Ich halte es für eine Sache des Anstands, Nichtraucher nicht dem Qualm (und Gestank) auszusetzen; das hat mit politischer Korrektheit nix zu tun. Genau wie man den Leuten nicht ins Gesicht hustet oder in Gesellschaft einen fahren lässt.
Und weil das nicht alle von alleine einsehen, muss es halt geregelt werden. Ich bin jedenfalls froh, dass die Zeiten, wo man(n) jederzeit und überall nach Belieben sofort lospaffen konnte, vorbei sind.
Der Nichtraucherschutz kommt übrigens aus dem Land des ungezügelten Neoliberalismus -- also lässt sich da schwer der Vorwurf linksgrünwoker Regulierungswut konstruieren ;)

Wie Vierne auch an seiner Orgel rauchte (trotz Verbot der Klerisei), habe ich Pierre Moreau in Notre Dame de Paris (Vize von Cochereau) mit gelber Maisblatt Gitanes (heute nicht mehr erhältlich) während der Vesper am Spieltisch ehrfürchtig gelauscht. Im Salon hinter der Orgel von St. Sulpice wurde während der Predigt durch Maitre Grunwald erlesener Cognac und Zigarren kredenzt. Feike Asma habe ich bei perönlichen Besuchen an der Orgel stets mit Zigarre in den Lippen erlebt. Selbst auf dem Messestand der Frankfurter Musikmesse wo bereits Rauchverbot auf den Ständen bestand!. Marie Claire Alain habe ich rauchend am Spieltisch von Straßburg und und am Generalspieltisch in Paderborn (stets mit stilvollem metallenem Ascher mit Deckel) erlebt....
Rauchende Orgelbauer/Tastenhalter beim Aufbau/Reinigung/ auf Stimmtour erlebte und erlebe ich stets immer wieder. Ein kluger rector ecclesia wird das zwar nicht gerne sehen, aber ob der Kontinuität einer guten Arbeit zur Verhinderung von Raucherpausen (die schließlich auch Geld kosten), wird er es zumindest dulden. Andernfalls ist das Stimmteam ggfs gaaaanz schnell mit den zu erledigenden Arbeiten fertig und vom Kirchhof gebraust. In der Kirche wird ja auch gegessen und getrunken, wenn irgendwelche länger dauernden Arbeiten von Handwerkern verrichtet werden. Bei Orgelneubauten unter meiner Regie war das vor Beginn der Arbeiten geklärt und die Gemeinde hat ihre Orgelbauer täglich mit Frühstück, warmem Mittagessen und Müllentsorgung (einschl. Leerung der Aschenbecher) auf dem auf den Emporenesstisch umsorgt. Das hat stets zur Hebung des Arbeitsklimas und der Arbeitsqualität erheblich beigetragen. Und Gemeindemitglieder hatten am Arbeitsfortschritt teil, was häfig zu jahrelang andauernden Freundschaften und persönlichen Bindungen mit den Orgelbauern geführt hat.
Über Jahrzehnte hatte sich im "Hannöverschen" herumgesprochen, daß ich im Notfall auch an Hl. Abend etc. herauskomme, um im Notfall das jeweilige Instrument wieder spielbar zu machen (... z.B. längs gerissene Zentralmagazinbalgfalte ... Heuler/Tonaussetzer in Kegelladen .... ). Einige Kollegen auch im Range vom KM-Direktoren, die sich ihre Klamotten nicht dreckig machen wollten riefen mich, um Ihre Zungenbatterie eben mal schnell durchzustimmen (der Orgelbauer wäre da im Vergleich zu meinen damaligen aufgerufenen Preisen i.d.R. preiswerter gewesen!). Wenn mir jemals ein in Not geratener Kollege auch nur die Möglichkeit einer Sanktion angeboten hätte, hätte die Hilfsleitung NICHT stattgefunden oder wäre von mir unverzüglich abgebrochen worden. Mein Salär hatte ich Bar auf Tatze im Voraus stets in bar kassiert. Die Zeit, die ich nicht verbraucht hatte, habe ich in bar auf den Pfennig zurückgezahlt, mit der Bitte, mich in Zukunft NIE wieder auch nicht im Notfalle zu kontaktieren. Auch da bin aus Schaden klug geworden.
Mit und für moralinsauere GUTMENSCHEN mag ich nicht zusammen arbeiten.
Wenn man im dritten oder vierten Orgelgeschoss im Kronwerk (z.B. Hannover St. Marien , daß ich ggfs. nur unter Lebensgefahr erreichen kann (z.B. wg. schlecht gesichertem Leiterwerk etc), wegen einer Zigarette wieder aus- und absteigen soll dann ist das für mich als Ausführender (aktiver Raucher) schlicht eine Zumutung. Für diesen Fall habe ich bei solchen Aktionen wie immer einen Metallaschenbecher mit dicht schließendem Deckel in der Hosentasche, der dann zum Einsatz kommt. Der Tastenhalter am Spieltisch wird es i.d.R. kaum bemerken, weil der Rauch in diesen Höhen durch die Gewölbe abzieht. Ausnahme sind Fallwinde vor dem Gehäuse. Das einzige wo es darauf zu achten gilt, daß sich kein Rauchmelder bemerkbar macht.
Jahrelang bin ich mit Orgelstimmern auf Stimmtour gegangen. In Absprache habe ich als Tastenhalter stets geraucht mit Klappdeckelaschenbecher (dafür habe ich dann kein Buch gelesen), damit die Arbeiten zügig fortschritten. An manchen Tagen haben wir auf einer Tour bis zu 6 Instrumente aufgesucht. Für eine stimmlich gut gepflegte Orgel benötigt man für eine Posaune und eine Trompete ca. 42 Minuten.
So jetzt könnt Ihr Euch aufregen . Das Kirchenschiff mag übrigens ein öffentlicher Raum sein. Der Altarraum ist es in der Regel schon nicht mehr. Die Orgelempore ist in der Regel ein abgeschlossener Raum und damit dem öffentlichen Zutritt entzogen.

Wenn man Clemens' Beitrag liest, könnte man ja fast den Eindruck bekommen, es gäbe einen Kausalzusammenhang zwischen Nikotinkonsum und künstlerischem Wertbeitrag 😉

Aber mal ernsthaft: das mit dem „einen geweihten Raum entweihen“ o.ä. halte ich auch für etwas an den Haaren herbeigezogen. Für mich gäbe es primär die folgenden Erwägungen:

1. Brandschutz. Fakt ist, Rauchen und das Hantieren mit Feuer erhöht das Brandrisiko erheblich. Wo altes Holz ist, gehört Feuer einfach nicht hin. Da gibt es nichts schönzureden. Eine Bekannte hat aufgrund ihres Rauchens ihr Haus abgefackelt, und das ist nicht passiert, weil sie zu doof war oder keinen geeigneten Aschenbecher benutzt hätte, sondern eben durch „Murphys Law“ (wie Unglücke nun mal passieren). Im Privatumfeld kann jeder machen was er will, aber bei einer Kirche ist die Sache nun mal anders.

2. Nichtraucherschutz bzw. Vermeidung von Belästigung anderer. Hier kommt es natürlich auf die Größe der Lokation an: In einer großen Hallenkirche mit tausenden von Kubikmetern vermutlich ein eher schwaches Argument, in einem kleinen Dorfkirchlein aber durchaus relevant.

Zitat von Gemshorn im Beitrag #21

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Welche Verhaltensweisen wünschen wir uns in unseren Kirchen? Wären wir beim Nasenbohren, Schnapstrinken, oder beim Austausch von Intimitäten auch so tolerant?

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Wie oft habe ich in unseren klösterlichen Beichtstühlen die Hinterlassenschaften von größeren Aborthinterlassungen beseitigen müssen .... :-(

"....noch dramatischer ist es bei den Katholiken: In deren ohnehin geschrumpfter Schar schließen bloß 27 Prozent einen Kirchenaustritt aus. Alle anderen ziehen ihn zumindest in Betracht."

(Aktuelle Kirchenmitgliedschaftuntersuchung)

Zitat von SJL im Beitrag #22

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Zum Austausch von Intimitäten hingegen wäre meine Empfehlung, einen deutlich privateren Ort aufzusuchen

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