Bitte geben Sie einen Grund für die Verwarnung an
Der Grund erscheint unter dem Beitrag.Bei einer weiteren Verwarnung wird das Mitglied automatisch gesperrt.
Die neue Opus 250 von Johannus
@ Germshorn: Die Pedalstimme geht nicht höher als c, daher wäre Oktavierung natürlich durchaus möglich.
@chp: Ich sehe das nicht so eng mit der möglichst originagetreuen Aufführung. Ich bin der Ansicht, so eine 4' Pedalzunge bringt da etwas Farbe hinein -auch wenn es Pachelbel auf seiner Orgel so nicht spielen konnte.
Zurück zum eigentlichen Thema: Ich freue mich über eine schöne 4' Zunge im Pedal. Die gibt es bei meiner Studio 2 zwar nicht, dafür aber in meinen Hauptwerksets Anloo und Velesovo. Gerade Anloo ist trotz seiner nur 21 Register aus meiner Sicht von der Disposition sehr reichhaltig.
Noch ein weiterführender Gedanke:
Gerade manche Einschränkungen insbesondere von historischen Orgeln sind aus meiner Sicht eher unverständlich. So würde ich bei den typisch mittelgroßen Silbermannorgeln wie z.B.in Zöblitz am meisten die Pedalkoppeln zu den Manualen vermissen. Ursprünglich gab es ja überhaupt keine Pedalkoppel. Warum nur hat Silbermann darauf verzichtet?
Extrem hinderlich, wenn man z.B. ein Choralvorspiel mit cantus firmus wie z.B. „Erschienen ist der herrliche Tag“ von Buxtehude spielen will.
Ich registriere üblicherweise so:
Pedal: Subbaß + P/1 (wenn keine 8’ Flöte/Gedackt im Pedal)
1. Manual: Flöte 8‘
2. Manual: Solozunge oder Aliquotenmischung mit Flöte 8’, 4’, 2 2/3 oder ähnliches.
Wobei ich hier noch einmal den Gedanken weiterführen kann: dank der Intonierbarkeit unserer DOs, können wir uns ein ganz besonderes Register (z.B. Klarine 4' im Pedal) auch anpassen.
Wer kennt es an der PO nicht auch: man wählt eine sinnvolle Registrierung, und stellt dann beim Spiel fest, dass irgendein Register überhaupt nicht passt, da es zu laut/zu leise ist.
Ein Griff in das Intonationstool und schon passt es. Bei der PO fast undenkbar. Da ist der Orgelbauer gefragt und der könnte da auch ganz anderer Meinung sein.
Die Kompromisse die man mit der DO machen kann sind einfach klasse.
Heute hatte ich erstmals die neue Opus 250 unter den Fingern. [smile]
Durchaus schönes Gehäuse, angenehm raue Tasten.
Zum Klang: Zuallererst nehme ich mir das "historische" Sampleset vor, da ich mir von diesem das meiste erhoffe. Gleich schalte ich den "Quintatön" ein, da dieses Register ja sozusagen eine Novität in der Opus-Serie markiert. In der Tat: Eine schöne Quintade mit herrlich herbem Klang; gewiss ein dispositioneller Gewinn! Den Basslautsprecher spürt man deutlich, die Klangfundamente behaupten sich auch im Plenum sehr überzeugend. Weiter geht es mit dem Ausprobieren einzelner Register, wohlgemerkt immer noch in der historischen Disposition: Prinzipal 8' ... naja, typisch Johannus eben. Gewiss, mehr Windgeräusch als früher, aber immer noch jene näselnde Klangfarbe, mit der ich so gar nicht warm werden will. Die 4'-Flöten interessieren mich immer, wenn ich eine neue Orgel teste — also probiere ich beide aus, die im HW und die im SW. Ernüchternd; irgendwie fad, ohne besonderen Charakter. Am meisten enttäuscht mich dann aber die Hauptwerksmixtur: Bei gelungenen Klangkronen spricht man oft vom "silbernen" Glanz, den sie dem Orgelplenum verleihen. Zu dieser Mixtur fällt mir analog nur der Begriff "Blech" ein: Harter Klang, keine für mich feststellbare Einschwingphase, kein "lebendiger" Klang. [sad] Die Scharff des Schwellwerks gefällt mir zwar ein wenig besser, aber natürlich kann sie nicht als Ersatz für die unschöne Hauptwerksmixtur fungieren.
Ratlos wandern meine Finger zum Knopf für die barocke Disposition; einige Sekunden braucht die Opus, dann ist die neu gewählte Disposition spielbereit. Die Mixtur klingt besser (angesicht der zuvor gehörten ist das allerdings kein Kunststück), befriedigt mich aber auch nicht wirklich. Ähnlich geht es mir mit den Prinzipalen und den Flöten. Auch hier in der barocken Variante gefällt mir noch am ehesten der Quintatön. Kurz klicke ich auch noch die romantische und die symphonische Disposition an, um aber gleich festzustellen, dass ich diese beiden Klangwelten eigentlich nicht mag, zumindest nicht in ihrer johannus'schen Interpretation.
Dazu im Vergleich: Vivaldi 250
Ich schalte die Orgel aus und wende mich der daneben stehenden Vivaldi 250 zu. Im Vergleich zur Opus ist diese Orgel eine Offenbarung. So gut wie alle Register klingen klarer, konturierter, charaktervoller. Man spürt, dass dieses Instrument bereits gute bis gehobene Mittelklasse ist. Intensiv befasse ich mich mit der Vivaldi nicht; dazu fehlt die Zeit. Das wenige aber, das ich ausprobiere, weiß durchaus zu gefallen. Die Trakturgeräusche würzen den Klang in angenehmer Weise, das Ausprobieren der virtuellen Hörerposition macht Spaß, führt aber dazu, dass ich den direkten Klang "an der Konsole" bald als zu grell empfinde und mich virtuell ins Kirchenschiff begebe, um von dort meinem Orgelspiel zu lauschen. Ehrlich gesagt ist das aber doch wohl eine unnatürliche Funktion... Die kräftigen Bässe in der tiefen Pedaloktave lassen das Gehäuse in unangenehmer Weise dröhnen. Ich würde sagen: Man muss bei dieser Orgel sehr darauf achten, wieviel Hall man sich gönnen möchte. Bei fast voll aufgedrehtem Kathedraleffekt gibt es bei den tiefen Pedalregistern eine Art Echo: Der Ton kommt nach Loslassen der Taste noch 1-2mal, wenn auch leiser. Irritierend. :S
Leider hatte ich nicht viel Zeit, sodass ich den kurzen Test auch schon beenden musste. Mag gut sein, dass ich viele der Stärken dieses Instruments so gar nicht mehr zu Gehör bekam. Als Resumee will ich jedoch festhalten, dass mir die Vivaldi weitaus besser gefiel als die Opus. Dennoch kann ich nicht sagen, dass die Vivaldi es geschafft hätte, mich intensiver für sie zu interessieren geschweige denn mein Herz zu erobern.
Übrigens kam mir die Gesamtlautstärke beider Modelle eher leise vor. Vielleicht lag dies aber auch am Aufstellungsraum.
Hallo Klaus,
vielen Dank für den interessanten Bericht.
Mal aus reiner Neugier, da ich wohl so schnell nicht mehr zum Probespielen kommen werde:
ist die Opus 250 im Prinzip eine um zusätzliche Register/Ausstattung erweiterte Studio 150 (sofern du den Vergleich noch im "inneren Ohr" hast), oder ist das klanglich eine hörbare Abstufung, ähnlich wie du sie zwischen Opus und Vivaldi erlebt hast? Mir geht dabei weniger um evtl. vorhandene Vorteile in der Abstrahlung, als um die grundlegende Qualität der Samples.
Viele Grüße
Stephan
Hallo Stephan, wissen tu ich da freilich nichts. [schild=12,1,00008B,FFFFFF]leider[/schild]
Ich könnte nicht einmal sagen, ob die Opus (bei den gemeinsamen Registern) andere Samples hätte als die Studio 150 (ich glaube aber schon). Abgesehen von der erweiterten Abstrahlung (Seitenlautsprecher für den Nachhall), dem Holzspieltisch und den paar mehr Registern scheint es da keine großen Unterschiede zur Studio zu geben. Eine deutliche Abstufung wie zwischen Opus und Vivaldi nahm ich nicht wahr. Wenn man den Preisunterschied bedenkt (knappe EUR 2.000,-) ist das auch nicht weiter verwunderlich: Da fließen geschätzte EUR 1.000,- schon allein in den Echtholzspieltisch, der Rest wohl in die zusätzliche Abstrahlung. Insofern würde ich sagen, dass Studio 150 und Opus 250 derselben "Klasse" entstammen. Ich betone: Dies ist nur meine sehr persönliche Einschätzung.
Wobei ich finde, dass die Abstrahlung u.U. sehr viel ausmachen kann. Was bringen tolle Samples, wenn sie in nicht optimaler Weise wiedergegeben werden? Die Klangabstrahlung inkl. Anzahl und Anordnung der Lautsprecher, Anzahl der Kanäle macht sehr viel aus bei einer Orgel.
Von dem her wird man nicht umhin kommen, sich die Instrumente vor Ort direkt anzuhören und miteinander zu vergleichen.
Meschmesch
Zitat von meschmesch
Wobei ich finde, dass die Abstrahlung u.U. sehr viel ausmachen kann. Was bringen tolle Samples, wenn sie in nicht optimaler Weise wiedergegeben werden? Die Klangabstrahlung inkl. Anzahl und Anordnung der Lautsprecher, Anzahl der Kanäle macht sehr viel aus bei einer Orgel.
Völlig richtig, aber es dreht sich auch alles um den Preis. Ein Mercedes hat sicherlich mehr Qualität als ein Fiat, aber die Familie, die alle Pfennige zusammenkratzen muss, um sich den Fiat leisten zu können, ist natürlich super stolz auf den Fiat und sagt: Was brauche ich so einen "Nobelhobel" von Mercedes. Der Fiat bringt mich auch zuverlässig überall hin.
Das meine ich keinesfalls abwertend! Also bitte nicht falsch verstehen.
Bei jeder Instrumentenwahl (wie auch beim Autokauf) ist sicherlich ein Kompromiss nötig. Und die neue Opus-Serie scheint mir einen Platz zwischen Studio und Vivaldi eingenommen zu haben, was Preis, Technik und Ausstattung angeht.
Es würde mich auch nicht wirklich überraschen, wenn es schon bald eine Opus 350 gäbe. Dafuer:
#24 RE: Die neue Opus 250 von Johannus
Hallo Leute,
vor einigen Tagen hatte ich die Gelegenheit, die Opus 250 zu spielen. Ich räume ein, meine Gloria 360 als „Normgröße“ im Ohr zu haben. Aber selbst wenn ich meine gute alte Opus 30 als Maßstab anlege, klingt die 250 schlechter.
Eine der Ursachen ist m.E. der „Rückbau“ der Ausgangskanäle. Vielkanalige Abstrahlung war in dieser Preiskategorie lange Zeit ein wesentliches und (klang)qualitätssteigerndes Alleinstellungsmerkmal von Johannus. Das ist nun wohl auf dem Altar des Controllings geopfert worden.
Auch die Samples überzeugen mich nicht. Der Prinzipalchor meiner Opus 30 aus 1999 (mit 16-bit-Technologie) klang erheblich plastischer und strahlender.
Zugegebener Maßen weiß ich nicht, was mit dem Intonat noch zu retten wäre. Ich konnte es nicht ausprobieren.
Die Disposition ist zwar besser als bisher bei Johannus in dieser Preisklasse üblich, aber immer noch etliche Schritte von einem durchdachten Konzept entfernt. Allein das Möbel hat auf mich einen guten Eindruck gemacht. Aber schöne Möbel habe ich selber …
Dahinter scheint eine gezielte Firmenpolitik zu stecken. „Low budget“ heißt wohl leider in Zukunft: „low sound“. Offenbar soll der Kunde, der Ohren hat, zu hören, gleich zum Einstieg ins mittlere Preissegment gedrängt werden. Das hat Ahlborn vor ca. 15 Jahren mal so gemacht. Da klangen die kleineren Orgeln plötzlich schlechter als ihre Vorgängermodelle. Als ich einen Verkäufer (!) darauf ansprach, meinte er: „In dieser Preisklasse können Sie eben nicht mehr Sampling(!)qualität erwarten.“ (Er vermutete wohl, ich würde ein teureres Instrument empfehlen. Aber mit diesem Satz war er aus dem Rennen – es handelte sich um eine öffentliche Ausschreibung für mehrere Krankenhauskapellen.) Wo die Firma heute steht, ist bekannt … „mene, tekel, Upharsim“?
Wenn ich für ein Limit von 5000 € einkaufen sollte, würde ich derzeit wohl bei einer Gloria auf Viscount-Plattform ankommen (238 „Jubiläum&ldquo oder bei einer „Klassik“. Da sind die Dispositionen stimmig und die Samples klingen.
FG
Michael
Zitat von Copula
3 Takte aus einer Fuge der Acht kleinen Bäche.
..., die von Krebs' Vater, Johann Ludwig, sind, trotzdem als BWV 553-560 "katalogisiert" bleiben.
Wer Bach-Erfahrung hat, merkt die fremde Urheberschaft, weil die kompositorische Dichte und vergleichweise harmlose Harmonik der süßen kleinen Präludien und Fugen an die der Bachschen Jugendarbeiten nicht heranreicht.
Hier saß Hector Olivera in seinem C-330-Demo ebenfalls dem Schalk auf, als er das nach Arnstadt projizierte, während es Schmieder noch (fraglich!) der Weimarer Zeit zuordnete.
Aber das macht die Opus 250 auch nicht besser...
Jetzt anmelden!
Jetzt registrieren!