Audiophile Raritäten

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28.10.2024 08:41
#16 RE: Audiophile Raritäten
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Heute gibt's die Triosonaten 1 bis 4, gespielt von MC Alain 1954 in St. Merry. Klärchens Triosonaten waren in meinen Studienjahren absolute Pflicht. Wir haben uns daran förmlich berauscht. Damals natürlich an der Gesamteinspielung bei Erato aus den frühen 60ern und an nagelneuen Marcussens, auf denen man jeden artikulatorischen Floh husten hörte.

LG
Michael


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28.10.2024 08:46 (zuletzt bearbeitet: 03.02.2025 09:16)
#17 RE: Audiophile Raritäten
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Moderator

Inzwischen hat der fleißige Restaurator die Triosonaten 5 und 6 nachgeschoben. Dazu Pastorale, die Fatasien c-moll 537 und G-Dur 572.

Im Hintergrund rauscht der Verkehr der Großstadt. Selbst in den 80ern war das bei Aufnahmen in den Pariser Kirchen nicht zu unterdrücken.

LG
Michael


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28.10.2024 08:55
avatar  wohli
#18 RE: Audiophile Raritäten
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ich meine mich zu erinnern damals mal gelesen zu haben, dass viele Aufnahmen in finsterster Nacht gemacht wurden, um diesen Lärm so weit wie möglich zu reduzieren ...


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28.10.2024 09:49 (zuletzt bearbeitet: 31.10.2024 09:53)
#19 RE: Audiophile Raritäten
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Moderator

In Paris ist das "Grundrauschen" rund um die Uhr zu hören. St. Sulpice z.B. liegt unweit der Haupt-Ausfallstraße von der Cité in Richtung Südwesten. Da rauscht und rumpelt es immer. Diese Stadt schläft nicht. Wir waren mal dort (während Corona) und hatten die Angewohnheit, morgens in aller Frühe entlang der Seine zu flanieren. Um 5.30 Uhr war es zwar relativ still, was wohl vor allem den damaligen Beschränkungen geschuldet war. An jeder Ecke, jeder Brücke stand eine Polizeistreife und achtete darauf, dass die Bestimmungen eingehalten wurden.
Heutzutage ist die Geräuschbelästigung bei Aufnahmen kaum noch ein Problem. Mit der entsprechenden Software lassen sich die Rauschfrequenzen herunterpegeln. Hinterher muss man allerdings jede Menge nachbearbeiten, um den Verlust an Brillanz auszugleichen.

LG
Michael


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31.10.2024 09:10
#20 RE: Audiophile Raritäten
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Auch heute wieder eine Trüffelpraline: Edgar Krapp mit den sechs Schüblers und fünf großen P&F an der Müllerin in St. Bavo, Haarlem. Eine Doppel-LP aus 1978, auch aufnahmetechnisch damaliger state of the art. Ein zeitlos schönes Bachspiel in bester Lehrndorfer-Manier. Gerne mehr davon!

LG
Michael


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08.11.2024 07:19
#21 RE: Audiophile Raritäten
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Heute eine wirklich "historische" Aufnahme im Jackpot: Jakob Noll in Andernach, St. Albert. Die Kirche aus den späten 50ern ist mittlerweile aufgelassen. 1963 bekam sie eine Führerin mit 45 Registern im orgelbewegten Zeitstil mit "französelndem" Schwellwerk. An ihr wirkte gefühlte 100 Jahre Jakob Noll, der einen hervorragenden Ruf als Interpret genoss und sich nicht scheute, an einer Orgel dieser Stilistik Regers titanisches op. 127 einzuspielen, einst komponiert zur Weihe der Breslauer Jahrhunderthallen-Orgel mit mehr als 200 Registern.
Diese Aufnahme ist wirklich ein zeitgeschichtliches Dokument. Wie spielt man ein Gipfelwerk der Spätromantik auf einer "Neo-Barockerin"? Noll macht's vor. Und das sehr überzeugend, finde ich.

LG
Michael


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09.12.2024 07:24 (zuletzt bearbeitet: 09.12.2024 08:04)
#22 RE: Audiophile Raritäten
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Heute lohnt es sich m.E. mal wieder besonders, ein Ohr in die "historic organ recordings" zu halten. Klärchen Alain an der damals niegelnagelneuen Haerpferin in Friedrichsthal/Saar. Ich wusste nicht, dass es eine solche Aufnahme aus 1958 gibt - sogar beim späteren Alain-Hauslabel "Erato".
Allein die Liszt-BACH lohnt sich. Klärchen stand damals im Zenit ihres technischen Könnens und mit der Scheibe zeigt sie, dass sie auch deutsche Romantik "kann".
Der Kanalbetreiber und Restaurator der ganzen Schätze ist ein absoluter Könner. Die Aufnahmen klingen taufrisch.


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13.12.2024 07:30 (zuletzt bearbeitet: 13.12.2024 13:21)
#23 RE: Audiophile Raritäten
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Wer die alte Kasseler Martinskirchen-Orgel (Bosch, 1964) hören will, sollte sich den heutigen Neuzugang bei "historic Organ recordings" anhören. Klaus Martin Ziegler, spiritus rector und langjähriger Hausherr an diesem Instrument, stellt es mit Pepping, David, Satie, Janacek und Jean Alain angemessen vor. Die Spielereien, die die Orgel hatte, kommen zwar nicht zum Einsatz. Aber trotzdem ist eine wirklich reizvolle Orgel zu hören, deren Intonation (vor allem die der Aliquoten) herausragend war. Da ist nichts von der Grelle, Schärfe und Spröde zu spüren die man den Orgeln nachsagte, bei denen Bornefeld die Finger im Spiel hatte.
Die Orgel wanderte ja in die kath. Elisabethkirche und wurde dort vom einstürzenden Kirchendach erschlagen.

LG
Michael


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03.02.2025 07:45 (zuletzt bearbeitet: 03.02.2025 09:34)
#24 RE: Audiophile Raritäten
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Heute lege ich Euch die "LP des Tages" ans Herz:

https://www.youtube.com/watch?v=JUKsTaV71qU

Wolfgang Oehms an der Himmeroder Klaisine mit Brahms' g-moll P+F, Mendelssohns 6. Sonate und dem "Messordinarium" aus Regers op.59. Seit diese Scheibe zum ersten Mal auf meinem Plattenteller lag, bin ich begeisterter Fan dieser Orgel und dieses Interpreten. Ich war 13, als ich die Platte bei "Saraphon" in SB kaufte. Sie kostete 20 Mark, das waren zwei Wochen Taschengeld, aufgebessert durch Mathe- und Latein-Nachhilfe für einen Sextaner. Ich hatte seit ein paar Monaten Orgelunterricht und bis dato keine Streicherschwebung gehört. Die Orgel (Haerpfer&Erman 1957), an der mein Lehrer mich unterrichtete, hatte zwar (bis 1980 als einzige weit und breit) eine "Céleste". Aber der Gebrauch war mir - in neobarocken Zeiten - strengstens verboten. Und nun spielte Oehms den Schlußsatz der Mendelssohn-Sonate mit just dieser Mischung. Meinen Ohren tat sich eine bis dato unerhörte Klangwelt auf. Außerdem waren die Stücke aus op.59 meine "Einstiegsdroge" in das Werk Regers, dessen Orgelmusik ich bis dato als "laut und verworren" empfunden hatte. Als ich - Jahre später - selber "Benedictus" und "Te Deum" daraus spielte, geschah das durchaus "Oehms sei Dank". Dass ich nach der Weihe der neuen Domorgel regelmäßiger Besucher der Orgelkonzerte war, um Oehms zu hören und auf die Verwendung der Céleste zu hoffen, versteht sich. Ich halte ihn für einen oft unterschätzten Interpreten. Auch seine spätere Aufnahme mit Francks "Grande pièce symphonique" an der Domklaisine hat bei mir absoluten Kultstatus.

LG
Michael


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05.02.2025 10:59
avatar  Flauten
#25 RE: Audiophile Raritäten
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Lieber Michael,
wieder mal eine tolle Aufnahme mit einem spannenden Programm . . .
Vielen Dank für den Hinweis!
Mit herzlichem Gruß
Flauten


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03.03.2025 09:02 (zuletzt bearbeitet: 03.03.2025 10:27)
#26 RE: Audiophile Raritäten
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Heute wieder ein Bonbon bei den "historic organ recordings":

https://www.youtube.com/watch?v=wuW3qw8UmuA

Orgelmusik von Johann Ludwig Krebs - Wolfgang Stockmeier 1974. Stockmeier war wohl der erste, der sich Krebs' Orgelwerken mit gewisser Systematik annahm. M.W. nahm er in der Folge bei "Psallite" insgesamt vier Scheiben mit Präludien, Trios und Choralbearbeitungen des Bach-Schülers auf.
Wir Studiosi sind an Krebs damals relativ achtlos vorübergegangen. Seine freien Werke waren lang und technisch schwierig, vor allem im Pedal. Man musste denselben Übeaufwand treiben wie bei einem großen Bach. Und dann stand halt "nur" ein Krebs auf der Repertoireliste. Man fand derlei "Galanterien" auch nicht auf den Konzertprogrammen der Lehrer und älteren Kollegen. Wir entdeckten damals gerade die Franzosen.
Stockmeier leuchtete sehr gern Nischen aus. Er spielte z.B. die Sonaten von Camillo Schumann oder Joseph Rheinberger, von denen es damals keine aktuellen Notenausgaben gab.

M.W. blieb Stockmeiers Krebs-Einspielung (in Deutschland jedenfalls) die einzige bis zum Ende der LP-Produktion Ende der 80er Jahre. (Fast-)Gesamteinspielungen auf CD sollte es dann erst rund 25 Jahre später geben - Felix Friedrich und das Ehepaar Weinberger seien erwähnt.

LG
Michael


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18.03.2025 07:45
#27 RE: Audiophile Raritäten
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Heute gibt's im Historienkanal wieder eine meiner persönlichen Kult-LPs: Marie-Claire Alains Doppelalbum mit der mehrfach preisgekrönten Gesamteinspielung des Orgelwerkes von Georg Böhm.

https://www.youtube.com/watch?v=ffTA0YkXgGA

Ich habe die beiden Scheiben vor mehr als 50 Jahren im größten Plattenladen Frankreichs gekauft. Unweit des Triumphbogens, direkt an den Champs Elysées in Paris lag das Ladenlokal von "Virgin Classics". (Leider vor ca. zehn Jahren in Konkurs gegangen ...) In der riesigen Orgelmusik-Abteilung gab es ALLES. Vor allem auch Verkäufer, die sich auskannten und die meisten Sachen selber gehört hatten. Wegen des damals günstigen Wechselkurses der Mark zum Franc war auch die Preisgestaltung sehr attraktiv. Sobald ich wusste, dass es nach Paris geht, habe ich Taschengeld und andere Einkünfte gebunkert, um da nach Herzenslust zuschlagen zu können.

Zurück zur Platte: MCA stand damals im Zenit ihres Schaffens. Und die neuen Marcussen-Orgeln entsprachen nahezu perfekt dem Ideal eines "barocken" Orgelklangs. Auch aufnahmetechnisch war bereits die Endstufe der Analogtechnik erreicht. "Besser" ging damals eigentlich nicht.

LG
Michael


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