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Beckerath Orgel St Andreas Hildesheim
#2 RE: Beckerath Orgel St Andreas Hildesheim
Eine solche Samplequalität, polyphone Durchhörbarkeit mit überaus klarem Direktklang (!)
und schöner Stimmigkeit des Halls - bei extrem riesiger Akustik - habe ich noch nie gehört. Von keinem sonstigen Setproduzenten.
Chapeau!!
(Die Tempi beim Spielen müssen naturgemäß etwas diesem 8-Sekunden Nachhallraum angepasst werden.)
#5 RE: Beckerath Orgel St Andreas Hildesheim
Zitat von Roland im Beitrag #4
Letztes Jahr habe ich Düsseldorf von PG gekauft, was mir klanglich besser gefällt.
Die französisch-symphonische Riegerin mit einem (wenn nicht *dem*) norddeutsch-neobarocken Vorzeigeinstrument zu vergleichen, halte ich für ziemlich gewagt. Die stehen doch für völlig unterschiedliche Konzepte und Klangästhetiken.
Ich habe das Demo geladen und probiert. Trotz der großen Akustik klingt sie sehr gut und klar. Sie hat mich sofort an Alessandria erinnert. Wenn man auf der Suche nach einer Universalorgel ist, wäre das ein Kauftipp. Mir ist nicht ganz klar, warum es keine HW/Ped. Koppel gibt. Alle anderen Koppeln stehen zur Verfügung. Schade, dass man nicht alle Register testen kann, da würde mich wirklich interessieren, wie sich der Klang der einzelnen Register im Tutti mit dem Hall verhält.
#7 RE: Beckerath Orgel St Andreas Hildesheim
Zitat von trompetendulzian im Beitrag #7Zitat von Olgur im Beitrag #6
Mir ist nicht ganz klar, warum es keine HW/Ped. Koppel gibt. Alle anderen Koppeln stehen zur Verfügung.
Über die Master Couplers kannst du uneingeschränkt alle denkbaren Koppeln nutzen.
Das weiß ich ja schon längst. Die Frage war, warum alle Pedalkoppeln vorhanden sind und nur die HW-Koppel fehlt. Mir ist auch klar, dass das Pedalregister eigenständig gebaut wurde, aber dann hätte man auf die anderen Pedalkoppeln doch auch verzichten können. Ich kenne diese Bauweise sonst bei keiner anderen Orgel.
#9 RE: Beckerath Orgel St Andreas Hildesheim
Auch die Beckerath im Wetzlarer Dom hat keine Koppel Hw/Ped, dafür ein reichlich disponiertes Pedal. Es gibt dort auch keine Koppel Bw/Hw, wohl aber BW/Ped. In vielen Nachkriegs-Orgeln der Firma Flentrop fehlte die Pedalkoppel vom Hw ebenfalls. Man fürchtete, die Balance zwischen Hw und Ped würde durch die Koppel gestört. Lieber gab man dem Pedal eigene Stimmen (Wetzlar: auch in 4'- und 2'-Lage labial doppelt besetzt und Zungen von 32' bis zum 2') mit eigenständigen Mensuren, die sich im polyphonen Spiel klar durchsetzten. Ein typisches Wirtschaftswunder-Phänomen. Man konnte es sich leisten. Das Pendel ist inzwischen voll in die Gegenrichtung ausgeschlagen. Erst gab man den Pedalen keine Mixturen mehr, dann feierte die "Transmissionswelle" aus den Manualen fröhliche Uständ' - pecuniae causa. Heute sind wir - zumindest bei der gemeinen Landorgel - oft wieder bei Andreas Silbermann: Sousbasse 16', Flûte 8', Bombarde 16'. Der orgelbewegte Choralbaß 4' - in jeder Dorforgel der 50er bis 70er ein vom OSV vehement gefordertes Muss - ist verschwunden. Ich weine ihm nicht nach. Denn ich habe ihn nie in seiner durch den Namen suggerierten Funktion gehört: zur Darstellung eines c.f. in Tenorlage. Nicht mal bei ländlichen Orgelweihen in jenen Jahren.
LG
Michael
#10 RE: Beckerath Orgel St Andreas Hildesheim
Zitat von Wichernkantor im Beitrag #9
Erst gab man den Pedalen keine Mixturen mehr, dann feierte die "Transmissionswelle" aus den Manualen fröhliche Uständ' - pecuniae causa.
Dem muss ich widersprechen und erinnere da dass viele Orgelbauer der vergangenen Jahrhunderte bereits auch Transmissionen ins Pedal gebaut haben. Schau mal z.B. bei den historischen Dispositionen bei Stumm rein. Und manchmal gehts auch nicht von Platzgründen her. Oder in Amerika und England, da gab und gibt es seit der Romantik im Pedal extrem viele Transmissionen und Extension.
#11 RE: Beckerath Orgel St Andreas Hildesheim
Genau deshalb habe ich von "Urständ'" gesprochen. Damit ist gemeint, das etwas zurückkommt, was es schon mal gab. Nicht nur Pedaltransmissionen, sondern auch Schwellwerke, deren "Klangkrone" aus einer "Klosterflöte 2'" bestand. Bis Ende der 50er Jahre zog Haerpfer&Erman in meiner Heimat auch bei größeren Instrumenten aus Subbass 16', Oktavbass 8' und Posaune 16' komplette Pedaldispositionen aus: Zartbass 16', Gedacktbass 8'. Choralbass 4', Flötbass 4', Sopran 2', Trompete 8', Clairon 4'.
LG
Michael
Liebe Forianer,
ich habe das Set kurz vor Ostern in seiner Testversion ausführlich genutzt. Hier ein kleiner Bericht: Ich bin wirklich erstaunt, wie gut dieses Instrument im Jahr seiner Erbauung intoniert wurde. Die Prinzipale im HW bieten einen runden Klang, sie wirken kein bisschen spröde. Am Rückpositiv klingen sie etwas kammermusikalischer. Das Scharff am RP klingt hell aber nicht schreiend, die Mixtur am HW entwickelt viel Klanggröße, ohne dabei zu brüllen. Die Flöten am OW haben ein angenehmes Anblasgeräusch und überzeugen. Die Zungen am HW sind kräftig. Der Dulzian am RP unterstützt den Plenumsklang des RP und muss nicht zusätzlich abgedeckt werden, so wie man es von Barockorgeln kennt.
Schade, dass die Orgel nicht als Ganzes getestet werden kann. Mir war nicht klar, dass in den dunkelsten Stunden des Orgelbaus auch so etwas möglich war. Die Orgel wirkt durch und durch ästhetisch. Ich gehe davon aus, dass man mit den Aliquoten ähnliche Erfahrungen machen würde, sodass moderne und auch ältere Triomusik ein schönes Klangbild bekommen kann. In dieser Zeit wurde ja beim Registireren viel und gerne experimentiert. Der Hall ist natürlich riesig, aber man kann ja die diffusen Samples reduzieren. Der Hall verpasst dieser Orgel natürlich auch viel von ihrer schönen Klangwirkung, da der Raum nun einmal zum Gesamtbild dazu gehört.
Trotz des Halls wirkt alles noch klar und nie verschwommen. Ich habe Bachs C Dur Toccata und das kleine e Moll ausprobiert und es klang wunderbar. Vor lauter Spaß habe ich der Orgel eine mitteltönige Stimmung und Weckmeister III verpasst. Das war interessant, da das Instrument sofort an seine norddeutschen Ahnen erinnert. Sie ist der erste richtige Zeitzeuge der Nachkriegsära für HW.
Die beiden 32 Füße würden mich interessieren.
Die Orgel eignet sich zum Experimentieren und die alten Meister wirken echt überzeugent, das hätte ich so nicht erwartet. Ich habe einen vollkommen neuen Eindruck von der Orgelbewegung bekommen, das muss ich sagen. Natürlich ist es kein Alleskönner, wie die meisten Instrumente, die momentan gebaut werden, aber das will sie nicht sein und sie hat die 60er und 70er Jahre zum Komponieren animiert, das steht fest. Hans Friedrich Micheelsen hat eines seiner Orgelkonzerte dem damaliegen Kantor gewidmet.
Ich merke, dass ich in Süddeutschland groß geworden bin und hier ist diese Epoche doch etwas anders verlaufen. Beckerath ist ein positives Beispiel für die Orgeln dieser Zeit.
Der Preis ist stolz. Aber bei anderen Händlern würde man definitiv mehr hinblättern.
Also, Hut ab. Diese Orgel ist eine echte Bereicherung der HW-Orgellandschaft.
Viola da Gamba
#13 RE: Beckerath Orgel St Andreas Hildesheim
Umso schöner, dass sie dank Hauptwerk eine große Verbreitungsmöglichkeit bekommt.
Ich habe mir Reinhold Brunnerts Aufnahme der fünften Sinfonie von Widor angehört. Er hat das fabelhaft umgesetzt. Wenn man bedenkt, dass diese Orgel eigentlich ein ganz anderes musikalisches Gesicht trägt, ist diese Aufnahme beachtlich. Schön, dass auch diese Phase der Orgelgeschichte für Überraschungen gut ist.
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