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Tonentwicklungszeit sehr hoch und unterschiedlich
#1 Tonentwicklungszeit sehr hoch und unterschiedlich
Moin Leute,
ich bin momentan oft im Büro (arbeite 600 km von zu Hause aus entfernt) und darf jetzt hier auch an einer Orgel üben. Super Happy aber das Instrument hat interessante Effekte.
Zu Hause braucht der Subbas 16" in den tiefen Tonlagen schon recht lange bis ein konstanter Ton raus kommt. Das ist hier besser. Aber
a) die Töne im Manual, 8 Fuß mittlerer Tonlage brauchen etwas bis zur Tonentwicklung
b) Sehr auffällig ist, dass einzelne Töne im Pedal in mittlerer Tonlage unterschiedlich lange brauchen bis der Ton da ist. Also der gleiche Ton, vorher nichts im Pedal gespielt, Ton ist sofort da. Eine bestimmte Kombination von Tönen und zack, er braucht ca. 0,5 sek. bis er da ist. Nicht im 16 Fuß sondern 8 Fuß Register. Der unterste Ton ist deutlich schneller und konstanter entwickelt.
Ich bin total happy, dass ich das Instrument nutzen darf. Ich würde aber total gerne das Phänomen verstehen. Wovon hängt die Ansprechzeit ab?
#2 RE: Tonentwicklungszeit sehr hoch und unterschiedlich
#3 RE: Tonentwicklungszeit sehr hoch und unterschiedlich
Da kann so viel dran hängen. Das meiste liegt an der Intonation. Wenn ich es recht in Erinnerung habe, sind v.a. die engen Streicher schwer zu intonieren, um eine schnelle Ansprache zu bekommen. Dann ist natürlich auch die Frage, wie die Luftversorgung aussieht. Bekommt z.B. der Subbaß viel oder wenig Luft und ist das so gewollt? Romantische Orgeln haben z.B. einen höheren Winddruck, weshalb sich auch die Ansprache der Pfeifen anders verhalten kann als bei einer barocken Orgel. Letztendlich entscheidet der Orgelbauer durch die Intonation (bereits vor dem Bau der Orgel), wie sich ein Register in den Gesamtklang einfügen soll. Weiter können dann äußere Einflüsse wie Staub und Verschmutzung oder z.B. ein Absacken der Pfeifenfüße etc. die Intonation beeinträchtigen.
Gerade die Intonation ist ein spannendes Thema, für das sich mancher Orgelbauer spezialisiert und Originalinstrumente eines Herstellers xyz aus der Zeit u begutachtet, um den Klang möglichst exakt nachbauen/intonieren zu können.
Die Intonation beginnt mit der Planung der Orgel, da die Pfeifen in ihren Dimensionen (z.B. Aufschnitt, Breite der Pfeife, Fußgröße) und ihren Zufügungen (z.B. Bärte beim Prinzipal) bestimmt werden müssen. Während und nach dem Bau geht es an die tatsächliche Intonation, z.B. Kernstiche oder Verstellen der Bärte usw...
Die eigentliche Frage, die Dich beschäftigen wird: Mit welchem Intonationsparameter erreiche ich was? Da muß ich ebenfalls passen. Da frag bitte die Orgelbauer. Es gibt dazu auch Literatur, die ich leider selbst nicht habe.
Zitat von orgelditi im Beitrag #4
Mich würde Lektüre über die Orgel-Intonation sehr interessieren.
Zitat von orgelditi im Beitrag #4
Mir geht es hauptsächlich um das praktische Intonieren an der Orgel.
Unter folgendem Link solltest Du einige grundlegende Informationen finden:
Reiner Janke: Orgel, Orgelintonation, Orgelklang, Orgelforschung, Orgelbau
Viel Freude beim intensiven Studium dieser geheimnisvollen Welt!
Flauten
#6 RE: Tonentwicklungszeit sehr hoch und unterschiedlich
Lieber Flauten,
vielen Dank für den guten Link.
Ich selbst kann leider keine Bücher nennen, weiß aber, daß es welche gibt. Und dennoch können diese immer nur eine Hilfe sein. Wenn es um das Intonieren geht, ist jahrelange Erfahrung, Autopsie, ein gutes Gehör und große handwerkliche Fertigkeit gefragt. Ich ziehe da meinen Hut vor den Orgelbauern und Intonateuren.
Viele Grüße
Ippenstein
Na, wenn Dich das so begeistert hier noch 3 weitere Links:
Der erste führt zu einem sehenswerten Film, in dem Herr Janke exemplarisch an zwei Pfeifen wichtige Zusammenhänge der Intonation erläutert.
Der zweite beschäftigt sich mit dem Thema "Die Orgelstimmen der Romantik". Auf dieser Seite sind - sofern man sich selbst eine deutsch-romantische Disposition mithilfe der diversen Physis-Techniken zusammen bastelen will - vor allem auch wertvolle und aufschlußreiche Klangbeispiele zu finden.
Beide Seiten haben mir - zusammen mit Christoph Bosserts ausführliche Videos zu bestimmten historischen Orgeltypen - wertvollsten Input für die Entwickung meiner eigenen Dispositionen gegeben.
Abermals viel Freude beim sehen und schmöckern, und Euch allen einen gesegneten 2. Advent!
Flauten
Herzlichen Dank Euch beiden, Flauten und Ippenstein.
Die Beschäftigung - besonders mit den Bossert-Videos - wird seine Zeit brauchen.
Somit kann ich die Weihnachtsgeschenke dann wohl erst im neuen Jahr auspacken.
Priorisierung ist ja zurzeit das Schlagwort.
Eine gute Adventszeit
Orgelditi
#9 RE: Tonentwicklungszeit sehr hoch und unterschiedlich
Evtl. fällt Dir ja mal aus dem Verlag "Das Musikinstrument" ein Exemplar von Joseph Goebel (Erbauer der Orgel von St. Oliva in Danzig vor dem 2. Weltkrieg) "Theorie und Praxis des Orgelpfeifenklanges" in die Hände. Damit habe ich sogar eine Subcontra-S-Biegung begriffen.....
Evtl. bei Booklookers auf die Warteliste setzen.
Die "Subcontra-S-Biegung" kennt doch jeder und jede!
Allerdings habe ich Nachbars Katze gefragt, die wusste es ausnahmsweise nicht. Sie hat mich nur erstaunt
angeguckt und ist langsam wieder davongetrollt.
Vielen Dank, Clemens.
Da werde ich mal über den Tellerrand gucken und versuchen, ein Exemplar zu erspähen.
Es scheint dieses Thema auf dem Büchermarkt nicht im Überfluss behandelt zu sein.
Harzlich
Orgelditi
#11 RE: Tonentwicklungszeit sehr hoch und unterschiedlich
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