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Camerons Riesenbaby in ganzer Pracht
Komisch, dass wir die Vergangenheit nur zu gut kennen und dennoch nur selten aus ihr lernen.
Die Hammond-Orgel war gedacht und erfunden worden um die Pfeifenorgel auf erschwinglichere Weise zu ersetzen, bzw. diese in der Größe auf universellere Anwendungsmöglichkeiten zu reduzieren. So war sie zuerst ein Segen für viele Kirchengemeinden, die nicht das Geld für eine Pfeifenorgel hatten. Auch im Heimbereich hatte sie großen Erfolg.
Aber dann. Ja dann wurde sie für populäre Musik entdeckt – abseits der klassischen Kirche. Und dann ging ihr Siegeszug erst richtig los. Genau ihre Schwächen und natürlich auch die technischen Möglichkeiten, die sie bot, luden viele Musiker zum Experimentieren ein. Herauskam ein eigenständiges Instrument, welches seinerseits heute wieder als solches nachgeahmt wird.
Erkennt man nun Parallelen zur DO und wie sie CC gebraucht und wie er sie systematisch ausbaut und eben von deren ehemaligen Vorbild wegführt.
Herauskommen wird auch hier ein eigenständiges Instrument mit neuen Möglichkeiten und neuer Musik.
Eben genau deswegen sehe ich die PM-Technologie der reinen und möglichst wahrheitsgetreuen Wiedergabe klassischer Vorbilder à la Hauptwerk & Co. auf lange Sicht überlegen. Wie man bei M&O und CC sieht kann man auch mit der Samplingtechnik eigenständige Instrumente erschaffen. PM ist dafür m. E. aber noch weit besser geeignet.
Und genau das ist die Zukunft der Orgel. Eine gewisse Vereinigung verschiedener Orgeltypen zu einem Instrument welches eben nicht nur klassische Orgelmusik ansprechend wiedergeben kann. Wenn dann noch Musiker hinzukommen, die diese Instrumente technisch beherrschen und verschiedene Musikstile kombinieren und erweitern (Dennerlein, CC und hoffentlich bald noch viele mehr), dann steht einem neuen Aufleben der Orgel nichts mehr entgegen.
Sie muss jedenfalls raus aus diesen Kirchen um zu leben. So viel steht für mich fest. Und die Technik kommt gerade jetzt im richtigen Moment zur Hilfe.
Freilich wird die PO und auch deren digitale Nachahmer samt der klassischen Orgelmusik immer weiterleben. Aber eben in der Nische und das ist mir persönlich zu wenig.
Äh, und wer schon mal ein Konzert von dem Herrn Garrett live erlebt hat, wenn er durch den Konzertsaal fliegt und zigtausende junge Leute ausrasten, der kann nicht sagen, dass solche Künstler nichts bewegten oder veränderten.
Musik lebt durch Entwicklung – nicht durch Stillstand. Es ist ja schön, wenn man barocke Musik mit originalgetreuen Instrumenten in originalgetreuer Stimmung mit originalgetreuen Spieltechniken wiedergibt. Schön, toll und eine Bereicherung. Höre ich wirklich gerne. Das ist sowas wie Archäologie – wichtig und spannend, denn daraus kann man vieles lernen (eben aus der Vergangenheit). ABER davon L-E-B-T die Musik nicht!
Mir ist es lieber ein Koch zaubert ein neues Gericht aus Zutaten aller Herren Länder mit Raffinesse und Einfallsreichtum – selbst auf die Gefahr, dass mir das ein oder andere dann vielleicht mal nicht so schmeckt - als dass ich dauernd nur die besten Konserven der Welt serviert bekomme. Meine Meinung.
VG
Michal
#17 RE: Camerons Riesenbaby in ganzer Pracht
Zitat von Michal
Komisch, dass wir die Vergangenheit nur zu gut kennen und dennoch nur selten aus ihr lernen.
Die Hammond-Orgel war gedacht und erfunden worden um die Pfeifenorgel auf erschwinglichere Weise zu ersetzen, bzw. diese in der Größe auf universellere Anwendungsmöglichkeiten zu reduzieren. ...
Mir ist es lieber ein Koch zaubert ein neues Gericht aus Zutaten aller Herren Länder mit Raffinesse und Einfallsreichtum – selbst auf die Gefahr, dass mir das ein oder andere dann vielleicht mal nicht so schmeckt - als dass ich dauernd nur die besten Konserven der Welt serviert bekomme. Meine Meinung.
VG
Michal
DANKE Michal,
CC hat mit seinem Instrument wirklich so etwas versucht, nämlich einen neuen Instrumententyp zu generieren. Und wenn wir mal ehrlich sind, hat Bach das ja bereits musikalisch vorgemacht. Bei der Debatte erinnere ich gern an einen von CC wichtigen Gedanke: "Ich will einen ganz neuen Typ von DO, der sich von der "Sakralorgel" erheblich unterscheidet (in seinr Muttersprache drückt er das sogar noch erheblich heftiger aus). Bitte nicht vergessen: CC ist KEIN Sakralorganist.
Zitat von Tabernakelwanze
Das gesamte Orgelwerk von Bach würde ich ich mir allerdings von anderen Interpreten gespielt zulegen.
...wenn er es denn machte, würde ich es mir sofort zulegen (wie damals die Interpretationen von Gould). An vielen Stellen verarbeitet er den guten Bach mit Interpretationsmethoden, die ich auf ganz frühen Aufnahmen von Straube und später bei Käte van Tricht (da war ich 9!) live im Bremer Dom gehört habe. Da hatte ich noch gar keine rechte Ahnung von Orgelmusik und trotzdem wirkt das damals (erlebt)Gehörte bis heute in mir nach. So finde ich Bachs Kaffeewasserfuge auf einer hist. Silbermann mit alter Applicatur hoch spannend. Die gleiche Fuge von CC interpretiert, nimmt mich mit auf "eine innere Reise von völlig neuen, fast atemberaubenden Bildern und Farben", unter Vermeidung von Weglassungen.
Leider konnte ich bei seiner letzten Tournee keines seiner Konzerte in D besuchen. Von kompetenten Zuhörern kamen mir Klangurteile von genial bis mag ich gar nicht zu Ohren. Wie ich von einigen Forianern hörte, waren sie da z. B. in Frankfurt und Köln.....was sie alle eint: "Die musikalische Darbietung war faszinierend". Allerdings wundert mich deren Enthaltung in dieser Diskussion nicht.
LbG Clemens
Zugegeben argumentiere ich immer von meiner Warte aus, nämlich von der des praktizierenden Organisten in einer Kirche. Entsprechend sind meine Erwartungen an DO. Das grenzt natürlich ein, insbesondere wenn wir an C.C. denken, der sich in der Tat in Kirchen nicht so wohl fühlt und auch ein eigenständiges Instrument creiert hat, das möglicherweise einen eigenständigen Namen verdient hätte. Vielleicht sollte an entsprechendem Orte darüber nachgedacht werden, ob dieses Forum nicht besser "Digitalorgelforum" heißen könnte. Damit wären alle Facetten abgedeckt, insbesondere die, die die DO zu einem eigenständigen Instrumententyp zu entwickeln versuchen und nicht "nur" die Nachahmung einer PO im Sinn haben. In diesem Zusammenhang schaue man einfach mal in die Konzertprogramme berühmter Kollegen, da finden sich gehäuft Bearbeitungen von Werken, die wenig bis gar keinen sakralen Hintergrund haben. Insbesondere das Wagner-Jahr hat uns da so einiges geliefert. Es erschließen sich also auch vermehrt neue Ebenen, auf denen die Orgel, egal ob Pfeife oder digital, auch außerhalb sakraler Räume zu überzeugen vermag.
Zitat von Tabernakelwanze
Vielleicht sollte an entsprechendem Orte darüber nachgedacht werden, ob dieses Forum nicht besser "Digitalorgelforum" heißen könnte. Damit wären alle Facetten abgedeckt, insbesondere die, die die DO zu einem eigenständigen Instrumententyp zu entwickeln versuchen und nicht "nur" die Nachahmung einer PO im Sinn haben. In diesem Zusammenhang schaue man einfach mal in die Konzertprogramme berühmter Kollegen, da finden sich gehäuft Bearbeitungen von Werken, die wenig bis gar keinen sakralen Hintergrund haben. Insbesondere das Wagner-Jahr hat uns da so einiges geliefert. Es erschließen sich also auch vermehrt neue Ebenen, auf denen die Orgel, egal ob Pfeife oder digital, auch außerhalb sakraler Räume zu überzeugen vermag.
Zustimmung von meiner Seite. Wenn ich an "Digitalorgel" denke, denke ich jedenfalls an ein Instrument wie das, was seit Januar bei mir zu Hause steht; nicht an meinen Synthesizer und auch nicht an Franz Lambert an seiner Wersi! rgel:
Ich sage zu niemandem: "Ich habe mir eine "Sakralorgel" gekauft", sondern spreche von einer "Digitalorgel", aber merke schon, dass man dann teilweise nachlegen muss: "Ja, sie klingt so wie eine Pfeifenorgel, mehrere Manuale...".
Die Namensdiskussion ist aber schon vor Jahren hier geführt worden, letzten Endes entscheidet der Admin, das ist ja sein Forum.
CC als Mitforist, das wäre mal was... [grin]
Führen wir die Namensdiskussion gerne nochmals, ich habe damit kein Problem.
Uranfänglich hieß dieses Forum sogar Digitalorgelforum - ich habe es damals bewusst umbenannt, weil einige Vertreter der Unterhaltungsorgelszene sich hierher verirrt hatten und verwirrt waren, weil es hier - offenbar entgegen ihren Erwartungen - um das Pfeifenorgelsurrogat ging.
Her mit den Argumenten, ich verschließe mich dem nicht.
Erinnern möchte ich aber noch daran, dass damals, als ich das Forum umbenannte, sofort einer zur Stelle war, der die alte Forumsdomaine "Digitalorgel.forumprofi.de" kaperte und versuchte, die Forumsgemeinde dorthin umzulenken. Auch das will mitbedacht werden, wenn der Forumsname zur Disposition steht...
#22 RE: Camerons Riesenbaby in ganzer Pracht
Wobei geschichtlich dazu zu sagen wäre, dass die Orgel zunächst ein weltliches Tanz- und Unterhaltungsinstrument (freilich eher für die betuchteren der Gesellschaft) gewesen ist und zunächst in der Kirche genau deswegen streng verboten war.
Erst später vereinnahmte die Kirche weltliche Instrumente und populäre Lieder und schaffte es, dass wir sie heute als "urkirchlich" wahrnehmen.
Und es gab eine Zeit, in der Orgelmusik auch außerhalb der Kirche sehr populär geworden ist: als Organisten wie Edwin Lemare Transkriptionen von Opern und anderen sehr bekannten Werken auf der Orgel zum besten gab. Das war die Zeit, in der man zu Hause auch sehr gerne ein Harmonium stehen hatte, teils zum spielen (siehe Literatur berühmter Organisten für das Harmonium), teils als Repräsentationsmöbel.
Und ein entscheidender Grund, warum die Orgel heute nicht sehr wahrgenommen wird ist, dass zwar in fast allen Konzertsälen dieser Erde große und zum Teil hervorragende Orgeln stehen, diese aber von weltlichen Komponisten leider stiefmütterlich behandelt werden und teilweise nur das Unterfundament großer Symphonien bilden (Mahlers 8. zum Beispiel). Hier wären die Komponisten gefragt, neue und interessante Werke zu schreiben und den Intendanten Mut zu wünschen, diese auch aufzuführen.
Zitat von Wichernkantor
Fokus auf das Spiel außerhalb von Kirche und Gottesdienst
Keinen Fokus, sondern sowohl als auch. Das eine tun und das andere nicht lassen.
Alle Forianer, soweit sie Besitzer einer heimischen DO sind, spielen darauf ja wohl außerhalb von Kirche und Gottesdienst... Seltene Ausnahmen, die eine gelegentliche Mitnahme der eigenen DO in die Kirche beinhalten, bestätigen die Regel.
Keine Ausgrenzung, sondern eine Einbeziehung.
Im übrigen gibt es das http://digitalorgel.forumprofi.de/ immer noch, obwohl darauf seit September 2012 nichts mehr passiert, obwohl der Admin, von dem > 95 aller Posts selbst stammen, dort gelegentlich nachschaut, ob's noch funktioniert.
Um das immer wieder "aktuelle" Thema Sakral- oder Digitalorgel nochmals aufzugreifen: Sakralorgel ist ein eingebürgerter Name - nicht mehr und nicht weniger. Wer schon vom Namen Weihrauchduft in der Nase hat, dem kann gewiss nicht hier, aber vielleicht anderswo geholfen werden.
Ich persönlich glaube nicht daran, dass die Orgel ein nennenswertes Eigenleben außerhalb der Kirche entwickeln kann. Leider. Dafür gibt es einfach zu wenig
- Saalorgeln in gut klingenden Sälen
- Orgelprofis, die ausschließlich in Sälen spielen, und das noch am besten so publikumswirksam wie CC
- Bereitschaft, Konzertreihen in solchen Sälen zu etablieren.
Sicher trägt auch dazu bei, dass die klassische Orgelmusik in Konzertsälen, die fast gar keinen Nachhall aufweisen, oft nicht gut klingt. Das beste Register ist nun mal die Akustik. Dadurch entsteht erst der typische Orgelklang, den viele so schätzen!
Es gibt einzelne Charismatiker wie CC oder Dennerlein, die viel für die Etablierung der Orgelmusik außerhalb der Kirchen tun, aber ich glaube nicht, dass sich das zum Trend auswächst, denn das setzt besondere Fähigkeiten und/oder Literaturkenntnisse voraus.
Natürlich: Wenn nur ein Konzertbesucher durch die vorgenannten Spieler Geschmack für die Orgelmusik (gleich welcher Art!) bekommt, ist der Sache sehr gedient! Aber das Gros der Orgelevents wird auch weiterhin in Kirchen stattfinden; von daher frage ich auch: Kommt ein CC-Besucher auf den Geschmack für "normale" Orgelkonzerte? Ja, das fände ich wünschenswert, andere hier vermutlich nicht. Begründung: Ich glaube nicht, dass das Gros der Organisten in den nächsten Jahren Konzerte in Richtung CC gestalten wird / kann, von daher müssten die Besucher zum Organisten in ein klassisches Orgelkonzert kommen, wenn der nicht einfach so zum CC mutieren kann...
Unbestritten ist, dass durch CCs virtuosen Ansatz ein leichterer Zugang zur Orgelmusik möglich ist als in einem "gewöhnlichen" Orgelkonzert. Ich habe mal Leute beobachtet, deren offensichtlich erstes Orgelkonzertes Petr Ebens "Hiob" war. So genial diese Musik auch ist: Die Leute sahen so aus wie beim Probesitzen auf einem Nagelbrett.
Also m. E. ist auch Digitalorgel nicht der richtige Überbegriff. Denn ob digital oder analog, ob gesampelt oder moduliert – alle diese Orgeln klingen irgendwo nach Pfeife., also nach ORGEL im besten Sinne.
Ja selbst die gute alte Hammond-Orgel musste sich erst das Recht erstreiten sich überhaupt "Orgel" nennen zu dürfen. Die Gilde der Orgelbauer protesstierte und prozessierte damals dagegen. Erst nach einem Vergleich zwischen Hammond und echter (Skinner)Orgel, wo – ich glaube 70%, aber nagelt mich mit dieser Zahl nicht fest – der Fachleute (!) keinen Unterschied zwischen Skinner und Hammond hören konnten (dies wurde aber dann wieder bestritten und man unterstellte Hammond, dass sie die Skinner manipuliert hätten), durfte sich die Hammond "Orgel" nennen. Damals beanspruchte die PO-Gemeinde also gleich das Wort Orgel für sich. Wie wir wissen entwickeln sich die Dinge und es gib heute viele Orgeltypen.
Z. B. die klassischen Pfeifenorgeln, sowohl die, die in Kirchen stehen, als auch die in Konzertsälen und die auch die die Theater-Orgel und das Harmonium einschließt. Ich würde diese (nebst dem eigenständigen Harmonium) Kirchenorgel, Konzertorgel und Theaterorgel benennen. Die Amerikaner unterscheiden meist zwischen PO und TO. Aber das trifft es m. E. nicht, da auch TOs Pfeifen haben. Also wenn dann wären es CPOs (Church oder Classic POs) und TPOs. Und diese gibt es natürlich alle auch elektronisch. Also eCPOs und eTPOs. Elektronisch schließt analog und digital ein, denn beide Lösungswege hatten ja den selben Zweck. Als letztes würde ich aber noch die VPOs, also die virtuellen Pfeifenorgeln nennen, denn das sind Computerprogramme, die exakt so klingen wollen wie ein reales Vorbild (Hauptwerk, GO & Co.) – man könnte sie auch als "Clones" bezeichnen.
Ich sehe da weiterhin elektromechanischen Tonradorgeln (additive Tonsynthese), die es dann natürlich auch rein elektronisch gibt (Wersi & Co. – sowohl analog als auch digital) als auch als Clones (VB3, B4, usw.). Da die Wersi und Dr. Böhm aber keine echten TonräDer hatten, sondern den von den TonräDern produzierten Sinuston vollelektronisch analog generierten, nannte man sie zur Unterscheidung auch Sinus-Zugriegelorgeln. Allerdings gab es vorher noch die elektrischen Orgeln (z. B. das Telharmonium, welches auch Laurens Hammond als Vorbild diente). Die Lichttonorgel von Welte ist hingegen eigentlich eine optische Tonradorgel.
Zwischendrin wurde eine elektrostatische Orgel entwickelt, welche als Orgatron auf den Markt kam und letztlich auch von Wurlitzer vermarktet wurde. Auch Röhrenorgeln, die auf Frequenzteilung beruhten wurden in den Vorkriegsjahren schon produziert (z. B. Lowry).
Dann gibt es das, was gemeinhin als Schweineorgel bekannt ist (wobei manche auch die ehrwürdige Hammond als solche bezeichnen – laut Wikipedia zwar korrekt, aber nicht im Sinne der Bezeichnung an sich). Der Begriff "Schweineorgel" schließt eigentlich jede elektronische Orgel ein, bezeichnet im Grunde aber die "cheesy" klingenden elektronischen Orgeln à la Farfisa, Vox Continental & Co. Das sind eigentlich Combo-Orgeln, die in Mode kamen als für die Rockbands die schweren Hammonds einfach zu unhandlich (und empfindlich) waren. Sie wurden wohl in Italien erfunden (daher galt der Ausdruck "Schweineorgel" auch vornehmlich für die Italienischen elektronischen Orgeln) und diese waren letztendlich die Vorläufer der moderneren Unterhaltungsorgeln, wie auch des Synthesizers. Denn diese Orgeln zeichnen sich durch die subtraktive Klangsynthese aus (im Gegensatz zu den Tonewheel-Modellen). Zumeist waren es Transistor-Modelle weswegen die Amis sie oft als Transistor-Organs bezeichnen. Heute gibt es sie natürlich auch digital modelliert. Mit Rhythmusgerät versehen wurde daraus dann die Heimorgel. Hier stoßen dann die Wersi, Dr. Böhm & Co ebenfalls wieder hinzu, wenngleich ihre Besonderheit immer noch der Zugriegelpart (additive Tonsynthese) war und sie sich dadurch auch klanglich von den anderen Heimorgeln abheben. Die größeren Heimorgeln wurden dann gerne als Konzert- oder Unterhalterorgeln tituliert. Natürlich gibt es diese heute alle voll digital und verschiedene Techniken in einem Gerät vereinend. Diese Orgeln sind auch heute noch eine Klasse für sich und was die alles an Techniken (und realistischen Klängen) drauf haben ist in höchstem Maße erstaunlich. Heutige Orgeln (neue Wersi beispielsweise) sind meist aber eher Spieltische mit eingebautem vollwertigem Computer und entsprechenden VST-Plug-Ins.
Letztendlich die gesamte Bandbreite der Synthesizer-Orgeln und reinen Synthesizer. Hier gibt es zur Tonerzeugung dann alle Varianten, die man sich nur Vorstellen kann. Von der additiven Synthese zur subtraktiven Synthese, von der virtuell analogen zur FM-Synthese, vom PM (Physical Modelling - ja, hier wurde es eingeführt) zum Sampling (inkl. Sample & Hold), die Pulsweitenmodulation und die Phasen/Verzerrungs-Modulation. Ein Synthesizer kann faktisch alles. Bekannt wurden natürlich die modular aufgebauten Modelle von Moog, die schrankgroß waren und die kleingeschrumpften kompakten (fest verkabelten) Modelle à la Minimoog & Co. Die Welt der Synths ist tatsächlich ein eigenes Universum. Heute gibt es natürlich die bekanntesten auch mittels PM digital als Clones.
Ohne die technischen Details gibt es für heute aufgeführte Musik folgende wichtige Orgeltypen:
Pfeifenorgel (mit Theater/Kinoorgel) mit den analogen und digitalen Nachahmern und virtuellen Computer-Orgeln
Zugriegelorgeln (Hammond, Wersi, Dr. Böhm, mechanisch, analog und digitale Nachahmer)
Heimorgeln (mit Comboorgeln, Entertainerorgeln und Keyboards, klassisch Transistor, analog und digital)
Synthesizer (in der ganzen Bandbreite inkl. den virtuell analogen und den PCMs sowie Samplern)
Also kurz: so kommen wir nicht zu einer geeigneten Benennung unserer Orgeln. Zu viele Typen, die auch noch verschiedene Tonerzeugungssysteme, mechanisch, analog und digital - und diese auch noch teilweise gemeinsam haben.
Wie wäre es also die Orgeln nach dem Gebrauch zu unterscheiden.
Da hätten wir z. B. die Drawbars, die aber ganz unterschiedlich verwendet werden. Von Gospel bis zu Rock, von Unterhaltungsmusik bis Jazz. Hier ist weniger wichtig ob das nun eine Farfisa oder Vox oder eine Hammond oder analoge Wersi Helios ist. Entscheidend ist, dass sie Gospel und Rock, Unterhaltungsmusik oder Jazz spielen können und jeweils EINDEUTIG danach klingen.
Dann hätten wir die Synthesizer, die von Hardrock bis ethnisch, von klassisch à la Tomita bis experimentell und auch 80er Popmusik klingen können.
Oder eben die Pfeifenorgeln, die von kirchlich bis 30er Jahre Schlager (auf der TO) oder auch rockig bei Deep Purple oder via Dennerlein gar jazzig klingen können (es ist immer wieder erstaunlich wie "hammond" eine reinrassige PO mittels entsprechender Spieltechnik klingen kann).
Also welche Leute sind hier vorrangig mit ihren Orgeln in dem Forum zusammengekommen?
Die Rockmusiker, die Jazzer, die Kirchenmusiker oder die Gospelplayer?
Ich denke die Kirchenmusiker. Insofern ist das Wort "Sakralorgelforum" goldrichtig.
Die, die mich kennen werden sich sehr, sehr wundern etwas mit "sakral" aus meiner Feder zu lesen. Eher schon so Sätze wie "Die Orgel muss raus aus der Kirche".
ABER: ich verstehe ein kleinwenig von Marketing und da ist immer das goldrichtig benannt bei dem sich die Adressaten am besten angesprochen fühlen. Ob das nun wissenschaftlich ganz korrekt ist oder nicht, ist eher sekundär.
Als ich eine Unico (sozusagen eine Schweineorgelnachfolgerin - immerhin waren die Galanti-Orgeln der Innbegriff dieser Orgeln) gekauft habe und nach einem Forum suchte, habe ich deswegen auch gleich das Sakralorgelforum angeklickt. Natürlich spiele ich auf der Unico auch Stücke von Jon Lord (natürlich mit den PM-Pfeifen und nicht den miserablen Hammond-Samples in den Orchestrals) aber das ändert nichts an der treffenden Bezeichnung "Sakralorgelforum".
Alternativ wäre nur noch "Kirchenorgelforum" vorstellbar.
Ein Digitalorgelforum hingegen spricht einfach zu viele ganz anders aufgestellte Leute an – auch wenn wir letztendlich eine Digitalorgel zuhause haben.
Nein, meine Meinung ist ganz klar: nichts ändern, aber dennoch niemals die Scheuklappen aufsetzen, sondern die Ohren offen halten - auch für weniger sakrales, gell.
So das war viel Text – ich habe jetzt keine Zeit mehr zum Korrekturlesen – man verzeihe mir also etwaige Unvollständigkeiten und kleinere Fehler bitte.
Viele Grüße
Michal
Danke für den umfassenden Beitrag und für alle Argumentation, die ich in mancher Forderung weiter oben weitgehend vermisse.
Es bleibt die Quadratur des Kreises, eine adäquate Nomenklatur für die Dinger, auf denen wir spielen, zu finden.
Kisselbach versuchte es in einer Broschüre mit dem Terminus "pfeifenloser Orgelbau"; aber auch das scheint mir eher auf Abwege denn auf gute Fährten zu führen.
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