Zitat von Laurie Phelps

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Leider haben wir einfach das Problem, dass Orgelmusik derzeit einen außerordentlich schlechten Ruf hat.

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Mein Appell ist und bleibt daher: überrascht eure Gemeinden und Zuhörer schon heute immer wieder mal damit, dass die Orgel auch anders als traditionell klingen kann. Es gibt nun wirklich genügend Literatur von einfach bis schwer und von nur sehr leicht modernisiert bis Pop. Auch im Barock gab es schon ausgesprochen volkstümliche Stücke. Da findet jeder etwas ohne dass er sich gleich verbiegen muss! Gerade jetzt rund um Weihnachten sollte man unbedingt dran denken, für die Orgel "Werbung" zu machen, in dem man etwas eingängiges spielt. Zum Beispiel:

https://www.youtube.com/watch?v=le2NIhQA53U

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Laurie,

vielen Dank für den Hinweis auf dieses schöne Stück!

Das ist ganz nach meinem Geschmack, könnte glatt von Hans-André Stamm sein, dessen Rondo alla celtica (deutlich schwieriger) ich mal gespielt hatte. Ich denke, ich habe mein Weihnachtsnachspiel gefunden.

Bzgl. des Stellenwertes der Orgel erlebe ich das aber etwas anders als du. Fast immer bleiben bei mir Leute nach dem Gottesdienst sitzen und beteiligen sich nicht an der üblichen katholischen Fluchtübung zum Auszug; egal, ob ich Buxtehude, Bach, Mendelssohn, Guilmant oder Willscher spiele. Man erhält auch entsprechend positive Rückmeldungen.

Es ist nun mal so, PeterW wird es nicht gerne hören, dass bei 99% aller Menschen die Orgel immer untrennbar mit der Kirche verbunden sein wird. Zu recht, wie ich finde (obwohl ich auch genügend weltliches im GoDi spiele [smile] ): Nur in einer Kirche ergibt sich (auch für mich) das einmalige Klangerlebnis "Orgel", was viele so fasziniert. Im Pfeifenorgelforum zitierte jemand einen guten Intonateur, wonach der Klang einer Orgel zu 50% der Akustik des Raumes, zu 25% den äußeren Rahmenbedingungen (Pfeifenmaterial, -Aufstellung und Winddruck etc.) und zu 25% dem Können des Intonateurs geschuldet ist!

(In diesem Sinne freue ich mich außerordentlich auf eine Orgelweihe an diesem Wochenende hier mehr oder weniger vor Ort in einem Raum mit absolut genialer Akustik).

Saalorgeln werden daher leider weiterhin eine absolute Randerscheinung bleiben, wir haben keine Townhall-Kultur wie im angelsächsischen Raum, wo der Organist im 19. und frühen 20. Jahrhundert den Bürgern mittels ausgefeilter Transkriptionen Orchesterwerke nahebrachte; wir haben auch nur gaaaanz wenige geeignete Instrumente. Seien wir mal ehrlich: Wenn hierzulande in den 50er bis 80er Jahren eine Saalorgel gebaut wurde, waren das meistens neobarocke Konzepte, die vielleicht in halligen Kirchen funktionieren können, aber in trockenen Konzertsälen zum Scheitern verurteilt waren.

Auch bei Kirchenfernen erlebe ich es, dass sie eher mit Hochachtung von der Orgel sprechen. Ich glaube nicht, dass viele wegen der Orgel der Kirche fernbleiben. "Die Orgel spielt" - wenn man das in einer Gemeinde sagen kann, ist meist der Organist daran schuld. In diesem Sinne: Nochmals danke für den Hinweis auf Literatur, die dem entgegenwirken kann!

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Zitat von Martin78

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Es ist nun mal so, PeterW wird es nicht gerne hören, dass bei 99% aller Menschen die Orgel immer untrennbar mit der Kirche verbunden sein wird.

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Warum sollte ich das nicht gern hören? Die Aussage ist doch in dieser Form völlig richtig.
Was mir nicht so gut gefällt, ist die Sakral-Überhöhung eines Musikinstruments. Hier gerät der Begriff "Sakral" zu inflationärem Mißbrauch.
Es gibt auch keinen Zweifel, daß uns die Orgel in einer gotischen (oder verwandten Raumschnitts) Kirche die für unsere musikalische Seele wirksamsten Klangcharakteristik entfaltet. Ob das eine objektiv Tatsache ist oder an unserer Sozialisation/Gewöhnung liegt, sei dahingestellt, ich weiß es auch nicht.
Andererseits gibt es - leider zu wenige - Konzertsäle, bei deren Konstruktion sich die Architekten von Akustikern haben beraten lassen und die viele Klangexperimente mit nachfolgenden Korrekturen vor Eröffnung über sich ergehen lassen mußten. Solche keinesfalls trockenen Klangräume sind natürlich eine Wucht - insbesondere auch für Orgelmusik, wenn dort ein Instrument steht, was sich hören lassen läßt!
Solche optimierten Konzertsäle sind natürlich immer Wallfahrtsorte für Musikliebhaber und Fachleute aus aller Welt.

Soviel zu Präzisierung und Richtigstellung meiner Auffassung (dessen vier Vorgängergenerationen ihre zumeist kargen Brötchen im Instrumentenbau verdienten), mit der ich mich gegen Einseitigkeit wehre.

Zitat von PeterW

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Zitat von Martin78

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Es ist nun mal so, PeterW wird es nicht gerne hören, dass bei 99% aller Menschen die Orgel immer untrennbar mit der Kirche verbunden sein wird.

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Warum sollte ich das nicht gern hören? Die Aussage ist doch in dieser Form völlig richtig.
Was mir nicht so gut gefällt, ist die Sakral-Überhöhung eines Musikinstruments. Hier gerät der Begriff "Sakral" zu inflationärem Mißbrauch.
Es gibt auch keinen Zweifel, daß uns die Orgel in einer gotischen (oder verwandten Raumschnitts) Kirche die für unsere musikalische Seele wirksamsten Klangcharakteristik entfaltet.
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(dessen vier Vorgängergenerationen ihre zumeist kargen Brötchen im Instrumentenbau verdienten), mit der ich mich gegen Einseitigkeit wehre.

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Hallo PeterW,

vielen Dank für deine Präzisierung. Da hatte ich wohl in einige Forenbeiträge zuviel reininterpretiert.

Nichts für ungut und ein schönes WE!
Martin

PeterW hat geschrieben:

Zitat

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Andererseits gibt es - leider zu wenige - Konzertsäle, bei deren Konstruktion sich die Architekten von Akustikern haben beraten lassen und die viele Klangexperimente mit nachfolgenden Korrekturen vor Eröffnung über sich ergehen lassen mußten. Solche keinesfalls trockenen Klangräume sind natürlich eine Wucht - insbesondere auch für Orgelmusik, wenn dort ein Instrument steht, was sich hören lassen läßt!

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In diesem Zusammanhang, auch wenn es kein Konzertsaal ist, würde mich interessieren, wie eine solche Orgel in diesem Raum klingen kann (Spezifikationen direkt zu Anfang des Textes). 50 Register im kleinen Raum, das würde mich interessieren. Kennt jemand diese Orgel?
http://www.hfkm-regensburg.de/fileadmin/...Konzertsaal.pdf

grüße
matthias

Hallo Matthias,
solch ein Instrument wird sicher "etwas trockener" und kann durchaus richtig gut klingen. So wie Goll selber schreibt, hat er eine sehr sorgfältige Vorplanung unternommen. Bei meinem nächsten Besuch in Regensburg habe ich dies Instrument sicher auf meiner Agenda. Danke für Dein Aufmerksam machen. Die Disposition könnte aus meiner Feder stammen. Wenn ich meine klanglichen Erlebnisse mit Goll-Instrumenten in die Waagschale werfe, muß das Instrument gut geworden sein.
Ein ähnlich dimensioniertes MH-Instrument konnte ich vor drei Jahren in HH ausführlich testen. Die Hamburger Orgel wäre sicher nicht "meine", weil sie nach meinem Dafürhalten BBB-lastig ist. Allerdings liegt dort einer der Unterrichtsschwerpunkte auf den "Norddeutschen". Die Beschränkung auf "norddeutsch" hat allerdings auch seine Vorteile... und die Kiste klingt im Raum, ohne daß mir die hochliegenden Mixturen, Aliquoten oder Zungen unter der SchäDeldecke geklirrt hätten, sondern sie nimmt mich als Zuhörer in den Arm!