfehle die Übersetzung des Buches von Joris Verdin, das neulich bei B Note erschienen ist. Auch seine CDs und die Aufnahmen von Christoph Lahme oder Johannes-Mattias Michel sind zu empfehlen.

Aber belassen wir es dabei.