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Stammteil-Orgelbuch zum Gotteslob
Zitat von jogo31
Derartiger Kantionalsatz-Purismus, wird ohnehin nur von Musikern mit guten Ohren verstanden. [grin]
Asche über mein Haupt und sorry, ich bin in der Regel kein Parallelenfetischist. Hatte hier auch gar nicht gesehen, dass es sich um die Folge verminderte Quinte in reine Quinte handelt.
Ich habe mal gerade einen Blick in den "Amon" geworfen, weil es mich interessierte.
Dort steht bzgl. der Folge v.5-r.5 geschrieben:
"Das Aufeinandertreffen von leitereigenen und leiterfremden Tönen in parallelen Quinten ist bedenklich. Im zweistimmigen Satz sind sie grundsätzlich verboten. Der umgekehrte Fall (r.5-v.5) ist - ausgenommen in Außenstimmen - erlaubt. Der Grund dafür ist, dass die v.5 stark dazu tendiert, sich zur gr.3 zusammenzuziehen. Dies ist bei der Folge r.5-v.5 möglich; im umgekehrten Fall nicht (diese Intervallfolge wird in manchen Lehrbüchern fälschlich als "Mozartquinten" bezeichnet). Diese freiere Behandlung gilt erst ab dem 17. Jhdt. Zuvor waren Klangverbindungen wie diese streng untersagt.
Merkregel: "Rein - vermindert - ungehindert; vermindert - rein, das lass sein."
Schon wieder was gelernt. Webmaster!
Mein Beitrag zu deinem Wissenszuwachs war ja eher marginal. [wink]
Den Merkspruch zu "rein-vermindert" fand ich ebenfalls - jedoch in der Wikipedia.
Nun denn! Jedenfalls lerne ich daraus, mich in Zukunft nicht mehr ausschließlich auf die Fähigkeiten von "tonica" zu verlassen, wenn ich meine Machwerke auf Parallelen durchforste. [grin]
Der nächste Fehler im Orgelbuch: Bei "Es ist ein Ros entsprungen" steht im Orgelbuch nach "aus einer Wurzel zart" eine Halbepause, im GL jedoch nicht. Im Österreichteil wird die Melodie für das Epiphanielied "Ein Stern mit hellem Brande" verwendet; dort taucht die ominöse Pause weder im GL noch im Orgelbuch auf.
Übrigens endet GL 208 "Christe, du Lamm Gottes" im Orgelbuch mit einer ganzen Note, im GL nur mit einer halben.
#204 RE: Stammteil-Orgelbuch zum Gotteslob
Zum Thema Quintparallelen vertritt Diether de la Motte äußerst ketzerische Ansichten. Er war in meinen Lehr- und Wanderjahren der "Papst" der musikalischen Analyse und hat ein ebenso lesenswertes wie verständliches Buch mit dem schlichten Titel "Harmonielehre" verfasst. Es war in meinen Studienjahren das damals modernste Standardwerk, jetzt ist es wohlfeil bei DTV/Bärenreiter zu bekommen. Nicht minder lesenswert zum selben Thema sind dlMs Ausführungen in seinem Buch "Kontrapunkt". Und wer Spaß daran hat, Melodien in ihre Bestandteile zu zerlegen und zu analysieren, findet dazu eine ausgezeichnete Anleitung im Buch "Melodie".
LG
Michael
Hallo,
Zitat von jogo31
Ich find den Satz zu "Nun freut euch ihr Christen" um Klassen besser, als den im alten Orgelbuch (der war langweilig). Und der Praetorius-Satz ist ein Klassiker, den ich schon immer gern benutzt habe inklusive des "Schlenkers" im Alt auf "und hat ein Blümlein bracht".
Ich habe, was man ja machen kann, am Sonntag jeweils beide Sätze gepielt und dazwischen noch jeweils einen von Andreas Willscher. Den neue Satz zu "Nun freut euch ihr Christen" finde ich auch besser, er wirkt von der Harmonik "englischer" und die Bassführung gefällt mir auch besser. Beim "Ros" finde ich keine großen Unterschiede, abgesehen von den unterschiedlichen Harmonien auf der 2. Note. Vielleicht in Strophe 1 die neue Variante und in einer der weiteren Strophen die alte nehmen?
Zitat von Gemshorn
Der nächste Fehler im Orgelbuch: Bei "Es ist ein Ros entsprungen" steht im Orgelbuch nach "aus einer Wurzel zart" eine Halbepause, im GL jedoch nicht.
Finde ich hier kein Problem, da die Pause im Orgelbuch dem Sprach- bzw. Singfluss entspricht. Das Orgelbuch gibt den Leuten die Zeit, mit den Augen den Anfang wieder zu suchen. Vermutlich ist das dadurch bedingt, dass der Satz im Orgelbuch "ohne Wiederholung" ausgeschrieben ist, im GL aber "Wiederholungszeichen" benutzt werden.
Zitat von Gemshorn
Übrigens endet GL 208 "Christe, du Lamm Gottes" im Orgelbuch mit einer ganzen Note, im GL nur mit einer halben.
Umgekehrt: GL hat die ganze, OB die halbe Note.
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
Danke für die Korrektur, chp!
Zitat von jogo31
Es ist ein Ros entsprungen kann ich jetzt nicht nachprüfen, da ich das OB nicht daheim habe. Bei 208 steht bei mir im Gotteslob als letzter Ton ein Ganzton g.
Im Gotteslob steht bei 208 auch bei mir der Ganzton, aber im Orgelbuch nicht.
Die diversen "Entschuldigungen" für Inkongruenzen zwischen Gotteslob und Orgelbuch stimmen mich indes nachdenklich. Als ob es einfach egal wäre, welche Melodie, welche Fassungen und welche Pausen wo abgedruckt wären... [sad]
Zum "Ros": Prätorius-Satz hin oder her: Auf die erste Note eines Stücks schon den Melodieton im Tenor zu verdoppeln halte ich für eine schlechte Entscheidung. Auch im Sinne des akustischen Dirigierens war mir der Akkordwechsel auf den ersten Tönen im "alten" Satz (dem Württemberg. Choralbuch entlehnt) deutlich lieber.
Hallo,
Zitat von Gemshorn
Die diversen "Entschuldigungen" für Inkongruenzen zwischen Gotteslob und Orgelbuch stimmen mich indes nachdenklich. Als ob es einfach egal wäre, welche Melodie, welche Fassungen und welche Pausen wo abgedruckt wären...
Nein, entschuldigen will ich das nicht. Im Zuge der Neuauflagen muss das schon irgendwann harmonisiert werden (wird aber vermutlich dauern). Vielleicht können wir aus dem Orgelbuch, der neueren Publikation ja schon ahnen, wie es am Ende sein wird. Es ist nur so, dass manche der Fehler, z.B. die Pause bei GL 243, in der Gemeindepraxis kein oder kein großes Problem darstellen. Nicht mal unser Scholaleiter, ein genauer Zähler, hat da am Sonntag hörbar voraus gesungen.
Zitat von Gemshorn
Zum "Ros": Prätorius-Satz hin oder her: Auf die erste Note eines Stücks schon den Melodieton im Tenor zu verdoppeln halte ich für eine schlechte Entscheidung. Auch im Sinne des akustischen Dirigierens war mir der Akkordwechsel auf den ersten Tönen im "alten" Satz (dem Württemberg. Choralbuch entlehnt) deutlich lieber.
OK, ich mache das halt eh mit "gelüfteten" Akkorden, also mit Absetzen.
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
Aus nem anderen Forum wäre ich wegen permanenter Kritik schon rausgeflogen...
Ach, wie gut...
Die Begleitsätze zur "Leopold-Messe" GL 137 ff. sind ebenfalls gewöhnungsbedürftig, desgleichen jene der "Mainzer-Dom-Messe" GL 128 ff.: Die Harmonie g-Moll auf den ersten Ton der Melodie (f' ist mehr als gewagt. Eigentlich finde ich das - sit venia verbo! - bescheuert. Aber ich bin ja auch nur ein ungelernter Landorganist - was verstehe ich schon von der hohen Kunst des Satzschreibens...
Auch die Harmonisation des Kyrie aus der "Missa mundi" und dessen Verwendung in GL 163 macht mir einigermaßen Kopfzerbrechen; mit dem alten Satz war das akustische Dirigieren wieder einmal leichter als mit dem neuen, wo auf "Ky-ri-e" immer nur der d-Moll-Akkord unterlegt ist. [sad]
Im alten GL stand beim "entsprungenen Ross", nach "aus einer Wurzel zart" auch keine Pause. Und schon damals hats keinen gejuckt, denn es wird da immer eine Pause gesungen, die da zumindest rein gefühlsmäßig auch hingehört. Das Orgelbuch macht im Grunde nur das, was ohnehin so gesungen wird --> Ergo ist mir die Diskrepanz zwischen Notenbild im OB und im GL gar nicht erst aufgefallen.
Alles andere Aufgeführte sind ja im Grunde Geschmacksfragen und Fragen als was man sich als Organist sieht. Ich bin in erster Linie Begleiter und nicht Dirigent. Ich kann noch so korrekt spielen und Einsätze präzise geben, sowie Pausen korrekt durchzählen. Doch letztlich hat es halt keinen Sinn, wenn der Organist schon beim Halleluja ist und die Gemeinde noch beim Gloria. Will heißen: Im Zweifel muss ich mich halt an die Gemeinde anpassen und wenn es noch so grottenfalsch ist.
Und ansonsten: Da die Sätze im Orgelbuch keine in Stein gemeißelten Gesetze sind, bleibt es ja jedem selbst überlassen, den ein oder andren Akkord zu ändern, wenn er einem so gar nicht in den Kram passen will, oder auch einen ganz anderen Satz nehmen oder selber harmonisieren.
Wenn wir ehrlich sind, jammert man bezüglich des Orgelbuchs doch auf sehr hohem Niveau.
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